Josef Streit

Josef Streit
Josef Streit beim Globke-Prozess 1963

Josef Streit (* 9. Juni 1911 in Friedrichswald, Nordböhmen; † 3. Juli 1987 in Berlin) war der zweite Generalstaatsanwalt der DDR.

Leben

Streit wurde als Sohn eines Glasschleifers geboren. Nach dem Abschluss der Volksschule erlernte er den Beruf eines Buchdruckers, trat 1925 dem Kommunistischen Jugendverband bei. 1938 wurde er verhaftet und in das KZ Dachau, später nach Mauthausen verbracht. Nach Kriegsende beteiligte sich Streit am Aufbau der Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) und wurde 1945 Mitglied der KPD. Nach der Vereinigung von SPD und KPD 1946 wurde er Mitglied der SED und war als 1. Sekretär der FDJ-Kreisleitung Schöneberg/Mecklenburg tätig. Er absolvierte dann einen Volksrichterlehrgang und war anschließend als Amtsrichter in Schöneberg bis 1949, danach bis 1951 als Hauptreferent im Ministerium für Justiz tätig. 1951 wurde er als Staatsanwalt beim Generalstaatsanwalt der DDR berufen und übte dieses Amt bis 1953 aus, arbeitete 1953 bis 1962 im ZK der SED, Abteilung Staats- und Rechtsfragen mit, später hier Sektorenleiter.

Josef Streit setzte sich für eine „Strafjustiz als Hebel der gesellschaftlichen Umwälzung“[1] ein. 1959 fasste er dieses Ziel so zusammen:

„Die Rechtssprechung und auch die Aufsichtstätigkeit der Staatsanwaltschaft eines sozialistischen Staates dienen nicht nur dem Schutz der Gesellschaftrsordnung, sondern haben im besonderen als wichtige Hebel für gesellschaftliche Umwälzung zu wirken.“

Im Januar 1962 wurde Streit als Nachfolger des verstorbenen Ernst Melsheimer zum Generalstaatsanwalt gewählt und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1986. 1965 wurde er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit „Entwicklungstendenzen der Klassenjustiz in der Weimarer Republik“ zum Dr. jur. promoviert. 1963 bis 1987 gehörte Streit dem ZK der SED als Mitglied und 1962 bis 1987 dem Zentralvorstand der Verband der Juristen (VdJ) der DDR an. Sein Grab befindet sich auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde.

1961 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden (VVO) in Silber, 1971 in Gold und 1981 die Ehrenspange zum VVO. 1961 erhielt er den Orden „Banner der Arbeit“ sowie 1975 und 1986 den Karl-Marx-Orden.

Einzelnachweise

  1. Falco Werkentin: Politische Strafjustiz in der Ära Ulbricht, Ch. Links, Berlin, 1997, ISBN 978-3861530695, S. 47

Werke

  • Vierzig Jahre politischer Mord, Berlin 1960
  • Entschleierte Justiz, Berlin 1962
  • Die Haltung der beiden deutschen Staaten zu den Nazi- und Kriegsverbrechen, Berlin 1965
  • Nur ums Strafen geht es nicht, Berlin 1976

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