Kuli (Tagelöhner)

Kuli (Tagelöhner)

Der Begriff „Kuli“ bezeichnet ostasiatische Tagelöhner bzw. Lastträger. Im 19. Jahrhundert verließen zahlreiche Chinesen ihr Land und verdingten sich als Kuli.

Kuli (niederl. Rechtschreibung: „koelie“) war auch die Bezeichnung für die Vertragsarbeiter (Niederländisch: contractarbeiders) in Niederländisch-Indien zwischen etwa 1820 und 1941. Über die portugiesische Kolonie Macao wurden auch chinesische Kulis nach Mittel- und Südamerika verschifft. Chinesen, die nach Nordamerika gingen, taten dies hingegen fast ausnahmslos als freie Männer mit landwirtschaftlicher, handwerklicher oder kaufmännischer Berufserfahrung, nicht als Kulis; dennoch wurden die chinesischen Einwanderer in den USA vor dem Hintergrund der anti-chinesischen Propaganda der Zeit häufig abwertend als „Kulis“ bezeichnet.[1]

Kulis wurden häufig zu harten Arbeiten auf den Plantagen herangezogen. Sie hatten einen „Kuli-Vertrag“ unterschrieben, durch den sie sich unter strengen Auflagen an das jeweilige Unternehmen banden. So musste ein Kuli 10 Stunden am Tag arbeiten und durfte nicht ohne vorherige Erlaubnis die Plantage oder Fabrik seines Arbeitgebers verlassen.

Das Wort „Kuli“, Urdu/Hindi qulī (क़ुली) hat seinen Ursprung in einer Turksprache, nämlich dem Tschagataischen, die Sprache Baburs, der im 16. Jahrhundert Nordindien eroberte. Türkeitürkisch kul 'Knecht, Sklave' ist damit nahe verwandt. Über das Urdu hat sich das Wort, wie viele andere auch, in weitere Sprachen Indiens verbreitet. Ins Chinesische ist das Wort wohl erst später gelangt. Dort sieht es in der Form 苦力 kǔlì, wie eine chinesische Zusammensetzung aus. Die Bedeutung von „“ ist nämlich „bitter, hart“ und „“ kann als „Arbeitskraft“ aufgefasst werden. Deshalb ist der Ursprung des Wortes gelegentlich im Chinesischen vermutet worden.

Zitat

"Bekanntlich ist vor kurzem von Singapore aus der erste Transport chinesischer Kulis nach Ost-Afrika abgegangen, und in wenigen Tagen sollen in Macao 600 Chinesen verladen werden, die als Eisenbahnarbeiter für den Kongostaat angeworben sind.
Man verfolgt hier diese Unternehmungen mit großem Interesse und ist gespannt zu hören, ob Arbeitgeber wie Arbeitnehmer im dunklen Weltteil ihre Rechnung finden werden. Dass der chinesische Kuli als Pflanzer und Erdarbeiter, namentlich da, wo er im Akkord arbeitet, seinesgleichen sucht, darüber ist sich die Welt einig; die Frage ist nur, ob er für Afrika nicht zu teuer zu stehen kommt. Es ist mir unbekannt, wieviel Anwerbung und Transport der von Singapore nach Pangani geschafften Kulis gekostet hat, ich weiß jedoch, dass man die Kosten für den Kopf von Macao nach einem beliebigen Hafen der deutsch-ostafrikanischen Küste auf 450 Mark gegen 240 Mark nach Sumatra berechnet. Der Vertrag würde auf 3 Jahre, 30 Mark garantierten Verdienst im Monat, freie Beköstigung und freie Rückfahrt lauten. Die Kosten der letzteren werden auf etwa 150 Mark für den Kopf angenommen.
Demnach würden sich die Unkosten für Anwerbung, Hin- und Rückfahrt für den einzelnen Kuli auf rund 600 Mark d. h. 200 Mark jährlich, gleich etwa 70 Pfg. für jeden Arbeitstag belaufen. Rechnet man die Beköstigung (Reis, Tee und gesalzenes Fleisch) auf 30 Pfg. für Mann und Tag dazu, so ergibt sich alles in allem ein Gesamttagelohn von 2 Mark für den Mann, d. h. viermal soviel als der Eingeborene in Ostafrika als Plantagenarbeiter bis jetzt zu erhalten pflegt.
Sollte sich trotz dieser hohen Löhne die Beschäftigung chinesischer Kulis für die Plantagen als profitabel herausstellen, so kommt es nur darauf an, durch richtige, gerechte Behandlung die Chinesen zu fesseln. Von den Berichten, die sie in die Heimat schicken, wird es abhängen, ob man weiteren Zuzug wird erwarten können oder nicht.
(zitiert aus Otto E. Ehlers: Im Osten Asiens, Berlin: Allgemeiner Verein für Deutsche Literatur, 1896)

Quellen

  1. David M. Brownstone, The Chinese-American Heritage, New York, Oxford (FactsOnFile) 1988, ISBN 0-8160-1627-5

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