Innviertler Künstlergilde

Innviertler Künstlergilde

Die Innviertler Künstlergilde (IKG) ist eine regional begrenzte Künstlergemeinde mit überregionaler Ausstrahlung, die am 11. November 1923 in Braunau erstmals gegründet und nach dem 2. Weltkrieg am 26. Juli 1947 in Ried im Innkreis neu ins Leben gerufen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Die IKG war und ist eine auf das Innviertel bezogene Künstlergemeinde. Initiatoren waren die Maler Aloys Wach und Louis Hofbauer sowie der spätere Schriftführer Karl Hosäus. Noch mehr als Wohnsitz oder Geburt sollte eine akademisch-künstlerische Ausbildung von jedem Mitglied gefordert werden und Frauen waren ausgeschlossen[1] (beides hatte sich nicht halten lassen, da etwa für Literaten und Dichter kein Berufsnachweis möglich ist und nach dem Krieg Frauen diese Männerbastion bald einrissen). Der erste Vorsitzende der IKG war Hugo von Preen und zum Präsident wurde der Braunauer Bezirkshauptmann Hans von Hammerstein-Equord bestimmt, Schriftführer wurde Karl Hosaeus, Zahlmeister Edmund Bayer.[2] Die Gründungsversammlung fand am 11. November 1923 im Gasthof Fink in Braunau statt. Zu den Gründungsmitgliedern zählten u.a. Wilhelm Dachauer, Engelbert Daringer, Josef Furthner, Louis Hofbauer, Franz Xaver Weidinger, Hans Schihan, Josef Reiter, Richard Billinger und Paul Thun-Hohenstein.

Entwicklung

Trotz wirtschaftlicher Notzeiten bildeten die 30er Jahre eine Hochzeit dieser Künstlergruppe; die Ausstellungen boten den Künstlern eine Möglichkeit, ihre Namen bekannt zu machen und ihre Werke zu verkaufen. Das Jahr 1938 brachte mit dem Anschluss ein vorläufiges Ende, da alle österreichischen Kunstvereinigungen eingefroren und der Reichskulturkammer unterstellt wurden. Für die IKG war formal der Präsident des Wiener Künstlerhauses, der akademische Maler Leopold Blauensteiner, zuständig, eigene Aktivitäten waren nicht mehr gestattet.

Einen Ausweg bot in dieser Zeit die „Innviertler Galerie“;[3] diese war bereits am 25. November 1934 unter Beteiligung der IKG eröffnet worden. Als städtische Institution blieb sie von der Gleichschaltung unberührt und ihr Kustos Max Bauböck bot den Gildenmeistern der IKG Möglichkeiten zur Ausstellung ihrer Werke. Als der letzte Vorsitzende der IKG, Ernst August von Mandelsloh, zum „Landesleiter für die bildende Kunst im Gau Oberdonau“ bestimmt wurde, keimte die Hoffnung auf eine Neubelebung der IKG auf, dies wurde aber durch den Kriegsbeginn zunichte gemacht. Trotz der Kriegszeiten veranstaltete aber die Innviertler Galerie überregional bedeutsame Ausstellungen, die von anderen Städten übernommen wurden (z.B. die Ausstellung „Deutsche Kupferstecher der Gegenwart“ wurde vom Grenzlandmuseum Flensburg übernommen).

Wiedergründung

Nach dem Krieg wurde von Max Bauböck, Walther Gabler, Wilhelm Traeger und Engelbert Daringer eine Reorganisation der IKG angestrebt. Nach massiven internen Auseinandersetzungen wurde am 26. Juli 1947 die erste ordentliche Hauptversammlung der IKG in Ried abgehalten und deren Wiedergründung beschlossen. Als Präsident war Engelbert Daringer vorgesehen, der durch seinen Widerstand gegen das NS-Regime politisch außer Zweifel stand. Alfred Kubin wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt, Hans von Hammerstein-Equord wurde als Ehrenpräsident bestätigt. Als Vorsitzender wurde Walther Gabler und als sein Stellvertreter Wolfgang Jungwirth gewählt, Schriftführer wurde Max Bauböck und Zahlmeister Alois Haginger (Sparkassendirektor von Ried).[4]

Weiterentwicklung

Die erste Nachkriegsausstellung fand anlässlich des Rieder Volksfestes am 30. August 1947 in der Stadtbibliothek von Ried statt, bei der Werke alter Gildenmeister (Alfred Kubins Edition “Ein neuer Totentanz“) und auch solche neuer Mitglieder gezeigt wurden (Alois Dorn, Herbert Fladerer, Walther Gabler, Hans Schachinger, Wilhelm Schnabl, Karl Burian). Ein eigener Gedächtnisraum war für das literarische Werk des gerade verstorbenen Hammerstein-Equords vorgesehen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Jubiläumsveranstaltung am 17. Oktober 1948 gelegt, bei der Werke aller Gildenmeister wie auch weiterer Künstler gezeigt wurde (u.a. Fritz Fröhlich, Margret Bilger, Herbert Dimmel, Johanna Dorn, Ernst Degn, Max Schlager, Emmy Woitsch, Anton Lutz).

Wie auch die Entwicklung der weiteren Jahre zeigt, hat sich die IKG als eine umfassende regionale Kunstvereinigung bis heute konsolidiert.[5] So wurden am 9. April 2010 vom Vorsitzenden Meinrad Mayrhofer der IKG drei neue Gildenmeister, u.zw. der Fotokünstler Franz Trost aus Lohnsburg, der Maler aus Simbach sowie der Bildhauer Peter Nöbauer aus Weyregg, der Öffentlichkeit vorgestellt.[6]

Literatur

  • Sieglinde Baumgartner (1998): Alfred Kubin und sein künstlerisches Umfeld. In A. Pindelski (Hsrg.), Das Innviertel. Porträt einer kulturellen Region (S. 18-50). Steyr: Ennsthaler Verlag.
  • Hans von Hammerstein (1999): Erinnerungen und Betrachtungen. Linz: Oberösterreichisches Landesarchiv.
  • Josef Mader (1998): In den Mühlen der Zeit. Die Innviertler Künstlergilde 1938-1948. In A. Pindelski (Hrsg.), Das Innviertel. Porträt einer kulturellen Region (S. 60-67). Steyr: Ennsthaler Verlag.

Einzelnachweise

  1. Hans von Hammerstein, S. 112.
  2. Josef Mader (1981). Die Innviertler Künstlergilde von 1923 - 1948. Ein Beitrag zur regionalen Kunstgeschichte Österreichs. Unveröff. Dissertation, Universität Salzburg, S. 15.
  3. http://www.ried.at/system/web/sonderseite.aspx?menuonr=220833971&detailonr=220833971
  4. Josef Mader (1981). Die Innviertler Künstlergilde von 1923 - 1948. Ein Beitrag zur regionalen Kunstgeschichte Österreichs. Unveröff. Dissertation, Universität Salzburg, S. 116.
  5. http://www.innviertler-kuenstlergilde.at/ Innviertler Künstlergilde
  6. http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/innviertel/ried/art14855,361945 Neue Gesichter in der Künstlergilde

Weblinks


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