Carl Eichhorn

Carl Eichhorn
Portrait von Carl Eichhorn, gemalt von Theodor Rocholl

Carl Eichhorn (* 11. Juli 1810 in Kembach; † 8. Februar 1890 in Korbach) war ein lutherischer Pastor in Baden und in Hessen.

Carl Eichhorn wurde im Pfarrhaus zu Kembach bei Wertheim (Baden) geboren. Er studierte Theologie in Halle und Heidelberg. In Halle wurde durch August Tholuck das Verständnis für die Wahrheitsfragen der Heiligen Schrift geweckt. Sein Weg führte ihn zunächst als Hilfsprediger nach Hilsbach, danach nach Bofsheim und 1847 nach Nußloch. Dies sind alles Pfarreien der badischen Unierte Landeskirche. Das Großherzogtum Baden hatte bereits 1821 die Union der lutherischen und der reformierten Kirche eingeführt. Die Kirche nannte sich „Vereinigte evangelisch-protestantische Kirche“.

Im Jahre 1850 wagte Eichhorn dann die Trennung von dieser Kirche. Sein Freund Wilhelm Löhe ermutigte ihn zu diesem Schritt. Am 3. November 1850 gab er im Sonntagsgottesdienst seiner Gemeinde seine Entscheidung bekannt. In der Schrift „Ein Wort der Verständigung“, die im gleichen Jahr erschien, zeigte er die Notwendigkeit der Abkehr von der Union. In seiner bedrängten Situation fand Eichhorn Hilfe bei der Ev.-Luth. Kirche in Preußen. Im Jahre 1851 begab sich Eichhorn auf den Weg nach Steeden und legt bei Pfarrer Brunn eine Rechtgläubigkeitsprüfung ab. Am 20. April 1851 ordinierte Pfarrer Brunn Pfarrer Eichhorn auf sämtliche Bekenntnisschriften für die sich bildende lutherische Gemeinde in Ihringen.

Für Eichhorn folgten jetzt bedrückende Jahre der Verfolgung. Die Betreuung der lutherischen Gemeinden sollte unmöglich gemacht werden. Die Gottesdienste mussten bei Nacht und in den umliegenden Wäldern gefeiert werden. Insgesamt 9 mal wurde er inhaftiert. Tagelange Reisen, oft in durchnässten Kleidern, waren nötig, den neu entstandenen lutherischen Gemeinden mit Wort und Sakrament zu dienen. Und immer auf der Hut vor seinen Häschern! Es sammelten sich lutherische Gemeinden unter anderem in Nussloch, Lindelbach, Söllingen, Lörrach, Durlach, Diedelsheim, Bretten, Ispringen und Ihringen am Kaiserstuhl. Die Arbeitslast, die auf Eichhorn ruhte, ist kaum vorstellbar. Wertvolle Hilfe erhielt Eichhorn als Pastor Ludwig, Lörrach, aus der Unionskirche ausstieg. Diese Hilfe war bitter nötig bei den zerstreuten lutherischen Häuflein.

Im Jahre 1856 erfolgte seitens der Staatsregierung eine Duldung der Lutheraner. Doch die jetzt folgenden Jahre waren für die badische Kirche und für Eichhorn die leidvollsten. Pastor Haag kehrte von Pommern nach Baden zurück und brach in die dortigen Gemeinden ein und schwächte den Zusammenhalt der Gemeinden. Pastor Ludwig verlor bei dieser heillosen Verwirrung allen Halt und kehrte in die Union zurück. Durch Max Frommel, seit 1858 Pastor der Gemeinde Ispringen, wurden die Lehrstreitigkeiten der preußischen Lutheraner auch Thema der badischen Kirche. Frommels Bestreben war, eine Trennung vom Oberkirchenkollegium in Breslau zu erreichen. Für Eichhorn war dies gewissensmäßig nicht nachvollziehbar. Doch Frommel, ein gewandter und sich selbst viel zutrauender Mann, gelang es schließlich, den weitaus größten Teil der badischen Lutheraner an sich zu ziehen. Eichhorns Gemeinde, Ihringen, wurde dadurch derartig geschwächt, dass Eichhorn die badische Kirche verlassen musste.

Im Jahre 1867 nahm er einen Ruf an, der ihn ins Fürstentum Waldeck führte, zur Betreuung der beiden zum Breslauer Verband zählenden Gemeinden Korbach und Sachsenberg. Bis 1890 verrichtete er hier seinen Dienst mit Wort und Sakrament. Bei dem Beginn seiner Tätigkeit zählten die beiden Gemeinden 200 Seelen. Als er seinen Dienst beendete waren es 300. Auch in Bergheim, einer hinzugewonnen Gemeinde, wurden regelmäßig Gottesdienste gefeiert. Als 80-jähriger, bei einer Fahrt nach Züschen, um Alten und Schwachen das heilige Abendmahl zu spenden, verunglückte er tödlich.

Weblinks

Quellen

  • Johann Hillermann, Einsamer Weg
  • Karl Wolfart, Geschichte der lutherischen Bewegung in Baden

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eichhorn (Familienname) — Eichhorn ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Heinrich Becker — Carl Heinrich Becker, 1925 …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Ferdinand van Vleuten — (Pseudonym: Carl Ferdinands, * 20. Oktober 1874 in Bonn; † 1945[1]) war ein deutscher Mediziner und Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Heimbs — Carl Ernst Adolf Heimbs (* 4. Juni 1878 in Leese; † 9. März 1972 in Braunschweig) war ein deutscher Kaufmann und Politiker der Deutschen Volkspartei (DVP). Im Zuge der Vorgänge um die Einbürgerung Adolf Hitlers, setzte sich Heimbs zusammen mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Eichhorn — (* 30. Oktober 1846 in Bofsheim; † 16. Januar 1923 in Neuendettelsau) war evangelisch lutherischer Pfarrer und Rektor der Diakonie Neuendettelsau. Eichhorn wurde als zweiter von den drei Söhnen des Pfarrers Carl Eichhorn in Bofsheim geboren. Nach …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Friedrich Eichhorn — Eichhorn Statue auf dem Hauptgebäude der Universität Straßburg Karl Friedrich Eichhorn (* 20. November 1781 in Jena; † 4. Juli 1854 in Köln) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und Hochschullehrer …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Eichhorn — Johann Albrecht Friedrich Eichhorn Johann Albrecht Friedrich von Eichhorn (* 2. März 1779 in Wertheim; † 16. Januar 1856 in Berlin) war ein preußischer Staatsmann und von 1840 bis 1848 preußischer Kultusminister …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Gottfried Eichhorn — Eichhorns Grab auf dem Albanifriedhof im Göttinger Cheltenhampark Johann Gottfried Eichhorn (* 16. Oktober 1752 in Dörrenzimmern im Fürstentum Hohenlohe Öhringen; † 25. Juni 1827 in Göttingen) war ein Orientalist und Historiker und w …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Eichhorn (Künstlerin) — Maria Eichhorn (* 19. November 1962 in Bamberg) ist eine deutsche Künstlerin. Sie lebt in Berlin. Maria Eichhorn studierte von 1984 bis 1990 an der Hochschule der Künste in Berlin bei Karl Horst Hödicke. 2002 nahm sie an der Documenta 11 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Albrecht Friedrich von Eichhorn — Johann Albrecht Friedrich Eichhorn Johann Albrecht Friedrich von Eichhorn (* 2. März 1779 in Wertheim; † 16. Januar 1856 in Berlin) war ein preußischer Staatsmann und von 1840 bis 1848 preußischer Kultusminister …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”