Allgäuer Brauhaus

Allgäuer Brauhaus
Allgäuer Brauhaus AG
Logo der Allgäuer Brauhaus AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0005035505
Gründung 1911
Sitz Kempten, Deutschland

Leitung

Mitarbeiter 133 (2009)[1]
Umsatz 21,529 Mio. (2009)[1]
Branche Brauerei
Website www.allgaeuer-brauhaus.de
Im Hintergrund: Das Kornhaus, ehemaliges Lagerhaus für Zutaten und Brauhaus des damaligen Fürstabts, welche 1921 vom Brauhaus übernommen wurde.

Die Allgäuer Brauhaus AG ist eine traditionsreiche, heute zur Radeberger Gruppe gehörende Spezialitätenbrauerei aus dem Allgäu mit Unternehmenssitz in Kempten. Das Unternehmen braut ein breites Sortiment an Bierspezialitäten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bierherstellung ist im Allgäu schon zur Zeit der Kelten nachgewiesen. Zur Zeit der römischen Stadt Cambodunums gab es in Kempten kleine Hausbrauereien. Um 725 begründeten der Missionar Magnus und sein Begleiter Theodor aus St. Gallen eine Missionszelle, aus der sich das Kloster St. Mang entwickelte, das später von Kaiser Karl IV. zum Fürststift Kempten erhoben wurde. Die dortigen Mönche pflegten für ihre weitgereisten Pilger und den Eigenverbrauch die Bierbraukunst.

Mittelalterliche Urkunden berichten dann von einem blühenden Brauwesen in der Stadt. 1394 ist die Stiftsbrauerei erstmals urkundlich nachgewiesen und 1556 wird von einem Wirtshaus hinterm Berg nächst beim Stift berichtet. Dessen Wirt Claus Honold betrieb den ersten Bierkeller in Kempten. Noch heute ist die Brauereigaststätte „Zum Stift“ das erste Haus am Platz in Kempten.

1675 erließ der Fürstabt Bernhard Gustav von Baden-Durlach eine Preuordnung für das Gebiet der Reichsabtei. Darin wurde unter anderem geregelt, dass kein Wirt das Bier siede, sondern aus dem herrschaftlichen Brauhaus bezöge. Der Nachfolger Rupert von Bodman führte diese Politik fort und begründete den Wohlstand der Stiftsbrauerei. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ließ er neben der neuerbauten Stiftskirche St. Lorenz auch ein neues Stiftsbrauhaus errichten und 1680 das sogenannte Weiße Brauhaus, in dem erstmals in Kempten Hefeweißbier gebraut wurde. Unter Fürstabt Rupert von Bodman braute der Stiftsbraumeister Augustin Schelling nach fünfjährigen Versuchen 1712 das erste Kemptner Bockbier, damals Doppelbier genannt, heute als Stifts-Weizenbock neu aufgelegt.

Nach der Säkularisation 1802 übernahm Braumeister Martin Leichtle – erst als Pächter, dann 1823 als Eigentümer – die Stiftsbrauerei. 1873 wurden in der Altstadt 21 Brauereien gezählt, die zusammen mit noch drei im Neustadtbereich gelegenen Brauereien 52.374 Hektoliter Bier herstellten. Seit 1888 firmierte die Stiftsbrauerei als Aktienbrauerei zum Stift. 1906 wurde von Architekt Ambros Madlener ein Neubau errichtet, der heutige Sitz der Brauerei zum Stift. 1911 gründete August Weixler zusammen mit August Schnitzer von der Brauerei zum grünen Baum die Allgäuer Brauhaus AG, welche 1921 die Stiftbrauerei übernahm. Nach dem Tod von Weixler 1920 wurden unter Regie von Kommerzienrat Hans Schnitzer weitere Brauereien übernommen, unter anderem 1935 das Bräuhaus Aulendorf.

1901 erzeugte der damalige Braumeister des Allgäuer Brauhauses, Richard Härle, als einer der ersten in Deutschland ein hopfig-herbes Pils und nannte es Teutsch Pils. Dieses Pils wurde unter anderem mit den HAPAG-Dampfern nach Übersee verschickt und sogar an Bord des Zeppelins ausgeschenkt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm das Allgäuer Brauhaus alle vier noch verbliebenen Brauereien Kemptens. 1967 erwarb die Mainzer Aktien-Bierbrauerei eine Mehrheitsbeteiligung an der Allgäuer Brauhaus AG. 1994 betreute das Unternehmen 800 Gastronomiebetriebe, davon allein 120 in Kempten.

21. Jahrhundert

2002 übernahm das Allgäuer Brauhaus von Gerd H. Borges die Sailerbräu im Marktoberdorfer Ortsteil Leuterschach (Landkreis Ostallgäu) und die Mainzer Aktien Bierbrauerei (Binding-Gruppe) die von Sailerbräu gehaltenen Markenrechte für die Marke das Altenmünster Brauer Bier[2]. Gerd H. Borges hatte 1980 als einziger Brauer im deutschen Markt seine Marke „Altenmünster“ wieder flächendeckend auf die zu damaliger Zeit verpönte wappengeschmückte Bügelverschlussflasche umgestellt, zeitweise sogar in traditionellen Bierkisten aus Holz vertrieben. Aufgrund des großen Erfolges dieser Strategie zur Abgrenzung einer Marktnische wird die Marke bis heute in dieser nostalgischen Flaschenform abgefüllt und in ganz Deutschland vertrieben; Biere in Bügelverschlussflaschen haben seither zahlreiche Nachahmer gefunden. Das Unternehmen Altenmünster hatte zum Übernahmezeitpunkt 68 Mitarbeiter, einen Jahresausstoß von über 300.000 Hektoliter und einen Umsatz von rund 18 Millionen Euro. Es war entstanden aus der Fusion der Brauereien Hämmerle in Altenmünster (im April 2005 abgerissen) und Sailerbräu in Leuterschach (ging auf die Gastwirtschaft zum Adler zurück und bestand schon seit 1453). Die zur Firmengruppe Altenmünster gehörenden Gesellschaften Kronenbräu Brauhaus zu Altenmünster und Allgäuer Transport und Logistik GmbH wurden nicht mitveräußert. Seit 2003 gehört das Allgäuer Brauhaus über die RB Brauholding zu 90,3 Prozent zur Radeberger Gruppe.

2008 betreut das Unternehmen 2.800 Gastronomie- und Handelskunden. Acht Millionen Euro wurden in die neue Braustätte in Marktoberdorf-Leuterschach investiert. Nach wie vor ist die Gastronomie die stärkste Kundengruppe. Zudem engagiert sich das Allgäuer Brauhaus in der Region auf Veranstaltungen, im Brauchtum und mit Verbraucheraktionen. Um die Auslastung der Abfüllkapazitäten zu erhöhen, ist das Allgäuer Brauhaus für eine Schwesterbrauerei innerhalb der Radeberger Gruppe Lohnabfüller für Bügelverschlussflaschen. Im Geschäftsjahr 2007 konnte ein Bilanzgewinn von 18 Millionen Euro ausgewiesen werden. Bei der DLG-Prämierung im Januar 2010 wurden vier Goldmedaillen für die Sorten Teutsch Pils, Alt Kemptener Weisse, Fürstabt Hefeweizen, Fürstabt Hefeweizen Leicht und Altenmünster Brauer Bier urig-würzig erreicht.[3] Im Jahr 2008 erwirtschaftete die Brauerei einen Gewinn von 173.000,- Euro, bei einem Umsatz von 22,1 Millionen Euro mit 137 Mitarbeitern.[4]

Marken (Auswahl)

Altenmünster Brauer-Bier urig-würzig.

Allgäuer Jagdbier, Allgäuer Brauhaus-Festbier, Allgäuer Brauhaus-Osterfestbier, Allgäuer Brauhaus-Winterfestbier, Altenmünster Brauer-Bier urig/würzig, Altenmünster Brauer-Bier hopfig/herb, Altenmünster Maibock, Altenmünster Winterbier, Altenmünster Hefe-Weissbier, Alt Kemptener Weisse, Bayrisch Hell, Büble Bier, Cambonator Doppelbock, Fürstabt Hefeweizen, Fürstabt Hefeweizen Leicht, Metzgerbier, St. Magnus Heller Bock, Teutsch Pils, Stiftsweizenbock, Urbayrisch Dunkel, Zwickel Naturtrübes Kellerbier, Büble Bier Radler, Allgäuer Brauhaus Original (Jubiläumsbier), Urtyp Export

Literatur

  • Allgäuer Brauhaus Kempten (Hrsg.), Christa Born: 600 Jahre Allgäuer Brauhaus: ehemals Fürstäbtliche Brauerei zu Kempten. Jubiläumsmagazin als Verlagsbeilage zur Allgäuer Zeitung vom 10. Juni 1994, Nr. 131, Augsburg: Presse-Druck und Verlags-GmbH, 1994

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Allgäuer Brauhaus AG: Geschäftsbericht 2009. Abgerufen am 11. Mai 2011 (PDF).
  2. Markenregister
  3. Brauerei Journal vom 25. Januar 2010
  4. Memminger Zeitung vom 3. Juli 2008, Seite 26 Brauerei-Chef schimpft auf das Rauchverbot

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