Chemnitzer Modell

Chemnitzer Modell
Das Streckennetz der City-Bahn Chemnitz mit der Pilotstrecke nach Stollberg

Beim Chemnitzer Modell nutzen ähnlich wie beim Karlsruher Modell Straßenbahnen Eisenbahngleise.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Chemnitzer Straßenbahn hat seit der in den 1960er Jahren begonnenen Umspurung die bei den deutschen Eisenbahnen übliche Spurweite von 1435 mm. Im Unterschied zu Karlsruhe ist das Chemnitzer Modell komplett auf Niederflurtechnik ausgelegt, d. h. die Bahnhaltepunkte erhalten einen nur 20 cm hohen Bahnsteig – so wie bei der Straßenbahn in der Stadt Chemnitz üblich.

Am 15. Dezember 2002 wurde die Pilotstrecke Chemnitz–Stollberg (Sachsen) eröffnet. Am Chemnitzer Stadtrand wechseln die Triebwagen der City-Bahn Chemnitz vom Straßenbahn- auf das mit 750 V Gleichstrom elektrifizierte Eisenbahngleis. Dabei fährt der Zug von Chemnitz Hauptbahnhof aus bis Chemnitz-Altchemnitz auf Straßenbahngleisen und wechselt dann auf die Eisenbahngleise (ehemals Würschnitztalbahn). Die Gleisanlagen ab Chemnitz-Zwönitzbrücke nach Stollberg wurden zunächst von der City-Bahn Chemnitz gepachtet, die sie an die Regio-Infra-Service Sachsen weitergab. Damit sind Netz und Betrieb unternehmerisch getrennt. Zum Einsatz kommt die rot lackierte Variobahn mit EBO-Ausrüstung.

Finanzierung

Für das Jahr 2011 sind Fördermittel in Höhe von 7,5 Mio. Euro für das Projekt zugesagt – 6 Mio. Euro vom Bund und 1,5 Mio. Euro vom Land Sachsen. Auf Bundes- und Landes-Zuschüsse besteht auch für die Jahre 2012–2014 Aussicht (2012: 10 Mio. Euro, 2013: 16,25 Mio. Euro, 2014: 21,25 Mio. Euro), eine schriftliche Bestätigung steht allerdings noch aus. Dies ist jedoch nur ein kleiner Teil der nötigen Gesamtinvestitionen in Höhe von 300 Mio. Euro, deshalb erhoffen sich die Projektverantwortlichen die Genehmigung des kompletten Förderrahmens durch Bund und Land Sachsen, der 250 Mio. Euro der geplanten 300 Mio. Euro an Investitionen für Streckennetzausbau, Fahrzeugbeschaffung, etc. durch Zuschüsse abdeckt.[1]

Fahrgastzahlen

Die Anbindung des Umlandes mit dem Chemnitzer Modell wird von den Fahrgästen gut angenommmen. Der Fahrgastverband Allianz pro Schiene testiert der Strecke von 1998 bis 2008 ein Fahrgästeplus von 886 Prozent und ordnet damit das Chemnitzer Modell als eine der erfolreichsten 15 Regionalbahnen in Deutschland ein.[2]

Weitere Planungen

Haltepunkt der City-Bahn Chemnitz in Chemnitz-Harthau

Bis zum Jahr 2013 soll für Straßenbahnen eine Einfahrt in den Hauptbahnhof mit einer Übergangsstelle auf das Eisenbahnnetz geschaffen werden. Dazu werden von der DB die ersten 4 Gleise des Querbahnsteigs aufgegeben und eine Durchfahrt in das Bahnhofsgebäude errichtet. Darüber sollen mit Diesel-Elektro-Hybridfahrzeugen weitere Linien von Burgstädt, Mittweida und Hainichen aus in Richtung Zentralhaltestelle und Altchemnitz eingerichtet werden. Zur Erprobung der neuen Fahrzeuge lieh man sich im Herbst 2006 eine Alstom RegioCitadis von der RegioTram Kassel, um die Einsatzfähigkeit im Stadtbahnnetz und auf der Strecke nach Stollberg zu testen.

Schon 2014 soll ein weiterer Verknüpfungspunkt zwischen Stadt- und Eisenbahngleisen entstehen: Eine neu einzurichtende Stadtbahnlinie soll über die Reichenhainer Straße bis zum Campus führen und anschließend über das Eisenbahnnetz bis nach Thalheim reichen. Im Jahr darauf soll mit Hilbersdorf auch erstmals seit der Umspurung ein nördlicher Stadtteil über die Sachsen-Allee und den früheren Rangierbahnhof an das Stadtbahnnetz angebunden werden. Die neue Linie soll dann über das bisher nur für Museumsfahrten genutzte dritte Streckengleis nach Niederwiesa und von dort bis ins Erzgebirge verkehren. Für 2018 ist die Verlängerung der Pilotstrecke von Stollberg nach Oelsnitz geplant. Das langfristige Ziel des Projektes schließt auch die Wiederanbindung von Limbach-Oberfrohna an das Schienennetz von Chemnitz ein. Der erste Schritt auf diesem Weg wird die Straßenbahnlinie von der Innenstadt bis hin zum Einkaufszentrum Chemnitz-Center sein und im weiteren Verlauf der Ausbau über Röhrsdorf und Kändler an das bestehende Schienennetz Limbach-Oberfrohnas. Diese Maßnahmen sollen bis 2019 abgeschlossen sein.[3]

Eine Weiterführung des Modells in Richtung Süden über Thalheim hinaus bis nach Aue soll Gegenstand zukünftiger Überlegungen sein. Auch die positive Entwicklung der Modellstrecke Chemnitz–Stollberg – von anfangs etwa 800 auf aktuell circa 5000 Fahrgäste täglich – spielt dabei eine Rolle.[4]

Kurzer Überblick

Stufe 1: Fertigstellung 2013

  • Verknüpfung Straßen-/Eisenbahn im Hauptbahnhof
  • Durchbindung der Linien aus Burgstädt, Mittweida und Hainichen bis Zentralhaltestelle bzw. Altchemnitz
  • Wegfall der Straßenbahnlinie 6

Stufe 2: Fertigstellung 2014

  • Bau einer Straßenbahnstrecke über die Reichenhainer Straße bis zur Uni, dahinter Schwenk zur DB-Strecke nach Thalheim(Erzgeb)
  • Neubau 2,0 km zweigleisige Straßenbahnstrecke und 400 m Eisenbahnanschlussgleis

Stufe 3: Fertigstellung 2015

  • Bau einer Straßenbahn-/Eisenbahnstrecke über Sachsen-Allee
  • Weiterführung Richtung Niederwiesa unter Umgehung der Sachsenmagistrale über das abgeräumte Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Hilbersdorf (u.a. Haltepunkt am SEM)
  • Nutzung des dritten Gleises ab SEM bis Niederwiesa
  • Neubau 1,3 km zweigleisige Straßenbahnstrecke und 6,8 km eingleisige Eisenbahnstrecke
  • Linienbündelung Hainichen/Olbernhau/Annaberg – Niederwiesa – Sachsen-Allee – Hbf. − Zentralhaltestelle – TU – Thalheim

Stufe 4: Fertigstellung 2018

  • Verlängerung der Strecke ab Stollberg (Sachs)
  • Neubau von 4,1 km eingleisiger Eisenbahnstrecke, beginnend auf der alten Trasse Richtung Zwönitz, über das Gewerbegebiet Stollberger Tor und die A72 und dort Anschluss an die bisherige Strecke nach Oelsnitz

Stufe 5: Fertigstellung 2019

  • Bau einer Straßenbahnstrecke über Hartmann- und Leipziger Straße bis Chemnitz-Center und Limbach-Oberfrohna
  • Neubau von 6,1 km zweigleisiger Straßenbahnstrecke und 9,6 km eingleisiger Eisenbahnstrecke
  • Durchmesserlinie Oelsnitz – Stollberg (Sachs) – Altchemnitz – Zentralhaltestelle – Chemnitz-Center – Röhsdorf – Limbach-Oberfrohna

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 55 Millionen Euro für das Chemnitzer Modell. Freiepresse.de (14. April 2011). Abgerufen am 14. April 2011.
  2. Allianz pro Schiene: Erfolgreiche Regionalbahnen abgerufen 8. Oktober 2011
  3. http://www.eisenbahnseite.de/
  4. Chemnitzer Straßenbahn könnte bis nach Aue fahren. Freiepresse.de (24. Mai 2011). Abgerufen am 25. Mai 2011.

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