Cappel (Fritzlar)

Cappel (Fritzlar)
Cappel
Stadt Fritzlar
Koordinaten: 51° 8′ N, 9° 20′ O51.1273277777789.3385333333333Koordinaten: 51° 7′ 38″ N, 9° 20′ 19″ O
Fläche: 4,35 km²
Einwohner: 367 (2008)
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Postleitzahl: 34560
Vorwahl: 05622
05683

Cappel ist ein Dorf im Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen und seit 1972 Stadtteil der Domstadt Fritzlar. Der Ort besteht aus einem „Ober-“ und einem „Unterdorf“ und ist mit etwa 370 Einwohnern einer der kleinsten Ortsteile der Stadt. Seinen ursprünglichen dörflichen, ländlichen Charakter konnte Cappel trotz Einwohnerzuwachs in einem Neubaugebiet bis heute bewahren.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Anlage

Der Ort liegt ca. 5 km östlich der Kernstadt, zwischen Obermöllrich und dem Waberner Ortsteil Niedermöllrich auf einer Anhöhe nördlich der Fritzlarer Ederflur. Die Gemarkung Cappel hat eine Größe von rund 435 Hektar.

Cappel ist ein sogenanntes Angerdorf. Von der Niedermöllricher Straße (Hauptstraße) zweigt die Vordergasse ab, die nach ein paar hundert Metern wieder auf die erster mündet. Der Anger zwischen den beiden Straßen war vermutlich ursprünglich eine dörflich genutzte Wiese oder aber ein hoheitlich genutzter Teil des Dorfes. Heute steht hier die Kirche.

Geschichte

1120 wird der Ort als „Villa Capella ultra Frideslar sita“ im ältesten Register des Klosters Helmarshausen (Helmwardeshusen) aus dem 12. Jahrhundert erwähnt. Die ersten Spuren dauerhafter menschlicher Anwesenheit in der Gegend, Hügelgräber im nahen Obersten Holz, stammen jedoch bereits aus den 2. Jahrtausend v. Chr. Im südlichen Ortsbereich wurden aus dem frühen Mittelalter stammende Keramikteile gefunden.

Das Dorf lag im Herrschaftsbereich der hessischen Gaugrafen aus den Geschlechtern der Werner und der Gisonen. Im Jahre 1137 kam es nach dem Aussterben der Gisonen durch Erbschaft in den Besitz der Ludowinger Landgrafen von Thüringen und nach dem Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg (1247–1263) in den der Landgrafen von Hessen, die es an Gefolgsleute zu Lehen vergaben. Allerdings bezog auch das St. Petri-Stift in Fritzlar mindestens seit 1209 einen Geldzins aus Cappel, und mindestens seit 1371 bezog es zusätzlich auch den Zehnten aus Cappel. Auch der Deutsche Orden war in Cappel begütert. Im 14. Jahrhundert waren Dorf und Gericht Cappel hessisches Lehen des Wiederhold von Meysenbug, aus dem damals in Züschen beheimateten und ab 1443 in Riede residierenden Geschlecht derer von Meysenbug. 1377 kam das Dorf durch Erbschaft an Hermann von Spiegel. Dieser verpfändete das Dorf und einen Teil des benachbarten Dorfes Niedervorschütz schon sieben Jahre später für 100 Mark Silber an Reinhard und Hans von Falkenberg. 1428 belehnte Landgraf Ludwig I. von Hessen erneut die Meysenbugs mit dem Ort, die ihn bis 1787 in Besitz behielten und auch das Patronat über die Kirche und die niedere Gerichtsbarkeit besaßen. Mit der Einführung der Reformation in Hessen wurde Cappel in das benachbarte Obermöllrich eingepfarrt.

Das älteste noch bestehende Haus des Dorfes stammt von 1680. Die neue Kirche in neugotischem Stil wurde 1894 erbaut und ersetzte einen Fachwerkbau aus dem Jahre 1669; dabei wurden der als Altarfuß dienende achtseitige Taufstein und die beiden Glocken in den Neubau übernommen. Die erste unterirdische Wasserleitung kam 1911, die Abwasserkanalisation 1953/54; diese wurde 1990 an die Kläranlage Fritzlar angeschlossen. Die erste Straße wurde 1955 asphaltiert. Das Dorfgemeinschaftshaus wurde 2004/05 errichtet.

Bevölkerung

Die Bevölkerung des Dorfs wurde 1575 zum ersten Mal gezählt. Cappel hatte zu diesem Zeitpunkt 16 Haushalte. Die gleiche Zahl ist für das Jahr 1747 angegeben, als in Cappel ein Steuerkataster erstellt wurde. Im Jahre 1812 gab es 128 Einwohner. Für 1835 sind 22 Häuser, 160 evangelische, ein katholischer und zwei jüdische Einwohner angegeben. Bis 1885 stieg die Zahl der Bewohner auf etwa 170 an, und um 1925 überschritt Cappel dann die Marke von 200 Einwohnern. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl insbesondere durch den Zuzug von Heimatvertrieben stark an und erreichte einen zeitweiligen Höchststand von 324 Personen. Danach begann ein kontinuierlicher Rückgang, bis der Ort 1961 nur noch 237 Einwohner hatte. Seitdem stieg diese Zahl wieder an, vor allem durch die Erschließung neuen Baulandes.

1861 lebten neun Einwohner jüdischen Glaubens in Cappel, 1905 noch acht. Das Schicksal der in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Zeit noch in Cappel lebenden beiden jüdischen Bürger ist unbekannt.

Naherholung

Nördlich der Ortschaft, einige Gehminuten entfernt, befindet sich das zur Gemarkung Cappel gehörende Wäldgebiet Oberstes Holz mit gut ausgebauten Wegen, die viele Möglichkeiten für Naturfreunde, Spaziergänger, Wanderer, Jogger und Nordic Walker bieten. Das Gelände ist überwiegend eben und bei Langstreckenläufern als ideale Trainingsstrecke beliebt.

Literatur

  • Werner Ide, Von Adorf bis Zwesten. Ortsgeschichtliches Taschenbuch für den Kreis Fritzlar-Homberg. A. Bernecker Verlag, Melsungen, 1972

Weblinks


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