Distanzsignal

Distanzsignal

Distanzsignal (distant signal; signal à distance), ein Signal, das dem Zuge anzeigt, ob er in die Station (Ausweiche) einfahren, und bei Bahnabzweigungen oder Bahnkreuzungen, ob er die zu deckende Stelle befahren darf oder nicht.

Nach den österreichischen Signalvorschriften ist das D. ein Scheiben- oder Flügelsignal und steht in der Regel 500 m vor der äußersten Weiche der Station (Ausweiche) oder vor jenem Punkt der Station (Ausweiche), der Bahnabzweigung oder Bahnkreuzung, der gedeckt werden soll. In Strecken mit größeren Steigungen kann diese Entfernung bis auf 300 m vermindert werden. Von den Einfahrsignalen (s.d.), die in geringerer Entfernung vom Gefahrpunkt aufgestellt werden, unterscheiden sich die D. dadurch, daß mehr als ein Flügel bei ihnen nicht vorkommt, daß sie nicht mit einem Vorsignal verbunden sind und bei »Frei« dem Zuge entgegen, bei Dunkelheit nicht weißes, sondern grünes Licht zeigen. Im übrigen stimmen bei den als D. benutzten Flügelsignalen die Signalzeichen und Signalbegriffe mit denen der Einfahrsignale überein. Der schräg aufwärts gerichtete Flügel bedeutet »Frei«, der wagerechte Flügel »Halt«. Bei Dunkelheit wird »Halt« durch rotes Licht angezeigt. Bei Scheibensignalen wird »Frei« bei Tage durch die dem Gleise mit der Fläche zugewendete oder wagerecht gestellte Scheibe, bei Dunkelheit durch grünes Licht dargestellt. Bei »Halt« wird dem Zuge bei Tage die rote Fläche der Scheibe, bei Dunkelheit rotes Licht entgegen gezeigt. Die Grundstellung (normale Stellung) der D. ist »Halt«. Die D. müssen mit hörbaren oder sichtbaren, nötigenfalls mit beiderlei Kontrolleinrichtungen versehen sein. Die auf den österreichischen Eisenbahnen noch vorhandenen D. sollen nach und nach durch mit Vorsignalen verbundene Einfahrsignale ersetzt werden.

Auf den deutschen Eisenbahnen finden sich solche D. nicht mehr.

Das sog. distant signal der englischen Eisenbahnen ist ein Vorsignal, das in einer gewissen Entfernung vor dem Haupt-(Innen-) signal (home signal) aufgestellt wird und wie das deutsche Vorsignal bei Haltstellung des Hauptsignals Warnung anzeigt.

Das französische signal à distance oder disque à distance ist eine runde rote Scheibe mit weißem Rand. Sie steht entweder mit ihrer Fläche dem Gleise parallel und zeigt dann bei Dunkelheit weißes Licht, oder sie wendet ihre Fläche dem Zuge entgegen und zeigt dann bei Dunkelheit rotes Licht. In der letzteren Stellung (disque fermé) gebietet sie indes nicht unbedingtes Halt, sondern sie kündigt dem Lokomotivführer nur die Möglichkeit an, daß ein Fahrthindernis besteht. Der Lokomotivführer, der ein disque fermé bemerkt, muß nach den Vorschriften des code des signaux, Art. 12, die Geschwindigkeit seines Zuges so weit ermäßigen, daß er sofort halten kann, wenn sich ein Fahrthindernis oder ein Haltsignal zeigt.

Die D. der belgischen Eisenbahnen (signaux à distance) kommen im allgemeinen in Verbindung mit einem anderen festen Signal – einer Haltscheibe (disque d'arrêt) oder einem Flügelsignal (sémaphore) vor. Sie sind dann Vorsignale zu diesen Signalen, von denen sie 800–1200 m entfernt aufgestellt werden. Wo sie allein verwendet werden, stehen sie im allgemeinen 800 m vom Gefahrpunkt entfernt; auf Nebenbahnen kann dieser Abstand auf 300 m verringert werden.

Das belgische D. besteht aus einer drehbaren rechteckigen Scheibe und einer Laterne. Die Scheibe ist auf der Vorderseite rot mit weißem Rand, auf der Rückseite weiß. Ist die Scheibe mit ihrer Fläche dem Zuge zugewendet, so gebietet sie »Halt«; bei Dunkelheit zeigt hierbei die Laterne rotes Licht nach vorn und weißes Licht nach rückwärts. Bei wagerechter oder dem Gleise zugewendeter Stellung der Scheibe ist die Vorbeifahrt gestattet. Die Laterne zeigt hierbei nach vorne weißes Licht, nach rückwärts im allgemeinen grüngelbes Licht. Demnächst wird nach vorne grünes Licht statt des weißen eingeführt werden. Die Grundstellung der D., die als Vorsignale zu einem anderen festen Signal gehören, stimmt mit der dieser Signale überein. Ein selbständiges D. zeigt in der Grundstellung freie Fahrt. Es wird in die Haltstellung gebracht, sobald ein Fahrthindernis hinter ihm entsteht und wird erst wieder geöffnet, wenn das Hindernis beseitigt ist. Die von der Bedienungsstelle nicht sichtbaren D. werden mit Kontrollläutwerken ausgerüstet.

Hoogen.


http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.

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