Andreaskirche (Leipzig)

Andreaskirche (Leipzig)
Die Andreaskirche

Die Andreaskirche war ein im Zweiten Weltkrieg zerstörter Kirchenbau für die evangelisch-lutherische Andreas-Kirchgemeinde in der Südvorstadt Leipzig.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Bei der Parzellierung der heutigen Südvorstadt gemäß dem „Allgemeine Bebauungsplan für die Südseite der Stadt“ von 1864 sah man in Höhe des ehemaligen Turnfestgeländes von 1863 einen so genannten Schmuckplatz beiderseits der Südstraße (heute Karl-Liebknecht-Straße) vor. Auf dem östlichen Teil dieses Platzes wurde dann die Kirche gebaut. Der Platzteil erhielt 1931 den Namen Alexis-Schumann-Platz nach dem ersten Pfarrer der Andreasgemeinde.[1]

Neben der Südstraße wurde der Platz begrenzt von der Scharnhorststraße, der Andreasstraße und der Hardenbergstraße. Die Adresse lautet heute Karl-Liebknecht-Straße 111. Die Kirche war ost-west-ausgerichtet mit dem Turm zur Südstraße.

Das Kirchengebäude

Die Andreaskirche war ein in neogotischem Stil errichteter Ziegelbau. Die Fassaden waren mit roten Verblendern aus den Siegersdorfer Werken in Siegersdorf, Kreis Bunzlau (Niederschlesien) belegt und mit Wehlener Sandsteinelementen geschmückt. Über dem Grundriss eines massiven lateinischen Kreuzes erhoben sich ein dreijochiges Langhaus, ein breites Querschiff und ein Chor mit einem 3/6-Schluss. In der Kirche fanden etwa 1100 Besucher Platz. Sie hatte eine Orgel der Firma Sauer, Frankfurt/Oder, die 1940 von der Firma Eule, Bautzen umdisponiert wurde.

Der Chor war außen von verschiedenen Nutzbauten umgeben. Über den Spitzbogenfenstern waren jeweils Rosettenfenster angeordnet, die an den Querschiffenden besonders groß waren.

Der Hauptturm hatte einen querrechteckigen Grundriss und wurde von zwei etwa Längsschiff-Firsthöhe erreichenden Treppentürmen flankiert.[2] Der von einem sehr steilen, spitzen Zeltdach gedeckte Turm besaß vier Schmuckgiebel wobei sich über dem nördlichen und dem südlichen noch Ziertürmchen befanden. Über der Vierung saß ein Dachreiter, und am Chor gab es zwei weitere kleine Türme.

Die Kirche stand etwas über Straßenniveau, so dass eine kurze breite Freitreppe zur Höhe des doppelten Eingangsportals führte.

Geschichte

Vorgänger

Die 1890 in der rasch wachsenden Südvorstadt von Leipzig gegründete Andeas-Gemeinde nutzte bis zur Fertigstellung ihrer Kirche für den Gottesdienst zunächst Räume in der 8. Bezirksschule und später ein provisorisches Interims-Kirchgebäude an der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute August-Bebel-Straße), Ecke Scharnhorststraße, das 1894 abgebrochen wurde.

Die Kirche

Zwei Ausschreibungen für den Neubau einer Kirche[2] gewann jeweils das Leipziger Architekturbüro „Weidenbach und Tschammer“.

Nach zweijähriger Bauzeit wurde die Kirche am 1. Adventsonntag 1893 (3. Dezember) dem Apostel Andreas geweiht. Parallel dazu wurde in der Scharnhorststraße 21 das Pfarrhaus der Gemeinde errichtet. 1936 erhielt die Gemeinde auf dem Grundstück Scharnhorststraße 29–31 ein zweistöckiges Gemeindehaus (Architekt Georg Stauch).

Am 4. Dezember 1943 und am 20. Februar 1944 wurde die Andreaskirche bei Luftangriffen auf Leipzig durch Sprengbomben und Brand stark beschädigt.[3] 1955 wurde das Turmgeschoss provisorisch wieder hergerichtet.[2] Im September 1958 wurde die gesamte Ruine aber gesprengt und nach Abtragung der Trümmer auf dem Platz eine Grünanlage angelegt.

Der Turm der Andreaskirche bildete einst eine bauliche Dominante der Südvorstadt. Quasi als Ersatz wurde 1964 an der benachbarten Ecke (Scharnhorststraße/Karl-Liebknecht-Straße) ein zwölfstöckiges Hochhaus errichtet.

Nachfolger

Gemeindehaus mit Saal (rechts) und Glockenturm (links)

Die Gottesdienste der Andreasgemeinde fanden nach der Zerstörung der Kirche im Saal des Gemeindehauses statt, der 1949 durch die Architektin Lieselotte Hering zu einem Sakralraum umgestaltet wurde. Neben dem Gemeindehaus wurde ein kleiner freistehender Glockenturm errichtet.

Nach der Expo 2000 in Hannover gab es in Leipzig Bestrebungen, den dortigen als Wal gestalteten Pavillon der Hoffnung (Expo-Wal) auf den ehemaligen Platz der Andreaskirche zu überführen. Diese schlugen fehl. Stattdessen mietete bzw. kaufte der Verein „Pavillon der Hoffnung in Leipzig e. V. – Förderverein Ökumenisches Zentrum“ die Halle 14 auf dem Alten Messegelände, die 1985 vom VEB Carl Zeiss Jena erbaut worden war, und nannte sie Pavillon der Hoffnung.

Da das Platzangebot im Gemeindesaal in der Scharnhorststraße wegen der wachsenden Besucherzahl nicht mehr ausreichte, verlegte man die Gottesdienste der Andreasgemeinde in den Pavillon der Hoffnung.

Einzelnachweise

  1. Leipzig-Lexikon
  2. a b c Stephanie von Aretin, Thomas Klemm, Nikolaus Müller: Leipzig und seine Kirchen, Leipzig 2006, ISBN 3-374-02366-5
  3. Website der Andreasgemeinde
51.31909612.374054

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