Orde Wingate

Orde Wingate
Orde Wingate
Chindits während der Operation Longcloth

Orde Charles Wingate DSO mit zwei Spangen (* 26. Februar 1903 in Naini Tal bei Almora, Britisch-Indien; † 24. März 1944 in Manipur) war ein britischer Generalmajor.

Leben

Wingate wurde am 26. Februar 1903 im indischen Naini Tal in eine Familie mit militärischer Tradition geboren - u.a. Onkel zweiten Grades war der General Reginald Wingate. Seine Eltern waren Angehörige der Brüderbewegung und erzogen ihn nach deren strengen Regeln. Ab 1916 besuchte er die Charterhouse School in Godalming. Ab 1921 besuchte er die Royal Military Academy in Woolwich. Nach seinem Abschluss trat er im August 1923 in die Royal Artillery ein.

Ab Oktober 1926 besuchte er mit gutem Erfolg einen Arabischkurs an der School of Oriental Studies in London. Ab April 1928 befehligte er eine Kompanie der Sudan Defense Force. 1932 unternahm er mit Unterstützung der Royal Geographical Society eine Kamelexpedition in die libysche Wüste. 1933 kehrte er nach Großbritannien zurück, wo er am 24. Januar 1935 Lorna Moncrieff Patterson heiratete, nachdem er eine bereits bestehende Verlobung gelöst hatte. Aus der Ehe ging der Sohn Orde Jonathan Wingate hervor, der nach dem Tod seines Vaters geboren wurde.

1936 wurde er nach Palästina versetzt, wo er die Special Night Squads, eine aus britischen Soldaten und Mitgliedern der Jewish Settlement Police gebildete paramilitärische Kommandoeinheit, organisierte. Hier war er vor allem im Norden tätig, in Gälläa und vor allem in der Region um die Berge Tabor und Gilboa. Besonders fühlte er sich hier dem Kibbuz En Harod verbunden: Es lag zum einen strategisch günstig, hatte für ihn als Christen aber auch eine biblische Bedeutung (Richterbuch 7,1): "En Harod übte auch eine besondere geistliche Anziehung auf Wingate aus: .. hier ... lag Gideons Grab"[1]. Wingates spezielle Aktivitäten in Palästina sind nur vollständig durch seine innere Motivation verständlich: "Seine Liebe zu Zion gründete sich auf das eifrige Studium des Alten Testaments."[2] Für seine dortigen militärischen Erfolge wurde er mit dem Distinguished Service Order (DSO) ausgezeichnet.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schuf er im Sudan die Gideon (vgl. den vorherigen Absatz) Force, die ab Februar 1941 Guerillaaktionen gegen die italienische Besatzungsmacht in Äthiopien unternahm. Für seine Leistungen während der Kampagne in Ostafrika wurde er mit einer Spange zum Distinguished Service Order ausgezeichnet, was einer erneuten Verleihung entspricht.

Am 4. Juli 1941 verfiel er nach einer überdosierten Behandlung mit Mepacrin in Depressionen und unternahm einen Suizidversuch.

Nach seiner Genesung wurde Wingate, nun als Oberst, nach Burma entsandt, wo er am 22. März 1942 eintraf. Nach dem Zusammenbruch des alliierten Widerstands in dieser Region begab er sich nach Indien, wo er als Brigadier die Ausbildung der Indian 77th Infantry Brigade übernahm. Sie war die erste Einheit der später als Chindits bekannten Spezialeinheit. Diese solle als Spezialeinheit aus britischen und indischen Truppen Operationen hinter den japanischen Linien durchführen.

Der erste Einsatz der Chindits war die Operation Longcloth. Sie musste aber unter schweren Verlusten abgebrochen werden.

Winston Churchill war von Wingate eingenommen und nahm diesen im August 1943 mit zur Quadrant-Konferenz, wo ihm Gelegenheit geboten wurde, seine Pläne für einen weiteren Einsatz der Chindits vorzustellen. Im gleichen Monat erhielt Wingate eine weitere Spange zum Distinguished Service Order.

Nach seiner Rückkehr nach Indien wurde er zum Generalmajor befördert.

Die Pläne führten schließlich zur Operation Thursday. Am 24. März 1944 flog Wingate in das Kampfgebiet, um dort die Situation dreier Chindit-Stützpunkte zu erkunden. Auf dem Rückflug von Imphal nach Lalaghat stürzte seine North American B-25 im hügeligen Dschungel nahe Thilon (heute im indischen Bundesstaat Manipur) ab. Neben ihm starben auch alle anderen neun, hauptsächlich US-amerikanischen Flugzeuginsassen. Die sterblichen Überreste wurden zunächst am Absturzort und 1947 in einem Massengrab auf dem britischen Militärfriedhof in Imphal begraben. Im November 1950 wurde Wingates Leichnam exhumiert und auf dem Nationalfriedhof Arlington im US-Bundesstaat Virginia beigesetzt.

Ein Denkmal für Wingate und die Chindits befindet sich an der Nordseite des Victoria Embankment in London.

Literatur

  • Raymond Callahan: Wingate, Orde Charles (1903–1944). In: H. C. G. Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB), Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X, online, Stand: Januar 2011 (Lizenz erforderlich) (englisch)
  • John W. Gordon: Major-General Orde Wingate, In: John Keegan (Hrsg.): Churchill’s Generals. London 1991. ISBN 0-297-82066-4
  • Gerd Linde: Burma 1943 und 1944. Die Expeditionen Orde C. Wingates. Einzelschriften zur militärischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges Nr. 10, Verlag Rombach, Freiburg 1972 ISBN 3-7930-0169-5

Einzelnachweise

  1. Michael J. Pragai: Sie sollen wieder wohnen in ihrem Land. Die Rolle von Christen bei der Heimkehr der Juden ins Land Israel, Bleicher Verlag, Gerlingen 1990, ISBN 3-88350-027-5, S.143
  2. Michael Krupp: Zionismus und Staat Israel. Ein geschichtlicher Abriß, Gütersloher Verlagshaus, 3.Auflage, Gütersloh 1992, ISBN 3-579-00791-2, S.101

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