Carl Vogl

Carl Vogl

Carl Vogl (* 4. März 1866 in Bechyne; † 5. Dezember 1944 in Vierzehnheiligen (Jena)) war ein deutscher evangelischer Theologe und religiöser Sozialist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der Sohn des katholischen Juristen und höheren Verwaltungsbeamten (Landeshauptmann und österreichischer Staatsrat) Johann Baptist Vogl. Auch die Vorfahren waren Juristen. Nach eigenen Worten erlebte er eine "schwärmerisch-fromme Kindheit" in einer hierarchisch organisierten, konservativ denkenden, monarchistisch überzeugten und katholisch orientierten Gesellschaftsschicht. Nach dem Besuch des Deutschen Staatsgymnasiums in Prag studierte er dort Philosophie, Philologie und Geschichte, dann auch in Berlin, Freiburg im Breisgau, Tübingen und Leipzig, wo er zum Doktor der Philosophie promovierte . Nach einer Periode der Wandlungen in seinen Überzeugungen konvertierte er zum evangelischen Glauben. Es folgte ein Studium der Theologie in Jena. Im Jahr 1895 wurde er in Meiningen zum Thüringer Pfarrer ordiniert, wurde Pfarrvikar in Steinach und Pfarrverwalter und schließlich 1898 Pfarrer in Leislau bei Camburg. Vogl fand auf Grund seines jesuanischen Denkens früh Anschluss an den Religiösen Sozialismus und trat dem Bund der religiösen Sozialisten Deutschlands bei. Für ihn war die aufkommende Sozialdemokratie vergleichbar mit dem Wirken des barmherzigen Samariters in Jesu Gleichnis. Nach einer öffentlichen Auseinandersetzung mit einem konservativen Gutsbesitzer seines Ortes wurde er von der Kirchenleitung 1907 aus seiner Pfarrstelle vertrieben und nach Unterneubrunn beordert. Im Jahre 1924 wurde er in den Wartestand versetzt, 1930 trat er in den Ruhestand.

Gedenkstein an der Kirche von Vierzehnheiligen (Jena)

Vogl war ein entschiedener Gegner des Krieges. Im Jahr 1917 trat er der "Losen Vereinigung evangelischer Friedensfreunde" bei, die einen "Friedensappell deutscher Protestanten" veröffentlichte. Nach der Novemberrevolution wurde er als erster amtierender Pfarrer im Deutschen Reich 1919 für einige Zeit Mitglied im Landtag vom Freistaat Sachsen-Meiningen mit dem Mandat der SPD. Im Jahre 1926 nahm er an einer Reise der "Gemeinschaft proletarischer Freidenker Deutschlands" in die Sowjetunion teil, die ihn stark prägte. U.a. traf er dort mit Lenins Witwe Nadeschda Konstantinowna Krupskaja zusammen. In den 1920er Jahren engagierte er sich gegen die aufkommende Gefahr des Faschismus. 1926 trat er der "Bruderschaft sozialistischer Theologen Deutschlands" bei. Vogl starb - inzwischen innerlich weit entfernt von seiner evangelischen Landeskirche - 1944 als Emeritus im Pfarrhaus von Vierzehnheiligen.

Eigene Werke

  • Der moderne Mensch in Luther, Jena 1908
  • Die evangelische Kirche und der Krieg, Leipzig 1918
  • Peter Cheltschizky - ein Prophet an der Wende der Zeiten, Zürich und Leipzig 1926
  • Peter Cheltschizky und die Böhmischen Brüder, Zürich und Leipzig 1928

Herausgeber

  • Cheltschizky: Das Netz des Glaubens, Dachau 1924

Literatur


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