Hans Herken

Hans Herken

Hans Herken (* 30. Juni 1912 in Düsseldorf; † 21. März 2003 in Berlin) war ein deutscher Pharmakologe, der von 1953 bis 1983 als Professor und Direktor des Instituts für Pharmakologie der Freien Universität Berlin fungierte. Er gilt als Mitbegründer der biochemischen Pharmakologie in Deutschland und war darüber hinaus in den 1970er Jahren an der Ausarbeitung von Richtlinien für die Prüfung neuer Arzneimittel sowie an der 1976 beschlossenen Neufassung des deutschen Arzneimittelgesetzes wesentlich beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grabstätte auf dem Waldfriedhof Dahlem

Hans Herken wurde 1912 in Düsseldorf geboren. Er studierte Medizin an den Universitäten Erlangen, Graz, Heidelberg sowie an der Medizinischen Akademie in Düsseldorf, an der er 1936 mit einer Arbeit zur Pathologie der Tränendrüse promovierte. Sechs Jahre später erlangte er die Habilitation an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin, an der er in der Folgezeit als Privatdozent tätig war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er 1953 an die fünf Jahre zuvor neugegründete Freie Universität Berlin berufen, an der er in Nachfolge von Wolfgang Heubner bis 1983 als Professor und Direktor des Instituts für Pharmakologie tätig war. Von 1962 bis 1964 fungierte er als Vorsitzender der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft. Am Contergan-Prozess von 1968 bis 1970 war er als Hauptgutachter beteiligt.

Hans Herken starb 2003 in Berlin und wurde auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem beigesetzt. Sein Sohn war der Anatom Rainer Herken.

Wirken

Hans Herken, der als einer der Mitbegründer der biochemischen Pharmakologie in Deutschland gilt, veröffentlichte im Laufe seiner Karriere rund 260 wissenschaftliche Publikationen, insbesondere zur Behandlung von Ödemen, zur pharmakologischen Beeinflussung der Gehirnfunktionen und zur Induktion arzneimittelabbauender Enzyme. Maßgeblich beteiligt war er an der Entwicklung neuer Diuretika. Er fungierte ab 1957 als Mitherausgeber der Fachzeitschrift Naunyn-Schmiedebergs Archiv und mehr als drei Jahrzehnte lang als Redakteur der Buchreihe „Handbuch der experimentellen Pharmakologie“.

Darüber hinaus wirkte er wesentlich am Aufbau der Freien Universität Berlin und ihres Universitätsklinikums Benjamin Franklin mit und initiierte in den 1960er Jahren den ersten deutschen Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie sowie die Gründung von Universitätsinstituten für Embryo-Pharmakologie, für Klinische Pharmakologie und für Neuro-Psychopharmakologie. In den 1970er Jahren beteiligte er sich auch an der Ausarbeitung verbindlicher Richtlinien für die tierexperimentelle Testung und die klinische Prüfung neuer Arzneimittel sowie an der 1976 verabschiedeten Neufassung des deutschen Arzneimittelgesetzes.

Auszeichnungen

Hans Herken wurde 1977 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen und im gleichen Jahr zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie ernannt, die ihm darüber hinaus 1981 mit der Schmiedeberg-Plakette ihre höchste Auszeichnung verlieh. Ebenfalls 1981 erhielt er die Albrecht-von-Graef-Medaille der Berliner Medizinischen Gesellschaft. Ab 1989 war er Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Darüber hinaus erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz.

Werke (Auswahl)

  • Handbuch der experimentellen Pharmakologie. Band 24: Diuretica. Berlin 1969 (als Herausgeber)
  • Tierexperimentelle Prüfung von Arzneimitteln. Frankfurt am Main 1981
  • Handbook of Experimental Pharmacology. Band 102: Selective Neurotoxicity. Berlin und New York 1992 (als Herausgeber)
  • Die Berliner Pharmakologie in der Nachkriegszeit: Erinnerungen an ein Stück bewegter Universitätsgeschichte der Jahre 1945−1960. Berlin 1999

Literatur

  • Franz von Bruchhausen: Nachruf Prof. Dr. med. Hans Herken. In: BIOspektrum. 9(3)/2003. Spektrum Akademischer Verlag, S. 291, ISSN 0947-0867
  • Günter Schultz: Hans Herken 1912−2003. In: BIOspektrum. 9(4)/2003. Spektrum Akademischer Verlag, S. 397, ISSN 0947-0867
  • Personalien - Gestorben. Prof. Dr. med. Hans Herken. In: Deutsches Ärzteblatt. 100(21)/2003. Deutscher Ärzte-Verlag, S. A1465, ISSN 0012-1207
  • Klaus-Henning Usadel: In memoriam. Prof. Dr. med. Hans Herken. In: Der Internist. 44(8)/2003. Springer-Verlag, S. M165, ISSN 0020-9554

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Herken — bezeichnet Ortsnamen in Deutschland: Ortsteil Herken der Stadt Rees im Kreis Kleve in Nordrhein Westfalen Personennamen: Hans Herken (1912−2003), deutscher Pharmakologe Rainer Herken (1945−2005), deutscher Anatom und Zellbiologe …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Christian Hege — (* 7. Mai 1954 in Kapellen Deutschhof, Rheinland Pfalz) ist ein deutscher Physiker und Informatiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Rainer Herken — (* 24. Mai 1945 in Berlin; † 3. November 2005 in Göttingen) war ein deutscher Anatom und Zellbiologe. Leben Rainer Herken wurde 1945 als Sohn des Pharmakologen Hans Herken in Berlin geboren und studierte zunächst zwei Semester lang Physik an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Remmer — 1965 Herbert Remmer (* 6. März 1919 in Berlin; † 23. Juni 2003 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Arzt, Pharmakologe und Toxikologe. Besonders bekannt wurde er als einer der Entdecker der Enzyminduktion durch Pharm …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Holtz — Titel des 1966 erschienenen Hauptwerkes von Peter Holtz Peter Holtz (* 6. Februar 1902 in Stolberg (Rheinland); † 9. November 1970 i …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie — (DGPT) Zweck: Förderung der Pharmakologie und Toxikologie in Forschung, Lehre und praktischer Anwendung Vorsitz: Karsten Schrör Gründungsdatum: 24. September 1920 Mitgliederzahl: 2500 …   Deutsch Wikipedia

  • Waldfriedhof Dahlem — Impression Der Waldfriedhof Dahlem im Berliner Bezirk Steglitz Zehlendorf liegt am Rand des Forstes Grunewald am Hüttenweg 47. Angelegt in den Jahren 1931 bis 1933 nach Plänen von Albert Brodersen, zählt er zu den jüngeren Berliner Friedhöfen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Schmiedeberg-Plakette — Die Schmiedeberg Plakette ist die höchste Ehrung der Deutschen Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie (DGPT) und wird verliehen für „hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Pharmakologie …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Heubner — als Göttinger Bremenser, 1897 Wolfgang Heubner (* 18. Juni 1877 in Leipzig; † 26. Februar 1957 in Heidelberg) war ein deutscher Pharmakologe. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Edward Teller — The native form of this personal name is Teller Ede. This article uses the Western name order. Edward Teller Edward Teller in 1958 as Director of the Lawrence Livermore Nat …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”