Heinrich Lefler

Heinrich Lefler
Heinrich Lefler um 1900
Werke von Heinrich Lelfer
Aus: Hans Christian Andersen: Die Prinzessin und der Schweinehirt, Wien 1897

Heinrich Lefler (* 7. November 1863 in Wien; † 17. März 1919 ebenda) war ein österreichischer Maler, Graphiker und Bühnenbildner.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Heinrich Lefler wurde als Sohn von Franz Lefler, welcher ebenfalls Künstler war, in Wien geboren.

Er studierte von 1880 bis 1884 an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Christian Griepenkerl, ab 1884 an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Nikolaus Gysis und Wilhelm von Diez. 1891 wurde er Mitglied der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs, Künstlerhaus. 1900 war er ein Gründungsmitglied des Hagenbundes.

Von 1900 bis 1903 war Lefler (unter der Direktion von Gustav Mahler) Ausstattungsleiter an der Wiener Hofoper. Von 1903 bis 1910 hatte er eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste inne. (Für diese Professur hatte sich u. a. auch Gustav Klimt beworben, letztlich wurde sie an Heinrich Lefler vergeben. Einer seiner Schüler an der Akademie war kurzfristig auch Richard Gerstl). Gleichzeitig war Heinrich Lefler ab 1903 Ausstattungsleiter am Wiener Burgtheater. Bemerkenswert ist, dass Lefler bereits 1902 Bühnenbilder für die Inszenierung einer Wagner-Oper an der Metropolitan Opera in New York entworfen hat, die per Schiff nach New York geliefert wurden. Zahlreiche Publikationen zum Schaffen des Künstlerduos Heinrich Lefler - Joseph Urban in der v.a. im anglo-amerikanischen Sprachraum renommierten Kunstzeitschrift "The Studio" geben Zeugnis vom damaligen Bekanntheitsgrad der heute vergessenen Künstler. Neben seiner Tätigkeit als Bühnenbildner in Wien, Dresden und Berlin, seiner Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, seinem wegweisenden Schaffen in der Illustration von Kinder- und Jugendliteratur war es die gemeinsam mit Joseph Urban und seinem Vater, dem Maler Franz Lefler in Weissenbach an der Triesting verbrachte Sommerfrische, die dem erfüllten Künstlerleben gleichermaßen Ausgleich wie Inspirationsquelle bot. Gemeinsam mit seinem Vater ausgeführte Fresken an den Hausfassaden von Villen und Hotels, liebevoll gestaltete Einladungskarten zu Sommerfesten in Weissenbach und gemeinsam mit dem Librettisten Camillo Walzel inszenierte Kinder- und Sommertheateraufführungen geben einen Einblick davon, dass selbst die Sommerfrische seinen Tatendrang nicht bremsen konnte.

Das interdisziplinär arbeitende Künstlerduo Heinrich Lefler - Joseph Urban zeichnet aber auch verantwortlich für die künstlerische Durchgestaltung temporärer Ausstellungs- und Festveranstaltungsprojekte, wie zum Beispiel dem Schiller-Festumzug von 1905 in Wien und dem Festzug entlang der Wiener Ringstrasse anlässlich des Kaiser-Jubiläums von 1908, beide begleitet von aufwendig gestalteten Publikationen, die dem damals zeitgemäßen Anspruch an den Begriff des Gesamtkunstwerkes in eindrucksvoller Weise gerecht werden. Unter der künstlerischen Leitung von Hugo von Tschudi (dessen Engagement in Sachen Kunst in Wassily Kandinskys theoretischem Werk, "Über das Geistige in der Kunst", lobende Erwähnung findet) entsteht 1907 in Deutschland ein weiteres prunkvoll ausgestattetes Beispiel damaliger Buchkunst mit hochkarätigen Illustrationen von Heinrich Lefler und Josef Urban, Illustrationen, die sich künstlerisch am Werk von William Morris orientieren und in schöpferisch eigenständiger Weise Anregungen der Arts and Crafts Movement verarbeiten. Zu seinem 60. Geburtstag wurde der Schriftsteller Detlev von Liliencron mit einer von Heinrich Lefler künstlerisch gestalteten Festschrift geehrt, zu der die bekanntesten Autoren der Zeit (Peter Altenberg, Hermann Bahr, Marie von Ebner-Eschenbach, Roda Roda, Peter Rosegger, Ferdinand von Saar, Arthur Schnitzler, Stefan Zweig u.v.a.m.) Beiträge verfassten. Zum Begriff des Gesamtkunstwerkes bzw. zur Durchdringung von Kunst und Leben passen auch Heinrich Leflers Gestaltungen von Banknoten- und Optionsscheinen, sowie seine wegweisenden Plakatentwürfe für die Firma "Auerlicht" und -um noch eine Verbindung zu der von Heinrich Lefler geliebten Sommerfrische in Weissenbach an der Triesting herzustellen- die Werbeplakate für die Firma Krupp in Berndorf, die in ihrer Aussage genau jene Versöhnung zwischen Arbeit und Kunst thematisieren, die später auch für die "Stilklassenzimmer" der in der Folge dort errichteten Schule kennzeichnend sind. Daneben gibt es künstlerische Arbeiten für den Aquarellisten-Club, für den Fahrrad- und Blumencorso, Gestaltungen von Kalendern und zahlreichen Märchen- und Liederbüchern sowie Anschauungsmaterial für den Schulunterricht. Nicht unerwähnt bleiben darf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Regisseur und Theaterdirektor Rainer Simons am Kaiser-Franz-Josephs-Jubiläums- Stadttheater, der heutigen Wiener Volksoper. Belege für eine gegenseitige Wertschätzung und v.a. eine erfolgreiche bühnenkünstlerische Zusammenarbeit mit Max Reinhardt finden sich in der Max-Reinhardt-Collection der Harvard-Universität in den USA, in der sich bedeutende Kostüm- und Bühnenentwürfe Heinrich Lelfers erhalten haben.

Heinrich Lefler war einer der ersten Künstler Österreichs, welcher sich in der angewandten Kunst engagierten und beispielsweise Plakate für Firmen, Veranstaltungen und Zeitschriften entwarfen.

Gemeinsam mit Josef Urban zeichnet er verantwortlich für die Ausstattung des Wiener Rathauskellers und für Entwurf und Ausstattung des Schlosses des Grafen Esterhazy.

1000 Österreichische Kronenbanknote

1903 heiratete Heinrich Lelfer die Opernsängerin Mina Wiesmüller, deren Portrait die 1902 von ihm gestaltete 1000-Kronen Banknote zierte.

1919 starb Heinrich Lefler in Wien. Er hat ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof. Im Jahr 1932 wurde in Wien Donaustadt (22. Bezirk) die Heinrich-Lefler-Gasse nach ihm benannt.

Lefler und Joseph Urban

Der erste Kontakt zwischen den beiden Künstlern wurde über deren gemeinsamen Freund, den Sänger und Schauspieler Leo Slezak vermittelt. Urban heiratete später Leflers Schwester Maria (Mizzi), womit neben freundschaftlichen und geschäftlichen auch familiäre Bande zwischen den beiden geknüpft waren.

Zusammen mit seinem Schwager Joseph Urban gehörte Lefler zu den wichtigsten Künstlern des europäischen Jugendstils. Beide Künstler arbeiteten oft zusammen und gestalteten z. B. einen 1905 erschienen Kalender mit Motiven von Grimms Märchen.

Siehe auch

Literatur

  • Schöny: Lefler Heinrich. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 90.
  • P. Pauker: H. Lefler. Dissertation, Wien 1962.
  • Die verlorene Moderne: Der Künstlerbund Hagen 1900-1938. Ausstellungskatalog, Halbturn 1993.
  • Heinz Kindermann: Theatergeschichte Europas, Bd.1-10
  • Eisenberg Ludwig: Das geistige Wien, Wien 1889-1893
  • Czeike Felix: Wien-Lexikon
  • Eintrag: Lefler, Heinrich. In: Allgemeinen Lexikon der Bildenden Künstler. Band 22, S. 559
  • Archiv des Triestingtaler Heimatmuseums Weissenbach

Weblinks

 Commons: Heinrich Lefler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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