Wilsenroth

Wilsenroth
Wilsenroth
Koordinaten: 50° 31′ N, 8° 1′ O50.5166666666678.0166666666667280-350Koordinaten: 50° 31′ 0″ N, 8° 1′ 0″ O
Höhe: 280-350 m ü. NHN
Einwohner: 1.400
Eingemeindung: 1. Feb. 1974
Postleitzahl: 65599
Vorwahl: 06436

Wilsenroth ist ein Ortsteil der hessischen Gemeinde Dornburg im Landkreis Limburg-Weilburg.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Luftaufnahme des Orts aus Richtung Nordwesten. Am oberen Bildrand rechts das Plateau der Dornburg, in der Mitte der ehemalige Steinbruch.

Wilsenroth liegt am Osthang des Westerwalds, naturräumlich im Oberwesterwälder Kuppenland, rund 16 Kilometer nördlich der Kreisstadt Limburg an der Lahn. Am Nordostrand des Dorfes verläuft die Bahnstrecke Limburg–Altenkirchen, die einen Haltepunkt am Ort hat, noch etwas weiter nordöstlich fließt der Elbbach.

Bahnhof

Die vergleichsweise kleine Wilsenrother Gemarkung grenzt im Nordosten an Langendernbach und im Süden an Frickhofen, beides Dornburger Ortsteile. Im Nordwesten ist die Gemarkungsgrenze zugleich Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz. Dort schließt sich das Gebiet der Gemeinde Berzhahn an.

Der Ort liegt auf dem Nordosthang das Basaltmassivs aus Dornburg und Blasiusberg. Dadurch erstreckt sich schon die bebaute Ortslage über die Höhe von 280 bis 350 Metern über dem Meeresspiegel. Im größeren Maßstab vollzieht die gesamte Gemarkung diese Hanglage nach. Der höchste Punkt liegt bei rund 430 Metern westlich des Dorfs, der niedrigste nordöstlich bei 250 Metern im Elbbachtal.

Neben dem Mischwald westlich und südlich des Orts und der vor allem als Gründland bestellten Landwirtschaftsfläche östlich bestimmt ein großer, inzwischen stillgelegter Basaltsteinbruch südlich von Wilsenroth das Bild der Gemarkung.

Geschichte

Gedenkstein an der Pfarrkirche St. Bartholomäus, der die Verbindung zur Blasiuskapelle und zum Stift St. Serverus herstellt
Alter Kirchturm, heute in den Kirchenneubau integriert

Erstmals wurde Wilsenroth 879 in einer Schenkungsurkunde des Stifts St. Severus im benachbarten Gemünden erwähnt. Möglicherweise entstand der Ort während der frühmittelalterlichen Rodungsperiode um 750, worauf die Endung -roth verweist.[1]


Im Mittelalter war der Ort Bestandteil eines Gerichtsbezirks, dessen Mittelpunkt die Kirche auf dem nahe gelegenen Blasiusberg war. Kirchlich war der Ort bis 1669 dem Kirchspiel Gemünden zugeordnet. Darüber hinaus ist über die mittelalterliche Geschichte Wilsenroths wenig bekannt. Urkundliche Erwähnungen treten erst gehäuft auf, als das Dorf im Verlauf der Reformation in den 1560er Jahren aus dem Besitz des Stifts an das Haus Leiningen-Westerburg überging, das bereits vorher Vogteirechte über den Ort hatte. Im Verlauf des Niedergangs von Leiningen Westerburg fiel Wilsenroth 1667 an das Fürstentum Nassau-Hadamar. 1669 wechselte es vom Kirchspiel Gemünden in das Kirchspiel Blasiusberg.

Südwestlich des Dorfs befand sich im Mittelalter die Siedlung Obertraut, die aber zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1287 und 1612 wüst fiel und deren Bewohner mehrheitlich nach Wilsenroth zogen.

Pfarrkirche St. Bartholomäus

Vermutlich um 1650 wurde in Wilsenroth eine erste Kapelle errichtet, doch erst für den Folgebau, die Bartholomäuskapelle, später auch Anna-Kapelle, lässt sich mit 1779 das Jahr der Errichtung genau festmachen. Von 1900 bis 1902 wurde eine Pfarrkirche erbaut und die alte Kapelle 1903 abgerissen. 1928 wurde Wilsenroth zur Pfarrvikarie und der Bau des Pfarrhauses begann. 1950 wurde die Vikarie zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Von 1960 bis 1961 wurde die baufällige alte Kirche bis auf den Turm abgerissen und der Neubau errichtet, der dem Patrozinium des Heiligen Bartholomäus untersteht.

Ehemaliges Rat- und Feuerwehrhaus, heute Dorfmuseum

1761 wurde in Wilsenroth erstmals im Winter Schulunterricht gehalten. Zuvor hatten die Kinder in die Kirchspielschule nach Frickhofen laufen müssen. 1810 stellte die französische Verwaltung erstmals einen hauptamtlichen Schulmeister ein und mietete ein leerstehendes Haus als Schule. 1860 wurde das neue Schulhaus fertig gestellt, das 1950 Bürgermeisteramt wurde und heute Dorfmuseum ist. 1899 entstand ein weiterer Schulbau, der inzwischen wieder abgerissen ist. Die heutige Grundschule wurde 1937 erbaut. 1817 wurde ein Gemeindebackhaus errichtet, das 1891 erweitert wurde und als Schule sowie Amtssitz der Gemeindeverwaltung diente. 1961 wurde der Bau abgerissen. 1903 gab es erstmals Wasserleitungen im Dorf und 1923 elektrischen Strom. 1935 wurde ein neues Schulhaus errichtet. Ein Kindergarten entstand 1974, eine Mehrzweckhalle 1972.

Gefallenenmahnmal

Die älteste Erhebung von Einwohnerzahlen datiert auf 1506 und weist 60 Wilsenrother nach. Um 1610 waren es 130 Einwohner. Pest und Dreißigjähriger Krieg ließen die Zahl bis 1645 auf 39 sinken. 1809 hatte der Ort 306 Einwohner. Im Ersten Weltkrieg fielen 31 Wilsenrother, im Zweiten 52. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich rund 200 Heimatvertriebene im Ort an.

Kreuz am Dorfmuseum in der Dorfmitte

Am 1. Februar 1971 trat Wilsenroth im Rahmen der Gebietsreform in Hessen der neuen Gemeinde Dornburg bei.

Wirtschaftsgeschichte

Jahrhundertelang war in Wilsenroth wegen der schlechten Bodenverhältnisse nur eine kärgliche Landwirtschaft möglich gewesen. Bis ins späte 19. Jahrhundert hatten während des Pauperismus' zahlreiche Einwohner ihren Lebensunterhalt als Wanderarbeiter oder Hausierer in ganz Europa verdienen müssen, ähnlich wie in anderen Orten des Westerwalds. Zudem wurde in dieser Zeit durch verschiedene Verwaltungsentscheidungen die Gemarkung verkleinert, was zum Verlust erheblicher Waldflächen im Gemeindebesitz führte.

Ein deutlicher Aufschwung setzte 1886 mit der Inbetriebnahme des Bahnhofs in Wilsenroth und der Eröffnung mehrerer Basaltsteinbrüche im folgenden Jahr ein. Die Steinbrüche schufen nicht nur Arbeitsplätze sondern kamen auch der Gemeindekasse durch Pacht- und Steuereinnahmen zugute. 1989 wurde der Abbau im letzten Wilsenrother Basaltsteinbruch eingestellt. Im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts etablierte sich auch Fremdenverkehr in dem Ort. 1965 wurde mit fast 22.000 Übernachtungen der höchste Wert erreicht. 1967 wurde Wilsenroth als Erholungsort und 1978 als Luftkurort anerkannt. Ende der 1970er Jahre spielte der Tourismus jedoch nur noch eine geringe Rolle.

Kultur und Gesellschaft

Wandbild am Pfarrheim

Wilsenroth verfügt über die im Jahr 1928 gegründete Freiwillige Feuerwehr Wilsenroth (seit 1932 mit Spielmannszug und seit 1970 mit Jugendfeuerwehr), Ortsverbände von Katholischer Arbeitnehmerschaft, Katholischer Frauengemeinschaft, Katholischer Jugend und VdK, den Kirchenchor "Cäcilia", den Männergesangverein "Frohsinn", einen Museums- und Kulturverein, den Musikverein "Dornburg-Musikanten", einen Verschönerungs-, einen Sport- und einen Turnverein.

Einzelnachweise

  1. Wald und Mensch im Wandel der Zeitalter

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