Zentraltheater (Dresden)

Zentraltheater (Dresden)
Zentraltheater Dresden 1905

Das Zentraltheater, auch Central-Theater, war ein Theater in Dresden. Es befand sich auf der Waisenhausstraße zwischen Prager Straße und Trompeterstraße im Stadtteil Seevorstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Zentraltheater wurde von 1898 bis 1900 von den Dresdner Architekten William Lossow und Hermann Viehweger an Stelle des rokoko-klassizistischen Palais Boxberg mit einer Fassade im Neobarock nach Entwürfen von Heino Otto[1] erbaut. Das Zentraltheater gehörte neben dem Komödienhaus auf der Reitbahnstraße, dem Albert-Theater und dem Residenztheater zu den Privattheatern der Stadt. Gleichzeitig war es mit rund 2000 Sitzplätzen eines der größten Theater Dresdens. Neben einer 12,5 Meter breiten Hauptbühne besaß das Theater weitere Theaterräume. Zudem gehörten zum Betrieb das Central-Theater-Café, ein Weinrestaurant, ein Billard- und Spielsaal sowie ein Bierrestaurant mit 1000 Sitzplätzen. Das Untergeschoss war als nach drei Seiten auslaufende Passage konzipiert.

Das Theater befand sich im Besitz der Bank für Bauten AG, die es an Theaterunternehmer verpachtete.[2] Neben Varietéabenden wurde das Theater schon bald zur Bühne für Operette und Revue. Populär wurde auch das hauseigene Central-Theater-Ballett.

Bei der Bombardierung Dresdens 1945 brannte das Gebäude aus und wurde nach 1950 abgetragen. Bereits 1945 schlossen sich Schauspieler des Zentraltheaters als Central-Theater-Spielgemeinschaft zusammen und setzten so die Tradition des Theaters an neuen Spielstätten Dresdens, darunter dem Kino Faunpalast, fort. Die Gemeinschaft bestand bis 1950.[3]

Das Gebäude

Zentraltheater Dresden 1901

Neben dem Kaiserpalast am Pirnaischen Platz repräsentierte das Zentraltheater den „pompösen Neobarockstil“[4] in Dresden. Die Theaterfassade des 26 Meter breiten Hauses war streng symmetrisch, viergeschossig mit einem schlichten Erdgeschoss und drei reich gegliederten Obergeschossen. Die Fassade der Obergeschosse war in sieben Fensterachsen und zwei seitlichen Fensterachsen gegliedert. Die beiden seitlichen Fensterachsen mit einhüftigen Fensterbogen waren von bossierten Eckpilastern flankiert.

Das erste Obergeschoss war als hohes Hauptgeschoss ausgestaltet, seine Fenster zeigten als oberen Abschluss wechselweise Korb- und Rundbogen. Die Fenster des zweiten Obergeschosses zeigten geschweifte und gerade Abschlüsse. Das Dachgeschoss war hinter einer stark geschwungenen Gesimslinie mit hohem Schweifgiebel verborgen. Über diesem Mittelgiebel befand sich eine Frauenbüste mit Kuppelbekrönung. Die Dekoration war überreich im Stil des Neobarock gehalten mit Festons, Kartuschen, Muschelwerk und Plastiken.[5]

Der Spielplan und Theaterbetrieb

Das Zentraltheater war das Operettenhaus Dresdens. In Dresden wurden hier erstmals Werke wie Emmerich Kálmáns Die Csárdásfürstin oder Eduard Künnekes Der Vetter aus Dingsda sowie zahlreiche Operetten Franz Lehárs aufgeführt. Neben klassischen Operetten wurden vor allem neue Schauspiele, Lustspiele und Operetten zeitnah ins Programm genommen, so lief Richard Taubers Der Zarewitsch bereits im Premierenjahr 1927 auch im Zentraltheater. Neben eigenen Inszenierungen präsentierte das Theater auch Gastspiele prominenter Darsteller, darunter Fritzi Massary in Madame Pompadour, Claire Waldoff in Die wilde Auguste sowie Adelheid Bernhardt und ihre Schauspieltruppe. Zu den Uraufführungen am Zentraltheater zählte 1940 Ernst Marischkas Franzi mit Musik von Peter Kreuder.

Während des Zweiten Weltkriegs kam es immer wieder zu Kooperationen mit Berliner Theatern. Inszenierungen Berliner Theater wurden dabei auch auf der Bühne des Zentraltheaters gezeigt. Dies führte unter anderem 1944 zu einem Gastspiel von Johannes Heesters in Friedrich Schröders Stück Hochzeitsnacht im Paradies. Das Ensemble des Zentraltheaters gab wiederum vor allem im Sommer Gastspiele in anderen deutschen Städten.

Ensemblemitglieder des Zentraltheaters (Auswahl)

Literatur

  • Fritz Löffler: Das alte Dresden – Geschichte seiner Bauten. E.A. Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  • Volker Helas: Architektur in Dresden 1800–1900. Verlag der Kunst, Dresden 1991, ISBN 3-364-00261-4.
  • Volker Helas, Gudrun Peltz: Jugendstilarchitektur in Dresden. KNOP, Dresden 1999, ISBN 3-934363-00-8.
  • Das Central-Theater. In: Hansjörg Schneider: „Spiel war die Lust und Spiel die Gefahr“ – Dresdner Theater 1933–1945. Henschel, Berlin 2003, ISBN 3-89487-456-2, S. 154–160.
  • Central-Theater. In: Stadtlexikon Dresden A–Z. Verlag der Kunst, Dresden 1995, ISBN 3-364-00300-9, S. 89.

Einzelnachweise

  1. Helas, Peltz, S. 41 und S. 207
  2. Hansjörg Schneider: „Spiel war die Lust und Spiel die Gefahr“ – Dresdner Theater 1933–1945. Henschel, Berlin 2003, S. 154.
  3. Hansjörg Schneider: „Spiel war die Lust und Spiel die Gefahr“ – Dresdner Theater 1933–1945. Henschel, Berlin 2003, S. 157.
  4. Stadtlexikon, S. 89.
  5. Helas, S. 184; Löffler, S. 392, 431, 433 Bildnr. 525.
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