Gottlieb Duttweiler

Gottlieb Duttweiler
Gedenktafel an Duttweilers Geburtshaus an der Strehlgasse 13 in der Altstadt von Zürich

Gottlieb Duttweiler (* 15. August 1888 in Zürich; † 8. Juni 1962 in Rüschlikon) war Schweizer Unternehmer und Politiker (LdU).

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Mit fünf Verkaufswagen legte er 1925 den Grundstein zur Migros. Später eröffnete er Läden. Das Erfolgsgeheimnis war, dass er Güter des täglichen Bedarfs durch Ausschaltung des Zwischenhandels direkt zu den Verbrauchern brachte. Da viele Produzenten das Unternehmen boykottierten, wurde ein Teil der Waren selbst hergestellt. Im Laufe der Jahre entstanden immer mehr Filialen, und seiner sozialen Einstellung entsprechend, vermachten er und seine Frau Adele bereits 1941 die Migros ihrer Kundschaft, indem das Unternehmen zur Genossenschaft wurde. Aufgrund seines sozialen Engagements gibt es z. B. das Kulturprozent. Duttweiler verfügte, dass die Migros einen festen Teil ihres Umsatzes in kulturelle, sportliche und Freizeitaktivitäten investieren muss. So entstanden die Klubschule Migros im Bildungsbereich (entspricht ungefähr der Volkshochschule in Österreich und Deutschland) und unterschiedliche Freizeit-Einrichtungen.

Duttweiler prägte die Migros mit starken Prinzipien. So hat er zeitlebens verhindert, dass Alkohol und Tabakwaren von der Migros vertrieben und verkauft werden, obwohl er selber Zigarrenraucher war. Er war Begründer der politischen Partei Landesring der Unabhängigen (LdU). Von 1935 bis zu seinem Tod war er für die Kantone Bern und Zürich im National- und Ständerat. 1938 und 1939 setzte er sich für eine starke Flugwaffe ein; Duttweiler forderte, die Schweiz müsse tausend Militärflugzeuge beschaffen, die Jugend für die Aviatik begeistern, eine nationale Flugzeugindustrie aufbauen und eine Sondersteuer («Wehropfer») zur Finanzierung erheben. In diesem Sinn lancierte der LdU die «Flugzeug-Wehropfer-Initiative», die 92'199 Schweizer unterzeichneten, die dann aber nach Kriegsausbruch nicht mehr eingereicht wurde[1].

1948 warf Duttweiler mit zwei Steinen eine Fensterscheibe am Bundeshaus ein.[2] Der Nationalrat hatte seinen Vorstoss zum Thema Landesversorgung um mehr als vier Jahre verschleppt. Duttweiler fürchtete neue kriegerische Auseinandersetzungen und wollte die Bevölkerung dazu anhalten, Lebensmittelvorräte anzulegen. Der Steinwurf sorgte im In- und Ausland für grosses Aufsehen.[3]

In unregelmässigen Abständen wird vom Gottlieb Duttweiler Institut seit 1970 der nach ihm benannte Gottlieb-Duttweiler-Preis verliehen.

Im Sommer 2007 kam der Dokumentarfilm Dutti der Riese von Martin Witz in die Schweizer Kinos, der das Leben und Wirken Duttweilers zeigt. Bereits 1999 drehte Georges Gachot unter dem Titel Kultur für alle einen Film zum 50-Jahr-Jubiläum der Klubhaus-Konzerte, der die von Duttweiler begründete Kulturförderung über das Migros-Kulturprozent zum Thema hat. Im Jahr 2000 wurde Der Sozialkapitalist – Gottlieb Duttweiler von Bruno Moll produziert.

Literatur

  • Duttweiler-ABC. Vom Herrn der Migros und dem Meister des Landesrings [Eine Dokumenten-Sammlung]. Jean Christophe-Verlag, Zürich [1941] (Eine kritische, bissige, bisweilen auch polemische Auseinandersetzung mit der politischen Gestalt Duttweilers, in der Kriegszeit und davor, aus der Sicht der [linken] Schweizer Gewerkschaften.).
  • Michael Heister: Gottlieb Duttweiler als Handels- und Genossenschaftspionier. Vom eigennutzorientierten Grosshändler zum gemeinwohlorientierten Genossenschafter. In: Schriften zum Genossenschaftswesen und zur öffentlichen Wirtschaft. Band 30, Duncker und Humblot, Berlin 1991, ISBN 3-428-07180-8 (zugleich Dissertation an der Universität Köln 1991).
  • Karl Lüönd: Gottlieb Duttweiler (1888–1962). Eine Idee mit Zukunft. In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Band 72, Verein für Wirtschaftshistorische Studien, Meilen 2000, ISBN 3-909059-20-1
  • Marco Meier: Gottlieb Duttweiler – Migros-Gründer. Der populäre Visionär. TA-Media, Zürich 2000, ISBN 3-908515-42-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mehr dazu in: Roman Schürmann: Helvetische Jäger. Dramen und Skandale am Militärhimmel. Rotpunktverlag. Zürich 2009, S. 63–74. ISBN 978-3-85869-406-5.
  2. Heinz Scholz
  3. [1] oder [2] Berichte im Spiegel

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