Stephan von Joinville

Stephan von Joinville

Stephan von Joinville (fr. Étienne de Vaux; * um 1000; † um 1060) war der erste Herr von Joinville, sowie Stammvater der gleichnamigen französischen Adelssippe, deren bekanntestes Mitglied der Chronist Jean de Joinville war. Er wurde auch als comes Ioviniaci genannt (möglicherweise Graf von Joigny).

Er stammte aus der Ortschaft Vaux-sur-Saint-Urbain an der Meuse zwischen Neufchateau und Vaucouleur im heutigen Département Haute-Marne. Der Chronist Alberich von Trois-Fontaines nannte ihn in seiner Chronik Stephanus de Vallibus, juxta abbatiam Sancti Urbani. Er wird auch Stephan von Neufchateau (Stephanus de Novo Castello) genannt.

Stephan hatte den Ruf eines besonders streitlustigen Kriegers, der sich, zusammen mit den Grafen von Brienne, mit denen er verschwägert war, durch seine Raubzüge in der Region einen Namen machte. Er gelangte in den Besitz der Abtei von Saint-Urbain und teilte sich die Einkünfte der Abtei Montier-en-Der mit den Grafen von Brienne. 1018 wurde er vom Bischof von Toul exkommuniziert nachdem er die Mönche von Saint-Blin beraubt hatte.[1]

Mit Hilfe seines Schwagers, Graf Engelbert IV. von Brienne, erbaute Stephan die neue Burg (Novo Castello) von Joinville, von der aus er rücksichtslos die Klöster und Abteien der Umgebung ausraubte. Nachdem er trotz des Eingreifens der königlichen Autorität nur einen Teil des von ihm geraubten Kirchengutes zurückgab, drohte sogar Papst Leo IX. selbst, in dieser Angelegenheit zu intervenieren. Von König Robert II. wurde er schließlich 1027 angehalten, das von der Abtei Montier-en-Der rechtswidrig angeeignete Gut zurückzuerstatten.[2]

Stephan von Joinville war mit einer Tochter des Grafen Engelbert III. von Brienne verheiratet. Mit ihr hatte er einen Sohn und Erben, Gottfried. Die Mutter seiner Ehefrau war Adelheid von Sens, ihrerseits Witwe des Grafen Gottfried I. von Joigny. Wie Alberich von Trois-Fontaines berichtete, konnte Stephan nach dem Tod des Halbbruders seiner Frau, Graf Gottfried II. von Joigny, in deren Namen die Grafschaft Joigny übernehmen, was seine Titulierung als comes Ioviniaci erklärt.[3] Allerdings könnte dieser Titel auch aus einer Konfusion der Namen „Joinville“ und „Joigny“ durch den Chronisten resultieren, der als einziger diese Titulierung für die Familie Joinville verwendete, zumal neben den Joinville weitere Grafen von Joigny überliefert sind die nicht mit ihnen in einem familiären Zusammenhang gebracht wurden.

Literatur

  • Jules Simonnet: Essai sur l’histoire de la généalogie des sires de Joinville (1008–1386) accompagné de chartes. F. Dangien, Langres 1875, S. 1–18 (Online-Version (Internet Archive)).

Einzelnachweise

  1. Variorum Epistolæ IX, in: Recueil des Historiens des Gaules et de la France 10 (1874), S. 495. Hier Stephanus de Novo Castello genannt.
  2. Variorum Epistolæ XLII, in: Recueil des Historiens des Gaules et de la France 10 (1874), S. 613
  3. Alberich von Trois-Fontaines, Chronica, hrsg. Paul Scheffer-Boichorst in: Monumenta Germaniae Historica SS 23 (1874), S. 790

Weblink


Vorgänger Amt Nachfolger
--- Herr von Joinville
1027–1060
Gottfried I./III.
Gottfried II. Graf von Joigny
(de iure uxoris)

bis 1060

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