Kornwestheim Rangierbahnhof

Kornwestheim Rangierbahnhof
Kornwestheim Rangierbahnhof
Karte Kornwestheim Rangierbahnof.png
Karte des Rangierbahnhofs Kornwestheim mit Umgebung
Daten
Betriebsart Rangierbahnhof
Abkürzung TK
Eröffnung 1918
Lage
Ort Kornwestheim
Land Baden-Württemberg
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 52′ 5″ N, 9° 10′ 34″ O48.8680555555569.1761111111111Koordinaten: 48° 52′ 5″ N, 9° 10′ 34″ O
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe in Baden-Württemberg

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Der Bahnhof Kornwestheim Rangierbahnhof ist nach dem Mannheimer Rangierbahnhof der zweitgrößte Rangierbahnhof in Baden-Württemberg. Er befindet sich westlich von Kornwestheim im Norden der Region Stuttgart und wurde 1918 durch die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen in Betrieb genommen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Der Rangierbahnhof schließt direkt an den westlichen Stadtrand von Kornwestheim an. In Nord-Süd-Richtung erreicht er eine Länge von 6 km und eine Breite von maximal 600 m. Im Norden enden die Anlagen in Ludwigsburg auf dem Gebiet der Pflugfelder Höhe, im Westen befindet sich die fruchtbare Landschaft des Langen Feldes, hinter der sich ungefähr jenseits der A 81 das Strohgäu anschließt. Im Süden reicht die Fläche des Bahnhofs bis an die Stuttgarter Stadtteile Stammheim und Zuffenhausen heran.

Parallel zum Rangierbahnhof, aber an einer davon getrennten Strecke, gibt es in Kornwestheim im Verlauf der Frankenbahn auch den Bahnhof Kornwestheim Personenbahnhof, der Halt der Stuttgarter S-Bahn und einiger RegionalBahnen der Schusterbahn ist.

Von Norden und Westen erreichen Güterzüge den Bahnhof über eine niveaufreie Ausfädelung aus der Franken- bzw. der Westbahn südlich des Bahnhofs Ludwigsburg. Güterzüge von der Gäubahn gelangen über die Rankbachbahn nach Renningen und weiter über die württembergische Schwarzwaldbahn nach Korntal, das Ausgangspunkt einer eingleisigen Verbindungskurve nach Kornwestheim Rbf ist. Die Schusterbahn mit ihrem Ausgangspunkt Stuttgart-Untertürkheim vermittelt die direkte Verbindung aus dem Osten von der Filstalbahn. Der Güterverkehr aus Richtung Nürnberg wird überwiegend über die Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall und die Bahnstrecke Backnang–Ludwigsburg geleitet, da der alternative Weg über die Rems- und die Schusterbahn mit Kopfmachen in Stuttgart-Untertürkheim Rbf verbunden ist. Entlang der Hauptstrecke nach Stuttgart Hauptbahnhof gibt es ein eigenes Gütergleis, das früher zum unmittelbar nördlich des Hauptbahnhofs gelegenen Stuttgarter Güterbahnhof führte. Über dieses Gleis können Güterzüge zur Gäubahn über die topografisch ungünstigere Panoramastrecke umgeleitet werden. Eine Verbindungskurve von der Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart in den Bahnhof ist durch einen Stutzen im Tunnel Langes Feld als Bauvorleistung vorbereitet, aber bisher nicht verwirklicht worden.

Geschichte

Luftaufnahme der Richtungsharfe (Mai 2008)
Richtungsharfe (Juli 2007)

Als in den 1890er Jahren der überlastete Stuttgarter Hauptbahnhof, der zuvor ein Nadelöhr für den gesamten durchgehenden Personen- und Güterverkehr darstellte, durch die Güterumgehungsbahn Untertürkheim–Kornwestheim entlastet wurde, entstanden von 1894 bis 1895 an beiden Enden der Umgehung Rangierbahnhöfe. Dieser erste Rangierbahnhof in Kornwestheim lag östlich des heutigen Personenbahnhofs und umfasste 15 Verteilgleise. Der Verkehr auf der Schiene wie auch die Einwohnerzahl Stuttgarts stiegen in den folgenden Jahren weiter rasant an: Von 1898 bis 1907 wuchs das Frachtaufkommen auf den Schienenwegen um Stuttgart um über 60 %.

Da einzelne Maßnahmen nicht mehr ausreichend erschienen, beschloss der württembergische Landtag 1907 ein umfassendes Ausbauprogramm, das neben der Verlegung des Hauptbahnhofs und dem mehrgleisigen Ausbau der Zentralbahn den Neubau eines „Landesgüterbahnhofs“ als großen Rangierbahnhof für die Landeshauptstadt vorsah. Wegen der Nähe zu Stuttgart und des freien und flachen Geländes entschied Kornwestheim die Standortfrage für sich.

Mit dem Bau konnte noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs begonnen werden, die ersten Grundstückskäufe wurden 1910 bis 1911 getätigt. Der Krieg verzögerte die zunächst für 1916 geplante Inbetriebnahme eines ersten Abschnitts auf Mitte 1918. Die Verbindungsbahn zum Stuttgarter Güterbahnhof konnte am 29. Juli 1918 eröffnet werden. Die Verbindung zur Schusterbahn und nach Ludwigsburg folgte am 1. Juni 1919, nachdem im Mai das Bahnbetriebswerk Kornwestheim Rbf seinen Betrieb aufnahm. 1919 waren die Bauarbeiten überwiegend abgeschlossen. Der gesamte Rangierbahnhof wurde zunächst durch 18 Stellwerke der Bauart Jüdel gesteuert.

Erst 1931 wurde mit dem Bau der bereits vor dem Ersten Weltkrieg geplanten und bewilligten eingleisigen Verbindungsbahn Abzweig Salzweg–Korntal zur Schwarzwaldbahn begonnen, die am 1. Dezember 1935 in Betrieb gehen konnte. Die elektrische Traktion erreichte den Bahnhof am 15. Mai 1933, als bei der Elektrifizierung der Strecke München–Stuttgart Ludwigsburg und die Schusterbahn mitberücksichtigt wurden.

Ab 1939 errichtete die Deutsche Reichsbahn auf dem Gelände des Rangierbahnhofs die Zentralschmiede des AW Cannstatt, die 1941 eröffnet werden konnte. Von 1947 an stellte die Schmiede die Stehbolzen für alle Dampflok-Ausbesserungswerke her. 1950 beschäftigte das Werk 450 Mitarbeiter, es wurde 1977 geschlossen. Von 1944 bis 1983 gab es in Kornwestheim Rbf eine Eisenbahnzentralschule mit einem Lehrstellwerk.

Anfang der 1960er Jahre wurde der Rangierbetrieb grundlegend modernisiert: 1963 gingen vier Gleisbremsen vom Typ TW6, eine automatische Weichensteuerung und ein neues Ablaufstellwerk vom Typ DrS 60 in Betrieb, womit die Talleistung auf 185 Wagen pro Stunde erhöht werden konnte. 1965 fanden in Kornwestheim – erstmalig in Deutschland – Versuche mit funkferngesteuerten Abdrücklokomotiven statt. 1969 bzw. 1972 wurden die Einfahrgruppe im Norden und die Ausfahrgruppe im Süden auf neue Stellwerke vom Typ SpDrS 60 umgestellt, danach folgte eine Zentralisierung auf ein Stellwerk für den gesamten Rangierbahnhof. 1994 wurde es zu einem ESTW umgerüstet.

Neuer Containerbahnhof (März 2004)

Der Container-Verkehr hielt 1968 mit der Eröffnung des Containerbahnhofs am nördlichen Ende des Bahnhofs Einzug. Seither gibt es im Nachtsprung Containerzüge nach Bremerhaven und Hamburg. 1969 wurde zusätzlich ein Huckepack-Verkehr nach Köln eingerichtet. Als Ersatz für die Güter-Umladestellen in Untertürkheim und Bietigheim entstand 1974 eine zentrale Umladehalle für den Stuttgarter Raum am südwestlichen Rand der Gleisanlagen.

Beim Bau der Stuttgarter S-Bahn wurde 1977 bei Ludwigsburg eine zusätzliche, weiter südlich gelegene Einfahrmöglichkeit geschaffen. Seitdem können über diese Verbindung durchgehende Güterzüge von Bietigheim-Bissingen nach Stuttgart-Untertürkheim die Hauptstrecke niveaufrei kreuzen, ohne den Rangierbahnhof auf seiner Westseite umfahren zu müssen.

Da die Kapazitäten des Containerbahnhofs nicht mehr ausreichten, wurde 1995 im Südwesten an Stelle des stillgelegten Güterbahnhofs mit dem Bau eines neuen Terminals begonnen, das 1999 in Betrieb ging. Es umfasst insgesamt acht Gleise.

Heutige Bedeutung

Einfahrgruppe (Kornwestheim Rbf Nord-West), von Süden gesehen (März 2006)

Der Kornwestheimer Rangierbahnhof ist heute – nach seinem Mannheimer Pendant – der zweitgrößte Baden-Württembergs. Er verfügt über maximal 66 parallel gelegene Gleise mit einer Gesamtlänge von 160 km, darunter 38 Richtungsgleise. Insgesamt gibt es 520 Weichen und 300 Signale. Täglich verlassen ungefähr 100 neu gebildete Züge den Bahnhof. Darunter befinden sich Züge im Fernbereich mit den Zielen München Nord Rbf, Nürnberg Rbf, Mannheim Rangierbahnhof, Seelze Rbf, Gremberg, Zürich Limmattal sowie Wolfurt[1].

In den 1980er Jahren gewann der Bahnhof durch die Umwandlung der Rangierbahnhöfe in Heilbronn, Horb, Stuttgart-Untertürkheim und Ulm zu Kornwestheimer Satelliten an Bedeutung.

Das Bw Kornwestheim beheimatet seit 2004 nur noch Rangierlokomotiven verschiedener Baureihen – heute einzig Maschinen der Baureihe 290 (mit Bergfunk für die Ablaufsteuerung), 294 sowie 363.

Seit der Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart ist in Kornwestheim Rbf Süd-Ost ein Rettungszug stationiert[2], der die SFS im Ernstfall mit Wende in Zazenhausen erreichen kann.

Literatur

  • Andreas M. Räntzsch: Stuttgart und seine Eisenbahnen. Die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Raum Stuttgart. Uwe Siedentop, Heidenheim 1987, ISBN 3-925887-03-2. 
  • Bernd M. Beck: Verschiebebahnhöfe. In: Eisenbahn Journal-Sonderausgabe. Eisenbahnen in Stuttgart. Jg. 1994, Nr. III, ISSN 0720-051X, S. 62–63.
  • Günter Dutt: Güterverkehr – ein Überblick. In: Werner Willhaus (Hrsg.): Verkehrsknoten Stuttgart. EK-Verlag, Freiburg 2006, ISBN 3-88255-251-4, S. 64–69.
  • Hans-Wolfgang Scharf: Die Eisenbahn im Kraichgau. Eisenbahngeschichte zwischen Rhein und Neckar. EK-Verlag, Freiburg 2006, ISBN 3-88255-769-9.
  • Werner Willhaus: Kornwestheim. In: Eisenbahn-Kurier. Jg. 2004, Nr. 1, ISSN 0170-5288, S. 68–71.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Kornwestheim classification yard – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Güterzugkursbuch bei cargonautus.de
  2. Interessengemeinschaft Deutsches Krokodil – Das Bahnbetriebswerk Kornwestheim (abgerufen am 5. Juli 2007)

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