Vermehren (Familie)

Vermehren (Familie)
Wappen der Vermehren zu Lübeck

Vermehren ist der Name einer aus Flämisch Brabant stammenden Lübecker Familie.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als Stammvater der Familie gilt Paul Vermehren aus Zaventem, der um 1580 während des Achtzigjährigen Krieges als Glaubensflüchtling über Antwerpen und Stade nach Lübeck gekommen war. Mehrere Mitglieder der Familie waren als Seidenhändler tätig; Johann Vermehren (1634-1710) wurde der erste Akademiker und diente den Herzögen von Mecklenburg als Rat. Im 18. Jahrhundert stieg die Familie ins Lübecker Patriziat auf und stellte mit Michael Gottlieb Vermehren und Paul Vermehren zwei Ratsherren.[1] Im 19. Jahrhundert wurde Julius Vermehren Senator der Hansestadt. Sein Sohn Kurt Vermehren wurde ein bekannter Rechtsanwalt; der Übertritt seines Sohnes Erich Vermehren zu den Engländern 1944 löste eine Krise der Deutschen Abwehr aus und war Anlass für Sippenhaft der Familie.

Ein Zweig der Familie in Mecklenburg geht auf August Arnold Vermehren (1739-1807) zurück, einen Sohn des Lübecker Ratsherrn Michael Gottlieb Vermehren, der Pastor in Güstrow wurde. Weitere Generationen wirkten als Konsitorialräte und Superintendenten, aber auch als Lehrer an der Domschule Güstrow . Der Zeichner Otto Vermehren entstammt dieser Linie.

Wappen

In Silber aus grünem Boden wachsende drei Ähren. Der Helm hat eine grün-silberne Binde, darauf die Ähren.[2]

Bekannte Namensträger

verheiratet mit Petra Vermehren (1893–1971), deutsche Journalistin
  • Michael Vermehren (1915–2010), deutscher Journalist
  • Erich Vermehren (1919–2005), deutscher Jurist und Abwehr-Agent, später Unternehmer und Gründer der Una Voce
  • Isa Vermehren (1918–2009), deutsche Kabarettistin, Schauspielerin und Ordensschwester
  • Otto Vermehren (1861–1917), deutscher Maler, Zeichner und Kopist
  • Paul Vermehren (Architekt)

Einzelnachweise

  1. Prof. Dr. Hermann Mitgau, Göttingen, erwähnte in seinem Vortrag "Geschlossene Heiratskreise sozialer Inzucht", veröffentlicht in: Deutsches Patriziat 1430-1740, Büdinger Vorträge 1965 (Schriften zur Problematik der deutschen Führungsschichten in der Neuzeit, Band 3 der Gesamtreihe, im Auftrag der Ranke-Gesellschaft, Vereinigung für Geschichte im öffentlichen Leben, herausgegeben von Hellmuth Rössler), C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 1968, S. 1-25, hier S. 16 f.: "[...] Das ist die schon 1941 angestellte Untersuchung von Wegemann über die führenden Geschlechter Lübecks und ihre Verschwägerungen. Sie beschränkt sich auf 77 Alt-Lübecker Geschlechter, die Geschichte machten, d. h. hansisch-lübische Geschichte, geradezu ein klassisches Beispiel für die Inzucht der ratsfähigen Geschlechter. Das Alter der Selbstbehauptung überrascht. Zwar sind 1810 alle alten Geschlechter verschwunden, aber wie lange behaupten sich einige! Die Warendorp, 1714 in Lübeck erloschen, 383 Jahre ratssitzend, von 1183 bis 1566, mit 14 Ratsherren und sechs Bürgermeistern. Die von Stiten mit zwölf Ratsherren und drei Bürgermeistern bis 1692, 245 Jahre im Rate. Die Brömse mit 15 Ratsherren und fünf Bürgermeistern bis 1800, 331 Jahre ratsgesessen, bis 1744 die Lüneburg, eines der ältesten Geschlechter von überragender Dauer, 451 Jahre im Rat mit 15 Ratsherren, fünf Bürgermeistern. Ihnen gleich kommen nur die 1776 erlöschenden Wickede mit 450 Jahren seit 1326 im Rate nachweisbar mit 15 Ratsherren und sechs Bürgermeistern. Und zu den neuen Geschlechtern gehören dann die Kerkring von 321 Jahren Ratssässigkeit mit 14 Ratsherren, zwei Bürgermeistern. 1810 verschwinden die Rodde, die seit 1612 zehn Ratsherren und sechs Bürgermeister stellten. Sie alle gehörten fast ausschließlich der exklusiven Zirkelgesellschaft an, deren Junker seit 1641 dem niederen Adel gleichgestellt waren, und hier wieder vorzüglich dem Kreise der sogenannten Klerikergeschlechter. Es sind Großkaufmanns- und Grundbesitzerfamilien. 1810 - das sagte ich bereits - erlischt dann die Zirkelgesellschaft: Es ist keine der alten Familien, die nicht in diesem Kreise versippt wäre. Als 1848 die Revolution die Geschlechterherrschaft zu Ende brachte, waren diese alten Geschlechter in Lübeck nicht mehr vertreten. Nur eines, die Eschenburg, verschwägert mit den älteren Lübecker Plessing, Tesdorpf, Vermehren, stellte nochmals in den 72 Jahren von 1848 bis 1920 drei Ratsherren und zwei Bürgermeister. (Eine Ergänzung zu dieser schon 1941 erschienenen Veröffentlichung stellt eine Studentenarbeit von Käte Godbersen über die Wickede dar, die mit 29 ihres Namens in der Zirkelgesellschaft vertreten sind. Sie ergibt einen geschlossenen Heiratskreis dieser Alt-Lübecker Patrizier.)[...]"
  2. Nach: Die Wappen bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz. Band 9, Teil 1

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