Elsass

Elsass
Elsass
Flagge der Region Elsass Wappen der Region Elsass
Lage der Region Elsass in Frankreich
Basisdaten
Verwaltungssitz Straßburg
Präsident des Regionalrats Philippe Richert UMP
Bevölkerung

 – gesamt 2007
 – Dichte

1.827.248 Einwohner
220,7 Einwohner / km²

Fläche

 – gesamt
 – Anteil an Frankreich:

8.280 km²
1,3 %

Départements 2
Arrondissements 13
Kantone 75
Gemeinden 904
ISO 3166-2-Code FR-A

Das Elsass (in älterer Schreibweise auch Elsaß, elsässisch 's Elsass, frz. Alsace [alˈzas]) ist eine Landschaft im Osten Frankreichs. Es erstreckt sich über den westlichen Teil der Oberrheinischen Tiefebene, reicht jedoch im Nordwesten mit dem Krummen Elsass bis auf das lothringische Plateau. Es grenzt im Norden und Osten an Deutschland und im Süden an die Schweiz.

Die französische Verwaltungsregion Elsass (Région Alsace) wurde 1973 geschaffen. Sie setzt sich aus den beiden Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin zusammen. Ihre Hauptstadt ist Straßburg. Das Elsass ist die flächenmäßig kleinste Region auf dem französischen Festland und hat rund 1,8 Millionen Einwohner.

Der Name Elsass bezeichnet eine bereits im Frühmittelalter bezeugte landschaftliche und politische Entität. Der Name leitet sich möglicherweise von althochdeutsch ali-saz (Fremdsitz) oder vom Fluss Ill ab und entstand in der Zeit nach dem Sieg der Franken über die Alemannen im Jahr 496, als das linke Rheinufer zwischen Basel und der Pfalz zum fränkischen Herzogtum wurde.

Landschaftlich wird das Elsass in der Regel als die Gegend zwischen Vogesen und Rhein wahrgenommen. Die politischen Grenzen, die das Elsass definierten, haben sich mehrfach verändert. Historisch bedeutend sind hier vor allem das Herzogtum Elsass (7. und 8. Jahrhundert), die beiden Landgrafschaften des Elsass (12.–17. Jahrhundert) und die französische Provinz Elsass (17.–18. Jahrhundert). Die gegenwärtigen Grenzen der Region Elsass beruhen auf den Grenzziehungen der französischen Revolutionszeit (Départementgrenzen, Krummes Elsass) und des Frankfurter Friedens 1871 (Belfort verlässt das Elsass).

Das Elsass ist bekannt für seine wiederholt (1648/1798, 1871, 1919, 1940, 1944) wechselnde Zugehörigkeit zu Frankreich und zu deutschen Staatsverbänden, sowie für sein Weinbaugebiet.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Topografie des Elsass

Die Region Elsass grenzt an die französischen Regionen Franche-Comté im Südwesten und Lothringen im Westen, an Deutschland (im Norden Rheinland-Pfalz, im Osten Baden-Württemberg) und an die Schweiz (Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Solothurn).

Mit einer Größe von 8.280 km² ist das Elsass die flächenmäßig kleinste Region auf dem französischen Festland. Das heutige Elsass hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 190 Kilometern, während die West-Ost-Ausdehnung nur 50 Kilometer beträgt. Im Osten wird das Elsass durch den Rhein begrenzt, im Westen auf weiten Strecken durch den Hauptkamm der Vogesen. Im Norden markieren Bienwald und Pfälzerwald wichtige Grenzgegenden, im Süden der Nordrand des Jura und im Südwesten, in der offenen Torlandschaft der Burgundischen Pforte, nähert sich die erst auf 1871 zurückgehende, heutige Regionengrenze an die Wasserscheide zwischen Rhône und Rhein an.

Im Elsass finden sich folgende naturräumliche Haupteinheiten:

  • Der überwiegende Teil wird von der Elsässischen Ebene (Plaine d’Alsace) eingenommen, die mit Breisgau und Ortenau auf der deutschen Seite den südlichen Teil des Oberrheingrabens bildet. Sie wird von der Ill durchflossen und ist vom Getreideanbau geprägt. Es gibt auch große Waldgebiete wie den Hagenauer Forst im Norden und den Harthwald im Süden. Neben weiten Ebenen treten zudem wellige bis hügelige Gegenden auf (beispielsweise Kochersberg nordwestlich Straßburgs, westlicher Sundgau / östliche Burgundische Pforte, Gebiet zwischen Hagenauer Wald und Bienwald).
  • Im Westen wird das Landschaftsbild von den Vogesen dominiert, die von den breiten Tälern der Illzuflüsse durchzogen sind. Hier findet man Hochweiden (Hautes Chaumes), die sich mit Wäldern abwechseln. Der Große Belchen (Grand Ballon) ist mit 1424 m der höchste Gipfel im Elsass und in den Vogesen. In Frankreich werden auch die Gebiete nördlich der Zaberner Senke zu den Vogesen gezählt (Vosges du Nord), sie bilden aber eine naturräumliche Einheit mit dem Pfälzerwald.
  • Zwischen Ebene und Vogesen vermittelt (analog zum westlichen Schwarzwaldrand) eine schmale Vorbergzone. Typisch für dieses „Piemont der Vogesen“ ist der Weinanbau.
  • Ganz im Süden hat das Elsass auch noch Anteil am Jura (Pfirter Jura).

Wappen

Blasonierung: In Rot ein weißer Schrägrechtsbalken mit einem Lilienmäander und drei goldenen Kronen beidseitig nach dem Balken gelegt.

Geschichte

Traditionelle weibliche Kopfbedeckungen im Musée alsacien de Strasbourg
Hauptartikel: Geschichte des Elsass

Vor- und Frühgeschichte (bis 58/52 v. Chr.)

Die heutige Region Elsass wurde etwa vor mindestens 700.000 Jahren erstmals von Menschen, vor etwa 50.000 Jahren vom Homo sapiens besiedelt. Die neolithische Revolution hielt im 6. Jahrtausend v. Chr. Einzug. Erste Funde, die auf eine politische Oberschicht hindeuten, wurden auf etwa 2000 v. Chr. datiert. Für die etwa 550jährige keltische Zeit, die im Elsass von etwa 600 bis 58/52 v. Chr. dauerte, vermutet man das Vorherrschen kleiner Territorien.

Römische Zeit (58/52 v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr.)

Mit der Eroberung Galliens durch Caesar zwischen 58 und 52 v. Chr. kam auch das Elsass zum römischen Herrschaftsgebiet, bei dem es bis zum Ende des Weströmischen Reiches um die Mitte des 5. Jahrhunderts verblieb. In diesen etwa 500 Jahren war der Rhein anfangs und wieder seit dem 3. Jahrhundert römische Reichsgrenze. Es entwickelte sich eine gallorömische Bevölkerung, die seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. auch erste germanische Gruppen assimilierte, ebenso wie die seit etwa 350 dauerhaft siedelnden Alamannen. Letztere entwickelten nur im heutigen Sundgau eine Art vorstaatlicher (und vorfränkischer) Eigenständigkeit.

Anfangs standen die eroberten Gebiete unter Militärverwaltung. Im Jahre 89 oder 90 wurde die Provinz Germania superior (Obergermanien) gegründet, zu der auch das heutige Elsass kam. Im Zuge der diokletianischen Reichsreform wurde das südliche Elsass 297 der Provinz Maxima Sequanorum, das nördliche der Provinz Germania prima (Germania I) zugewiesen. Die dabei gezogene Provinzgrenze entspricht weitestgehend den späteren bzw. heutigen Grenzen zwischen Sundgau, Oberelsass und Haut-Rhin auf der einen und Nordgau, Unterelsass und Bas-Rhin auf der anderen Seite.[1]

Spätantike und Frühmittelalter bis 842

Nach dem Abzug der römischen Truppen um 476 kam das Elsass vermutlich zusammen mit Alemannien unter ostgotisches Protektorat. Bereits etwa 2 Dekaden später, um 496, wurden Elsass und Alemannien Teil des Fränkischen Reiches. Hierin zählte das Elsass zum bis ins 7. Jahrhundert bestehende Herzogtum Alemannien, danach existierte bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts unter den Etichonen ein elsässisches Herzogtum.

In der fränkischen Zeit, genauer seit etwa 500, erfolgte eine starke Zuwanderung germanischer Siedler, die die gallorömische Bevölkerung nach und nach überwogen. Seit dieser Zeit ist der Name „Elsass“ belegt. Straßburg, seit 614 Bischofssitz, war neben Basel und Speyer die wichtigste Stadt für die Region.

842–1254

In der Folge der fränkischen Reichsteilungen wechselte das Elsass zwischen 842 und 925 vier Mal die überregionale politische Zuordnung: 842 zum Mittelfränkischen Reich, 870 zum Ostfrankenreich, 913 zum Westfrankenreich und schließlich 925 wieder zum Ostfrankenreich. Aus diesem wurde langsam der Staatenbund des Heiligen Römischen Reiches, als dessen Teil die meisten der sich entwickelnden elsässischen Regionen und Kleinstaaten bis ins 17. Jahrhundert angesehen wurden. Straßburg entwickelte sich zur zweitgrößten Stadt im Ostfrankenreich (nach Köln).

Wieder beim Ostfrankenreich (925) spielte das Elsass anfangs eine politische Sonderrolle, bildete aber spätestens 988 bis 1254 einen Teil des Herzogtums Schwaben. Zwischen dem Ende des 8. und der Mitte des 10. Jahrhunderts wurden als Verwaltungsbezirke die zwei Grafschaften Nordgau und Sundgau eingerichtet. Dabei wurden die bisher zum Elsass gehörenden Juragegenden (südlich bis zur Aare) abgetrennt.

1254–1789

Vor allem durch das Ende der Staufer 1254 und damit verbundenen Quasi-Auflösung ihres Herzogtums Schwaben, aber auch aufgrund des langsamen allgemeinen Zerfalls der Zentralgewalt im Reich, bildeten sich viele verschiedene politische Herrschaften heraus. Diese werden schnell zu den eigentlichen Trägern der wichtigsten politischen Regierungsgewalten. Sie agierten unter dem Dach des Reiches, seit dem 17. Jahrhundert unter dem des Königreichs Frankreich, und waren in sehr unterschiedlichem Maße an das Reich bzw. an Frankreich gebunden. Regionale politische Institutionen sind die Landstände und die Reichskreise, in der französischen Zeit Intendance, Gouverneur und Conseil souveraign.

Zu den wichtigsten Mächten des Elsass dieser Zeit kann man die Fürstenhäuser Habsburg (nur bis 1648), Hanau-Lichtenberg, Württemberg und Rappoltstein, die Stadt Straßburg und die Städte des Zehnstädtebunds, die weltlichen Herrschaften der Bistümer Straßburg und Basel, das Kloster Murbach sowie die Besitzungen der Unterelsässischen Ritterschaft rechnen. Die Reichsstadt Mülhausen (Elsass) schloss sich 1525 als Zugewandter Ort der älteren Schweizer Eidgenossenschaft an und blieb damit eines der wenigen Gebilde ohne französische landesherrliche Rechte (bis 1798).

Zwischen 1633 und 1681 übernahm das Königreich Frankreich nach und nach, teils durch Verträge (de iure), teils durch Annexion (de facto), in den meisten elsässischen Regionen die Landesherrschaft, meist aber nicht die unterhalb der Ebene der Landesherrschaft liegende Rechte. Habsburg hingegen trat im Westfälischen Frieden 1648 seine elsässischen Rechte und Besitzungen komplett ab. Die Annexionen (zuletzt Straßburg 1681) führte Frankreich vor allem im Rahmen seiner sogenannten Reunionspolitik durch. Aufgrund der Friedensschlüsse von Rijswijk 1697 und Rastatt 1714 übernahm das Königreich Frankreich nun auch de iure die politische Gewalt in den annektierten Gebieten.

Die neu gewonnenen Gebiete zog Frankreich jedoch nicht zum eigenen Zollgebiet – die französische Zollgrenze verlief weiterhin über die Vogesen. Viele Herrschaften standen nur unter französischer Oberhoheit, manche von ihnen konnten weiterhin mehr oder weniger autonom und selbstverwaltet agieren.

Die Verbindung von einheitlicher Oberherrschaft und dem Verbleib beim überkommenen Zoll- und Wirtschaftsraum waren wichtige Faktoren der kulturellen und wirtschaftlichen Blütezeit, die das Elsass zwischen 1648 und 1789 erlebte. Das Französische verbreitete sich in Europa, und noch deutlich stärker im Elsass, als Verwaltungs-, Handels- und Diplomatensprache innerhalb der städtischen und ländlichen Eliten. Ansonsten blieben die germanischen (und romanischen) elsässischen Dialekte und die deutsche Sprache erhalten; an der Universität Straßburg beispielsweise wurde nach wie vor auf Deutsch gelehrt.

1789–1918

Zu Beginn der Französischen Revolution wurden 1789 im Zuge der Vereinheitlichung und Zentralisierung Frankreichs die überkommenen Rechte der elsässischen Herrschaften aufgelöst und die beiden Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin gegründet. Seit dem Beitritt Mülhausens zur französischen Republik 1798 war das gesamte heutige Elsass Teil Frankreichs. Der zweite Friede von Paris 1815 legte die bis heute gültigen französischen Außengrenzen fest (Landau und weitere kleinere Gebiete im Nordelsass kamen an Bayern). Wie in anderen nichtfranzösischsprachigen Regionen Frankreichs oder anderen Minderheitenregionen anderer europäischer Staaten wurde die Minderheitensprache vor allem in den Schulen zunehmend durch die Sprache der Mehrheit ergänzt oder von ihr verdrängt.

Als Folge des zwischen Frankreich und Preußen unter Beteiligung der süddeutschen Staaten geführten Krieges 1870–1871 wurden im Frankfurter Frieden von 1871 Teile Ostfrankreichs, der überwiegende Teil der beiden elsässischen Départements und in etwa die Nordhälfte des benachbarten Lothringens, an das 1871 während des Krieges gegründete und von Preußen angeführte Deutsche Kaiserreich abgetreten. Die Grenzziehung erfolgte dabei nicht ausschließlich unter sprachlichen, sondern auch unter militärischen Gesichtspunkten. So wurde im Raum Schirmeck französischsprachiges Gebiet östlich des Vogesenkamms in das Deutsche Reich einbezogen, ebenso ein breiter französischsprachiger Streifen entlang der neuen Grenze in Lothringen mit der Stadt Metz. Das französischsprachige Belfort mit Umgebung (heutiges Territoire de Belfort) blieb hingegen aufgrund von Wünschen des preußischen Militärs (kürzestmögliche Grenzlinie zwischen dem Wasgenwald und Jura) bei Frankreich. Innerhalb des bundesstaatlich organisierten Deutschen Reiches bildeten die abgetretenen Gebiete, die als sogenanntes „Reichsland Elsass-Lothringen“ formiert wurden, kein den anderen Teilstaaten gleichrangiges Gebiet, sondern wurden ähnlich einer Kolonie von Behörden des Reichs und Preußens verwaltet. Erst 1911 wurde Elsass-Lothringen den übrigen deutschen Bundesstaaten gleichgestellt.

Der Frankfurter Friede beinhaltete auch die sogenannte „Option“: Bis zum Oktober 1872 konnten die Einwohner des neuen Landes Elsass-Lothringen entscheiden, ob sie lieber französische Staatsbürger werden sollten (was bedeutete, Elsass-Lothringen verlassen zu müssen). Für etwa ein Zehntel der Bevölkerung Elsass-Lothringens, also circa 161.000 Menschen, wurden Optionen bei den Behörden abgegeben, etwa 50.000 Bürger nahmen sie letztendlich wahr. Französischsprachige Gemeinden und Familien Elsass-Lothringens sahen sich ähnlich wie die polnischsprachigen Regionen Preußens Germanisierungs- und Assimilationsversuchen ausgesetzt. Nur teilweise blieb dort das Französische Schul- und Amtssprache.

1918–1940

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das 1871 abgetretene Gebiet wieder Frankreich angegliedert. Das Territoire de Belfort, das bis 1871 Teil des nun wieder errichteten Départements Haut-Rhin gewesen war, wurde nicht wieder mit diesem vereinigt. Das politische Leben formierte sich weitgehend anhand der Muster aus der Vorkriegszeit. Neben nun zwei liberalen Parteien gründete sich die Zentrumspartei neu als Union Populaire Républicaine (UPR).

Von den 1.874.000 Einwohnern Elsass-Lothringens waren 1.634.000 Personen als deutsche Muttersprachler registriert, wobei in „Deutsch-Lothringen“ der moselfränkische und im Elsass der alemannische Dialekt vorherrschte. Die sich vor diesem Hintergrund entwickelnden Ideen einer regionalen Autonomie innerhalb Frankreichs hatten jedoch keinen Erfolg: Der 1918 gegründete Elsass-Lothringische Nationalrat löste sich bald wieder auf. Auch das 1919 gebildete Generalkommissariat verlor schnell an Bedeutung. Nach 1924 entstand eine Autonomiebewegung, die zuerst konfessionelle, dann eher kulturelle (auch sprachliche) Autonomie einforderte und 1927 in der Gründung der Autonomistischen Landespartei mündete. Nach dem sogenannten „Komplott-Prozess“ von Colmar (die vier Verurteilten wurden nach zwei Monaten begnadigt) entstand das parteiübergreifende Bündnis „Heimatrechtliche Volksfront“, deren Vertreter 1929 in Colmar und Straßburg zum Bürgermeister gewählt wurden. Aufgrund der Sympathisierung der Autonomistischen Landespartei mit der NSDAP zerbrach das Bündnis 1933 durch den Austritt der UPR.

Die französische Sprache wurde als verbindliche Amts- und Schulsprache eingeführt. Die reichsdeutschen Beamten und nach 1871 Zugezogene und deren Nachfahren (insgesamt 300.000 Menschen) mussten das Elsass verlassen. Wer die deutsche „Option“ ausübte, wurde als preußischer Staatsbürger eingebürgert. Im Gegenzug kehrten viele ältere Menschen zurück, die 1871 nach Frankreich gezogen waren.

1940–1945

Mit dem Abschluss des Frankreichfeldzuges 1940 besetzte zunächst die deutsche Wehrmacht das Elsass, unterstellte es der reichsdeutschen Zivilverwaltung und schloss es mit dem Gau Baden zusammen (von da an Gau Baden-Elsass). Damit erfolgte eine vökerrrechtswidrige Annexion durch das Reich, da es keine Abtretung des Gebietes durch Frankreich gegeben hatte. Robert Wagner, der Gauleiter von Baden und Chef der Zivilverwaltung im Elsass, betrieb unter den Elsässern, gleich welcher Muttersprache, eine gewaltsame „Germanisierung“. 45.000 Menschen wurden aus dem Elsass ausgewiesen/vertrieben bzw. deportiert. Von den zwischen 1942 und 1944 etwa 130.000 als „Volksdeutsche“ in die Wehrmacht und die Waffen-SS eingezogenen Elsässer und Lothringer kamen etwa 42.500 um. Die meisten dieser im Elsass Malgré-nous (sinngemäß: gegen unseren Willen) genannten Soldaten wurden an der Ostfront eingesetzt. Zuvor wurden bereits viele Elsässer von der französischen Armee eingezogen, ein Teil hatte sich dieser freiwillig angeschlossen oder gehörten wenig später dem französischen Widerstand (Résistance) an. 1944 begann der Einmarsch der Alliierten unter Beteiligung der neuformierten französischen 1re Armée; das Elsass war damit bereits 1945 wieder unter französischer Verwaltung.

Seit 1945

1949 erhielt der neugegründete Europarat seinen Sitz in Straßburg und begründete somit die „europäische Tradition“ des Elsass. 1972 erhielt Frankreich als Gebietskörperschaften 21 Regionen (vgl. Regionen Frankreichs). Die beiden Départements am Rhein bilden seitdem die „Region Elsass“ (Région Alsace). Die Regionshauptstadt Straßburg wurde 1979 zum Tagungsort des europäischen Parlaments gewählt, was das Elsass zusammen mit dem Benelux zu einer Kernregion der Europäischen Union macht. Zunächst tagte das Europäische Parlament im Sitzungssaal („hémicycle“) des Europarates, um 1999 in ein eigenes Gebäude zu übersiedeln. Enge wirtschaftliche Verflechtungen zu Nachbarregionen finden sich vor allem innerhalb der Regio Basiliensis.

Erst in den 1980ern stellte die Bundesregierung eine Entschädigung für während der NS-Zeit eingezogene Elsässer zur Verfügung: durchschnittlich etwas mehr als 3000 DM pro Berechtigtem.

Amts- und Schulsprache ist Französisch. Kenntnisse der autochthonen alemannischen oder fränkischen Dialekte (zusammengefasst im Begriff Elsässisch oder Elsässerdeutsch, vgl. etwa „Badisch“ oder „Schweizerdeutsch“) oder des Standarddeutschen sind daher stark rückläufig und überwiegend auf die ältere Generation und die ländlichen Gebiete beschränkt.

Öffentliche Verwaltung

Regionalverwaltung

Sitzverteilung im Regionalrat, Periode 2010-14
Sitzverteilung im Regionalrat, 2004-10

Regionalregierung und Spitze der Regionalverwaltung ist der Conseil Régional d’Alsace, der Regionalrat. Sitz des Regionalrats ist Straßburg. Eine Liste der Präsidenten des Regionalrates findet sich hier.

Partnerregionen

Der Regionalrat schloss ein „Abkommen zur internationalen Zusammenarbeit“ (Accord de coopération internationale) mit folgenden Regionen ab:[2]

Départements

Die Region Alsace wird aus den beiden Départements Bas-Rhin (67) und Haut-Rhin (68) gebildet.

Département Präfektur ISO 3166-2 Arrondissements Kantone Gemeinden Einwohner (Jahr) Fläche
(km²)
Dichte
(Einw./km²)
Bas-Rhin Straßburg FR-67 7 44 527
000000001091015.00000000001.091.015 (2008)
000000000004755.00000000004.755 000000000000229.4000000000229,4
Haut-Rhin Colmar FR-68 6 31 377
000000000746072.0000000000746.072 (2008)
000000000003525.00000000003.525 000000000000211.7000000000211,7

Gemeinden

Die 28 Gemeinden der Communauté urbaine de Strasbourg

Das Elsass hat eine hohe Zahl von Gemeinden, da es in Frankreich – anders als in Deutschland oder in der Schweiz – nie zu nennenswerten Gemeindefusionen kam. Viele Gemeinden haben sich lediglich zu einem Gemeindeverband zusammengeschlossen, an den sie aber nur einige Rechte delegiert haben. Je nach Größe und Status werden sie als Communauté urbaine (CU), Communauté d'agglomération (CA) oder Communauté de communes (CC) bezeichnet.

Die Communauté urbaine de Strasbourg ist eine der ersten vier 1966 gegründeten CUs Frankreichs und bis heute die einzige im Elsass. Sie umfasst derzeit 28 Gemeinden mit etwa 453.000 Einwohnern.

Im Elsass gibt es zwei CAs. Die Mulhouse Alsace Agglomération umfasst 32 Gemeinden und 255.000 Bewohner, die Communauté d'agglomération de Colmar 9 Gemeinden und 95.000 Bewohner.

Das Elsass weist acht Gemeinden mit 20.000 oder mehr Einwohnern auf. Als Großstädte können Straßburg und Mülhausen angesehen werden, da in ihnen jeweils über 100.000 Einwohner registriert sind. Die folgenden Einwohnerzahlen sind auf tausend gerundete Circa-Angaben und beziehen sich auf 2006:

→ Eine Auflistung und Gegenüberstellung französischer und standarddeutscher Versionen elsässischer Ortsnamen findet sich in der Liste deutsch-französischer Ortsnamen im Elsass.

Kultur

Sprachen und Dialekte

→ Siehe auch: Elsässisch, Welche, Grenzorte des alemannischen Dialektraums

Die germanischen und romanischen Dialektgruppen in der Region Elsass im 19. Jahrhundert
Das traditionelle Verbreitungsgebiet westoberdeutscher (=alemannischer) Dialektmerkmale im 19. und 20. Jahrhundert. Das Elsass liegt in dessen nordwestlichem Teil
Die Fontaine de Janus, von Tomi Ungerer 1988 zur 2000-Jahr-Feier Straßburgs entworfen, soll die „Doppelkultur“ der Stadt illustrieren
französische und deutsche Aufschrift auf dem Gebäude der Zunftstube der Ackerleute in Colmar

Seit dem Frühmittelalter sind im Elsass germanische Mundarten beheimatet. Sie werden heute unter dem Begriff „Elsässisch“ (seltener auch „Elsässerdeutsch“) zusammengefasst. Unter diesen herrschen alemannische Dialekte vor, überwiegend Oberrheinalemannisch, ganz im Süden auch Hochalemannisch. Fränkische Dialekte werden ganz im Norden um Weißenburg und Lauterburg und im nordwestlichen Zipfel des Krummen Elsass um Saar-Union gesprochen (Rheinfränkisch). Die Anwendung einer germanischen Standardsprache hing von politischen Gegebenheiten ab.

Im Frühmittelalter wurde jedoch nicht das ganze heutige Elsass sprachlich germanisiert: romanische Dialekte (Patois) bzw. die französische Sprache sind daher bereits traditionell in manchen Gebieten der Vogesen (oberes Breuschtal, Teile des Weilertals, um Ste.-Marie-aux-Mines und um Lapoutroie) und im westlichen Sundgau (um Montreux) verankert (siehe Romanische Dialekte im Elsass und Grenzorte des alemannischen Dialektraums). Auch das heutige Territoire de Belfort, das bis 1648 bzw. 1789 Teil des habsburgischen bzw. königlich-französischen Sundgau war und erst 1871 vom Département Haut-Rhin abgetrennt wurde, ist traditionell romanisch- bzw. französischsprachig.

Das Französische gewann vor allem zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert sukzessive an Gewicht. Das hängt vor allem mit der politischen Geschichte zusammen, aber auch partiell mit dem Ansehen, den das Französische vor allem in der Frühen Neuzeit europaweit in Adel und gehobenem Bürgertum genoss.

Nach der Eroberung durch französische Truppen 1639–1681 kam das Französische beispielsweise mit den königlichen Verwaltungsbeamten sowie Einwanderern und Händlern aus Zentralfrankreich ins Elsass. Die überwiegenden Bevölkerungskreise verwendeten weiterhin Deutsch bzw. ihren jeweiligen germanischen oder romanischen Dialekt.

Das Französische verbreitete sich in Europa, und noch deutlich stärker im Elsass, als Verwaltungs-, Handels- und Diplomatensprache innerhalb der städtischen und ländlichen Eliten. Ansonsten blieben die germanischen (und romanischen) elsässischen Dialekte und die deutsche Sprache erhalten; an der Universität Straßburg beispielsweise wurde nach wie vor auf Deutsch gelehrt.

Nach der Französischen Revolution änderte sich die Sprachpolitik des französischen Staates, der nun für Frankreich sprachliche Einheit propagierte. Darüber hinaus fand Französisch vor allem in diejenigen Bevölkerungskreise Eingang, die mit den Ideen der Revolution sympathisierten. Deutsch bzw. die deutschen Dialekte waren nun Teil einer Entwicklung zu partieller Zweisprachigkeit. In den Gegenden des Patois setzte sich aufgrund des Schulunterrichts das Französische durch. Wie in anderen nichtfranzösischsprachigen Regionen Frankreichs oder anderen Minderheitenregionen anderer europäischer Staaten wurde die Minderheitensprache vor allem in den Schulen zunehmend durch die Sprache der Mehrheit ergänzt oder von ihr verdrängt.

Während der Zugehörigkeit zum Deutschen Kaiserreich (Reichsland Elsass-Lothringen, 1871–1918) wurde die „Sprachenfrage“ in einem Gesetz vom März 1872 zunächst so geregelt, dass als Amtssprache grundsätzlich Deutsch bestimmt wurde. In den Landesteilen mit überwiegend französischsprachiger Bevölkerung sollte den öffentlichen Bekanntmachungen und Erlassen jedoch eine französische Übersetzung beigefügt werden. In einem weiteren Gesetz von 1873 wurde für diejenigen Verwaltungseinheiten, in denen Französisch ganz oder teilweise vorherrschte, der Gebrauch des Französischen als Geschäftssprache zugelassen. In einem Gesetz über das Unterrichtswesen von 1873 wurde geregelt, dass in den deutschsprachigen Gebieten Deutsch ausschließliche Schulsprache war, während in den französischsprachigen Gebieten der Unterricht ausschließlich auf Französisch gehalten werden sollte. Französischsprachige Gemeinden und Familien Elsass-Lothringens sahen sich ähnlich wie die polnischsprachigen Regionen Preußens insgesamt jedoch Germanisierungs- und Assimilationsversuchen ausgesetzt. Nur teilweise blieb dort das Französische Schul- und Amtssprache.

Die französische Sprachpolitik zwischen 1918 und 1940 war streng gegen die deutsche Sprache bzw. den Elsässischen Dialekt ausgerichtet. Die französische Sprache wurde als verbindliche Amts- und Schulsprache eingeführt. In Schule und Verwaltung wurde ausschließlich Französisch zugelassen, zeitweise wurde bei Strafe verboten, Deutsch bzw. Dialekt zu sprechen. Seit den Wahlen vom November 1919 und bis Anfang 2008 war es jedoch den Kandidaten aus den drei elsass-lothringischen Départements Haut-Rhin, Bas-Rhin und Moselle gestattet, Wahlkampfschriften in beiden Sprachen, Französisch und fakultativ auch Deutsch, zu verbreiten.[3]

Während der Besetzung durch das nationalsozialistische Regime Deutschlands zwischen 1940 und 1944 erlebte das Elsass erneut eine Steigerung an restriktiver Sprachpolitik. Diese war rücksichtslos an die NS-Ideologie angepasst. Die Umwandlung von französischen Vornamen in deutsche gehört sicherlich zu den harmloseren, aber typischen Beispielen. Die Politik der NSDAP und der von ihr beherrschten Zivilverwaltung (Unterdrückung der Bevölkerung, Germanisierungspolitik, groteske antifranzösische Kulturpolitik, Einzug in die Wehrmacht u. a.) förderte nachhaltig die Hinwendung des Elsass an Frankreich.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Französisch zur Verkehrs-, Amts- und Schulsprache. Kenntnisse der autochthonen alemannischen oder fränkischen Dialekte (zusammengefasst im Begriff Elsässisch) oder des Standarddeutschen sind daher stark rückläufig und überwiegend auf die ältere Generation und die ländlichen Gebiete beschränkt.

Die französische Sprachpolitik der Vorkriegszeit setzte sich im Prinzip fort. Die älteren Generationen kommunizieren teilweise in elsässischen Dialekten. Die jüngeren Generationen, insbesondere in den größeren Städten, benutzen vorwiegend die französische Sprache. In den Schulen wird Deutsch überwiegend als Fremdsprache unterrichtet. Bilinguale Schulen, in denen der Unterricht teilweise auf Deutsch gehalten wird, wurden im September 2003 von 13.000 Schülern besucht. Nach Angaben des in Straßburg ansässigen „Amts für Sprache und Kultur im Elsass“ (Office pour la Langue et Culture d’Alsace – OLCA) sprechen noch 600.000 Menschen „Elsässisch“ (ca. 34,6 % der Bevölkerung), vor allem im ländlichen Raum, in Dörfern und kleineren Städten.

Unter dem Motto E Friehjohr fer unseri Sproch finden sich seit 2001 Theater- und Musikgruppen, Mundartdichter, Heimatvereine und Sprachpfleger zusammen, um Werbung für den Erhalt des Elsässischen zu machen. Zudem subventioniert der Regionalrat elsässische Sprachkurse. France 3 Alsace sendet von Montag bis Freitag die Nachrichtensendung „Rund Um“, in der ausschließlich Elsässisch gesprochen wird. Eine Gefahr besteht in der Folklorisierung der Dialekte, eine Tendenz, die aber auch in deutschsprachigen Ländern beobachtet werden kann. Das Verschwinden des Deutschen bzw. der deutschen Dialekte ist Thema mancher bekannter Schriftsteller geworden (René Schickele, André Weckmann, Hans Arp u. a.).

In der politischen Debatte um den Erhalt des Deutschen ist eine eindeutige Präferenz zugunsten der Dialekte und zu Ungunsten des Standarddeutschen gesetzt worden. Man orientiert sich also weniger an der Schweiz, wo Mundart und zugehörige Standardsprache nebeneinander existieren (Diglossie), sondern mehr an Sprachmodellen wie Luxemburg, wo der Dialekt gegenüber der zugehörigen Standardsprache höher bewertet wird und sogar zur Schriftsprache ausgebaut wird. So hat man sich beispielsweise in Straßburg im Zusammenhang mit der Dokumentation von deutschen Straßennamen auf Straßenschildern nach langer Diskussion nicht für Standarddeutsch, sondern für die Straßburger Mundart entschieden. Das Problem bei der Höherbewertung der Dialekte gegenüber der zugehörigen Standardsprache ist, dass auch im Elsass Mundarten regional und sozial starke Unterschiede aufweisen. Ein Überleben der Dialekte hängt dann möglicherweise auch davon ab, inwiefern ein „Standardelsässisch“ (analog beispielsweise zum „Standardschweizerdeutsch“) etabliert ist oder etabliert werden kann.

Seit Beginn der 1990er Jahre steigt allerdings kontinuierlich die Anzahl der Schüler, die bilinguale Schulen bzw. Kindergärten besuchen.[4]

Die 1992 von der französischen Regierung unterzeichnete Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen wurde bis heute (Stand: 2009) nicht vom französischen Parlament ratifiziert und besitzt daher weiterhin keine gesetzliche Geltung in Frankreich.

Deutsch wird im Elsass heute (Stand 2010) von 48,1% der Kinder in der Vorschule und 91,1% der Kinder in der Grundschule als Fremdsprache gelernt. In der Mittelstufe sind es noch 73,2%, im Gymnasium dann 15,4%. Dies sind alles Werte weit über dem französischen Durchschnitt. Auch werden ein Viertel aller AbiBac-Abschlüsse in Frankreich im Elsass gemacht. Dennoch ist aus Sicht des Schulamts die Erfolgsbilanz durchwachsen. Zwar steigen 10% der Kindergartenschüler in einen paritätischen Deutschunterricht ein, aber von den anfänglichen 19.000 Schülern sind im Collège nur noch 3.500 übrig. Im Gymnasium sind es nur noch unter 1.000 Schüler. Zudem besteht ein Lehrermangel, den man durch Kooperationen mit deutschen Schulen bekämpfen will. Insgesamt ist eine Investition von einer Million Euro zur Förderung des deutschsprachigen Unterrichts vorgesehen. Zu den Bemühungen gehört auch eine Werbekampagne für die deutsche Sprache. Die Politik unterstützt dies, da nur noch rund 1 % der Erstklässler Elsässisch beherrschten und sich die Elsässer seit 2005 auf 10.000 Stellen nicht mehr bewerben könnten, weil es an Sprachkenntnissen mangele.[5]

Religionen

Die christlichen Konfessionen im Elsass haben sich ihre historisch bedingte Bindung an den Staat bewahrt. So bekommen die Gemeinden – anders als im übrigen Frankreich, wo 1905 die Trennung von Staat und Kirche vollzogen wurde – immer noch aufgrund der napoleonischen sogenannten Organischen Artikel Zuschüsse zu der Pfarrerbesoldung vom Staat als Staatsleistung. Die Protestantische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen gehört mit der Reformierten Kirche von Elsass und Lothringen zu der eigenständigen Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen. Der gleiche Status, der damit den Zustand des napoléonischen Konkordats von 1801 wiedergibt, gilt für die Elsässer Gemeinden der Römisch-katholischen Kirche in Frankreich.

Essen und Trinken

Choucroute garnie
Baeckeoffe-Eintopf
Flammeküech mit Zwiebeln und Speck

Das Elsass ist für einige kulinarische Spezialitäten bekannt. Zu diesen gehören unter anderem:

  • Flammkuchen (tarte flambée) (elsässisch: „Flammekuech“ – „ue“: üe oder ö gespr.)
  • Gugelhupf (Hefe-Napfkuchen) (im Elsass: Kugelhopf; els.:„Köjelhopf“, frz. oft „Kouglof“)
  • Choucroute (Sauerkraut) (els.: „Sürkrüt“)
  • Baeckeoffe (= „Bäckerofen“: Eintopf aus Fleisch, Kartoffeln und Lauch, das elsässische Hauptgericht)
  • Bredele („Brötlein“: Butterplätzchen mit Zimt und Nüssen)
  • Mignardises (süße Törtchen)
  • Friands (süße Teigpasteten)
  • Crémant (elsässischer Schaumwein)
  • Tarte aux pommes (Elsässer Apfelkuchen)
  • Tarte aux quetsches (Zwetschgentorte) (els: Zwatschgawaia) Zwetschgenkuchen
  • Galettes de pommes de terre (kleine Kartoffelpfannkuchen) (els.: „Grumbeerekiechle“, wörtlich „Grundbirnenküchlein“. Auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sagt man „Krummbeere“ für „Kartoffel“)
  • Quiche Lorraine (Lothringer Specktorte)
  • Tarte à l'oignon (els.: „Ziwwelkuech“) Elsässer Zwiebelkuchen
  • Coq au vin (unter Verwendung von Elsässer Riesling)
  • Foie gras (Paté aus der Leber gestopfter Gänse oder Enten)
  • Munster (intensiv schmeckender, cremiger Käse mit rötlicher Rinde) (els.: „Minschterkas“)

Identität und Fremdenfeindlichkeit

Sowohl in einigen Dörfern und Kleinstädten wie den oberelsässischen Illzach und Wittenheim als auch in manchen suburban geprägten Vorstädten bspw. Straßburgs mit einem hohen Anteil an Zuwanderern protestiert ein Teil der einheimischen Bevölkerung gegen die Einwanderung von Menschen aus anderen Kulturkreisen mithilfe des Stimmzettels. Der fremdenfeindliche Front National (FN), in dessen Programmatik das Thema Einwanderung breiten Raum einnimmt, erhält daher regelmäßig überproportionale Wählerzustimmung.

Der Zulauf zu den rechtsextremen Parteien FN und Alsace d’abord („Elsass zuerst“) wird von Beobachtern auch mit dem faktischen Verlust des Dialektes und der zugehörigen Standardsprache sowie mit der eigenständigen historischen Entwicklung der Region zwischen Frankreich und Deutschland in Zusammenhang gebracht. Diese Verlusterfahrung führe neben vielen anderen Gründen zu Identitätsverlust und Minderwertigkeitsgefühlen sowie, daraus erwachsend, zu Angst und Fremdenfeindlichkeit.[6]

Wirtschaft

Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 20.750 Euro pro Einwohner steht das Elsass an zweiter Stelle aller Regionen in Frankreich. Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 107,2 (EU-25: 100) (2003).[7]

Das Elsass ist eine Region, in der viele Wirtschaftszweige ansässig sind:

Weinanbau bei Sigolsheim nördlich von Colmar

Das Elsass ist wirtschaftlich stark international ausgerichtet: an etwa 35 % der Unternehmen im Elsass sind Firmen aus Deutschland, der Schweiz, den USA, Japan und Skandinavien beteiligt.

Im Jahr 2002 kamen rund 38,5 % der elsässischen Importe aus Deutschland. Bisher von hohen Arbeitslosenzahlen verschont geblieben, hat sich dies mittlerweile geändert und durch die Krise auf dem Arbeitsmarkt stiegen die Zahlen stark an (+20 % zwischen März 2002 und März 2003 auf 6,8 %). Verursacht wurde dies vor allem durch die wirtschaftlichen Probleme der Industriebetriebe, die 26 % der Elsässer beschäftigen. Die elsässische Wirtschaft versucht sich daher umzuorientieren und neue Arbeitsfelder auf dem Dienstleistungssektor und in der Forschung zu erschließen.

Im Bergbau, der ein Jahrhundert lang rund 560 Millionen Tonnen Kalisalz gefördert hat, arbeiteten noch im Jahr 1950 etwa 13.000 Beschäftigte im Kalirevier. Heute ist der Bergbau nur noch Thema eines Museums bei Wittelsheim.

Das Elsass ist eines der größten europäischen Anbaugebiete für Weißkohl, der zu Sauerkraut weiter verarbeitet wird.

Seit dem Mittelalter spielte auch der Flachsanbau und die Leinenweberei insbesondere in der Gegend um Colmar eine große Rolle. Ein typisch elsässisches Leinengewebe ist der karierte Kelsch.

Sport

Fußball

Die Fußballer von Racing Straßburg spielten viele Jahre in der Ligue 1, der höchsten Spielklasse im französischen Profi-Fußball, und gehörten dort Ende der 1970er Jahren sogar zu den Spitzenmannschaften. Heute (Saison 2011/12) spielt Racing jedoch nur noch in der fünften Liga, während SR Colmar als aktuell erfolgreichster elsässischer Verein in Frankreichs dritter Liga antritt.

Verkehr

Straßennetz

Die A 35 an der Ausfahrt Bartenheim (35), Richtung Mulhouse

Die wichtigste Straßenverbindung im Elsass ist die mautfreie Autobahn A 35, sie ist die Nord-Süd-Verbindung von Lauterbourg (dt. Lauterburg) bis St. Louis bei Basel. Südlich von Straßburg verläuft die A 35 auf einer kurzen Strecke als Nationalstraße, wobei geplant ist, diese Lücke zu schließen.

Die vielbefahrene A 4 führt von Straßburg nach Zabern (frz. Saverne) und weiter bis Paris. Sie ist ab der Mautstelle bei Hochfelden (20 km nordwestlich von Straßburg) mautpflichtig. Die A 36 führt von der deutschen A 5 vom Autobahndreieck Neuenburg aus nach Westen in Richtung Paris/Lyon und wird ab der Mautstelle bei Burnhaupt mautpflichtig.

In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Autobahnen in Transitstrecken und in Ausfallstraßen für die großen Ballungsgebiete umgewandelt. Seitdem fließt der Durchgangsverkehr in 2 bis 3 Fahrspuren in 1 km Entfernung um Straßburg und in 1,5 km Entfernung um Mülhausen herum. Die hohe Verkehrsdichte verursacht starke Umweltbelastungen, das gilt vor allem auf der A 35 bei Straßburg mit 170.000 Fahrzeugen pro Tag (Stand: 2002). Auch der starke Stadtverkehr auf der A 36 bei Mülhausen hat regelmäßig Verkehrsbehinderungen zur Folge. Dies konnte nur vorübergehend durch den Ausbau auf drei Fahrspuren pro Richtung vermindert werden.

Um den Nord-Süd-Durchgangsverkehr aufzunehmen und Straßburg zu entlasten, plant man eine neue Autobahntrasse westlich der Stadt. Diese Trasse soll das Autobahndreieck bei Hœrdt im Norden mit Innenheim im Süden verbinden. Die Eröffnung ist auf Ende 2011 angesetzt. Man erwartet dann ein Verkehrsaufkommen von 41.000 Fahrzeugen pro Tag. Der Nutzen ist jedoch umstritten, nach einigen Schätzungen wird die neue Trasse nur 10 % des Verkehrsaufkommens der A 35 bei Straßburg aufnehmen.

Hinzu kommt wegen der Einführung der Lkw-Maut in Deutschland 2005 eine erhebliche Zunahme des zuvor über die deutsche A 5 gefahrenen Lastverkehrs auf die parallel verlaufende und mautfreie elsässische Autobahn. Daher forderte Anfang 2005 Adrien Zeller, der Präsident der Région Alsace, die Ausweitung des deutschen Mautsystems Toll Collect auf die elsässische Strecke.

Schienennetz

Umsteigeplatz der Straßenbahn Straßburg auf der Place de l'Homme de Fer

Im Elsass besteht ein Schienennetz, das sowohl an den Hochgeschwindigkeits- als auch an den Regionalverkehr angeschlossen ist. Straßenbahnen (Trams) finden sich in Straßburg (Straßenbahn Straßburg) und Mulhouse (Straßenbahn Mülhausen).

Im Elsass (und im lothringischen Département Moselle) benutzen die Züge bei zweigleisigen Eisenbahnstrecken entgegen der sonst in Frankreich gültigen Regel das rechte Richtungsgleis.

Der Vogesentunnel von Sainte-Marie-aux-Mines (Markirch) nach Saint-Dié war bis 1973 ein Eisenbahntunnel. Seit 1976 ist er als Mautstrecke dem Straßenverkehr vorbehalten. Der Tunnel war von 2004 bis 2008 zur Erweiterung der Sicherheitsvorrichtungen gesperrt und wurde am 1. Oktober 2008 wiedereröffnet.

Von 2007 bis 2009 war Straßburg Endpunkt des Nachfolgers des legendären Orient-Express. Der Orient-Express war zwischenzeitlich eine normale Nachtzugverbindung der ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) zwischen Straßburg und Wien über Stuttgart, München und Salzburg und wurde Ende 2009 eingestellt.

Verlauf des Canal du Rhône au Rhin (RR)

Projekte:

Wasserstraßen

In den elsässischen Häfen werden über 15 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Drei Viertel davon entfallen auf Straßburg, das den zweitgrößten Binnenhafen Frankreichs hat. Die Erweiterung des Rhein-Rhône-Kanals, der die Rhône und damit das Mittelmeer mit dem mitteleuropäischen Flussnetz (Rhein) und damit der Nordsee und der Ostsee verbindet, wurde 1998 wegen der Kosten und der Zerstörung der Landschaft, vor allem im Tal des Doubs, eingestellt.

Flugverkehr

Lage des EuroAirport Bâle-Mulhouse-Fribourg

Es gibt im Elsass zwei internationale Flughäfen:

Beide Flughäfen hatten 1998 zusammen ein Aufkommen von 5.155.380 Passagieren.

Bekannte Elsässer

Filmografie

  • Die Elsässer. Spielfilm, Frankreich, 1996, unter anderem mit Irina Wanka und Sebastian Koch. Der Film besteht aus vier Episoden von je 90 Minuten Dauer und erzählt die Geschichte des Elsass zwischen 1870 und 1953 anhand der Geschichte fiktiver Familien.
  • Bilderbuch Deutschland. Elsass – Die südliche Weinstraße. Dokumentation, 2007, 45 Min., Buch und Regie: Willy Meyer, Produktion: SWR, Erstsendung: 17. Juni 2007, Inhaltsangabe der ARD
  • Bilderbuch Deutschland. Elsass – Die nördliche Weinstraße. Dokumentation, 2008, 45 Min., Buch und Regie: Willy Meyer, Produktion: SWR, Erstsendung: 9. März 2008, Inhaltsangabe der ARD
  • Die Linden von Lautenbach. TV-Spielfilm, Frankreich / BR Deutschland 1982, Regie Bernard Saint-Jacques, mit Mario Adorf. Nach dem Buch von Jean Egen.

Zeitungen, Zeitschriften, Periodika

Literatur

  • Das Elsass. Ein literarischer Reisebegleiter. mehrere Abb., Insel Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-458-34446-2 (Elsässische Impressionen von fünfzig Schriftsteller/-innen aus fünf Jahrhunderten).
  • Michael Erbe (Hrsg.): Das Elsass. Historische Landschaft im Wandel der Zeiten. Kohlhammer, Stuttgart 2002, ISBN 3-17-015771-X.
  • Gustav Faber: Elsass. Artemis-Cicerone Kunst- und Reiseführer, München 1989.
  • Frédéric Hartweg: Das Elsaß. Stein des Anstoßes und Prüfstein der deutsch-französischen Beziehungen. In: Robert Picht u.a. (Hrsg.): Fremde Freunde. Deutsche und Franzosen vor dem 21. Jahrhundert. Piper, München 2002, ISBN 3-492-03956-1, S. 62–68.
  • Marianne Mehling (Hrsg.): Knaurs Kulturführer in Farbe Elsaß. Droemer Knaur, München 1984.
  • Hermann Schreiber: Das Elsaß und seine Geschichte, eine Kulturlandschaft im Spannungsfeld zweier Völker. Weltbild, Augsburg 1996.
  • Bernard Vogler: Kleine Geschichte des Elsass. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2010, ISBN 3-7650-8515-4.

Weblinks

 Wikisource: Topographia Alsatiae – Quellen und Volltexte
Wiktionary Wiktionary: Elsass – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Elsass – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ausführlicher Reinhard Stupperich, Das Elsass in römischer Zeit, in: Michael Erbe (Hrsg.), Das Elass, S. 18–28.
  2. „Les Accords de coopération entre l’Alsace et ...“, region-alsace.eu, 20. Januar 2009
  3. Parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Jean-Louis Masson aus dem Dept. Moselle vom 9. Dezember 1991 an den französischen Innenminister
  4. ABCM Zweisprachigkeit. Association pour le Bilinguisme en Classe dès la Maternelle
  5. Badisches Tagblatt, „Elass will mehr Deutsch büffeln“
  6. „Biedermänner und Brandstifter. Der Einfluss der extremen Rechten im Elsass.“ Reportage, Deutschlandfunk, 5. Januar 2008
  7. Eurostat Pressemitteilung 63/2006 (PDF-Datei; 580 kB)

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