Angioplastie

Angioplastie

Die Angioplastie, auch perkutane transluminale Angioplastie (PTA, perkutan: lateinisch durch intakte Haut; transluminal: lateinisch innerhalb der Lichtung des Gefäßes verlaufend; Angioplastie: griechisch αγγειοπλαστία, ursprünglich „das Töpfern“, „die Gefäßschaffung“, hier im Sinne von „Aufweitung“, vergleiche Angiogenese, Vaskulogenese), ist ein Verfahren zur Erweiterung oder Wiedereröffnung von verengten oder verschlossenen Blutgefäßen (meistens Arterien, seltener auch Venen) mittels Ballondilatation oder anderer Verfahren (Laser, Thrombektomiekatheter usw.).

Die Ballonkatheter werden fast immer von der Leiste aus über einen Führungsdraht und Führungskatheter in die Stenose (Engstelle) platziert und mit Druck (8-12 bar) aufgeblasen, hierdurch wird meist die Engstelle beseitigt und eine Operation vermieden. Zusätzlich werden häufig Stents (Drahtgeflechte, die das Gefäß von innen schienen und offen halten sollen) implantiert (Stentangioplastie).

An den Herzkranzgefäßen spricht man von einer perkutanen transluminalen Coronarangioplastie (PTCA).

Inhaltsverzeichnis

Koronarangioplastie

PTCA
A vor
B während und
C nach Dilatation

Als mögliche Komplikation ist die Einengung eines Seitenastes (Pfeil) dargestellt („Schneepflugphänomen“)

Perkutane transluminale coronare Angioplastie (PTCA) ist die Technik der Aufdehnung (Ballondilatation) eines verengten Herzkranzgefäßes von innen ohne offene Operation.

Die PTCA wird im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung nach einer Koronarangiographie durchgeführt. Durch einen von der Leistenarterie (Arteria femoralis) oder über die Unterarmarterie (Arteria radialis) eingeführten speziellen Führungskatheter wird ein Ballonkatheter vorgeschoben. An dessen distalem Ende befindet sich ein Ballon, der in der Gefäßverengung (Stenose) mit ca. 8-12 bar expandiert wird. Die Verengung wird dadurch erweitert und ein ungestörter Blutfluss ermöglicht. Hierbei macht man sich auch die Elastizität der Gefäße zu Nutze: die am Plaque befindlichen Kalkanlagerungen werden in die Gefäßwand gedrückt und verbleiben dort. Um eine erneute Verengung zu verhindern, wird heutzutage oft ein Stent implantiert, in Einzelfällen werden auch mit Medikamenten beschichtete Ballone verwendet.

Selten werden Laser oder Diamantbohrer (Rotablation) statt des Ballonkatheters eingesetzt, um die Stenose zu beseitigen oder für eine klassische PTCA vorzubereiten.

Eine PTCA wird als geplanter Eingriff bei der chronischen koronaren Herzkrankheit zur Verbesserung der Symptome und als lebensrettender Notfalleingriff beim akuten Herzinfarkt (dann als Akut-PTCA bezeichnet) durchgeführt. Gemäß dem Occluded Artery Trial ist eine Gefäßeröffnung nicht mehr sinnvoll, wenn seit dem Infarkt mehr als zwei Tage vergangen sind. Ist eine PTCA nicht möglich, wird ein Koronararterien-Bypass durchgeführt.

Ballondilatation

Unter der Ballondilatation im Rahmen einer PTA versteht man in der interventionellen Radiologie, der Kardiologie und der Angiologie eine Methode zur Aufdehnung krankhaft verengter Blutgefäße mittels eines an einem Gefäßkatheter angebrachten Ballons, der sich erst an der verengten Stelle langsam unter hohem Druck (6–20 bar) entfaltet. Dabei wird der Katheter z.B. über eine Femoralarterie (Beinschlagader) eingeführt und zur verengten Stelle unter Röntgenkontrolle vorgeschoben. Das Verfahren dient dazu Engstellen, die v.a. durch atherosklerotische (Gefäßverkalkung) entstehen, so aufzudehnen, dass sie den Blutstrom nicht mehr oder weniger stark behindern. Entwickelt wurde das Verfahren von dem deutschen Kardiologen Andreas Grüntzig.

Moderne Methoden im Bereich Kunststoffverarbeitung ermöglichen die Konstruktion und Weiterentwicklung solcher Ballons, um die Qualität individuell auf die Bedürfnisse der Patienten anzupassen. Wichtig ist hierbei die Flexibilität der Ballons sowie ihre Druckfestigkeit.

Anwendung

Zur Anwendung kommt die Methode bei für die jeweilige Organversorgung wichtigen Arterien (Schlagadern) wie

Drug Eluting Balloons

Der Medikamenten-beschichtete Ballonkatheter bzw. Medikament-freisetzende Ballonkatheter (engl. drug-eluting balloon, kurz DEB, oder drug-coated balloon) ist eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Ballonkatheter [1] [2]. Die Ballonoberfläche ist hierbei mit einem Medikament beschichtet, das an der Stelle der Gefäßverengung aufgetragen wird. Zurzeit wird das Zytostatikum Paclitaxel verwendet. Das Medikament soll ein gefäßverengendes Überwuchern der erweiterten Stelle verhindern. Im Gegensatz zur Stent-Therapie verbleibt nach dem Eingriff kein mechanisch wirkender Fremdkörper im Körper. Der Einsatz beschränkt sich zurzeit auf In-Stent-Restenose und Gefäßaufzweigungen (Bifurkationen) im Koronarbereich sowie Renalgefässe, Femoralarterien und Unterschenkelarterien im peripheren Bereich. Diese Technik wird zurzeit noch nicht regelhaft eingesetzt.[3]

Komplikationen

Der innere Teil der Gefäßwand (Intima) kann einreißen (Dissektion), das Gefäßlumen kann hierbei im schlimmsten Fall komplett verlegt werden. Bei einer Gefäßperforation kann es zu einer Blutung in den Herzbeutel mit möglicher Tamponade oder ins Gewebe kommen. Ggf. muss hier gefäß- oder kardiochirurgisch eingegriffen werden.

Bei der Aufdehnung eines Gefäßes in der Nähe einer Aufzweigung kann die Aufdehung eines Hauptastes zum Verschluss eines Seitenastes führen. Dies wird bei kleinen Ästen häufig billigend in Kauf genommen. Sind zwei gleichwertige Gefäße betroffen gibt es Techniken dies zu vermeiden.

Siehe auch

Thrombektomie, Stent, Stentangioplastie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bruno Scheller et al.: Treatment of Coronary In-Stent Restenosis with a Paclitaxel-Coated Balloon Catheter. N Engl J Med. 2006 Nov 16;355(20):2113-24. PMID 17101615, Volltext
  2. Bruno Scheller et al.: Two year follow-up after treatment of coronary in-stent restenosis with a paclitaxel-coated balloon catheter. Clin Res Cardiol. 2008 doi:10.1007/s00392-008-0682-5
  3. * Deutsche Gesellschaft für Kardiologie: f Medikamente freisetzende Koronarstents (DES) und Medikamente freisetzende Ballonkatheter (DEB): Aktualisierung des Positionspapiers der DGK (deutsch) (pdf). Abgerufen am 7.03.
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