Carl Rhoen

Carl Rhoen

Carl (Joseph) Rhoen (* 14. Juli 1822 in Lemiers; † 23. Mai 1899 in Aachen) war ein deutscher Vermessungstechniker, Bauunternehmer und Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der Sohn des Landwirtes Rhoen (1784–1863) und der Marie Elisabeth Cuvelier (1782–1846) aus Orsbach absolvierte nach seiner Schulzeit zunächst von 1843 bis 1845 eine Ausbildung zum Landvermesser und wurde anschließend als Techniker bei der Aachen-Neuß-Düsseldorfer Eisenbahngesellschaft übernommen. Hier gehörte er zum Team, welches mit dem Ausbau der neuen Strecke von Aachen über Gladbach, Neuss nach Düsseldorf beauftragt war. Als das Projekt infolge der Revolution 1848 ins Stocken geriet, übernahm Rhoen vorübergehend einige kleinere Bauprojekte in Rheydt, kehrte aber alsbald nach Aachen zurück.

Hier trat er bei dem Bauunternehmer Friedrich Klausener in Burtscheid als Volontär ein und bereitete sich für das Examen zum Maurermeister vor, welche er 1852 bestand. Dabei freundete er sich mit dem Vetter von Friedrich Klauseners, Bernhard Klausener, an, der sich ebenfalls in der Ausbildung zum Maurermeister befand. Nach Rhoens bestandener Prüfung übertrug Friedrich Klausener das Bauunternehmen an seinen Vetter Bernhard und an Carl Rhoen, wobei die Firma fortan unter „B. Klausener & Rhoen“ firmierte. Bernhard Klausener war hierbei schwerpunktmäßig für die Auftragsabwicklung, Buchführung und Verwaltung zuständig und Carl Rhoen für die praktischen Ausführungen.

Nach fast 21-jähriger erfolgreicher Zusammenarbeit stieg Rhoen 1873 auf eigenen Wunsch aus dem Betrieb aus, um sich fortan autodidaktisch dem Studium der Kunst und der Architektur zu widmen. Mit einer mehrmonatigen Studienfahrt zu den bedeutendsten Städten Süddeutschlands und Italiens vertiefte er hierbei seine Erkenntnisse.

Nach seiner Rückkehr erlitt er mehrere Schicksalsschläge, die sein weiteres Leben beeinflussen sollten. Zunächst erkrankte sein Sohn Johann an Tuberkulose, und verstarb im Jahr 1882 an dieser Krankheit. Zugleich hatte seine Tochter Rosalie einen Zigarrenfabrikanten geehelicht, dessen Geschäft 1874 in Konkurs ging. Da Rhoen sich mit einer hohen Bürgschaft an dieser Fabrik beteiligt hatte, war er daraufhin gezwungen, vier in seinem Eigentum befindliche Häuser zu verkaufen. Seine Tochter Rosalie erkrankte später schwer und verstarb im gleichen Jahr wie ihr Bruder Johann.

Seit seinem Austritt aus der Firma B. Klausener & Rhoen ging er keiner festen Arbeit mehr nach, trat aber im Jahr 1879 auf Ersuchen von Alfred von Reumont und Hugo Loersch in den neu gegründeten Aachener Geschichtsverein ein, nachdem er bereits seit 1866 dem Archäologischen Verein Aachens angehört hatte. Hier begann Rhoen nun eine rege Schreibaktivität und verfasste zahlreiche Berichte, Aufsätze und Publikationen über die Bau- und Kunstgeschichte bedeutender Aachener Objekte sowie über neuere Archäologische Erkenntnisse. Vor allem die Schriften über die „Aachener Stadtbaumeister Johann Joseph Couven, Vater und Sohn“, „Aachen zur Zeit der Römer“, über „Das alte Wegenetz zwischen Köln und Limburg sowie Maastricht und Bavay“ und „Die Befestigungswerke der freien Reichsstadt Aachen“ dienten viele Jahrzehnte als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten.

Ein letzter großer Auftritt in der Öffentlichkeit wurde ihm zuteil, als er 1883 in eine Kommission gewählt wurde, die sich nach dem Brand des Aachener Rathauses im Juni des gleichen Jahres mit dessen Wiederaufbau beschäftigte. In diesem Zusammenhang war es Rhoens energischem Eintreten zu verdanken, dass das Rathaus daraufhin wieder mit zwei Türmen geschmückt werden sollte.

Carl Rhoen, der seit 1847 mit Josepha Hartmann verheiratet war, litt sehr unter ihrem Tod im Jahre 1890. Rhoen, seit 1886 wohnhaft am Aachener Boxgraben, verstarb im Mai 1899. Von seinen insgesamt sieben Kindern überlebten ihn nur zwei Söhne und eine Tochter.

Bauaufträge (Auswahl)

  • 1852: Anlegung eines neuen Kirchhofes in Laurensberg
  • 1853: Teilnahme an der Ausschreibung zum Bau der Kathedrale Notre Dame de Treille in Lille
  • 1862: Anlegung des Heißbergfriedhofes in Burtscheid
  • 1881/1882: Bau des Michaelsbad in Burtscheid
  • 1883: Teilnahme an der Ausschreibung zum Aufbau des Aachener Rathauses nach dem Stadtbrand

Publikationen (Auswahl)

  • Beschreibung und Geschichte der karolingischen Pfalz zu Aachen, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins (ZAGV) 3, 1881, S. 1–96
  • Das ehemalige Bürgerhaus (jetzige Grashaus) in Aachen, 1882
  • Die Dürersche Zeichnung des Aachener Rathauses, 1883
  • Einiges über den Brand des Aachener Rathauses am 29. Juni 1883, in: ZAGV 5, 1883, S. 302–310
  • Nachtrag zu: Einiges über den Brand des Aachener Rathauses am 29. Juni 1883, in: ZAGV 7, 1885, S. 307–308
  • Die St. Jakobskirche in Aachen, in: ZAGV 5, 1883, S. 37–52
  • Die St. Salvatorkapelle bei Aachen, in: ZAGV 6, 1884, S. 65–80
  • Der Grabfund bei Alt-Schurzelt, in: ZAGV 7, 1885, S. 281–284
  • Die Stadtbaumeister Johann Joseph Couven - Vater und Sohn, Kaatzer, Aachen, 1885
  • Die Kapelle der karolingischen Pfalz zu Aachen, in: ZAGV 8, 1886, S. 15–96
  • Aachen zur Zeit der Römer, 1886
  • Über das alte Wegenetz zwischen Köln, Limburg, Maastricht und Bavay, 1887
  • Die Aachener Stadtpläne, 1888
  • Die adeligen Höfe und Patrizierhäuser in Aachen, 1889
  • Die karolingische Pfalz zu Aachen, eine topographisch-archäologische Untersuchung ihrer Lage und Bauwerke, Kessinger Publishinger LLC, 1889
  • Zur Baugeschichte des Grashauses, in: Aus Aachens Vorzeit, 2, 1889, S. 81
  • Die Aachener Stadtpläne (Mit Abbildung), in: Aus Aachens Vorzeit, 2, 1889, S.4
  • Beitrag zur Baugeschichte Aachens im 17. Jahrhundert, in: Aus Aachens Vorzeit, 3, 1890, S. 81C. [1]
  • Beitrag zur Baugeschichte Aachens im 17. Jahrhundert (Fortsetzung und Schluss), in: Aus Aachens Vorzeit, 3, 1890, S. 97
  • Die römischen Thermen zu Aachen. Eine archäologische-topografische Darstellung. Cremer’sche Buchhandlung, Aachen 1890.
  • Die ältere Topographie der Stadt Aachen, 1891 [2]
  • Aachener Stadtansichten, in: Aus Aachens Vorzeit 5, 1892, S. 73 ff
  • Geschichte der St. Foillanskirche zu Aachen, Creutzer, 1892 II, 80 S., [1] Bl. : Ill., graph. Darst.
  • Die Befestigungswerke der freien Reichsstadt Aachen, 1894 Online-Version, pdf, 6,61MB
  • Der sogenannte Karolingische Gang zu Aachen, 1894
  • Die römische Wasserleitung zwischen Burtscheid und Aachen, 1894
  • Etwas über Burtscheid, Cremer'sche Buchhandlung, Aachen, 1895 32 S.
  • Etwas über Burtscheid, Die römische Wasserleitung zwischen Burtscheid und Aachen. Nachdr. [d. Ausg.] 1894 und 1887 Aachen Gesellschaft Burtscheid für Geschichte und Gegenwart e.V. 1999 32, 7 S.
  • Der ehemalige malerische und plastische Wandschmuck im karolingischen Theile des Aachener Münsters, in: Aus Aachens Vorzeit, 8, 1895, S. 118
  • Zur Geschichte der älteren Baudenkmale von Kornelimünster, in: ZAGV 16, 1894, S. 86–112
  • Schloß und Capelle zu Lemiers, Aachen 1895.
  • Der Große Stadtbrand von Aachen, Aachen 1896
  • Der städtische Baumeister Laurenz Mefferdatis, Aachen 1896
  • Der Aachener Marktbrunnen, Aachen 1896
  • Zur Baugeschichte des Aachener Münsters, Aachen 1898

Literatur und Quellen

  • Dieter Detiège: Carl Rhoen, Architekt – 14. Juli 1822 – 23. Mai 1899; Gesellschaft Burtscheid für Geschichte und Gegenwart Begleitbuch zu einer Ausstellung [zum 100. Todestag, 1999]

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