Zollernhof

Zollernhof
Haus Zollernhof, Ansicht von der Straße Unter den Linden

Der Zollernhof ist ein 1910/1911 in Berlin-Mitte errichtetes Bürogebäude, das unter Denkmalschutz steht.[1] Von 1949 bis 1990 befand sich hier der Sitz des Zentralrats der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Seit 3. Februar 2000 hat das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) dort sein Hauptstadtstudio und weitere Medienunternehmen haben sich niedergelassen.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Größe

Der Gebäudekomplex befindet sich in Berlin-Dorotheenstadt, zwischen Unter den Linden 36–38 und der Mittelstraße 45–48. Ursprünglich war das Gebäude nur halb so groß und nahm lediglich das Eckgrundstück des Boulevards Unter den Linden zu der später überbauten Kleinen Kirchgasse ein. Aktuell (Stand 2010) werden folgende Flächen angegeben: Grundstücksgröße 4.042 Quadratmeter; Bruttonutzfläche: 32.000 Quadratmeter auf elf Geschosse verteilt, davon sieben oberirdisch.

Bau, Namensgebung und Architektur des Gebäudes

Der Architekt Kurt Berndt erstellte den Gesamtentwurf des Gebäudes, die Gestaltung der Fassade im neoklassizistischen Stil sowie der Vorhalle und des Haupttreppenhauses steuerte Bruno Paul bei. Zusammen mit der Einweihung des Gebäudes am 16. November 1911 wurde das Restaurant Zollernhof, welches gesondert von dem Architekten Henry Gross geplant und ausgeführt wurde, mit 1000 Sitzplätzen eröffnet.[2] Es kann angenommen werden, dass die Namensgebung eine Referenz an das preußische Herrscherhaus der Hohenzollern ist. Das Gebäude selbst ist ein fünfgeschossiger Stahlskelettbau mit einer Natursteinverkleideten Fassade. Das als Kontorhaus geplante Gebäude bot zahlreichen verschiedenen Firmen Unterkunft in zentraler Lage. Die Erstbebauung hatte ihre Schauseite zur Straße Unter den Linden, die eine gleichmäßige Fenstergliederung erhielt – jeweils ein Fensterpaar ist in drei übereinanderliegenden Geschossen durch eine senkrechte Rahmung zusammengefasst. Unter den Fenstern der ersten Etage sind als Fassadenschmuck reliefartige Girlanden eingearbeitet. Das Attikageschoss trägt einige in klassizistischer Manier ausgeführte überlebensgroße Figuren (wie den Götterboten Hermes], die eine gut funktionierende Wirtschaft symbolisieren sollten. Die heute noch erhaltenen fünf Figuren wurden bei den Erweiterungsbauten des Jahres 1938 in die (neue) Gebäudemitte versetzt.[3]

1919 bis 1945

Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb der Hugenberg-Verlag den Zollernhof und ließ ihn 1938 durch die Architekten Richard Bielenberg & Josef Moser durch Überbauung der Kleinen Kirchgasse in der Länge verdoppeln. Dem Haus wurden sechs exakt kopierte Fensterachsen des Altbaus hinzugefügt (der Übergang zum Erweiterungsbau ist noch heute an der etwas helleren Steinverkleidung zu erkennen). Die Juden unter den Ladenbesitzern wurden in der nationalsozialistischen Zeit enteignet. Während des Zweiten Weltkriegs brannte der Komplex aus, sodass fast das gesamte Gebäudeinnere vernichtet wurde.

1946 bis 1990

Nachdem in der Straße Unter den Linden ab Sommer 1945 großflächig die zerstörten Gebäude enttrümmert worden waren, konnten die noch erhaltenen Bauten rekonstruiert werden. Am Zollernhof wurde die Innengestaltung verändert, ein Restaurant wurde nicht weiter betrieben. 1949 nahm der Zentralrat der FDJ seinen Hauptsitz im Zollernhof. Auch andere Organisationen der DDR waren dort angesiedelt wie die Hauptverwaltung der Pionierorganisation Ernst Thälmann, die FDJ-Bezirksleitung Berlin, das Komitee für Touristik und Wandern der DDR sowie ein Spezialgeschäft für Pionier- und FDJ-Kleidung, Touristik, Sport und Camping im Erdgeschoss.

Nach 1990

Im Februar 1990 besetzten den Zollernhof mehrere "neue" DDR-Jugendverbände, die direkt nach dem Mauerfall und dem Zugeständnis, weitere Jugendverbände neben der staatlichen Organisation FDJ zu gründen, entstanden waren. Sie schlossen sich im "Runden Tisch der Jugend" in der DDR zusammen und sahen es als ihr Recht, den vorher vom Staatsjugendverband FDJ genutzten Raum für eine pluralistische, demokratische Jugendarbeit zu nutzen. Mehrere Jugendverbände gingen im Rahmen der deutschen Wiedervereinigung vom Oktober 1990 schnell in westdeutsche Partnerverbände auf (wie z.B. die Jusos oder die Jungen Liberalen der DDR) oder hatten sich wenige Monate nach ihrer Gründung aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen wieder aufgelöst, aber einige, wie z.B. die Deutsche Esperanto-Jugend (mit einer weiteren Geschäftsstelle in Bonn), das Jugendnetzwerk Lambda und der Dachverband Arbeitsgemeinschaft Neue Demokratische Jugendverbände nutzten das Gebäude weiter.

Im November 1993 erwarb das ZDF den Zollernhof. Von 1997 bis 1999 wurde das Gebäude unter Leitung des Berliner Architekten Thomas Baumann saniert und umgebaut. Der Hof wurde Teil einer Ladenpassage, die den Boulevard Unter den Linden mit der rückwärtigen Mittelstraße verbindet.[4] Am 3. Februar 2000 eröffnete das ZDF sein neues Hauptstadtstudio in diesem historischen Gebäude.[5][6] Auch das Restaurant Zollernhof wurde an gleicher Stelle wiedereröffnet. Weitere Mieter im Zollernhof sind das österreichische Fernsehen ORF sowie die japanischen Medienunternehmen Mainichi Broadcasting System (MBS) und Tokyo Broadcasting System (TBS). Der Zollernhof steht unter Denkmalschutz.

Literatur

  • H W. Hoffmann, F. Bolk: Zollernhof. ZDF Hauptstadtstudio & VEBA Unter den Linden, Berlin 2000, ISBN 3933743281
  • M. Dütmann, F. Zwoch: Bauwelt Berlin Annual 1999/2000. Chronik der baulichen Ereignisse 1996 - 2001, Berlin 2000, ISBN 3764362782
  • O. Boyn: Das politische Berlin. Der historische Reiseführer, Berlin 2008, ISBN 3861534754
  • Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Berlin, I; Institut für Denkmalpflege im Henschelverlag (Hrsg.), Seite 183. Berlin 1984

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Baudenkmal Zollernhof, Unter den Linden 36/38
  2. Historie des Gebäudes auf friedrichstrasse.de
  3. Die Bau- und Kunstdenkmale I, ... S. 183
  4. Artikel zur Planung des ZDF-Hauptstadtstudios in der Berliner Zeitung, 1996
  5. Artikel zur Eröffnung des ZDF-Hauptstadtstudios in der Berliner Zeitung, 2000
  6. Artikel zur Eröffnung des ZDF-Hauptstadtstudios in der Welt, 2000
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