Gamig

Gamig
Gamig
Stadt Dohna
Koordinaten: 50° 58′ N, 13° 51′ O50.96111111111113.841666666667190Koordinaten: 50° 57′ 40″ N, 13° 50′ 30″ O
Höhe: 190 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Jan. 1999
Postleitzahl: 01809
Vorwahl: 03529

Gamig ist ein Ortsteil der Stadt Dohna im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Sachsen. Er gehört zur Ortschaft Röhrsdorf.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Gamig liegt einen reichlichen Kilometer nordwestlich der Dohnaer Altstadt. Es befindet sich auf der Hochfläche zwischen Müglitz im Osten und Lockwitzbach im Westen südlich des Elbtalkessels. Der um Borthen und Röhrsdorf betriebene Obstbau prägt auch Gamig und sein unmittelbares Umland.

Angrenzende Dohnaer Ortsteile sind Gorknitz und Sürßen im Südwesten sowie Bosewitz im Nordwesten. Nächstgelegener Ort in nördlicher Richtung ist der Heidenauer Stadtteil Gommern.

Der Ortsteil Gamig besteht aus einem großen Einzelgut mit mehreren Nebengebäuden. Er liegt an der Straße von Dohna über Bosewitz nach Borthen. Die Adresse aller Häuser des Ortes lautet wegen seiner geringen Größe schlicht Gamig, ergänzt durch die jeweilige Hausnummer. In Gamig zweigt von der Straße die Gorknitzer Straße ab, die den namensgebenden Ort mit Gamig verbindet. An den ÖPNV ist Gamig durch die Buslinie B des Reisedienstes Dreßler angebunden, die im Ort eine Haltestelle hat.

Geschichte

Die Urform des aus dem Altsorbischen stammenden Ortsnamen dürfte *Kameńk gelautet haben. Der Ortsname Gamig geht somit ebenso wie z. B. Chemnitz und Kamenz das Wort *kameń, deutsch Stein, zurück und bedeutet somit „Siedlung in steiniger Gegend“. Die Deutung deckt sich mit der Lage des Ortes auf einer felsigen Anhöhe. Erstmals erwähnt wurde der Ort 1411 als „Kamenig“. In den folgenden Jahrhunderten waren zahlreiche weitere Schreibweisen in Gebrauch, darunter „Camegk“, „Camen“, „Kamig“, „Gamigk“ und „Gamich“.[2]

Ungewiss ist, ob Gamig als Vorposten der Burggrafen von Dohna entstand und später zum Kloster Altzella gehörte. Belegt ist hingegen, dass 1445/47 in Gamig ein Vorwerk bestand, aus dem sich spätestens 1512 ein Rittergut entwickelt hatte. Dessen Besitzer übten die Grundherrschaft in den Dörfern der Umgebung aus, darunter in der heutigen Wüstung Blochwitz, in Bosewitz, Gommern und Meuscha sowie in den heutigen Dresdner Stadtteilen Niedersedlitz und Zschieren. Eingepfarrt war und ist Gamig nach Dohna in die Marienkirche. Im 16. Jahrhundert war das Rittergut im Besitz der Herren von Schönberg (Frauensteiner Linie).[3] Sie ließen um 1575 das Schloss errichten. Im 17. Jahrhundert wechselten die Besitzverhältnisse häufig; zu den Gutsherren gehörten Angehörige der Geschlechter von Bärenstein, von Hofkirchen und von Hanau.[4] Die Kapelle wurde 1656 eingeweiht.

Gamig auf einer Karte aus dem 19. Jahrhundert

Im Jahre 1664 kaufte der Geheimrat von Heinicke (Hünicke) das Rittergut, das bis 1720 in Familienbesitz blieb. Schon in dieser Zeit war der große, im Wesentliche noch existierende Baubestand des Gutes vorhanden. Es bestand damals aus dem zentral gelegenen Wohnhaus (heutiges Schloss), dem Brauhaus, diversen Ställen und Scheunen sowie der Kapelle. Ab 1720 unterstand das Gut für etwa ein Jahrhundert den Grafen von Bose (darunter Carl Graf Bose), ab etwa 1830 dann den Grafen von Vitzthum. Diese ließen das Rittergut umgestalten. Unter Mitwirkung des durch die Dresdner Semperoper bekannten Architekten Gottfried Semper erfolgte 1834/35 der Ausbau des heute als Semperturm bezeichneten Wohnturmes. Das Schloss erhielt um 1840 ein spätklassizistisches Aussehen, die Kapelle romanisierende Anklänge. Auf Grundlage der Landgemeindeordnung von 1838 erlangte Bosewitz Selbstständigkeit als Landgemeinde, zu der auch der Ortsteil Gamig zählte, das somit nie als Gemeinde eigenständig war.

Die nächsten Besitzer des Rittergutes Gamig waren ab den 1860er Jahren die Herren von Lüttichau. Die Gutsblockflur, die den Gutsweiler umgab, hatte im Jahre 1842 eine Fläche von 173 Hektar. Im Jahre 1875 hatte Gamig 66 Einwohner, 1900 gab es zehn bewohnte Gebäude und 57 Einwohner. Um 1900 erwarb der Dresdner Fabrikant Höntsch das Gut, das bis zur Enteignung 1945 im Besitz von dessen Familie blieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Teile des Gutes abgerissen; aus dem Rittergut wurde zunächst ein Versorgungsgut der Roten Armee,[5] dann ein Volksgut. Als Teil der Gemeinde Bosewitz wurde Gamig am 1. Juli 1950 nach Gorknitz eingemeindet und zählte mit diesem ab 1952 zum Kreis Pirna. Das VEG Obstproduktion Borthen ließ 1980 die Innenräume und den Schlosspark umgestalten. Der Semperturm diente als Silo und nach einem Umbau ab 1985 als Wohnturm.[6] Bis 1990 wurde das Gut Gamig landwirtschaftlich genutzt.

Die Erbengemeinschaft der Familie Höntsch trat nach der Wende von ihrem Rückübertragungsanspruch zurück.[7] Im Jahre 1991 kaufte der Freistaat Sachsen die Gutsgebäude mit den etwa 170 Hektar umfassenden Ländereien und stellte den Komplex dem Verein Gut Gamig e. V. zur Verfügung. Dieser etablierte in Gamig eine Begegnungsstätte und Rehabilitationseinrichtung zur Behandlung psychisch kranker Menschen. Ende 1998 wurden die Stallgebäude abgerissen und neu errichtet. Am 1. Januar 1993 fusionierte die Gemeinde Gorknitz, zu der auch Gamig gehörte, mit Borthen und Röhrsdorf zur neuen Gemeinde Röhrsdorf. Seit deren Eingemeindung in die Stadt Dohna zum 1. Januar 1999 gehört Gamig zu Dohna. Das Gut wird heute ökologisch bewirtschaftet und erzeugt landwirtschaftliche und handwerkliche Produkte. Eine alte Scheune dient heute als Vereins- und Werkstattgebäude. Außerdem gibt es im Gut das Renaissancehaus, einen Schafstall, die Kapelle sowie die sozialtherapeutische Wohnstätte „Haus an der Kapelle“.

Weblinks

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Hauptsatzung der Stadt Dohna (PDF)
  2. Ernst Eichler/Hans Walther: Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Bd. 1, Berlin 2001. S. 286.
  3. Sächsisches Staatsarchiv
  4. schlossarchiv.de
  5. Heimatverein Röhrsdorf
  6. sachsens-schlösser.de
  7. gut-gamig.de

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