Lothringen

Lothringen
Lothringen
Flagge der Region Lothringen Wappen der Region Lothringen
Lage der Region Lothringen in Frankreich
Basisdaten
Verwaltungssitz Metz
Präsident des Regionalrats Jean-Pierre Masseret PS
Bevölkerung

 – gesamt 2007
 – Dichte

2.339.881 Einwohner
99,4 Einwohner / km²

Fläche

 – gesamt
 – Anteil an Frankreich:

23.547 km²
3,7 %

Départements 4
Arrondissements 19
Kantone 157
Gemeinden 2.337
ISO 3166-2-Code FR-M

Lothringen (französisch Lorraine [lɔˈʀɛn]) ist eine Region im Nordosten Frankreichs. Sie umfasst die Départements Meurthe-et-Moselle, Meuse, Moselle und Vosges. Hauptort ist Metz. Lothringen hat 2.339.000 Einwohner (Stand 2006) und eine Fläche von 23.547 km². Der Name der Region bezieht sich auf das historische Herzogtum Lothringen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Region Lothringen liegt im Nordosten Frankreichs an den Oberläufen von Maas (frz. Meuse), Mosel (Moselle), Saar (Sarre) und Saône. Sie bildet den östlichen Ausläufer des Pariser Beckens. Die Ostgrenze wird von den Vogesen gebildet. Der höchste Punkt ist der Hohneck mit 1364 Metern Höhe.

Sie ist die einzige französische Region, die an drei andere Staaten grenzt: Belgien, Luxemburg und Deutschland (Saarland und Rheinland-Pfalz). Sie grenzt ebenfalls an drei französische Regionen: Elsass, Champagne-Ardenne und Franche-Comté.

Die Mosel in Metz

Bevölkerung

Die Region Lothringen hat heute etwa 2,3 Millionen Einwohner.

Die südlichen, zentralen und westlichen Teile Lothringens gehören von Alters her zum französischen, die nordöstlichen Teile Lothringens zum deutschen Sprachraum. Die französische Sprache, die der deutschlothringischen Bevölkerung im Nordosten Lothringens seinerzeit von Frankreich als Amts- und Schulsprache verordnet wurde, hat die deutsche Sprache (mittelfränkische Dialekte) mittlerweile weitestgehend verdrängt. In einigen (ländlichen) Gebieten werden allerdings noch – vorwiegend von der älteren Generation – die deutschen Mundarten (Lothringisch, Moselfränkisch und Rheinfränkisch) gesprochen.

Wappen

Beschreibung: In Gold ein roter Schrägrechtsbalken mit drei silbernen Alérion belegt.

Geschichte

Lotharingien und Herzogtum Lothringen (843–1766)

Aus einer Dreiteilung des Fränkischen Reichs entstand 843 das Lotharii Regnum, das nach seinem König benannte „Reich des Lothar“ oder Lotharingien. Es lag in der Mitte zwischen dem Ost- und dem Westfränkischen Reich und erstreckte sich ursprünglich als langgestrecktes Territorium vom Mittelmeer bis zur Nordsee. 870 wurde das Gebiet wieder zwischen dem Ost- und Westfränkischen Reich aufgeteilt. Der Name Lotharingien blieb jedoch im Reichsverband erhalten, wobei zunächst zwischen dem von der Mosel durchflossenen Oberlothringen und dem nördlich daran anschließenden Niederlothringen unterschieden wurde. Während Niederlothringen im Mittelalter bald in mehrere Fürstentümer zerfiel, bestand im oberlothringischen Raum das Herzogtum Lothringen fort, das bis 1766 Teil des Heiligen Römischen Reiches war. Es fiel dann an das Königreich Frankreich, das bereits im vorangegangenen Jahrhundert das Elsass annektiert hatte. Die 1960 eingerichtete Region Lothringen umfasst das Kerngebiet des historischen Oberlothringen.

Industrialisierung, Elsaß-Lothringen

Wasserturm, mit dem Metzer Bahnhof zur Versorgung von Lokomotiven erbaut

Um 1850 begann die Industrialisierung in der Region Nancy. 1850 wurde die Bahnstrecke Nancy–Metz eröffnet, 1851/52 die durchgehende Eisenbahnstrecke von Reims über Nancy nach Straßburg und von Metz über Saarbrücken nach Mannheim. Frankreich begann ab 1867 mit dem Bau eines Moselkanals zwischen Frouard und Metz, um Lothringen mit dem französischen Kanalnetz zu verbinden. Eine nutzbare Moselkanalisierung erfolgte aber erst in den Jahren 1958 bis 1979. Nach dem Sieg Preußens und seiner Verbündeten im Deutsch-Französischen Krieg 1871 wurden die Gebiete mit einer mehrheitlich deutschsprachigen Bevölkerung im Nordosten Lothringens sowie Metz zusammen mit dem Elsass als Reichsland Elsaß-Lothringen dem neu gegründeten Deutschen Reich einverleibt. Danach entstand eine leistungsfähige Schwerindustrie beiderseits der Grenze im Bereich Metz, Diedenhofen, Nancy. 1893 wurde der Marne-Rhein-Kanal von Reims über Nancy und die Zaberner Steige nach Straßburg eröffnet.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg 1914–1918 war Lothringen eines der Hauptkampfgebiete an der Westfront; hier fand 1914 die Grenzschlacht in Lothringen und 1916 die Schlacht um Verdun statt. Nach der deutschen Niederlage wurde 1918 der nordöstliche Teil Lothringens durch den Versailler Vertrag vom Deutschen Reich getrennt und Frankreich angegliedert. Danach galt die französische Sprache gesetzlich als alleinige Amts- und Schulsprache, auch für die deutschsprachige Bevölkerung.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde Lothringen 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Nach der Kapitulation Frankreichs wurde das Département Moselle als „CdZ-Gebiet Lothringen“ einem Chef der Zivilverwaltung (CdZ) unterstellt und faktisch wie Reichsgebiet behandelt. Für die deutschsprachige Bevölkerung galt wieder die Muttersprache als Amts- und Schulsprache. Die förmliche Eingliederung des Gebietes in das Deutsche Reich erfolgte nicht mehr.

1944/1945 wurde Lothringen im Zuge der Schlacht um Lothringen von alliierten Streitkräften zurückerobert und wieder Teil Frankreichs. Die französische Sprache wurde wieder alleinige Amts- und Schulsprache – auch für die deutschsprachige Bevölkerung.

Lothringer Kreuz

Lothringer Kreuz

Das Lothringer Kreuz (Croix de Lorraine) war das Zeichen des (jüngeren) Hauses Anjou, das von 1431 bis 1473 in Lothringen herrschte. Bekannt wurde es vor allem als Symbol des freien Frankreich und der französischen Exil-Regierung unter Charles de Gaulle sowie ihrer militärischen Verbände. 1972 wurde das Lothringer Kreuz als Motiv für die Gedenkstätte für Charles de Gaulle in Colombey-les-Deux-Églises (Haute-Marne) gewählt.

Gründung der Region

Die Region Lothringen entstand 1960 mit der Einrichtung der Regionen in Frankreich. 1972 erhielt die Region den Status eines Établissement public unter Leitung eines Regionalpräfekten. Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten die Regionen den Status von Collectivités territoriales (Gebietskörperschaften), wie ihn bis dahin nur die Gemeinden und die Départements besessen hatten. Im Jahre 1986 wurden die Regionalräte erstmals direkt gewählt. Seitdem wurden die Befugnisse der Region gegenüber der Zentralregierung in Paris schrittweise erweitert.

Politische Gliederung

Die Region Lorraine besteht aus vier Départements.

Département Präfektur ISO 3166-2 Arrondissements Kantone Gemeinden Einwohner (Jahr) Fläche
(km²)
Dichte
(Einw./km²)
Meurthe-et-Moselle Nancy FR-54 4 44 594
000000000729768.0000000000729.768 (2008)
000000000005246.00000000005.246 000000000000139.1000000000139,1
Meuse Bar-le-Duc FR-55 3 31 500
000000000194218.0000000000194.218 (2008)
000000000006211.00000000006.211 000000000000031.300000000031,3
Moselle Metz FR-57 9 51 730
000000001042230.00000000001.042.230 (2008)
000000000006216.00000000006.216 000000000000167.7000000000167,7
Vosges Épinal FR-88 3 31 515
000000000380145.0000000000380.145 (2008)
000000000005874.00000000005.874 000000000000064.700000000064,7

Wirtschaft

Die Region Lothringen erbringt 3,4 % des französischen BIP (40,4 Mrd Euro). Im Vergleich mit dem BIP der Europäischen Union ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichte die Region 2006 einen Index von 89,0 (EU-27 = 100).[1]

Schwerpunkt der Wirtschaft ist der Dienstleistungssektor, gefolgt von der Industrie. Die Montanindustrie hat ihre frühere Bedeutung verloren.

Weinbaugebiete befinden sich in den Landschaften Côtes de Moselle und Cotes de Toul an der Mosel bei Sierck-les-Bains, Metz und Toul sowie an der Seille und an der oberen Maas.

Bildung

In Lothringen gibt es mehrere Hochschulen, darunter drei Universitäten in Nancy und eine in Metz. Diese unterhalten mehrere Außenstellen in kleineren Städten Lothringens. Weiterhin sind mehrere Grandes Écoles in Lothringen ansässig. Insbesondere die im Institut National Polytechnique de Lorraine zusammengefassten Ingenieurhochschulen genießen teilweise einen hervorragenden Ruf in Frankreich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Naturparks

Kulinarische Spezialitäten

  • Quiche Lorraine, ein salziger Mürbteigkuchen mit Speck
  • Potée Lorraine, ein deftiger Eintopf mit Kohl, diversen Gemüsen und Würstchen
  • Mirabellen, u. a. als Konfitüre und Eau-de-vie
  • Madeleines aus Commercy, ein muschelförmiges Sandgebäck
  • Dragées aus Verdun
  • La Duchesse aus Bar-le-Duc, kernlose Johannisbeerkonfitüre
  • Macarons aus Nancy und Bolchen, Mandelmakronen
  • Gâteau au chocolat, Schokoladenkuchen

Persönlichkeiten

Siehe auch

Literatur

  • Uwe Anhäuser: Lothringen. Zwischen Vogesen und Champagne, an Maas und Mosel. Dumont, Köln 1998, ISBN 3-7701-4426-0 (Dumont Kunstreiseführer)
  • Michel Parisse (Hrsg.); Hans-Walter Herrmann (Bearb. d. dt. Ausg.): Lothringen – Geschichte eines Grenzlandes. Saarbrücker Druckerei und Verlag, Saarbrücken 1984, ISBN 3-921646-54-5 (Übersetzung eines französischen Werkes: Histoire de la Lorraine)
  • Franz Pesendorfer: Lothringen und seine Herzöge. Im Zeichen der drei Adler. Styria, Graz 1994, ISBN 3-222-12273-3

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Lothringen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Lorraine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eurostat Pressemitteilung 23/2009: Regionales BIP je Einwohner in der EU27 (Link nicht mehr abrufbar) (PDF-Datei; 360 kB)

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