Ku-Damm-Eck

Ku-Damm-Eck
Das Ku-Damm-Eck, 1996

Das Berliner Ku-Damm-Eck (auch: Ku'damm-Eck) war ein von dem Architekten und Senatsbaudirektor Werner Düttmann (1921–1983) errichtetes Multifunktionsgebäude am Kurfürstendamm Ecke Joachimstaler Straße im Berliner Ortsteil Charlottenburg. Es wurde von Düttmann in Zusammenarbeit mit Peter Stürzenbecher, P. Werner, D. Winter und W. Wörner zwischen 1969 und 1972 gebaut und besaß insgesamt 13 Geschosse, von denen fünf unterirdisch waren.

Inhaltsverzeichnis

Nutzung

Im Ku-Damm-Eck, das als multifunktionales Gebäude konzipiert war, befanden sich u. a. ein Panoptikum (Wachsfigurenkabinett) eine Bowlingbahn, Kinos, das Café des Westens im 1. Obergeschoss, Restaurants sowie diverse Geschäfte, die durch mehrgeschossige innere Passagen, Fahrtreppen und Aufzüge erschlossen wurden. Drei Hauptzugänge führten in eine zentrale Mittelhalle. Unterirdisch existierten vier Parkgeschosse mit 320 Stellplätzen, eine Technikebene und ein Zugang zum U-Bahnhof Kurfürstendamm.

Konstruktion

Konstruktiv handelt es sich bei dem Gebäude um eine Stahlbetonskelettkonstruktion mit Stützenraster, vorgehängten Fassaden und mehreren festen Erschließungskernen an der Gebäuderückseite. Ein innovatives Element war die Verwendung von Kunststoff für die Fassadenelemente, was bestimmte Probleme mit dem Brandschutz mit sich gebracht haben soll.

Architektur

Das Ku-Damm-Eck präsentiert sich von der Straße aus als Komposition weißer Kuben, die aneinander vorbeizugleiten scheinen und sich stellenweise durchdringen – eine Komposition, bei der Düttmann den dynamischen Stil Erich Mendelsohns mit typischen Elementen der 1970er Jahre (abgerundete Ecken, Rasterfassaden) zu verbinden scheint. Auffallend ist die starke Geschlossenheit der waagerecht betonten Fassaden beziehungsweise ihr geringer Fensteranteil und das deutliche Überwiegen von Wandflächen im oberen Gebäudebereich. Durch diese Stilmittel wirkt das Gebäude einerseits großstädtisch, andererseits autonom. Ähnlich wie das Internationale Congress Centrum (ICC) von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte aus den Jahren 1976–1980 trägt Düttmanns Ku-Damm-Eck ferner Züge, die an Science-Fiction erinnern und kann als Dokument für die Architektur der frühen 1970er Jahre in West-Berlin angesehen werden. Cornelius Hertling, der ehemalige Präsident der Berliner Architektenkammer, würdigte das Ku-Damm-Eck folgendermaßen: „Sehr schöner Bau, vielfältig gegliedert, in einer damals sehr modernen Fassadentechnik […] Also anstelle dieses interessanten, vielfältig gegliederten und auch räumlich interessanten Baus so etwas [wie das neue Ku-Damm-Eck] hinzusetzen, das ist reiner Kommerz, reine Überausnutzung von Grundrissen […]“[1]

Multimedia-Elemente

An der Ecke Kurfürstendamm /Joachimstaler Straße trug das Ku-Damm-Eck eine 300 m² große Lichtraster-Werbefläche, die farbige bewegliche Bilder erzeugen konnte und auf der auch Wetterberichte und Kurznachrichten präsentiert wurden. Dabei verbanden sich die bewegten Bilder des Lichtrasters mit farbigen Leuchtreklamen, Werbeplakaten und Applikationen zu einer genuin modernen, großstädtischen Architekturästhetik. Vorbild für dieses frühe Beispiel einer Multimedia-Architektur war wahrscheinlich der Times Square Ticker bzw. Zipper am New Yorker Times Square. Das Nachfolgegebäude des Ku-Damm-Ecks trägt heute an gleicher Stelle eine Multimediawand, die nur 104 m² groß ist.[2]

Kritik, Abriss und Neubau

Das neue Ku-Damm-Eck, 2009

Wegen seiner – den Maßstab des Boulevards sprengenden – Größe, seiner starken Geschlossenheit und seinen verwinkelten, überwiegend künstlich beleuchteten Innenräumen zog das Ku-Damm-Eck früh Kritik auf sich und wurde für manche zum Synonym für die West-Berliner Bausünden der 1970er Jahre, wobei seine plastisch-expressiven Qualitäten ignoriert wurden. Trotz seiner Popularität erhielt das Ku-Damm-Eck nie einen Bestandschutz durch die Denkmalpflege. 1996 wurde das Gebäude geschlossen, 1998 asbestsaniert, abgerissen und durch das neue Ku-Damm-Eck ersetzt, das von dem Hamburger Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp) entworfen wurde. Es handelt sich um zehngeschossiges, 45 Meter hohes Geschäftshaus mit einem zentralen Zylinderbau über einem niedrigeren wellenförmigen Sockel. Auf dem vorspringenden runden Eck des Sockels wurde das Skulpturenensemble Das Urteil des Paris von Markus Lüpertz aufgestellt. In dem Gebäude befinden sich heute das Bekleidungskaufhaus C&A und das Hotel Swissôtel.

Literatur

  • Martin Wörner/Doris Mollenschott: Architekturführer Berlin. „Ku-Damm-Eck“ in: Reimer, 1990, Berlin, S.44

Weblinks

Einzelnachweise

  1. C. Hertling: Das industrielle Bauen und seine Protagonisten. In: Nachruf der Architektenkammer Berlin auf ihren Präsidenten Cornelius Hertling, S. 5f (PDF-Datei, Abgerufen am 27. Januar 2010)
  2. Webseite des Vermarkters. Abgerufen am 14. Mai 2011
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