Villa Grisebach

Villa Grisebach
Villa Grisebach, bearbeitete historische Aufnahme

Die Villa Grisebach ist eine 1891/1892 von dem Architekten Hans Grisebach für sich selbst als Atelier und Wohnhaus erbaute Stadtvilla in der Fasanenstraße in Berlin-Charlottenburg. Sie ist Teil des seit 1981 unter Denkmalschutz stehenden sogenannten Wintergarten-Ensembles, zu dem auch das benachbarte Käthe-Kollwitz-Museum sowie das Literaturhaus Berlin gehören, und beherbergt heute das Auktionshaus Villa Grisebach.

Inhaltsverzeichnis

Grisebachs Stil und Baugeschichte

Grisebach konzipierte mit seiner Villa einen neuen Haustyp in Berlin. Er wollte weder in einer Etagenwohnung noch in einer Vorstadtvilla wohnen. Sein schmales Haus ist direkt an den Gehsteig herangebaut. Der Garten befindet sich hinter dem Haus. Benutzt wurden funktionelle Materialien mit Anknüpfung an mittelalterliche Bauformen. Im Erdgeschoss kommt man in eine Halle, die durch eine gewundene Treppe in dunklem Eichenholz mit dem ersten Stockwerk verbindet. Er baute von innen nach außen, die Fassade fügte sich diesen Plänen. Der Zugang zu den Zimmern erfolgte nicht durch einen Mittelgang, sondern von Zimmer zu Zimmer. Der Bau ist „längsrechteckig“ und die Türen der Zimmer versetzt angeordnet. In jeder der vier Etagen gibt es mehrere Zimmer.

Villa Grisebach im heutigen Straßenbild

Bald nach Grisebachs Tod wurde die Villa verkauft und danach umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Villa Grisebach so zerstört, dass die Fassade zwar erhalten blieb, die Villa aber bis in die 1960er Jahre nicht mehr bewohnbar war. In den 1960er Jahren drohte der Abriss der Villa zugunsten eines Projektes, die Gegend um den Kurfürstendamm weiträumig von der Lietzenburger bis zur Hardenbergstraße zu untertunneln. Im Jahr 1980 wurde das Haus Fasanenstraße 25 unter Denkmalschutz gestellt, durch Mäzenatentum der Deutschen Bank wieder hergestellt und vermietet.

Das Auktionshaus

Villa Grisebach Auktionen hat sich seit der Gründung durch fünf Kunsthändler im Jahre 1986 zu einem bedeutenden deutschen Auktionshaus für deutsche und internationale Kunst des 19., 20. und 21. Jahrhunderts sowie auch für Fotografie entwickelt. Zweimal jährlich finden hier Versteigerungen mit jeweils mindestens vier Auktionen statt. Vor den Auktionen sind ausgewählte Werke in Vorbesichtigungsausstellungen in Hamburg, Düsseldorf, Dortmund, München und Zürich zu sehen. Fünf Tage vor den Auktionen können alle Werke in der Villa Grisebach in Berlin besichtigt werden.

Die Villa Grisebach Auktionen wird durch zwei geschäftsführende Gesellschafter, Bernd Schultz und Micaela Kapitzky, den Gesellschafter Wilfried Utermann und die Geschäftsführer Markus Krause und Rigmor Stüssel geleitet.

Das Auktionshaus beschränkt sich bewusst auf ein kunsthistorisches Revier und wurde von den Sammlern sofort positiv bewertet. Zur ersten Vorbesichtigung im November 1986 kamen über 2500 Kunstinteressierte. Der Umsatz dieser Auktion betrug über 4 Mio. DM. Bereits im ersten Jahr schrieb die Villa Grisebach schwarze Zahlen. „Grisebach“ wurde schnell ein Synonym für spektakuläre Zuschläge und interessante Entdeckungen. 1988 erzielte hier Lyonel Feiningers „Raddampfer II“ (1928) den ersten Weltrekord mit brutto 2,4 Mio. DM. 1989 brachte Franz Marcs Gouache „Fabeltier“, auf 450.000 DM geschätzt, brutto 2,99 Mio. DM. Adolph von Menzels Berlin-Bild „Der Schafgraben“ von 1846 erreichte 2003 mit brutto 1.209.000 Euro einen Weltrekordpreis für den deutschen Künstler. Das bisher teuerste Kunstwerk, das jemals auf einer deutschen Auktion versteigert wurde, war 2005 Max Beckmanns geheimnisvolles Frauenbildnis „Anni“ mit brutto 3,9 Mio. Euro. Im Jubiläumsjahr 2006 hatte die Villa Grisebach unter den zehn teuersten Kunstwerken auf deutschen Auktionen sechs Werke. War der Umsatz 2004 auf 26,2 Euro gestiegen, so kletterte er im Jubiläumsjahr 2006 auf 45 Mio. Euro. Die Villa Grisebach ist bereits seit 1988 das umsatzstärkste Auktionshaus für Klassische Moderne in Deutschland. Sie ist unangefochtener Marktführer für die deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts. Eigene Büros hat Grisebach in München, Zürich und New York. Daneben stehen Repräsentanten auch in Hamburg, Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart zur Verfügung.

Literatur

  • John Lochner-Griffith: Das Haus Grisebach in der Fasanenstraße - die Villa in der Enge. In: Deutsche Bank AG (Hrsg.): Stadtvilla Grisebach und Käthe-Kollwitz-Museum. 2. Auflage 2005, S. 13 bis 27.

Weblinks

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