Wilhelm Thiele (Politiker)

Wilhelm Thiele (Politiker)
Wilhelm Thiele

Wilhelm Waldemar Thiele (* 10. September 1897 in Ballenstedt; † 28. März 1990 in Biedenkopf) war ein deutscher Politiker (NSDAP).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Wilhelm Thiele besuchte in den Jahren 1904 bis 1912 die Volksschule in Wickede (Ruhr). Er wurde im August 1916 zum Heeresdienst einberufen. In Folge nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Er kämpfte im Infanterie-Regiment 172 an der Westfront. Aus dem Krieg kehrte er als Kriegsversehrter zurück und wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und dem Verwundetenabzeichen ausgezeichnet.

Am 3. November 1925 trat er in die NSDAP ein.

1933 war Thiele Abgeordneter des Kommunal- und Provinziallandtages sowie erster Kreisdeputierter des Kreises Dillenburg. Im März 1933 wurde Thiele zum Stadtverordnetenvorsteher in Biedenkopf gewählt.[1] Dieser konstituierenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung war eine Stadtverordnetenwahl vorangegangen, in der die NSDAP mit 64,5% die absolute Mehrheit erlangte (im gleichen Monat erreichte die NSDAP bei der Reichstagswahl 43,9%).[2] Ebenfalls 1933 hat ihm die Stadt Biedenkopf die Ehrenbürgerschaft verliehen. Diese wurde ihm 1946 von der Stadt wieder aberkannt.

1934, nach der Wiederherstellung des Kreises Biedenkopf, wurde er zum ersten Kreisdeputierten des Kreises Biedenkopf und zum Stadtverordnetenvorsteher ernannt. Am 1. März 1934 folgte seine Berufung zum hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Biedenkopf.

Im April 1935 zog Thiele im Nachrückverfahren für den ausgeschlossenen Abgeordneten Walter Kramer (Verdacht auf Homosexualität) in den nationalsozialistischen Reichstag ein, in dem er bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 den Wahlkreis 19 (Hessen-Nassau) vertrat.

Nachdem er am 1. April 1937 freiwillig aus dem Kommunaldienst ausgeschieden war, wurde Thiele am 1. Oktober 1937 zum Kreisleiter des Großkreises Biedenkopf/Dillenburg ernannt.

Am 28. März 1945, ein Tag vor der Befreiung Biedenkopfs durch eine Einheit der US-Armee, versuchte Thiele zusammen mit weiteren Parteiführern der NSDAP mit einem Pkw vor der anrückenden Armee-Einheit zu flüchten.[3] Thiele wurde, wie auch andere NS-Führer, von Vertretern der US-Armee festgenommen und in ein Internierungslager überführt.

In einem Adressverzeichnis der Stadt Biedenkopf aus dem Jahre 1955 wird Thiele als „Rentner“ geführt.[4]

Von Zeitzeugen wird Wilhelm Thiele als ein Mann geschildert, der durch seine kleine Figur, seine Gehbehinderung aufgrund seiner Kriegsverletzung aus dem Ersten Weltkrieg und sein starkes Engagement für die NSDAP auffiel.

Literatur

  • Joachim Lilla (Bearbeiter): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945. Droste Verlag, Düsseldorf 2004. ISBN 3-7700-5254-4.
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hinterländer Anzeiger vom 23. März 1933
  2. Hinterländer Anzeiger vom 13. März 1933
  3. Schriftliche Aufzeichnung des damaligen Bürgermeisters Klein, der sich der Aufforderung Thieles, mit zu flüchten, widersetzte. Stadt Biedenkopf, Geschichten und Geschichte unserer Stadt, Band 2, 1254-2004, Festbuch zum Jubiläum der Stadt Biedenkopf, S. 72
  4. Stadt Biedenkopf, Geschichten und Geschichte unserer Stadt, Band 2, 1254-2004, Festbuch zum Jubiläum der Stadt Biedenkopf, S. 101

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