Göler von Ravensburg

Göler von Ravensburg
Wappen der Göler von Ravensburg nach Siebmachers Wappenbuch

Die Familie Göler von Ravensburg stammt von einem alten Kraichgauer Adelsgeschlecht, das der Schwäbischen Reichsritterschaft angehörte und deren Stammsitz, die Ravensburg, bei Sulzfeld in Baden-Württemberg liegt. Sie ist stammverwandt mit den Herren von Helmstatt und den Herren von Mentzingen

Inhaltsverzeichnis

Abstammung

Die Ravensburg bei Sulzfeld

Urkundlich ist die Familie Göler von Ravensburg ab dem 13. Jahrhundert auf ihrem Stammsitz belegt. Die Mehrzahl der Historiker datieren den Bau der Burg und die Spaltung der drei Adelsgeschlechter auch erst auf diesen Zeitraum.

Raven de Wimpina zu Rappenau, der erstmals 1190 urkundlich erwähnt wird, und ein bedeutender staufischer Reichsministerial in Wimpfen war, soll um 1220 den Bergfried der Ravensburg errichtet haben. Zu seinen Besitztümern soll damals auch Rabans Aue (das heutige Bad Rappenau) gehört haben. Er gilt als der früheste gesicherte Vorfahre der drei genannten Adelsgeschlechter, die zum Kern der Kraichgauer Ritterschaft gehörten und die Geschichte des Kraichgau vom Hochmittelalter bis zur Mediatisierung im Jahr 1806 geprägt haben.

Der Besitz von Weinbergen ist in der Familie Göler von Ravensburg seit 1251 nachgewiesen, weswegen die Familie bis zum Verkauf des Weinguts 2010 als älteste Weinbau betreibende Familie Badens bezeichnet und zu den ältesten Weinerzeugern der Welt gerechnet wurde.

Wappen

Das Göler'sche Wappen auf einem alten Grabstein in Daisbach.
Allianzwappen Göler von Ravensburg-von Mentzingen auf einem Epitaph in der evang. Kirche zu Sulzfeld

Alle drei Familien (Göler von Ravensburg, von Mentzingen und von Helmstatt) führen als Wappen einen schwarzen Raben auf silbernem Feld. Nur durch die Helmzier unterscheiden sich die drei Wappen:

  • Göler von Ravensburg: auf schwarz-silbernen Decken ein Rabenhals mit einem goldenen Kamm, der mit fünf Granatblüten besteckt ist.
  • von Mentzingen: auf schwarz-silbernen Decken ein silberner Schwan mit goldenem Schnabel und erhobenen goldenen Flügeln, deren schwarze Schwungfedern mit silbernen Lindenblättern bestreut sind.
  • von Helmstatt zu Neckarbischofsheim: auf schwarz-silbernen Decken zwei Büffelhörner, das rechte silbern, das linke schwarz. Dagegen zeigte der ältere, 1694 erloschene Zweig zu Helmstadt, die identische Helmzier wie die Göler von Ravensburg.

Das Wappen soll auf Ritter Raban Göler im Kreichgau um 930 zurückgehen, der nach spätmittelalterlichen Quellen zu Ehren König Heinrichs I., des Vogelstellers, einen Vogel als Wappentier gewählt haben soll. Diese literarisch belegte Herleitung ist umstritten, denn Raben und Krähen sind regionaltypische Vögel des Kraichgaus, so dass dieser regionale Bezug zutreffender sein dürfte.

Daten aus der Geschichte

Bernhard I. Göler von Ravensburg und Bischof Georg von Speyer verhandeln mit aufständischen Bauern in Herrenalb 1525

In einer Urkunde von 1251 wird der Verkauf von Gütern und Rechten in Oberderdingen, darunter auch Weinberge, von Berthold I. Göler von Ravensburg und Liutfried von Helmsheim an das Kloster Herrenalb bezeugt.

1411 fiel Albrecht Göler von Ravensburg in der Schlacht am Donnersberg, seine Söhne Albrecht IV. und Hans fielen 1431 in Lothringen. Da der dritte Sohn Martin Domherr zu Speyer war, erhielt dieser als letzter männlicher Spross des Geschlechts 1433 durch Papst Eugen IV. unter ansehnlichen Kosten Befreiung vom geistlichen Amt.

1522 führte Bernhard Göler von Ravensburg in Sulzfeld die Reformation ein. Damit war der Ort eine der ersten Gemeinden, die zum lutherischen Glauben übertrat. Während des Bauernkriegs nahm Bernhard Göler von Ravensburg am 29. April 1525 als Berater des Bischofs Georg von Speyer an Verhandlungen mit aufständischen Bauern in Herrenalb teil. Dank seines als ausgleichend beschriebenen Charakters erreichte er einen Kompromiss, der die Bauern veranlasste, wieder nach Hause zu gehen.

1843 geriet die Familie Göler von Ravensburg im Zuge der sogenannten Göler-Haber-Affäre in das Blickfeld der Medien. Der Hintergrund war, dass dem Sohn eines geadelten jüdischen Bankiers aus Karlsruhe, Moritz von Haber, die Teilnahme an einem Ball in Baden-Baden verwehrt wurde, da er einer fünf Jahre zuvor erfolgten angeblichen Beleidigung durch Julius Göler von Ravensburg nicht entgegentrat. Der Eklat ließ sich nicht ausräumen, und es kam zu einem erzwungenen Duell zwischen Julius von Göler und Habers Sekundanten von Werefkin. Hierbei wurde Julius von Göler tödlich getroffen. Sterbend und halb aufrecht gehalten von seinen Sekundanten, gelang es Julius von Göler, nach drei Fehlzündungen auch von Werefkin zu erschießen.

1989 übergab Dieter Göler von Ravensburg das Familienarchiv mit Urkunden und Akten aus der Zeit von 1367 bis 1960 (insgesamt ca. 28 lfd.m.), das sich bisher im Rentamt zu Sulzfeld befand, an das Generallandesarchiv Karlsruhe.

2010 verkaufte die Familie ihr traditionsreiches Weingut Burg Ravensburg samt Göler’schem Rentamt in Sulzfeld für ca. sieben Millionen Euro an Heinz Heiler, den Eigentümer der Weingut Heitlinger GmbH.

Ehemalige und aktuelle Besitzungen

In der Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten zum Besitz der Familie Göler von Ravensburg die Grundherrschaft von Sulzfeld, Daisbach, Kieselbronn und Mauer sowie das Stammgut Schatthausen.

In Sulzfeld befinden sich als herrschaftliche Anwesen neben der Ravensburg noch das Rentamt sowie der Amalienhof. Das Rentamt wird auch Mittleres Schloss oder Pforzheimer Schloss genannt. Die Bezeichnung „Pforzheimer Schloss“ geht auf Engelhard Göler von Ravensburg zurück, der in Pforzheim im Dienst des Markgrafen von Baden stand. Das Rentamt wurde während der Badischen Revolution 1848/49 von Aufständischen verwüstet, wobei viele Akten und Urkunden zur Geschichte der Familie und der Ravensburg zerstört wurden. Der Amalienhof wurde im 17. Jahrhundert als dritter Herrensitz in Sulzfeld erbaut und erhielt seinen Namen im 19. Jahrhundert nach Amalia von Göler (geb. von Reck). Die Göler übten in Sulzfeld auch das Patronat über die dortige evangelische Kirche aus, wo sich auch ihre Grablege mit zahlreichen historischen Grabmalen befindet. Von den mehreren herrschaftlichen Wohnbauten auf der Ravensburg existieren heute nur noch Reste des Palais, das Hans Friedrich von Göler 1607 errichten ließ. Wappentafeln und Portalumrahmungen der abgebrochenen Häuser sind jedoch noch vorhanden.

Im 14. und 15. Jahrhundert existierte neben der Sulzfelder Linie auch ein Zweig zu Adelshofen und Streichenberg, die jedoch wieder erloschen sind.

Familienchroniken und genealogische Werke

Chronik von 1858

Die älteste bekannte Darstellung der Göler'schen Familiengeschichte entstand gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Sie wurde von Hans III. Göler von Ravensburg verfasst und trägt den Titel: Genealogia Nobilium de Goeler von und uff Ravenspurg. Weitergeführt wurde diese Chronik von Johann Bernhard Göler von Ravensburg im Jahr 1631. 1858 verfasste Hauptmann Louis Göler von Ravensburg eine bis in dieses Jahr fortgeführte Familiengeschichte, die 1958 durch Albrecht Göler von Ravensburg fortgesetzt wurde. Der Heimatverein Kraichgau veröffentlichte 1979 Die Göler von Ravensburg – Entstehung und Entwicklung eines Geschlechts der Kraichgauer Ritterschaft. Verfasser waren Dieter und Ravan Göler von Ravensburg. Letzterer vollendete 1997 die Genealogie der Göler von Ravensburg: Ein zweibändiges Werk, das den Umfang der bisherigen Chronik weit übertrifft. 2002 erschien eine 2., überarbeitete und erweiterte Auflage.

Die Stammfolge der Göler von Ravensburg wurde darüber hinaus in den folgenden Werken veröffentlicht:

  • Gabriel Bucelinus: Germania topo-, chrono-, stemmatographica. 1655-1662
  • Johann Gottfried Biedermann: Geschlechtsregister der Ritterschaft im Voigtlande.... Kulmbach 1752
  • Friedrich Cast: Adelsbuch des Großherzogthums Baden. Stuttgart 1845
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch (Gotha) 1855-1942
  • Edmund von der Becke-Klüchtzner: Stamm-Tafeln des Adels des Großherzogthums Baden. Baden-Baden 1886
  • Walther Möller: Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter. 1932-1936

Bekannte Vertreter

Historisches Grabmal von Albrecht V. Göler von Ravensburg († 1503) in Sulzfeld


Eine Vielzahl weiterer Familienmitglieder sind im Artikel Ravensburg (Sulzfeld) dargestellt.

Siehe auch

Literatur

  • Johann Friedrich Gauhen: Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Verleger: Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1740
  • Franz Gehrig: Der Rabe als Wappen. In: Kraichgau, Folge 2/1970, S.173−179
  • Louis von Goeler: Familien-Geschichte der Freiherren Goeler von Ravensburg. 1858
  • Dieter u. Ravan Göler von Ravensburg: Die Göler von Ravensburg. Entstehung und Entwicklung eines Geschlechts der Kraichgauer Ritterschaft. Herausgegeben vom Heimatverein Kraichgau (Sonderdruck Nr. 1), Sinsheim 1979
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Band 74, 1980
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Band 107, 1994

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Göler von Ravensburg — Göler von Ravensburg, ein altes freiherrliches, zum ehemaligen reichsritterschaftlichen Canton Craichgau gehöriges Geschlecht, dessen erster bekannter Ahnherr ist: 1) Raban G. von R., er lebte um 930 im Craichgau, zog mit Kaiser Heinrich I. in… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Göler von Ravensburg — Göler von Ravensburg, Franz Wilhelm August, Freiherr, Militärschriftsteller, geb. 28. April 1809 zu Sulzfeld in Baden, gest. 10. Juni 1862 in Karlsruhe, trat in die badische Artillerie, war längere Zeit Lehrer an der Kriegsschule, dann Begleiter… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Bernhard I. Göler von Ravensburg — (* 1480; † 1554) stammt aus der Familie Göler von Ravensburg, einem alten Kraichgauer Adelsgeschlecht, das der Schwäbischen Reichsritterschaft angehörte und deren Stammsitz, die Ravensburg, bei Sulzfeld in Baden Württemberg liegt. Er war Amtmann… …   Deutsch Wikipedia

  • Albrecht V. Göler von Ravensburg — (* 1444; † 12. November 1503) stammt aus der Familie Göler von Ravensburg, einem alten Kraichgauer Adelsgeschlecht, das der Schwäbischen Reichsritterschaft angehörte und deren Stammsitz, die Ravensburg, bei Sulzfeld in Baden Württemberg liegt. Er …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Wilhelm August Göler von Ravensburg — August Freiherr Göler von Ravensburg (1809–1862) badischer Generalmajor …   Deutsch Wikipedia

  • Georg I. Göler von Ravensburg — (* 1440; † 5. Juni 1502) stammt aus der Familie Göler von Ravensburg, einem alten Kraichgauer Adelsgeschlecht, das der Schwäbischen Reichsritterschaft angehörte und deren Stammsitz, die Ravensburg, bei Sulzfeld in Baden Württemberg liegt. Er war… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Friedrich Göler von Ravensburg — (* 21. September 1707 in Sulzfeld; † 22. Dezember 1757 ebenda) stammt aus der Familie Göler von Ravensburg, einem alten Kraichgauer Adelsgeschlecht, das der Schwäbischen Reichsritterschaft angehörte und deren Stammsitz, die Ravensburg, bei… …   Deutsch Wikipedia

  • Freiherr Friedrich Göler von Ravensburg — (* 21. März 1854 in Mosbach; † 29. Mai 1896 in Karlsruhe) war Professor der Kunstgeschichte, Kunsthistoriker und Rubensforscher. Freiherr Friedrich von Göler gehörte zum Geschlecht Göler von Ravensburg und war der Sohn des Stadtdirektors von… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Göler von Ravensburg — Freiherr Friedrich Göler von Ravensburg (* 21. März 1854 in Mosbach; † 29. Mai 1896 in Karlsruhe) war ein deutscher Kunsthistoriker und Rubensforscher. Er war Professor der Kunstgeschichte. Freiherr Friedrich von Göler gehörte zum Geschlecht… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Göler von Ravensburg — Todesanzeige des Freiherrn Ernst August Goeler von Ravensburg Karl Ernst August Freiherr Goeler von Ravensburg (* 10. April 1837 in Karlsruhe; † 9. September 1912 in Baden Baden) war Grundherr und Mitglied des Deutschen Reichstags. Leben …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”