- Vierkanthof
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Der Vierkanthof, auch „Vierkanter“ (A) genannt, ist eine Bauform von Bauern- und Gutshöfen in Österreich und Bayern. In Ober- und Niederösterreich ist sie besonders im Städteviereck Linz-Wels-Steyr-Amstetten als Gutshof verbreitet. In landwirtschaftlich besonders ertragreichen Gegenden wie der Magdeburger Börde sind viele gewöhnliche Bauernhöfe in Ortslage Vierkanthöfe. Es kann sich um ein einziges Gebäude einheitlichen Materials und einheitlicher Höhe handeln, das rechteckig einen Innenhof umschließt, oder um vier getrennte Gebäude, oft unterschiedlicher Höhe und unterschiedlichen Materials. Sie ist ähnlich den Vierseithöfen, wie man sie in anderen Gebieten Deutschlands antrifft.
Bei österreichischen und ostbayrischen Vierkanthöfen ist der Dachfirst auf allen vier Seiten gleich hoch. Meist hat das Gebäude zwei Stockwerke, seltener nur eines. Als Baumaterialien findet man sowohl Steine (meist Sandstein, selten auch Granit) als auch gebrannte Ziegel vor. Ursprünglich waren die Fassaden nicht verputzt. In jüngerer Vergangenheit haben viele Besitzer vor allem im Wohntrakt die Fassaden verputzt. Vor allem im westlichen Teil des Mostviertels, in der Gegend um St. Valentin und Haag, an der Grenze zu Oberösterreich und über die Grenze hinaus, finden sich noch unverputzte Gehöfte aus Ziegel mit weiß getüchten Faschen, den Umrandungen von Fenstern und Türen.
Die besonders dicken Wände von mindestens einem halben Meter – in Ausnahmefällen aber auch bis zu einem Meter – bieten den Vorteil der hohen Speichermasse. An heißen Sommertagen bieten sie ein angenehm kühles Klima.
Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Vierkanthöfe nur aus Lehmziegeln errichtet, später, als italienische Gastarbeiter für den Bau der Westbahn ins Land kamen, lernte man von ihnen auch die Ziegelbrennerei, für die sich die Lehmböden des Mostviertels besonders eigneten. Opus Romanum heißt nach den Italienern auch jene Bauweise, bei der einander rote Ziegelscharen mit Stein- und Schotterschichten abwechseln und die Außenwände der Vierkanter mit zeichenhaften Mustern imprägnieren.
Große Sorgfalt verwandten die Baumeister der Gehöfte auch auf den Schmuck der Türen und Tore. Unter den vielen Ornamenten finden sich vor allem Sonnensymbole, Rauten, Sterne oder Karos.
Der Most- oder Traunviertler Vierkanthof ist dank seines Ebenmaßes und seiner Schmucklosigkeit der klassischste aller alpenländischen Zweckbauten. So klar an Kontur er allerdings in seiner großen Linienführung, so detailverliebt ist er teilweise im Kleinen, vor allem in der Auffächerung der Fassade. Historistische und klassizistische Elemente fließen in die Formgebung ebenso ein, wie barocke Elemente und Jugendstilornamentik.
Vierkanthöfe im niederösterreichischen Mostviertel
Zur Entstehung des Vierkanters im Mostviertel gibt es drei Theorien. Am häufigsten wird vermutet, dass mittelalterliche Burgengrundrisse und Baupläne von Renaissanceschlössern zur Zeit der Türkeneinfälle aus befestigungstechnischen Gründen nachgebaut wurden. Die zweite Theorie argumentiert, dass die spätmittelalterliche Naturalwirtschaft zur Mechanisierung bestimmter Abläufe führte, die eine adäquate bauliche Struktur erforderten. Die dritte Theorie, die so genannte Evolutionstheorie, besagt, dass der Vierkanter ein Gebilde sei, das sich organisch aus dem mittelalterlichen Gruppen- und Haufenhof entwickelte. Nicht zufällig ähneln Vierkanter in vieler Hinsicht sowohl zusammengewachsenen dörflichen Einheiten, als auch Klosterbauten, in denen sich die Notwendigkeit stellte, unterschiedlichste Lebens- und Arbeitsformen unter einem Dach zusammenzufassen.
Besonders im Mostviertel im Südwesten Niederösterreichs findet der Vierkanthof, der einen Umfang bis 200 Meter erreicht, weite Verbreitung. Dies ist hier die traditionelle Bauform.
Kategorie:- Bauform (Landwirtschaft)
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