Friedrich Bleibaum

Friedrich Bleibaum

Friedrich Bleibaum (* 1. Mai 1885 in Hannover; † 30. März 1974 in Marburg) war von 1945 bis 1950 der erste Landeskonservator von Hessen. Ihm kam eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Denkmalpflege in Hessen zu.

Inhaltsverzeichnis

Denkmalpfleger

Friedrich Bleibaum war Kunsthistoriker und wurde 1926 Bezirkskonservator im Regierungsbezirk Kassel. Es gelang ihm seinen Mitarbeiterstab um eine Inventarisationsgruppe, die sich mit dem Erfassen der Kulturdenkmäler befasste und sich aus zwei Kunsthistorikern und einem Architekten zusammensetzte, um einen Fotografen, einen Verwaltungsinspektor und Schreibkräfte zu verstärken.

1940 wurden die beiden Denkmalämter der Regierungspräsidien Kassel und Wiesbaden in einem zentralen Amt für die gesamte preußische Provinz Hessen-Nassau in Marburg zusammengefasst. Friedrich Bleibaum wurde Provinzialkonservator und richtete seine neue Dienststelle im Hotel Ritter gegenüber der Elisabethkirche ein. Die nicht zum Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg einberufenen Mitarbeiter mussten mit Zunahme der Luftangriffe auf deutsches Territorium verstärkt gefährdetes Kunstgut bergen. Eine Vielzahl von beweglichen Kunstwerken, Altäre, Buntglasfenster und Statuen aus Kirchen, Einrichtungsgegenstände aus staatlichen und privaten Schlössern konnte so vor dem Untergang bewahrt werden. Umfangreich zerstört wurde allerdings der reiche Bestand an Baudenkmälern der Städte von Kassel, Frankfurt am Main, Darmstadt, Offenbach am Main und Hanau.

Nachdem am 16. Oktober 1945 das Land Hessen gegründet worden war, wurde der bisherige Provinzialkonservator, Friedrich Bleibaum, von der US-amerikanischen Besatzungsmacht zum Landeskonservator mit Sitz in Marburg ernannt, konnte also lückenlos an seine vorangegangene Arbeit anschließen. Hauptaufgabe der Denkmalpflege in der Nachkriegszeit war es beim Wiederaufbau der zerstörten Städte mitzuwirken. Daneben gab es für die Denkmalpflege in Hessen umfangreich Arbeit mit dem seit 1914 aufgelaufenen Sanierungsstau bei Baudenkmälern, die nicht mehr systematisch instand gehalten worden waren.

Nach der Pensionierung von Friedrich Bleibaum 1950 wurde die Denkmalpflege dezentralisiert, das zentrale Denkmalamt in Marburg aufgelöst und dessen Aufgaben auf die Außenstellen verteilt. Die Funktionen von Friedrich Bleibaum nahm der für Denkmalpflege zuständige Referent im Hessischen Kultusministerium, Karl Nothnagel in Personalunion wahr.

Wissenschaftler

Das Verdienst von Friedrich Bleibaum ist es, das umfangreiche Erbe Hessens an historischen Rathäusern und Ortsbildern aus Fachwerk in das öffentliche Bewusstsein gerückt zu haben.

Werke:

  • Bildschnitzerfamilien des hannöverischen und hildesheimer Barock. Straßburg 1924.
  • Schloß Wilhelmsthal = Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Bd. VII: Kreis Hofgeismar, 1. Teil. Kassel 1926.
  • Schloß Wilhelmsthal und François de Cuvilliés der Ältere = 2. Sonderheft des Jahrbuchs für Denkmalpflege. 1932.
  • Johann August Nahl, der Künstler Friedrichs des Großen und des Landgrafen von Hessen-Kassel. 1933.
  • Das hessische Fachwerk und seine Pflege. 1. Aufl. 1957.
  • Die Wiederherstellung des Schlosses Birstein. In: Hessische Heimat 1 (1961), S. 19-24.
  • Eine Reihe von Denkmalinventaren für nordhessische Landkreise.

Heimatbund

Friedrich Bleibaum war 1928 Gründungsmitglied des damaligen Kurhessischen Heimatbundes (heute: Gesellschaft für Kultur- und Denkmalpflege – Hessischer Heimatbund). Seit 1947 war er dessen stellvertretender Vorsitzender, seit 1953 hatte er den Vorsitz bis 1973 inne und wurde anschließend zum Ehrenvorsitzenden ernannt.[1] Er verband seine dienstliche Stellung als Bezirkskonservator mit der Arbeit im Heimatbund. Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus ist es ihm gelungen, das Profil des Heimatbundes zu wahren und die 1933 einsetzenden Gleichschaltung weitgehend abzuwehren.

Literatur

  • Gottfried Kiesow: Zur Entwicklung der Denkmalpflege in Hessen. In: Denkmalpflege in Hessen 1 (1988)
  • Albrecht Kippenberger: Friedrich Bleibaum als Kunstwissenschaftler und Forscher. In: Hessische Heimat 20, 2/3 (1970), S. 38-42.
  • Gerhard Seib: Friedrich Bleibaum als Universitätslehrer. In: Hessische Heimat 20, 2/3 (1970), S. 42-46.

Einzelnachweise

  1. G.S.: In Memoriam Friedrich Bleibaum 1885-1974. In: Hessische Heimat 1974, S. 181; Fritz Wolff, Der Hessische Heimatbund in seiner Geschichte. IN: Hessische Heimat 34 (1984), S. 119-140.

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