A.V. Cheruskia Tübingen

A.V. Cheruskia Tübingen
Wappen Zirkel
Wappen
Zirkel
Bundesland: Baden-Württemberg
Universität: Eberhard Karls Universität Tübingen
Verband: CV
Eintritt in den CV: 1911
Amtl. Nummer im CV: 59
Stiftungsdatum: 5. November 1902
Kürzel: ChT
Farben: orange-weiß-blau
Wahlspruch: Virtuti omnia parent

Die Akademische Verbindung Cheruskia Tübingen ist eine katholische, farbentragende Studentenverbindung an der Eberhard Karls Universität Tübingen, die dem größten Akademikerverband Deutschlands, dem Cartellverband (CV) angehört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Sommersemester 1902 trafen sich einige Unitarier aus Münster regelmäßig zu einem Stammtisch im Gasthof Anker. Dies führte am 5. November 1902 zur Gründung des „Unitas-Kränzchen Tübingen“, welches als Geburtsstunde der A. V. Cheruskia gilt. Als Farben wurden gold-weiß-blau getragen. Kurz darauf, im Jahr 1904, erkannte der Senat der Universität Tübingen das Unitas-Kränzchen als vollwertige Korporation an. 1905 gab man sich den Namen „Unitas Cheruscia“.

Aufgrund eines Konventsbeschlusses im Jahr 1911 beschloss man dem Cartellverband beizutreten, woraufhin am 3. September 1911 die vorläufige Aufnahme erfolgte. Statt der alten Farben Gold-Weiß-Blau trug die Verbindung von nun an Orange-Weiß-Blau. Das „c“ in „Cheruscia“ wurde zwecks besserer Aussprache ersetzt durch den Buchstaben „k“, sodass der Name „Cheruskia“ lautete. Im August 1912 wurde sodann die Freie Vereinigung Cheruskia einstimmig als 77. Verbindung auf der Aachener Cartellversammlung als vollwertiges Mitglied in den CV aufgenommen. Neben dem bisherigen Wahlspruch „virtuti omnia parent“ übernahm man die Prinzipien des Cartellverbandes religio, amicitia, scientia, patria. Als Verbindungslokal fungierte das „Hanskarle“ am Schimpfeck.

Vom ersten Weltkrieg wurde auch die Cheruskia schwer getroffen; 15 Cherusker fielen im Krieg. Nach Ende des Krieges begann für die Cherusker ein Neuanfang, der einen immensen Aufschwung mit sich brachte; ein Fuchsenstall von 30 Neumitgliedern war an der Tagesordnung. Der Aufschwung gipfelte im Erwerb des Hauses „Lenzei“ vor dem Haagtor, was einen Meilenstein für die Verbindung bedeutete. Die Mitgliederzahl nahm stetig zu. Durch die hohe Aktivenzahl wurde der Gedanke an einen Hausneubau stärker, da die Räumlichkeiten in der „Lenzei“ nicht mehr ausreichend Platz boten.

Doch die sogenannte Machtergreifung der Nationalsozialisten bedeutete einen tiefen Einschnitt für die Pläne der A. V. Cheruskia. Zwar konnte man noch im Sommersemester 1934 das 30-jährige Bestehen feiern, jedoch erfolgte bereits im darauffolgenden Wintersemester eine Umstrukturierung des Verbindungswesens in Deutschland. Für Tübingen hatte dies zur Folge, dass mehrere Korporationen in eine Kameradschaft zusammengefasst wurden. Im Oktober 1935 beschloss der Cartellverband die Selbstauflösung, im Februar 1936 fand die letzte Kneipe auf dem Cheruskerhaus statt. Während des Zweiten Weltkrieges verloren 30 Mitglieder ihr Leben, über das Schicksal von 30 weiteren Mitgliedern besteht Unklarheit.

Nach der Neukonstitutionierung des CV und der Wiederbegründung des AH-Verbandes Tübinger Cherusker 1947 in Stuttgart, entstand bereits im Mai 1949 eine neue Aktivitas unter der Leitung von einigen Alten Herren. Im Sommersemester 1952 umfasste die Aktivitas schon wieder 70 Mitglieder.

Das alte Cheruskerhaus am Haagtor (Foto: 07/2009)

Im Vordergrund stand zur damaligen Zeit die Frage des Hausneubaus. Nachdem man vergeblich auf dem Tübinger Schlossberg nach einem geeigneten Grundstück gesucht hatte, wurde man schließlich auf dem Österberg fündig. Als Finanzierung und Planung sichergestellt waren, kam am 2. Oktober 1955 zum ersten Spatenstich. Knapp ein Jahr später konnte das „weiße Haus“ auf dem Österberg eingeweiht werden. Im Laufe der Jahre wurde das Haus stetig erweitert und renoviert um den jeweiligen Bedürfnissen gerecht zu werden. Zum 90. Stiftungsfest 1992 wurden umfassende Sanierungsarbeiten des Verbindungshauses abgeschlossen In den Jahren 1998-2000 wurde der Wohntrakt des Hauses vollständig renoviert. Ein Höhepunkt der Verbindungsgeschichte war sicherlich das 100. Stiftungsfest 2002.

Couleur, Wahlspruch, Wappen und Zirkel

Burschenband (orange-weiß-blau); Fuchsenband (orange-blau)

Die AV Cheruskia Tübingen ist farbentragend. Die Farben der Cheruskia Tübingen sind Orange, Weiß und Blau. Die Füxe tragen ein zweifarbiges Fuchsenband in Orange und Blau. Zum Couleur zählt auch eine orange Mütze im kleinen Tellerformat. Diese wird jedoch nur zu ausgewählten Anlässen wie beispielsweise der Kneipe getragen.

Der Wahlspruch lautet: „Virtuti omnia parent“.

Im Wappen der Cheruskia wird die 3-latzige-Gerichtsfahne und das Hermannsdenkmal auf der Grotenburg im Teutoburger Wald gezeigt. Die 3-latzige Gerichtsfahne war das Wappen der Grafen von Tübingen und später auch der Stadt Tübingen.

Die Cheruskia führt einen verbindungsstudentischen Zirkel. Er setzt sich aus den Buchstaben: V C T C und F zusammen. Die Besonderheit des Zirkels liegt darin, dass die Buchstaben T + C doppelt zu lesen sind. Die Buchstaben T + C sind als F zu lesen. Ausgeschrieben bedeutet der Zirkel "vivat, crescat, floreat" Cheruskia Tübingen. Das ! am bezeugt den aktiven Status der Studentenverbindung.

Besondere Beziehungen der AV Cheruskia

Tochterverbindung

  • A. V. Ravenspurgia zu Ravensburg 1983

Freundschaftsverbindungen

Die Cheruskia hat drei Freundschaftsverbindungen, deren Farben der Senior der Verbindung als Amtsbänder gekreuzt trägt.

  • A. V. Bodania St. Gallen im StV (gegr. 1925) seit 1954
  • K. Ö. St. V. Austria Wien im ÖCV (gegr. 1876) seit 1967
  • S. A. Sarinia, Fribourg-Freiburg im Üechtland im StV (gegr. 1895) seit 1993

Bekannte Mitglieder

Ordentliche Mitglieder

  • Wilhelm K. Aicher, Molekularmediziner, stv. Direktor (Universität Tübingen)
  • Matthias Asche (* 1969), Historiker (Geschichte der Frühen Neuzeit), Universität Tübingen
  • Guntram Blaser (* 1934), Landrat von Ravensburg (1978-1999)
  • Josef Dreier (* 1931), Staatssekretär für Wissenschaft und Kunst (1992-1996) und Mitglied des Landtags (1980-1996) von Baden-Württemberg
  • Elmar Doppelfeld (*1939), Professor für Medizin und Vorsitzender des Arbeitskreises Medizinischer Ethikkommissionen
  • Otto Doppelfeld (1907-1979), Archäologe
  • Michael Eilfort (* 1963), Professor für Politikwissenschaften
  • Winfried Engler (* 1935), deutscher Romanist
  • Theo Götz (1930−2008), Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg (1976-1988)
  • Bruno Heck (1917−1989), ehemaliger Bundesfamilienminister und erster Generalsekretär der CDU
  • Bernhard Hermann (* 1949), SWR-Hörfunkdirektor
  • Martin Herzog (* 1938), ehemaliger Minister des Landes Baden-Württemberg, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen (1977−1984)
  • Franz Josef Kuhnle (* 1926), Weihbischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart
  • Hans-Peter Mayer (* 1944), seit 1999 Europaabgeordneter der CDU für Niedersachsen in der Europäischen Volkspartei
  • Hans-Jörg Mauser (* 1927), deutscher Politiker der CDU
  • Hans Joachim Nothelfer, Vorsitzender des DGV
  • Paul Theodor Oldenkott (* 1934), Neurochirurg
  • Ulrich Rastemborski (1940−1994), ehemaliger Bausenator von Berlin
  • Hans Ulrich Rudolf (* 1943), Historiker
  • Dietmar Schlee (1938−2002), ehemaliger Innenminister des Landes Baden-Württemberg
  • Franz Stetter (* 1938), Informatiker
  • Kurt Widmaier (* 1950), Landrat von Ravensburg

Ehrenmitglieder

Siehe auch

Literatur

  • Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung, Sigmaringen 1996 (Contubernium - Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44) ISBN 3-51508-022-8
  • Gesellschaft für Studentengeschichte und Studentisches Brauchtum e. V. (Hrsg): CV-Handbuch, 2. Auflage, Regensburg 2000, ISBN 3-922485-11-1
  • Theo Götz (Hrsg): 100 Jahre AV Cheruskia Tübingen im CV 1902-2002, Federsee-Verlag Bad Buchau 2002, ISBN 3-925171-49-5
  • Wilhelm G. Neusel (Hrsg); Kleine Burgen, große Villen - Tübinger Verbindungshäuser im Porträt, Selbstverlag AKTV Tübingen 2009, ISBN 3-924123-70-5

Weblinks


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