Niederländische Sprache

Niederländische Sprache
Niederländisch (Nederlands)

Gesprochen in

Siehe unter „Offizieller Status“, des Weiteren in Indonesien und nur dialektal in Frankreich (Nord-Pas-de-Calais) und Deutschland (Nördlicher Niederrhein).
Sprecher ca. 26 Millionen
Linguistische
Klassifikation

Indogermanische Sprachen

Germanische Sprachen
Westgermanische Sprachen
Niederfränkisch
  • Niederländisch
Offizieller Status
Amtssprache von ArubaAruba Aruba
BelgienBelgien Belgien
BonaireBonaire Bonaire
CuraçaoCuraçao Curaçao
NiederlandeNiederlande Niederlande
SabaSaba Saba
Sint EustatiusSint Eustatius Sint Eustatius
Sint MaartenSint Maarten Sint Maarten
SurinameSuriname Suriname

Europaische UnionEuropäische Union Europäische Union
UNASURUNASUR UNASUR
Sprachcodes
ISO 639-1:

nl

ISO 639-2: (B) dut (T) nld
ISO 639-3:

nld

Die niederländische Sprache (Nederlandse taal), auch Niederländisch (Aussprache: Nederlands?/i), gehört wie die deutsche Sprache zur westgermanischen Gruppe des germanischen Zweiges der indogermanischen Sprachen. Insbesondere das Niederdeutsche, aber auch das Englische und das Friesische haben viele Gemeinsamkeiten mit dem Niederländischen. Aus dem Niederländischen ging Afrikaans hervor.

Inhaltsverzeichnis

Name der Sprache

Hauptartikel: Niederländisch (Name)

Umgangssprachlich wird die niederländische Sprache fälschlich oft Holländisch genannt. Beim Holländischen handelt es sich aber nur um einen Dialekt, der im Westen der Niederlande in der (historischen) Region Holland gesprochen wird.

In Flandern, dem niederländischsprachigen Teil von Belgien, wird das Niederländische auch „Flämisch“ genannt, obwohl in Belgien bereits seit 1878 die niederländische Standardsprache gilt. Siehe auch Belgisches Niederländisch.

Bis in das 19. Jahrhundert bezeichnete man das Niederländische in der geschriebenen Sprache als Nederduits (wörtlich „Niederdeutsch“, nicht zu verwechseln mit dem modernen linguistischen Begriff Niederdeutsch), wobei Nederduits manchmal neben der niederländischen Schriftsprache und den Dialekten des heutigen niederländischen Sprachgebietes auch die im heutigen Sinne des Wortes niederdeutschen Dialekte Norddeutschlands mit einschloss.[1][2] Erst dann setzte sich die Bezeichnung Nederlands durch, die parallel dazu seit dem 13. Jahrhundert verwendet wurde. Auch der Landesname Niederlande ist relativ jung. Im Mittelalter hieß die niederländische Sprache auch Diets (wörtlich „Volkssprache“), einem Kognat des deutschen Wortes „Deutsch“.[3][4][5] Auch das englische Wort für „Niederländisch“ (Dutch) ist hiermit verwandt.

Herkunft und Entwicklung

Genetische Einordnung des Niederländischen

Die niederländischen Dialekte (von denen einige sekundär als Grundlage für die Entstehung der niederländischen Standardsprache dienten) lassen sich genetisch auf mehrere germanische Dialektgruppen zurückführen, die im frühen Mittelalter im heutigen niederländischen Sprachgebiet gesprochen wurden. Nach der gängigsten (wenn auch nicht unumstrittenen) Klassifikation der germanischen Sprachen gehören alle diese Dialektgruppen zusammen mit denjenigen, auf die die heutigen (hoch-)deutschen, niederdeutschen, friesischen und englischen Dialekte zurückgehen, zur westgermanischen Sprachgruppe.[6] Von den niederländischen zu den (hoch-)deutschen und niederdeutschen Dialekten besteht bis heute (zumindest soweit die lokalen Dialekte auf beiden Seiten der deutsch-niederländischen Grenze noch gesprochen werden) ein Dialektkontinuum, während dies im Verhältnis zum Englischen schon lange nicht mehr der Fall ist und heutige Übergangsformen zwischen niederländischen und westfriesischen Varietäten vermutlich auf sekundäre Sprachmischung zurückzuführen sind.

Mit welchen Dialekten genau in der ältesten Periode im heutigen niederländischen Sprachraum zu rechnen ist und wie diese innerhalb des Westgermanischen einzuordnen sind, ist bis heute umstritten, so wie die genetische Subklassifikation innerhalb des Westgermanischen überhaupt. Die Ermittlung einer Chronologie der ältesten nicht mehr gemein-westgermanischen sprachlichen Veränderungen im heutigen niederländischen Sprachgebiet, die die Grundlage einer genetischen Subklassifikation bilden müsste, wird durch die relativ geringe Zahl an schriftlichen Sprachdenkmälern aus der ältesten Periode in diesem Raum zusätzlich erschwert. Unterscheiden lassen sich für diese Zeit östliche und westliche (alt-)niederfränkische Dialekte (wobei das östliche Niederfränkische auch der Vorläufer der niederrheinischen Mundarten in Deutschland ist), mehr oder minder stark nordseegermanisch geprägte Dialekte der westlichen Küstengebiete und die altsächsischen Mundarten im Nordosten (die Vorläufer des heutigen Nedersaksisch und ebenso der niederdeutschen Dialekte in Deutschland). Umstritten ist insbesondere die Genese der Dialekte im Westen des niederländischen Sprachgebietes: für diese stellt sich die Frage, ob es sich um ursprünglich westniederfränkische Mundarten handelt, die sekundär nordseegermanische Innovationen übernommen haben, oder um ursprünglich enger mit dem (typisch nordseegermanischen) Friesischen verwandte Mundarten, die sich sekundär mit Mundarten des niederfränkischen Typs gemischt haben.[7][8]

Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte die germanistische historische Linguistik das Modell der Wellentheorie, wonach sich gegen Ende des ersten Jahrtausends im mitteleuropäischen germanischen Dialektkontinuum drei sprachliche Innovationszentren bildeten – das Nordseegermanische (Vorläufer altniederdeutscher, altfriesischer und altenglischer Varietäten), das Weser-Rhein-Germanische (Vorläufer altfränkischer Varietäten) und das Elbgermanische (Vorläufer altbairischer, altalemannischer und langobardischer Varietäten) –, die sich aber dennoch wechselseitig beeinflussten und ineinander übergingen. Damit werden die Gemeinsamkeiten des Niederländischen mit niedersächsischen (nordseegermanischen) und fränkischen Varietäten erklärt.

Nach der traditionellen, aber in der historischen Linguistik nur noch selten vertretenen Auffassung bilden das Niederländische und das Niederdeutsche eine gemeinsame Gruppe, die sich dadurch auszeichnet, dass sie weder an der zweiten deutschen Lautverschiebung noch an den anglofriesischen Lautveränderungen teilgehabt hat. Für das Niederfränkische und das Niederdeutsche wird (siehe Niederdeutsche Sprache) nach diesem Modell eine gemeinsame Ursprache angesetzt. Die moderne Sprachwissenschaft lehnt dieses Modell jedoch weitgehend ab, weil die Einteilung anhand einzelner Lautveränderungen der komplexen sprachlichen Wirklichkeit nicht gerecht wird. Die Tatsache des Vorhandenseins von Sprachgruppen, die sich nicht durch gemeinsame Neuerungen auszeichnen, sondern gleichsam Restklassen darstellen, erscheint ebenso als unbefriedigendes methodisches Manko. Zudem erklärt dieses Modell zwar die Ähnlichkeiten des Niederländischen mit dem heutigen Niederdeutschen, nicht aber mit dem Mittelfränkischen. Außerhalb der Fachwelt ist dieses überholte Modell noch oft anzutreffen.

Periodisierung

Die Sprachgeschichte wird häufig in folgende Phasen unterteilt:

  • Als Altniederländisch (ca. 600–1100) bezeichnet man die im heutigen niederländischen Sprachgebiet beheimateten niederfränkischen Dialekte. Sie sind nur spärlich belegt.
  • Unter Mittelniederländisch (ca. 1100–1500) versteht man die teils verschrifteten niederfränkischen Dialekte. Aus dieser Zeit sind bedeutende Werke der höfischen und ritterlichen Dichtung überliefert. Das Mittelniederländische wurde gemeinhin „Dietsch“ oder „Duutsch“ genannt.
  • In der neuniederländischen Periode (ab dem 16. Jahrhundert) bildete sich auf der Grundlage von holländischen und brabantischen Schriftdialekten des Niederländischen die moderne niederländische Standardsprache (Algemeen Beschaafd Nederlands, heute Standaardnederlands) heraus, gefördert auch durch die Entstehung eines unabhängigen niederländischen Staates im 16./17. Jahrhundert.

Entstehung der Standardsprache

Das moderne Niederländisch (als Landes- und Standardsprache) ist von den Dialekten der Provinzen Holland und Brabant geprägt. Vor allem die Stadt Antwerpen hatte eine lange Zeit eine Vorbildfunktion auf die entstehende Hochsprache. Lehnwörter des Niederländischen stammen aus dem Französischen, dem Deutschen und in neuerer Zeit aus dem Englischen.

Aus dem Niederländischen hervorgegangene Sprachen

Direkt aus dem Niederländischen entstanden ist das Afrikaans (früher „Kapholländisch“), das vor allem in Südafrika und Namibia gesprochen wird.

Lexikalisch auf dem Niederländischen basierte Kreolsprachen waren Negerholländisch auf den Amerikanischen Jungferninseln und Berbice-Niederländisch in Guyana.

Verbreitung

Niederländisch ist heute Muttersprache von etwa 25 Millionen Menschen. Amtssprache ist es in folgenden Staaten (die Zahl gibt die ungefähre Zahl der Muttersprachler an):

Der Language Code ist nl beziehungsweise dut oder nld (nach ISO 639); dum ist der Code für Mittelniederländisch (etwa 1050–1350).

Die Verbreitung der niederländischen Sprache. Dunkelorange: Muttersprache; Orange: Amtssprache; Hellorange: Zweitsprache, nicht offizielle Sprache; Oranges Rechteck: niederländische Minderheiten

In den Niederlanden ist das Niederländische auf dem gesamten Staatsgebiet die dominierende Sprache; es gibt jedoch mehrere anerkannte Regionalsprachen. In der niederländischen Provinz Friesland sprechen viele Einwohner als Muttersprache westfriesische Varietäten. Das Westfriesische wird dort als zweite Amtssprache und Schulsprache verwendet. Seine Sprecher lernen Niederländisch als Zweitsprache in der Schule und nennen es Holländisch, die Sprache der holländischen Provinzen. In der niederländischen Provinz Limburg genießt das zur südöstlichen Peripherie des Niederfränkischen gehörende und gewöhnlich zu den niederländischen Dialekten gerechnete Limburgische den Status einer Regionalsprache im Sinne der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Die Varietäten im Nordosten der Niederlande gehören historisch gesehen zum Niedersächsischen; aufgrund ihrer seit langem bestehenden Überdachung durch das Standardniederländische werden sie jedoch im Allgemeinen zu den niederländische Dialekten gerechnet, zumal die Standardsprache einen erheblichen Einfluss auf diese Varietäten ausgeübt hat. Sie genießen in den Niederlanden als Nedersaksisch ebenso den Status einer anerkannten Regionalsprache im Sinne der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen.

Die Entwicklung des Verbreitungsgebietes des Niederländischen

In Belgien wird Niederländisch von der flämischen Bevölkerungsgruppe verwendet, die den größten Teil der Einwohner des nördlichen Landesteils Flandern bildet. Die gesprochenen Varietäten gehören zu den Dialektgruppen Westflämisch, Ostflämisch, Brabantisch und Limburgisch, als Amts- und Schriftsprache wird in Flandern ebenso wie in den Niederlanden die niederländische Standardsprache verwendet. Die Hauptstadtregion Brüssel ist offiziell zweisprachig (Französisch und Niederländisch sind dort gleichberechtigte Amtssprachen und es gibt Schulen in beiden Sprachen), zahlenmäßig sind die Sprecher des Niederländischen dort jedoch heute eine Minderheit.

Die Niederlande und Belgien haben am 9. September 1980 die so genannte Niederländische Sprachunion (Nederlandse Taalunie) geschaffen. Diese soll gewährleisten, dass eine gemeinsame Rechtschreibung und Grammatik fortbesteht und die Sprache gepflegt wird. Seit dem 12. Dezember 2003 ist auch Suriname Mitglied der Nederlandse Taalunie. Selbstverständlich gibt es regionale Eigenarten zwischen der niederländischen und der belgischen Variante der Standardsprache. In Flandern werden die Dialekte gesprochen.

Die ursprünglichen Mundarten des deutschen Niederrheins, des westlichen Ruhrgebiets, sowie Teile des Bergischen Landes sind historisch gesehen niederfränkisch oder niederländisch (alle fränkischen Mundarten nördlich der Uerdinger Linie). Insbesondere die in Deutschland gesprochenen Kleverländischen Dialekte gelten oft als niederländische Mundarten. In den meisten Schulen des heutigen deutschen Kreises Kleve war Niederländisch oder Kleverländisch bis ins 19. Jahrhundert Unterrichtssprache.[9] Nach soziolinguistischen Kriterien können die von der deutschen Standardsprache überdachten niederfränkischen Mundarten auf deutschem Staatsgebiet heute jedoch nicht mehr zum Niederländischen gerechnet werden; aufgrund der heutigen Überdachungssprache gehören sie zu den deutschen Mundarten.[10]

Im nordfranzösischen Département Nord leben ca. 80–120.000 Menschen, die mit der westflämischen Variante des Niederländischen (sogenanntes „Westhoek-Flämisch“) aufgewachsen sind.

Ein Großteil der weißen Bevölkerung Südafrikas (die Buren) und ebenso zahlreiche südafrikanische Farbige sprechen mit Afrikaans eine dem Niederländischen entstammende Halbkreolsprache, neben Xhosa und Zulu ist Afrikaans die meistverbreitete Sprache in der Republik Südafrika.

Darüber hinaus ist Niederländisch in Indonesien eine verbreitete Zweitsprache (in der älteren Generation vor Englisch). Für Studenten der Rechtswissenschaft in Indonesien ist Niederländisch Teil des Curriculums. Die Niederlande waren dort zwischen 1602 und 1949 Kolonialmacht. Mit der Unabhängigkeit Indonesiens wurde West-Neuguinea zunächst abgetrennt, als Kolonie Niederländisch-Neuguinea (Nederlands Nieuw-Guinea) bis 1962 weitergeführt und 1963 doch an Indonesien abgetreten.

In Kanada wird Niederländisch von rund 140.000 Menschen, die dort in erster oder zweiter Generation leben, gesprochen. Dies sind vor allem Menschen (ca. 128.000), die in den 1950er und 1960er Jahren nach Kanada emigrierten. Sie leben hauptsächlich in städtischen Gebieten, wie Toronto, Ottawa und Vancouver. Es gibt noch niederländischsprachige Radiostationen, Altenheime und Verbände. Niederländisch wird auch an mehreren kanadischen Universitäten, wie z. B. der University of Waterloo in Ontario, gelehrt. Berühmte Persönlichkeiten aus Kanada, die Niederländisch sprechen, sind: Evert van Benthem, Beorn Nijenhuis, Cornelius Krieghoff und Neve Campbell. Für die Niederländisch sprechenden Einwohner von Kanada und den Vereinigten Staaten erscheint die Zeitung „De Krant“.

In Deutschland ist Niederländisch an Gymnasien, Real- und Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ordentliches Unterrichtsfach. In Bremen ist es Wahlpflichtfach in der Sekundarstufe I und II.[11]

Dialekte des Niederländischen

Hauptartikel: Niederländische Dialekte

Die in den Niederlanden, Belgien und einem kleinen Gebiet in Nordfrankreich gesprochenen niederländischen Dialekte lassen sich in die Hauptdialektgruppen Niederfränkisch, Niedersächsisch und Ripuarisch gliedern. Diese gehören zum „niederländisch-deutschen“ Dialektkontinuum der westgermanischen Sprachen.

An der deutsch-niederländischen Grenze gehen die niederländischen Mundarten fließend ins Niederdeutsche oder Westmitteldeutsche über.

Es ist zu beobachten, dass sich vor allem die jüngeren, dialektunkundigen Deutschen und Niederländer auf Deutsch oder auf Englisch unterhalten. Allerdings wird in den Niederlanden an fast jeder Schule auch Deutsch gelehrt. In den Grenzgebieten der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gibt es seit einigen Jahren ein zunehmendes Angebot von schulischem Niederländischunterricht, teilweise bilingual oder in Leistungskursen.

Rechtschreibung und Aussprache

Niederländische Diphthonge
Niederländische Monophthonge

Die niederländische Rechtschreibung ist weitgehend phonematisch. Auch Fremdwörter werden dementsprechend angeglichen: exclusief, fotografie, techniek, etnologie, muziek, recreatie.

Von grundlegender Bedeutung ist im Niederländischen die Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen Silben (open/gesloten lettergrepen):

  1. Offene Silben enden auf einen Vokal, wie beispielsweise die erste Silbe des Wortes geven (geben): ge-ven
  2. Geschlossene Silben enden auf einen Konsonanten, wie beispielsweise das einsilbige Wort School (Schule): school

Die langen Vokale werden in offenen Silben einfach, in geschlossenen Silben doppelt geschrieben:

  • geven, lezen, geloven (geben, lesen, glauben), aber:
  • gaan, loon, jaar (gehen, Lohn, Jahr).

Auch Namen werden entsprechend verändert:

  • Callantsoog, aber:
  • Callantsoger (offene Silbe).

Kurze Vokale kommen lediglich in geschlossenen Silben vor:

  • snel, pen, dag, boffen, opletten (schnell, Schreibfeder, Tag, Glück haben, aufpassen).

Der Großteil der niederländischen Buchstaben wird wie im Deutschen ausgesprochen. Besondere Beachtung erfordern allerdings die folgenden Buchstaben und Buchstabenkombinationen:

Monophthonge und Diphthonge

  • a/aa [a], [ɑ] – bei langem Vokal wie im Deutschen, bei kurzem wie im Deutschen, aber dunkler (weiter hinten).
    • ae – wie aa: [a], [ɑ]. Veraltete Schreibweise, kommt heutzutage nur noch in Namen vor.
  • au/ou [ʌu̯] – etwas dunkler (weiter hinten/oben) als das deutsche „au“.
  • e/ee [] – wie im Deutschen.
  • eu [øː] – etwa wie langes ö.
  • i/ie [i], [] – etwa wie ein geschlossenes kurzes „i“, geschlossener als im Deutschen, lang vor „r“.
  • ei/ij [ɛɪ̯] – etwa wie „ei“. (Nicht wie deutsches „ei“, sondern „ä“ + „i“, ähnlich wie im Wienerischen 'ei' oder in Französisch: „vieille“, (aber mit dem Mund weiter geöffnet), z. B. klein, lijn. Im Brabantischen, sowie in Amsterdam und in Teilen Flanderns, wird es eher wie ein kurzes „ä“ gesprochen. Im Ausgang -lijk ('-lich') ist die Aussprache (fast) immer als Schwa: [-lək]. Das IJ nimmt als Ligatur eine Sonderstellung ein, da im Falle von Großschreibung sowohl das I als auch das J großgeschrieben werden sollen.
    • Die veralteten Schreibweisen „eij“ und „ey“ kommen in Namen noch vor.
  • oe [u] – etwa wie „u“.
  • u/uu [ø], [] – in geschlossenen Silben etwas geschlossener als auf deutsch „Hölle“, in offenen Silben etwa das deutsche „ü“ in „übel“.
  • ui [œʏ̯] – etwa wie „eui“ in Französisch „feuille“ = „Blatt“, aber mit dem Mund etwas weiter geöffnet. Eine Umschreibung ist: annähernd wie ein kurzes „ö“ (wie in Köln) + „ü“.
    • In Namen, wie zum Beispiel Huygens oder Cruijff, kommen die veralteten Schreibweisen „uij“ und „uy“ noch vor.

Konsonanten

  • c [s], [k] – vor e, i und ij wie im englischen „city“; vor a, o, u und Konsonant wie „k“ in Kasse, jedoch nicht behaucht. Falls vor a, o, u die Aussprache nicht „k“ ist, wird wie im Französischen eine Cédille hinzugefügt: „Curaçao“.
  • ch [χ] – in den meisten Fällen. Ausnahmen sind z. B. „chocolade“ (Schokolade) und „machine“ (Maschine), hier ist [ʃ] die richtige Aussprache.
  • g [ɣ] – wie „ch“ in „ach“ aber stimmhaft. Gelegentlich auch stimmlos [χ]. Hartes [g] fehlt.
  • k [k] – wie im Deutschen, jedoch nicht behaucht.
  • p [p] – wie im Deutschen, jedoch nicht behaucht.
  • qu [], [k] – wie deutsches „qu“ oder wie „k“.
  • r [ʁ], [r], [ɹ] – abhängig vom Sprecher entweder wie ein deutsches „r“ wie in „Ehre“, wie ein „Zungenspitzen-r“ oder wie das „r“ im Englischen wie in „rise“.
  • s [s] – wie deutsches „s“ in „das“.
  • sch [] – nicht: [ʃ] (wird vorwiegend „sj“ geschrieben!). In Zusammenhang mit ‚-isch‘ (Belgisch bzw. Belgische): [s].
  • t [t] – wie im Deutschen, jedoch nicht behaucht.
  • tie [siː], [t͡siː] – wie „ßi“ (im südlichen Sprachraum) bzw. „zi“ (im Nördlichen).
  • v [v] – anders als deutsches „v“ ist dieser Laut ein echter Reibelaut, d. h. die Reibung muss deutlich zu hören sein, wie im Englischen und Französischen. Es gibt also einen deutlichen Unterschied zwischen „wier“ (Tang), „vier“ (vier) und „fier“ (stolz). Eine praktische Umschreibung ist: bei sowohl „f“, „v“ und „w“ die untere Lippe gegen die oberen Zähne; beim „f“ blasen, beim „w“ summen, und beim „v“ gleichzeitig blasen und summen.
  • w [ʋ], [w] – wird vor „u“ immer bilabial ausgesprochen (wie im Englischen und Französischen); in allen anderen Fällen in der Standardaussprache labiodental (wie im Deutschen); im Süden (Brabant, Limburg, südl. Teil Gelderlands sowie in Flandern) bilabial.
  • z [z] – wie deutsches „s“ in „sehen“.

Die einzelnen Silben werden durchverbunden, so dass der Glottisschlag des Niederländischen, anders als in verschiedenen Varietäten des Standarddeutschen nicht durchgängig die Funktion als Grenzsignal vor Vokal im Anlaut betonter Silben übernimmt, sondern als Mittel der Emphase benutzt wird.

Groß- und Kleinschreibung

In der niederländischen Sprache werden allgemein alle Wortarten kleingeschrieben, nur das erste Wort eines Satzes wird großgeschrieben. Ausgenommen von dieser Regel sind Namen verschiedener Art. Dies sind vor allem:

Wenn in den Niederlanden Familiennamen mit einer Präposition oder einem Artikel anfangen, wird diese Präposition oder dieser Artikel kleingeschrieben, wenn der Vorname oder die Initialbuchstaben des Vornamens vorangehen: Jan van Dam, P. de Vries. Geht kein Vorname oder Initialbuchstabe voran, so müssen die Präposition oder der Artikel großgeschrieben werden: Van Dam, prof. De Vries (prof. ist kein Vorname!). Gegen diese Regel wird heutzutage allerdings sehr oft verstoßen. In Belgien wird der Nachname immer so geschrieben, wie er im Personalausweis steht, unabhängig davon, ob ein Vorname vor dem Artikel oder der Präposition steht: Jan Van Dam, P. De Vries. Dies ist zugleich der einzige offizielle Rechtschreibungsunterschied zwischen Belgien und den Niederlanden.[12]
  • von Eigennamen abgeleitete Adjektive: (z. B. Edammer (von Edam + -er, das extra M ist wegen der Aussprache eingefügt), Maasdammer)
  • von Land- und Sprachennamen abgeleitete Adjektive: (z. B. de Duitse hoofdstad, een Frans woordenboek).

Wenn IJ am Wortanfang steht, werden bei Großschreibung sowohl das I als das J großgeschrieben: IJmuiden, IJsselmeer.

Weitere Rechtschreibregeln

Bei Wörtern, die im Singular auf einen Vokal enden (mit Ausnahme des e) und den Plural durch Anhängen eines s bilden, wird dieses Plural-s durch einen Apostroph abgetrennt: diploma’s, taxi’s, auto’s, menu’s.

Komposita werden in der Regel zusammengeschrieben (songfestival, Nederlandstalig [niederländischsprachig], wereldoorlog [Weltkrieg]). Dies betrifft auch Komposita mit einem Eigennamen als bestimmendem Bestandteil (Weimarrepubliek [Weimarer Republik]); handelt es sich um einen mehrteiligen Eigennamen, wird das Grundwort mit dem letzten Bestandteil des Eigennamens verbunden. Beispiele hierfür sind die Koning Boudewijnstichting (König-Balduin-Stiftung) oder der Prins Bernhardplein (Prinz-Bernhard-Platz).

Grammatik

Die Grammatik des Niederländischen hat sich schon in der mittelniederländischen Zeit stark vereinfacht. Die Fälle werden bei den Substantiven und Adjektiven nicht mehr angewendet, sie sind nur noch in den Objektpronomen erkennbar (z. B. hij = er; hem = ihn/ihm {Dat. und Akk.}; zij, ze = sie {3. Person Mehrzahl}; hun = ihnen; hen (Schriftsprache) = sie) und treten in einigen feststehenden Redewendungen (in koelen bloede (Dat.) = kaltblütig; de heer des huizes (Gen.) = der Herr des Hauses) auf.

Wortstellung

Die Syntax der niederländischen Sprache ist weitestgehend dieselbe wie im Deutschen. Unterschiede bestehen jedoch in der Behandlung der Hilfsverben in Nebensätzen, die wie im Hochdeutschen am Ende stehen können, aber im Sprachgebrauch meist weiter vorn im Satz stehen:

  • Als hij dat had gedaan, … oder: Als hij dat gedaan had, …

Dasselbe gilt für zusammengesetzte Verben; sogar eine Trennung zwischen Vorsilbe und Stammverbform ist möglich:

  • Hij gaat niet in op de vraag oder: Hij gaat niet op de vraag in
  • Hij had de moed niet op mogen geven (Niederlande) = Er hätte den Mut nicht verlieren (aufgeben) dürfen.
  • Hij had de moed niet mogen opgeven (Flandern) = Er hätte den Mut nicht verlieren (aufgeben) dürfen.
  • Het is gaan regenen. oder: Het is begonnen te regenen. (Niederlande; in Flandern als falsch empfunden) oder: Het is beginnen regenen (Flandern; in den Niederlanden als falsch empfunden) = Hochdeutsch: Es hat zu regnen angefangen.

Substantive und Artikel

Das Niederländische kennt dieselben drei verschiedenen Arten des grammatischen Geschlechts wie das Deutsche: das männliche, das weibliche und das sächliche Geschlecht.

Es existieren allerdings im Niederländischen – im Gegensatz zum Deutschen – nur zwei verschiedene bestimmte Artikel (het bepaald lidwoord): de und het. Im Singular steht de vor sowohl den männlichen wie den weiblichen Substantiven, het dagegen vor sächlichen. Im Plural gibt es für alle drei grammatischen Geschlechter den gleichen Artikel: de. Die im Deutschen noch ganz übliche Flexion des bestimmten Artikels findet in der niederländischen Sprache nicht mehr statt; seit 1948 wird auch in der geschriebenen Sprache kein Unterschied zwischen dem Nominativ und anderen Fällen mehr gemacht. Lediglich in einigen Redewendungen und Sprichworten tauchen einige alte gebeugte Formen der Artikel auf: de eenvoud des harten = die Schlichtheit („Einfalt“) des Herzens, heden ten dage = heutzutage, Koninkrijk der Nederlanden = Königreich der Niederlande etc.

Genus Singular Plural
männlich de man (der Mann) de mannen (die Männer)
weiblich de vrouw (die Frau) de vrouwen (die Frauen)
sächlich het boek (das Buch) de boeken (die Bücher)

Der unbestimmte Artikel (het onbepaald lidwoord) im Niederländischen lautet im Singular für alle Substantive een („ee“ auszusprechen wie das zweite „e“ in: Rede. „Een“, mit „ee“ ausgesprochen wie das erste „e“ in Rede, bedeutet die Zahl eins oder betont, dass z. B. nur EIN Exemplar vorhanden ist und nicht zwei.) und hat keine Pluralform.

Genus Singular
männlich een man (ein Mann)
weiblich een vrouw (eine Frau)
sächlich een boek (ein Buch)

Maskulinum und Femininum

Obwohl das Niederländische nur eine Unterscheidung in de- und het-Wörter kennt, spielt besonders in der geschriebenen Sprache bei den pronominalen Bezeichnungen (hij, zij, het – er, sie, es) die Bestimmung, welchem Geschlecht das Substantiv zuzuordnen ist, eine wichtige Rolle.

Während in den nördlichen Provinzen der Niederlande das Sprachgefühl für eine klare Unterscheidung fast vollständig verloren gegangen ist, hat sich dieses Gefühl im südniederländischen Sprachgebiet und insbesondere in Flandern erhalten. So sind de boter („die Butter“) und de waarheid („die Wahrheit“) weiblich, de stoel („der Stuhl“) und de auto („das Auto“) männlich. Im Norden der Niederlande besteht jedoch die Tendenz, alle de-Wörter als maskulin einzustufen („hij“, dt. „er“) oder ein anderes Pronomen (z. B. „die“, dt. „diese(r)“) zu benutzen.

Im Vergleich zum Deutschen entspricht die Gruppe der de-Wörter meist den deutschen männlichen und weiblichen Substantiven, wobei häufig auch noch das Geschlecht historisch dasselbe ist (z. B. de naald "die Nadel", und de deur "die Tür", beide ursprünglich weiblich im Niederländischen), und die het-Wörter sind im Deutschen ebenfalls meist sächlich. Es gibt aber Ausnahmen: het begin – der Beginn, het genot – der Genuss, het gevaar – die Gefahr, het verkeer – der Verkehr, het loon – der Lohn, het kanon – die Kanone, de krokodil – das Krokodil, de a, de b en de c – das a, das b und das c, de baby – das Baby usw.

Eine Neuentwicklung ist die Verwendung weiblicher Possessivpronomina (und manchmal auch Personalpronomina) bei Kollektivbegriffen, die sonst sächlich sind. Es geht hier z. B. um Länder, Städte, Firmen usw. Beispiele: het land en haar regering (das Land und seine Regierung) statt het land en zijn regering; het bedrijf en haar medewerkers (das Werk und seine Mitarbeiter) statt het bedrijf en zijn medewerkers. Obwohl diese Entwicklung von vielen gebildeten Niederländern im Allgemeinen noch als falsch erfahren wird, tritt sie sogar auch in offiziellen Dokumenten immer mehr auf.

Pluralendungen von Substantiven

Generell gibt es im Niederländischen nur zwei Pluralendungen: die auf -en und die auf -s. Ausnahmen gibt es nur bei einer Handvoll Fremdwörter (z. B.: museum / musea, obwohl museums heutzutage auch erlaubt und sogar üblicher ist).

  • nach unbetonter Silbe folgt grundsätzlich die Endung -s: de lepel / de lepels = „der Löffel / die Löffel“, de winnaar / de winnaars = „der Gewinner, die Gewinner“. Auch nach langem Vokal folgt die Endung -s. Statt eines Doppelvokals wird aber der zweite Vokal durch einen Apostroph ersetzt: de auto / de auto’s (nicht autoos) = „das Auto / die Autos“, de taxi / de taxi’s = „das Taxi / die Taxis“. Der Apostroph weist darauf hin dass ein Buchstabe „fehlt“ und soll somit verhindern, dass der Vokal in der letzten Silbe kurz ausgesprochen würde.
  • die überragende Mehrzahl der Wörter endet hingegen auf -en. Diese Endung folgt grundsätzlich auf betonte Silben: de vrouw / de vrouwen = „die Frau / die Frauen“, de berg / de bergen = „der Berg, die Berge“.
  • Bei vielen Wörtern auf -e kann im Plural sowohl -s als -n verwendet werden: methode / methodes, methoden = Methode(n), gemeente / gemeentes, gemeenten = Gemeinde(n). Dabei ist die Form mit -n etwas formeller, die auf -s mehr umgangssprachlich. Viele Personenbezeichnungen auf -e haben nur den -n-Plural: getuige / getuigen = Zeuge(n), zieke / zieken = Kranke(r) / Kranken. Bei weiblichen Begriffen kommt meist nur das -s vor: secretaresse / secretaresses = Sekretärin(nen), studente / studentes = Studentin(nen) (dagegen student / studenten = Student(en)).[13]
  • einige Hauptwörter verlängern den Stammvokal in der Mehrzahl: het dak / de daken = „das Dach / die Dächer“; het verbod / de verboden = „das Verbot / die Verbote“, het gat / de gaten = „das Loch / die Löcher“, het gebed / de gebeden = „das Gebet / die Gebete“ (aber: het bed / de bedden = „das Bett / die Betten“ (regelmäßig)).
  • viele Substantive haben einen Stamm, der eigentlich auf -z oder -v ausgeht. Da niederländische Silben und Wörter diese Auslaute in -s bzw. -f ändern, und die Mehrzahl zweisilbig ist, kehren die ursprünglichen stimmhabenden -z bzw. -v dann zurück: het huis / de huizen = „das Haus / die Häuser“, de dief / de dieven = „der Dieb / die Diebe“, het kalf / de kalveren (siehe auch unten) = „das Kalb / die Kälber“.
  • Substantive, die auf -heid enden, verlieren das i in der Endung: overheid / overheden (Obrigkeit), zwakheid / zwakheden (Schwachheit).
  • eine Reihe sächlicher Substantive endet im Plural auf -eren. Diese Endung entspricht prinzipiell der deutschen Mehrzahlendung -er, die früher auch im Niederländischen existierte, später jedoch um die Silbe -en ergänzt wurde (sog. Stapelplural): het kind / de kinderen = „das Kind / die Kinder“, het ei / de eieren = „das Ei, die Eier“.
  • Es gibt eine Reihe von Wörtern mit unregelmäßiger Pluralendung. Einige ändern im Plural den Endvokal (het schip / de schepen = „das Schiff / die Schiffe“), andere haben keinen Plural und werden durch andere Begriffe ersetzt (de borstel / het varkenshaar = „die Borste, die Borsten“).

Diminutive

Diminutive sind viel stärker vertreten als im Deutschen. Sie werden meist gebildet mit -je, -tje oder -pje. Wörter auf -ng bilden -nkje. Sie sind immer sächlich. Die häufige Benutzung von Verkleinerungsformen soll oft eine freundliche, gemütliche Atmosphäre hervorrufen oder ironisch gemeint sein. Es gibt eine Anzahl lexikalisierte Diminutive, das heißt Wörter, die in der Diminutivform eine eigene Bedeutung erlangt haben, zum Beispiel:

het ijs – „das Eis“
het ijsje – „die Eiscrème“
de kerststal, oder: het kerststalletje – „die Weihnachtskrippe“
onder ons – „unter uns“
het onderonsje – „ein intimes Gespräch“
een vergissinkje – „ein kleiner Irrtum“ (oft ironisch oder herunterspielend gemeint)
een stel – „ein Paar“
een stelletje – „ein junges Paar“
een stelletje schurken – „ein Haufen Schurken“
een pad en een zijpaadje – „ein Pfad und ein kleiner Nebenpfad“

Auch Adjektive können eine Verkleinerungsform bekommen:

net, oder: netjes = „ordentlich“
bleek – „blass“
bleekjes – „etwas blass“

Adjektive

Das Adjektiv (het bijvoeglijk naamwoord) ist als Prädikat unveränderlich. Als Beifügung trägt es überwiegend die Endung -e. Kein Endungs-e erhalten Adjektive vor sächlichen Substantiven, wenn diese in der unbestimmten Form stehen.

  • de grote man („der große Mann“)
  • de grote vrouw („die große Frau“)
  • het grote huis („das große Haus“)

aber:

  • een grote man („ein großer Mann“)
  • een grote vrouw („eine große Frau“)
  • een groot huis („ein großes Haus“)

Steigerung (trappen van vergelijking) der Adjektive: Der Komparativ (vergelijkende trap) wird mit der Endung -er gebildet, und der Superlativ (overtreffende trap) mit -st:

groot – groter – grootst = „groß – größer – am größten“.

Die zum Superlativ gehörenden Adverbialform ist: de/ het -st: Van alle dieren is de walvis het grootst. = „Von allen Tieren ist der Wal am größten.“

Deutsch: größere Mengen Mehl = vrij grote („ziemlich große“) hoeveelheden meel.

Deutsch: unter größtem Interesse = onder zeer grote belangstelling.

Pronominaladverb

Pronominaladverben wie darin, wozu, hiervon sind in mehreren germanischen Sprachen belegt, sie haben sich aber im Niederländischen stark entwickelt und spielen eine größere Rolle als im Deutschen. Die Relativpronomen zum Beispiel werden in Zusammenstellung mit Präpositionen fast immer ersetzt von einem Pronominaladverb:

Het huis, in wat / hetwelk ik geboren ben ⇒ Het huis waarin ik / waar ik in geboren ben
Das Haus, in dem ich geboren bin ⇒ ‚Das Haus, worin ich / wo ich in geboren bin‘

Die Pronominaladverben sind meist spaltbar, oder werden nicht zusammengeschrieben:

Hij denkt aan alles ⇒ hij denkt overal aan.

Auch Possessivpronomen werden oft ersetzt, vor allem im Neutrum:

Het huis en zijn dak ⇒ Het huis en het dak ervan
Das Haus und sein Dach
Pronomen Ersatzadverb
het er
dit hier
dat daar
wat waar
iets ergens
niets nergens
alles overal

Er wird jedoch mehr und mehr für Mask. und Fem. benutzt, weil die Unterscheidung zwischen maskulinem und femininen Geschlecht allmählich verschwindet.

Verben

Das Verb im Niederländischen endet in der Infinitivform, von einigen Ausnahmen abgesehen, auf -en. Das Verb wird wie in den meisten indogermanischen Sprachen konjugiert, also der handelnden Person entsprechend durch Veränderung der Verbendung gebeugt.

Konjugation des Verbs im Präsens

Zur Konjugation im Präsens (der Gegenwartsform) hat der Infinitiv (die Stammform) eines jeden Verbs eine zentrale Bedeutung. Der Infinitiv endet auf -(e)n. Fast alle Verben, die im Niederländischen stark sind, sind es auch im Deutschen, und umgekehrt.

Hinsichtlich der Rechtschreibung müssen bei der Konjugation die Ausspracheregeln beachtet werden (z. B. Einfachschreibung der langen Vokale in offenen Silben, Doppelschreibung bei geschlossenen Silben):

Beispiele:

  • kopen (kaufen)
  • gaan (gehen)
Infinitiv kopen gaan
Stammform koop ga

Also:

  • kopen (Einfachschreibung des langen Vokals in offener Silbe).
  • ik koop = ich kaufe (Doppelschreibung des langen Vokals in geschlossener Silbe).
  • gaan (Doppelschreibung des langen Vokals in geschlossener Silbe)
  • ik ga = ich gehe (Einfachschreibung des langen Vokals in offener Silbe).

Für ik (ich) wird die Verbform durch den Wortstamm gebildet. Zu jij (du), hij (er), zij (sie), het (es) sowie für u als Höflichkeitsformen von Sie wird die Verbform durch den Stamm und der Endung -t gebildet. Bei wij (wir), jullie (ihr) und zij (sie) beugt man die Verbform, indem man den Infinitiv des Verbs nutzt.

Ist ein -t am Ende der Stammform (wie bei eten im unten stehenden Beispiel), wird das -t bei jij, hij, zij, het und u nicht noch einmal angefügt.

Wird „jij, je“ (du) der Präsensform nachgestellt, so entfällt die Endung -t: jij komt = du kommst; kom je = kommst du? Dat kun je niet menen! = Das meinst du ja nicht!

Beispiele:

  • kopen (kaufen)
  • lopen (laufen)
  • eten (essen)
  • gaan (gehen)
Person kopen lopen eten gaan
ik koop loop eet ga
jij/je koopt loopt eet gaat
hij, zij/ze, het koopt loopt eet gaat
wij/we kopen lopen eten gaan
jullie kopen lopen eten gaan
zij/ze kopen lopen eten gaan
u koopt loopt eet gaat

Konjugation der Hilfsverben hebben und zijn im Präsens

Wichtige unregelmäßige Verben im Niederländischen sind die Hilfsverben:

  • hebben (haben)
  • zijn (sein)
Person hebben zijn
ik heb ben
jij/je hebt bent
hij heeft is
zij/ze heeft is
het heeft is
wij/we hebben zijn
jullie hebben zijn
zij/ze hebben zijn
u hebt/heeft bent

Konjugation des Verbs in der Vergangenheit

Die Vergangenheit (das Imperfekt; Niederländisch: de onvoltooid verleden tijd) weicht im Allgemeinen nur wenig von jener im Deutschen ab. Nur bei starken Verben mit -a- im Stamm ist der Vokal in der Einzahl kurz, aber in der Mehrzahl lang.

Bei den starken und den meisten unregelmäßigen Verben wird nur zwischen der Einzahl- und der Mehrzahlform unterschieden:

  • Einzahl: ik kwam, jij kwam, u kwam, hij kwam = „ich kam, du kamst, Sie kamen, er kam“; (also Stamm ohne Endung).
  • Mehrzahl: wij kwamen, jullie kwamen, zij kwamen = „wir kamen, ihr kamt, sie kamen“ (also Stamm mit der Endung -en).

Dementsprechend:

ik was, wij waren = „ich war, wir waren“; ik had, wij hadden = „ich hatte, wir hatten“; ik kocht, wij kochten = „ich kaufte, wir kauften“; ik deed, wij deden = „ich tat, wir taten“; ik moest, wij moesten = „ich musste, wir mussten“; ik zong, wij zongen = „ich sang, wir sangen“; ik zag, wij zagen = „ich sah, wir sahen“; ik zou, wij zouden = „ich sollte / ich würde, wir sollten/ wir würden“; ik loog, wij logen = „ich log, wir logen“.

Bei den schwachen Verben ist die Lage jedoch etwas komplizierter. Der Ausgang ist in der Einzahl -te oder -de. In der Mehrzahl kommt ein in der Umgangssprache oft nicht hörbares -n hinzu.

Wann wird -de(n), und wann wird -te(n) angehängt? Dazu gibt es die so genannte „t kofschip“-Regel:

Ist der Stammesauslaut des Zeitwortes stimmhaft, z. B. vrezen „fürchten“ (Stamm = vrez); spelen „spielen“ (Stamm = spel), so folgt -de(n): ik vreesde = „ich fürchtete“; wij vreesden = „wir fürchteten“; hij speelde = "er spielte"; jullie speelden = „ihr spieltet“.

Ist der Stammesauslaut des Zeitwortes aber, wie die Konsonanten der Eselsbrücke „'t kofschip“, stimmlos z. B. werken = „arbeiten“ (Stamm = werk); kloppen „klopfen, übereinstimmen“ (Stamm = klop), so folgt -te(n): ik werkte = „ich arbeitete“; zij werkten = „sie arbeiteten“; het klopte = „es stimmte“; jullie klopten = „ihr klopftet“. Obwohl die Konsonanten g und ch heutzutage meist identisch ausgesprochen werden, werden sie bei den Imperfektendungen unterschiedlich behandelt: lachen – hij lachte (lachen – er lachte), aber zagen – hij zaagde (sägen – er sägte).

Geht der Stamm auf -d oder -t aus, so gilt:

branden = "brennen": het brandde, zij brandden = „es brannte, sie brannten“. laden = „(be)laden“ (im Niederländischen schwach, im Deutschen stark): ik laadde, wij laadden = „ich lud, wir luden“.

zetten = „setzen“: ik zette, wij zetten = „ich setzte, wir setzten“. (In der Mehrzahl dieses Verbs ist die Vergangenheitsform der Gegenwartsform gleich; „wij zetten“ bedeutet also auch: „wir setzen“) groeten = „grüßen“: ik groette, wij groetten = „ich grüßte, wir grüßten“.

Der Konjunktiv

Der Konjunktiv ist im Niederländischen nur noch in einigen stehenden Ausdrücken, Bibelzitaten usw. erhalten (God zij dank, etc.). Er wird ersetzt durch Gefüge mit „zou/zouden“ + Infinitiv, oder einfach durch den Indikativ:

Als ik niet ziek was, kwam ik je bezoeken. – „Wenn ich nicht krank wäre, käme ich dich besuchen.“

Die Partizipien und das Perfekt

1. Partizip: komend = „kommend“: de komende maand = „der kommende Monat“ 2. Partizip: geweest = „gewesen“: hij is ziek geweest = „er ist krank gewesen“

Das 2. Partizip hat, wenn es auf -en endet und als Adjektiv gebraucht wird, keine Endung: de verkochte auto = „das verkaufte Auto“; aber: de gestolen auto = „das gestohlene Auto“.

Das 2. Partizip der starken Verben geht auf -en aus. Aber: gestaan = „gestanden“; gegaan = „gegangen“; geweest = „gewesen“; gezien = „gesehen“; gedaan = „getan“.

Das 2. Partizip von schwachen Verben geht auf -d aus, wenn die Vergangenheitsformen auch mit -d gebildet werden; es geht auf -t aus, wenn die Vergangenheitsformen auch mit -t gebildet werden. Also, nach der „'t kofschip“-Regel: gespeeld = „gespielt“; gevreesd = „gefürchtet“; gewerkt = „gearbeitet“; gegroet = „gegrüßt“; gebrand = „gebrannt“; gezet = „gesetzt“.

Das Perfekt wird genau wie im Deutschen gebildet, und hat dieselbe Bedeutung: ik ben geweest = „ich bin gewesen“; jij hebt gehad = „du hast gehabt“; hij heeft gespeeld = „er hat gespielt“; wij zijn gekomen = „wir sind gekommen“; jullie hebben gewerkt = „ihr habt gearbeitet“; zij zijn geworden = „sie sind geworden“.

Der Gebrauch von Hilfsverben unterscheidet sich bei einigen Zeitwörtern im Deutschen und im Niederländischen:

ik ben begonnen = „ich habe angefangen/ begonnen“.
ik ben opgehouden met zingen = „ich habe zu singen aufgehört“.
ik heb de koningin ontmoet = „ich bin der Königin begegnet“.

Noch einige unregelmäßige Verben

1. komen = „kommen“

ik kom, wij komen = „ich komme, wir kommen“; ik kwam = „ich kam“.

2. moeten = „müssen“:

ik moet = „ich muss“; ik moest = „ich musste“; ik heb moeten komen = „ich habe kommen müssen“; ik heb gemoeten = „ich habe gemusst“.

3. brengen = „bringen“:

ik breng = „ich bringe“; ik bracht = „ich brachte“; ik heb gebracht = „ich habe gebracht“.
Genau so auch:
denkendacht – gedacht = „denken – dachte – gedacht“.
kopenkocht – gekocht = „kaufen – kaufte – gekauft“.

4. zullen = „sollen“ (nicht in der Bedeutung „müssen“), „werden“ (auch Hilfsverb der Zukunftsform):

ik zal, jij zult (Ugs. je zal), hij zal, u zult = „ich soll, du sollst, er soll, Sie sollen“
wij zullen, jullie zullen, zij zullen = „wir sollen, ihr sollt, sie sollen“.
ik zou, wij zouden = „ich sollte, wir sollten“.

5. willen = „wollen“:

ik wil, wij willen = „ich will, wir wollen“; ik wilde oder ik wou = „ich wollte“; wij wilden = „wir wollten“.

6. zien = „sehen“:

ik zie, jij ziet, wij zien = „ich sehe, du siehst, wir sehen“.
ik zag, wij zagen = „ich sah, wir sahen“; ziend = „sehend“; gezien = „gesehen“.

7. mogen = „dürfen, mögen (sympathisch finden)“:

ik mag, wij mogen = „ich darf, wir dürfen“; ik mocht = „ich dürfte“.
ik heb gemogen = „ich habe gemocht“.
ik heb daar nooit mogen wandelen = „ich habe dort nie spazieren dürfen“.

8. kunnen = „können“

ik kan, jij kunt (Ugs. je kan), hij kan, wij kunnen, jullie kunnen, zij kunnen = „ich kann, du kannst, er kann, wir können, ihr könnt, sie können“.

Sonstige Bemerkungen zum Verb

Das Niederländische kennt, wie die englische Sprache, eine Verlaufsform, die angibt, dass gerade eine Tätigkeit stattfindet. Sie wird gebildet durch ein Gefüge mit „zijn“, der Präposition „aan“, dem Artikel „het“ und einem Infinitiv:

  • Ik ben mijn handen aan het wassen. (Niederländisch)
  • I am washing my hands. (Englisch)
  • Ik bün an’t Hänn wassen. (Niederdeutsch (Mecklenburgisch))
  • Ich wasche mir gerade die Hände.

Sprachvergleich Standardniederländisch – Standarddeutsch

Wortschatz

Die phonologischen, morphologischen und lexikalisch-semantischen Unterschiede zwischen dem Niederländischen und dem Standarddeutschen sind heute erheblich, was z. B. beim Wortschatz zu so genannten "falschen Freunden" geführt hat: so heißt im Niederländischen verstopt „versteckt“ und „verstopft“, monster „Probe/Muster“ und bellen „klingeln“.

Viele Begriffe, die aus der deutschen Standardsprache verschwunden sind, leben im Niederländischen fort (z. B. oorlog, lenen, kiezen, verbazen). Der niederländische Wortschatz hat die hochdeutsche Lautverschiebung nicht mitgemacht, die zum heutigen Hochdeutschen geführt hat. Beispiele sind:

genoot/Genosse, wetenschap/Wissenschaft, paard/Pferd, koopman/Kaufmann, verbeteren/verbessern, koninkrijk/Königreich.

  • Die breite Masse der Wörter wird ähnlich geschrieben wie im Deutschen (unter Berücksichtigung der Lautverschiebung) und hat weitgehend die gleiche Bedeutung:
recht, beledigen, gevaar, verwant, kaal, verbergen, ergernis (=Ärgernis), geduld, angst, brief, schuld, geld, jagen, kind, nacht, morgen, arbeid, aanvangen, begeleiden, burgemeester, handel, bericht, niemand, liefde (= Liebe), bescheiden, gerucht (Gerücht), bewegen, krijgsgevangen, verdrag, geheim, verraad, dienst …
  • Einige Wörter werden ähnlich geschrieben, haben jedoch eine im Deutschen andere Bedeutung (die niederländische Bedeutung ist im Deutschen oft veraltet):
aandacht – Aufmerksamkeit; aanleiding – Anlass; beloven – versprechen (=geloben); vuilnis (auch afval) – Abfall, Müll („Fäulnis“); openbaar – öffentlich; bellen – läuten; deftig – vornehm
z. B.: steunen – stützen; laag (nederig) – niedrig; vaak – häufig, öfter; trekken – ziehen (auch mitteldeutsch); klaar – fertig, bereit; kwaad = boos – schlimm, unangenehm, böse; spijten – bedauern; waarschuwen – warnen (norddt. „wahrschauen“); vergleiche auch kroeg = Gaststätte, Schenke (Dorfkrug)
  • Eine Anzahl von Wörtern ist im Deutschen veraltet:
verbazen – sich wundern, erstaunt sein; kiezen – (er)wählen (vgl. engl. „choose“)-(erkiesen, erkoren, küren, gekürt); oorlog – Krieg, „Orlog“; lenen – leihen, entlehnen; eeuw – Jahrhundert (Ewe [im Werk Stefan Georges belegt], vgl. eeuwig – ewig); oogst – Ernte, Erntemonat (August); lente – Lenz, Frühling; aanbevelen – empfehlen, eisen – fordern, verlangen (heischen, auch „eischen“); gedrag – das Benehmen, Betragen; rust – Ruhe, Rast (dichterisch, mundartl., ansonsten veraltet: „Rüste“); zonder- ohne -(sonder).
  • Andererseits gibt es auch viele deutsche Wörter die auch im Niederländischen zwar noch existieren, aber altmodisch sind:
het heer (üblicher: het leger) – das Heer; de krijg (üblicher: de oorlog) – der Krieg;
  • Das Niederländische hat zahlreiche Wörter aus anderen Sprachen entlehnt; besonders bedeutend sind die Wörter, die seit dem frühen 18. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen wurden; die angestammten Wörter blieben daneben in aller Regel gleichberechtigt erhalten (wir haben sie in unserer Auswahl nach dem Schrägstrich aufgeführt):
kwestie/vraag – Frage (Franz.: question); succes/ (goed) gevolg – Erfolg (Franz.: succès); soelaas/troost – Trost, Linderung (Franz.: soulage); kleur/verf – Farbe (franz. couleur; Bedeutung jedoch nicht identisch: kleur = engl. color, verf = engl. paint); vakantie/verlofUrlaub (Franz.: vacances; das Wort „Urlaub“ leitet sich von „erlauben“ ab; also der Erlaubnis, der Arbeit fernzubleiben und sich freizunehmen; eine ältere Variante von „Erlaubnis“ ist das Wort „Verlaub“, niederdt./niederländ. verlof, vergleiche veroorloven = erlauben). Einige Wörter französischen Ursprungs sind vollkommen an die niederländische Phonologie angepasst worden: So geht das Wort krant („Zeitung“) auf das französische courant, das Wort klant („Kunde“) auf client zurück.
  • Auch der niederländische Wortschatz hat seit Mitte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Anglizismen aufgenommen, insbesondere in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Informatik und in der Jugendsprache. Da das Niederländische sich flexibel an die Aussprache anpasst, weicht die Schreibweise häufig vom englischen Original ab.
  • Nicht zuletzt findet sich im Niederländischen auch eine beachtliche Anzahl deutscher Entlehnungen. Angesichts der nahen Verwandtschaft beider Sprachen wurden oft ganze Phrasen ins Niederländische übertragen und an die lautlichen Gegebenheiten angepasst, z. B. aanstalten maken, tijdschrift (=Zeitschrift); die folgende Auswahl ist auf direkt übernommene Wörter beschränkt:
kelner, ober(kelner), kotsen, schwung, überhaupt, sowieso, streber, schwalbe (Fußball), sehnsucht, schnitzel, schnaps, krimi, kitsch, krach, bühne, quatsch, putsch, schminken, umlaut, schlager, heimwee …

Die meisten Partikeln sind ebenso germanischer Herkunft: tot – (bis) zu; net – genau (wie); dus – also, doch; maar – aber; er – da, davon, dort … (es wird meist nicht übersetzt); Wörter wie golf (Welle) oder vastenavond (Karneval, „Fastenabend“) sind rheinisch-niederfränkischen Ursprungs. Mittelhochdeutsche Wörter, die ins Mittelniederdeutsche gelangten, finden sich auch noch im heutigen Niederländischen. Wegen der ständigen Kontakte auch zu hochdeutschen Sprachvarianten bis in die frühneuhochdeutsche Zeit gibt es heute noch viele markante Übereinstimmungen zwischen Deutsch und Niederländisch über die Wortverwandtschaft hinaus (gemeinsame Redewendungen, Sprichwörter usw.)

Lautlehre

Das Niederländische verfügt ähnlich wie das Niederdeutsche gegenüber dem Hochdeutschen über einige lautliche Eigenheiten, die meist mit der zweiten (oder hochdeutschen) Lautverschiebung zusammenhängen. Hierdurch ähneln also die niederdeutschen Varianten der betroffenen Wörter häufig mehr den niederländischen als den hochdeutschen Äquivalenten:

Unterschiede, die durch die hochdeutsche Lautverschiebung entstanden sind

  • p am Wortanfang entspricht hochdeutsch pf („poot“/„Pfote“); p im Wortinneren erscheint als f oder ff („slapen“/„schlafen“; „peper“/„Pfeffer“; „wapen/Waffe“), pp im Wortinneren als pf („appel“/„Apfel“), p am Wortende als f („dorp“/„Dorf“)
  • t am Wortanfang = z („tellen“/„zählen“), t im Wortinneren und am Wortende = ss („water“/„Wasser“), tt erscheint als tz („zitten“/„sitzen“); nach Konsonanten auch als z („smart“/„Schmerz“; „barmhartig“/„barmherzig“)
  • k im Wortinneren und am Wortende = ch („steken“/„stechen“; „kerk“/„Kirche“)
  • v und f im Wortinneren und am Wortende erscheinen im Hochdeutschen als b („streven“/„streben“; „half“/„halb“). f taucht fast nur am Wortende und im Wortinneren auf, dort meist als ff („straffen“/„strafen“).
  • d und dd erscheinen nach oder zwischen Vokalen als t, tt oder dt („raden“/„raten“; „bidden“/„bitten“; „stad“/„Stadt“)

Von der hochdeutschen Lautverschiebung sind u. a. folgende Suffixe und Lautgruppen betroffen:

  • -heid entspricht dem deutschen -heit oder dem daraus hervorgegangenen -keit („mensheid“/„Menschheit“; „vriendelijkheid“/„Freundlichkeit“)
  • -schap entspricht -schaft („gemeenschap“/„Gemeinschaft“)
  • dw- und tw- entsprechen hochdeutsch zw- („dwingen“/„zwingen“, „twijn“/„Zwirn“)

Ebenfalls betroffen sind die Vorsilben op- (auf-), af- (ab-), uit- (aus-), ter- (zer-) und terug- (zurück-).

Sonstige Unterschiede

  • v im Niederländischen entspricht oft f im Deutschen. Bereits im Altniederländischen gab es einen Lautwandel von f zu v am Anfang und in der Mitte von Wörtern. Beispiele: vangenfangen, veldFeld.
  • chs [ks] im Deutschen entspricht oft s [s] im Niederländischen. Die Lautkombination chs [χs] wurde schon im Altniederländischen zu s [s] vereinfacht. Im Deutschen wurde sie zu [ks] (chs geschrieben). Beispiele: vlasFlachs, vosFuchs.
  • Der sk-Laut in der Mitte oder am Ende des Wortes wurde im Niederländischen zu s [s] und im Deutschen zu sch [ʃ]. Beispiele: visFisch, wassenwaschen.
  • Der sk-Laut am Anfang des Wortes wurde im Deutschen zu sch [ʃ] und im Niederländischen zu sch []. Beispiel: schrijvenschreiben.
  • sp und st am Wortanfang werden getrennt ausgesprochen, wie im Englisch: sport, staal.
  • ee im Niederländischen entspricht oft ei oder eh im Deutschen. Das Niederländische hat den ursprünglichen ai-Diphthong in einen Monophthong umgewandelt. Gelegentlich ist auch im Deutschen der alte Diphthong zum Monophthong geworden. Beispiele: eenein, eerlijkehrlich.
  • ou [ou̯] im Niederländischen entspricht deutschem al und ol. Das Niederländische hat die ursprüngliche Lautkombinationen al und ol vor d und t in ou umgewandelt. Im Deutschen blieben diese Lautkombinationen erhalten. Beispiele: houdenhalten, woudWald, houtHolz.
  • cht [χt] im Niederländischen entspricht oft deutschem ft. Die ursprüngliche Lautkombination ft wurde ab dem 10. Jahrhundert im Niederländischen zu cht umgewandelt. Beispiele: krachtKraft, hechtenheften, luchtLuft.
  • ui [œʏ̯] im Niederländischen entspricht oft deutschem au. In beiden Sprachen wurde hier ein germanisches langes u diphthongiert. Beispiele: huisHaus, muisMaus.
  • ij [ɛɪ̯] im Niederländischen entspricht oft deutschem ei. In beiden Sprachen wurde hier ein germanisches langes i diphthongiert. Beispiele: ijsEis, blijvenbleiben.

Sprachzertifizierung

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Niederländisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Niederländische Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks Wikibooks: Niederländisch – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

  1. Algemeen Nederduitsch en Friesch Dialecticon (2 Teile, 1874), digitale bibliotheek voor de Nederlandse letteren
  2. Aanleiding tot de Nederduitsche taal, ten dienste zyner lantgenoten (1711), University of Michigan
  3. Ingrid Strasser: diutisk – deutsch. Neue Überlegungen zur Entstehung der Sprachbezeichnung. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 444. Band, Wien 1984
  4. Heinz Havertz: Flandern. Adam Kraft Verlag Karlsbad und Leipzig, S. 19, Buchdruckerei J. Vromans (Vr, 1491) Brüssel
  5. Stefan Sonderegger: „Deutsch“. Die Eigenbezeichung der deutschen Sprache im geschichtlichen Überblick. In: Sprachspiegel, Mitgliederzeitschrift des Deutschschweizerischen Sprachvereins (Alpenstraße 7 in CH-6004 Luzern), Hefte 3/1988, 4/1988 und 5/1988
  6. Vgl. Herman Vekeman, Andreas Ecke: Geschichte der niederländischen Sprache. Lang, Bern [u. a.] 1993. (Germanistische Lehrbuchsammlung; 83), S. 27–28.
  7. Vgl. Herman Vekeman, Andreas Ecke: Geschichte der niederländischen Sprache. Lang, Bern [u. a.] 1993. (Germanistische Lehrbuchsammlung; 83), S. 27–40.
  8. Eine vereinfachte Darstellung, die das Niederländische als ganzes auf das Niederfränkische zurückführt, findet sich z. B. im Stammbaum der germanischen Sprachen auf der Site des Thesaurus Indogermanischer Text- und Sprachmaterialien TITUS.
  9. Jan Goossens (1973): Niederdeutsche Sprache – Versuch einer Definition. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch – Sprache und Literatur. Karl Wachholtz, Neumünster S. 9–27.
  10. Herman Vekeman, Andreas Ecke: Geschichte der niederländischen Sprache. Lang,Bern [u. a.] 1993, S. 213–214.
  11. Benedikt Vallendar: "Echt niet zo zwaar". Über Niederländisch als Studien- und Unterrichtsfach in der Bundesrepublik. In: Rheinischer Merkur, 2001, Nr.6, Seite 17.
  12. taaladvies.net
  13. Siehe Website Taalunieversum (niederländischsprachig)

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