Ludwig Franzius

Ludwig Franzius
Ludwig Franzius
Ludwig-Franzius-Denkmal von Georg Roemer in Bremen

Ludwig Franzius (* 1. März 1832 in Wittmund, Ostfriesland; † 23. Juni 1903 in Bremen) war ein deutscher Wasserbauingenieur, der als bremischer Oberbaudirektor die sogenannte Weserkorrektion geplant und zum erfolgreichen Ende geführt hat. Ihm ist der Ausbau der Häfen (Bremen) zum Welthafen zu verdanken.[1] Mit seinem zehn Jahre jüngeren Bruder Georg Franzius erstellte er Gutachten zur östlichen Mündung des Kaiser-Wilhelm-Kanals und zur Regulierung der Unteren Donau. Sein Sohn Franz Franzius war der dritte Wasserbauer der Familie.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Franzius besuchte das Gymnasium in Aurich. Er studierte ab 1848 bis 1853 an der Polytechnischen Schule, heute Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Er trat danach in den preußischen Staatsdienst und wirkte von 1853 bis 1867 an verschiedenen Orten in Nordwestdeutschland; bei der Wasserbauverwaltung ab der Elbe und beim Bau einer Kammerschleuse. 1864 wurde er Wasserbauinspektor in Osnabrück. 1865 war er kommissarischer Referent für Wasserbau bei der Landdrostei (Verwaltungsbezirk) der Provinz Hannover. 1867 wurde er als Professor für Wasserbau an die Berliner Bauakademie berufen. Daneben erweiterten häufige Reisen - u.a. nach Paris, Ägypten (Suezkanal), Wien, England und Schottland - seinen Erfahrungskreis.

Persönliche Kränkungen in Berlin veranlassten ihn am 1. April 1875, in Bremen die Stelle des Oberbaudirektors, als höchster Baubeamter von Bremen, anzunehmen. Er begann mit den planerischen Hauptaufgaben zur Realisierung der Weserkorrektion. 1878 wurde er Mitglied der Kommission für die Weserkorrektion und 1881 legte er einen Plan vor, der eine Weservertiefung für Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 5 Meter vorsah. Die Erfahrungen aus einem Hochwasser der Weser von 1880/81 beeinflussten zudem die Vorbereitungen des baulichen Projekts. Ab 1883 bis 1886 erfolgten die ersten Maßnahmen mit dem Durchstich der langen Bucht. Daneben erhielt er den Auftrag zur Anlage des Freihafens der Stadt. Auf der Stepfanikirchweide wurde von 1885 bis 1888 ein erstes Hafenbecken angelegt. Die eigentlichen Arbeiten an der Weserkorrektion begannen 1887 und fanden in der ersten Baustufe bis 1895 ihre Realisierung.

Franzius entwarf nun eine Reihe von Planungen für mehrere Hafenerweiterungen, Schleusen, Brücken und Kanäle. Seine technischen Leistungen wurden weit über Bremen hinaus bekannt und brachten ihm weltweites Ansehen und viele Ehrungen. Er trat als Gutachter in verschieden Ländern auf. Er wurde zudem Vorsitzender des Architekten- und Ingenieurvereins in Bremen.

Auch die Planung und den Bau des 1896 eingeweihten Städtischen Museums für Natur-, Völker- und Handelskunde, heute Überseemuseum, koordinierte Franzius in Zusammenarbeit mit seinen Planern, den Architekten Ludwig Beermann und Heinrich Flügel von der Hochbauinspektion und dem Museumsdirektor Hugo Schauinsland.

Franzius starb 1903 und wurde auf dem Riensberger Friedhof in Bremen bestattet (Grablage: AA 49).[2]

Nach seinem Tode folgten ihm als Oberbaudirektor und somit höchste Baubeamten für Bremen seine früheren Assistenten und Mitarbeiter Hermann Bücking bis 1915 und Eduard Suling bis wahrscheinlich 1922.

Ehrungen

  • 1900 schuf Adolf Brütt zum 25. Dienstjubiläum das im Focke-Museum (Bremer Landesmuseum) erhaltene marmorne Reliefporträt.
  • Er erhielt 1903 die Bremische Ehrenmedaille in Gold.
  • 1905 wurde Fritz Schumacher mit einer Denkmalanlage und einer Büste zu Ehren Franzius beauftragt; die Anlage an der Großen Weserbrücke konnte 1908 eingeweiht werden. Die Bronzebüste wurde 1942 ein Opfer der Metallspenden. Die steinernde Anlage musste 1959 dem Neubau von Kühne und Nagel weichen.
  • 1962 wurde ein Nachguss der Bronzebüste am Franziuseck auf einem Sandsteinsockel gestellt.
  • Nach ihm wurde in Bremen das Franziuseck benannt, das sich auf dem Stadtwerder zwischen Weser und kleiner Weser befindet.
  • Der Nachbau eines Lastenseglers aus dem 19. Jahrhundert, der Weserkahn Franzius, trägt ebenfalls seinen Namen.
  • Von 1964 bis 1988 arbeitete der Laderaumsaugbagger Ludwig Franzius der Wasser- und Schifffahrtsverwaltungauf der Weser (ab 1989 bis 2003 als Abu Adil im Persischen Golf). Ein Modell im Maßstab 1:50 findet sich im Schifffahrtsmuseum Unterweser.[3]
  • In seinem Geburtsort Wittmund ist eine Straße nach ihm benannt worden.
  • Am Weserufer unweit von der Wilhelm-Kaisen-Brücke in Bremen steht ein Denkmal von Georg Roemer mit der Inschrift: „Ludwig Franzius ... er öffnete der Weltschiffahrt den Weg zur Stadt Bremen.“
  • 2009 wurde in der Bremer Überseestadt am Europahafen der Ludwig-Franzius-Platz nach ihm benannt.
  • Das Franzius-Institut für Wasserbau und Küsteningenieurwesen der Universität Hannover ist hingegen nach seinem Neffen Otto Franzius, dem Lehrstuhlinhaber von 1913 bis 1936, benannt worden.

Literatur

  • Sympher: Oberbaudirektor Ludwig Franzius †; in Zentralblatt der Bauverwaltung, 23. Jahrgang, Nr. 51 (27. Juni 1903), S. 318-319.
  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon; Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X

Weblinks

 Commons: Ludwig Franzius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ostfriesische Landschaft
  2. Broschüre Friedhöfe in Bremen: Riensberg. 2. Auflage. Stadtgrün Bremen (Hrsg.), Bremen 2005
  3. Saugbagger kehrt als Modell zurück, in: Kreiszeitung Wesermarsch online vom 13. Januar 2010, abgerufen am 4. März 2010

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