Osmanische Wissenschaftliche Gesellschaft

Osmanische Wissenschaftliche Gesellschaft

Die Osmanische Wissenschaftliche Gesellschaft (türkisch ‏جمعيتِ علميه عثمانيه‎ Cemiyet-i İlmiye-i OsmaniyeİA Cemʿiyyet-i ʿIlmiyye-i ʿOsmāniyye) war eine 1861 in Istanbul gegründete Gelehrtengesellschaft.[1]

Geschichte

Die Osmanische Wissenschaftliche Gesellschaft wurde vom osmanischen Botschafter in Sankt Petersburg Halil Bey und Münif Pascha im Jahre 1861 gegründet. Mitglieder der Gelehrtengesellschaft waren Beamte, Würdenträger und Gelehrte. Zu ihren Zielen gehörte es, öffentliche Vorträge und Kurse in Räumlichkeiten zu organisieren, die ihr von der osmanischen Regierung, der Hohen Pforte, zur Verfügung gestellt wurden. Die Gesellschaft brachte die erste türkische wissenschaftliche Fachzeitschrift Mecmūʿa-yi Fünūn / ‏مجموعه فنون‎ /‚Zeitschrift der [säkularen] Wissenschaften‘ heraus. Die Mecmūʿa-yi Fünūn erschien monatlich und wurde mit staatlicher Unterstützung im Land verteilt.[1]

Zum Inhalt der Mecmūʿa-yi Fünūn zählten Naturwissenschaften, Geschichte, Geographie, Politik, Wirtschaft und Philosophie. Die Zeitschrift vermittelte der osmanischen Leserschaft klassische und europäische Errungenschaften in diesen Fachgebieten sowie die nichtdogmatische – d.h. nicht von der Religion dominierte – Behandlung von wissenschaftlichen und philosophischen Problemen.[1]

Ahmet Hamdi Tanpınar verglich ihre Rolle für die Aufklärung in der Türkei mit der Rolle von Diderots[2] Encyclopédie im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Die Cholera-Epidemie in der Türkei im Jahr 1865 brachte allerdings ein schnelles Ende für die Zeitschrift. Zu einer Wiederveröffentlichung kam es erst einige Jahre später. Das endgültige Ende der Zeitschrift kam mit ihrem Verbot durch Sultan Abdülhamid II. im Jahr 1882.[1] Ab 1891 folgte die langlebige Fachzeitschrift Servet-i Fünûn, die bis 1944 erschien.

Die Gesellschaft war die dritte Gelehrtengesellschaft in der sich in der Tanzimatperiode befindenden Türkei des 19. Jahrhunderts. Ihre Vorgänger waren die Encümen-i Dāniş / ‏انجمنِ دانش‎ von 1851 und die ältere „Gelehrtengesellschaft von Beşiktaş“ während der Herrschaft Sultan Mahmuds II.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Bernard Lewis: Djemʿiyyet-i ʿIlmiyye-i ʿOthmāniyye. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 2, Brill, Leiden, S. 532 (englisch).
  2. Klaus Kreiser: Der osmanische Staat 1300–1922. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008, ISBN 9783486585889, S. 72.

Literatur

  • Abdülhak Adnan Adıvar: Interaction of Islamic and western thought in Turkey. Princeton 1951.
  • Bernard Lewis: The emergence of modern Turkey. London 1961, S. 431 f.
  • Şerif Mardin: The genesis of Young Ottoman political thought. Princeton 1962, S. 238–240.
  • Schlechta-Wssehrd: Ueber den neugestifteten türkischen Gelehrten-Verein. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. XVII, 1863.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der wissenschaftlichen Akademien — Inhaltsverzeichnis 1 Europa 1.1 Albanien 1.2 Aserbaidschan 1.3 Belarus 1.4 Belgien …   Deutsch Wikipedia

  • Encümen-i Daniş — (türkisch ‏انجمنِ دانش‎, İA Encümen i Dâniş, dt. „Gesellschaft der Gelehrten“) war eine osmanische Gelehrtengesellschaft. Sie wurde im Jahr 1851 in Istanbul gegründet und war die erste moderne Akademie der Wissenschaften des Nahen… …   Deutsch Wikipedia

  • Münif Pascha — Mehmet Tahir Münif Pascha (türkisch ‏محمّد طاهر منيف پاشا‎ Mehmet Tahir Münif Paşa, İA Meḥemmed Ṭāhir Münīf Paşa; * 1828/1829 in …   Deutsch Wikipedia

  • 20. Januar — Der 20. Januar (in Österreich und Südtirol: 20. Jänner) ist der 20. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 345 Tage (in Schaltjahren 346 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Dezember · Januar · Februar …   Deutsch Wikipedia

  • 20. Jänner — Der 20. Januar (in Österreich und Südtirol: 20. Jänner) ist der 20. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 345 Tage (in Schaltjahren 346 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Dezember · Januar · Februar …   Deutsch Wikipedia

  • Völkermord an den Armeniern — Foto eines anonymen deutschen Reisenden: Armenier werden im April 1915 von osmanischen Soldaten aus Karphert (türkisch: Harput) in ein Gefangenenlager im nahen Mezireh (türkisch: Elazığ) geführt.[1] Der Völkermord an den Armeniern geschah während …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner Kongress — (Gemälde von Anton von Werner, 1881, 3,60 × 6,15 m im Berliner Rathaus). Erkennbar sind links im Vordergrund Gortschakow im Gespräch mit Disraeli, in der Mitte Bismarck zwischen Andrássy und Schuwalow; rechts im Hintergrund neben… …   Deutsch Wikipedia

  • Erster Weltkrieg — Der Erste Weltkrieg wurde von 1914 bis 1918 in Europa, dem Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und auf den Weltmeeren geführt und forderte rund 17 Millionen Menschenleben.[1] Annähernd 70 Millionen Menschen standen unter Waffen, etwa 40 Staaten …   Deutsch Wikipedia

  • Albanische Geschichte — Tempelruine in Apollonia, nahe der Stadt Fier in Mittelalbanien Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Antike 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Albaniens — Tempelruine in Apollonia, nahe der Stadt Fier in Mittelalbanien Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”