Voß [2]

Voß [2]

Voß, 1) Johann Heinrich, geb. 20. Febr. 1751 zu Sommersdorf im Mecklenburgischen, Sohn eines dortigen Pächters, besuchte seit 1766 die Schule in Neu-Brandenburg, wurde 1769 Hauslehrer bei einem Herrn von Örzen zu Ankershagen im Mecklenburgischen, bezog 1772 die Universität zu Göttingen, wo er Philologie studirte u. Mitglied des Hainbundes (s. Deutsche Literatur S. 905) wurde; er privatisirte seit 1775 in Wandsbeck, wo er den Göttinger Musenalmanach herausgab; wurde 1778 Rector zu Otterndorf im Lande Hadeln u. 1782 zu Eutin; er legte 1802 seiner Gesundheit wegen das Lehramt in Eutin nieder u. ging mit einer Pension nach Jena u. 1805 als Professor nach Heidelberg, wo er 20. März 1826 starb. V. hat sich verdient gemacht um die Philologie u. Alterthumswissenschaft, durch Aufhellung mehrer dunkler Punkte in der alten Geographie, durch eine methodische Bearbeitung der Mythologie u. durch Erklärung u. Übersetzung vieler klassischer, sowohl griechischer als lateinischer Dichter; um die Deutsche Literatur u. Sprache, bes. durch eine festere metrische Gesetzgebung u. die Einführung eines nach den Mustern der Alten veredelten Kunstgeschmacks. Er schr: Lyrische Gedichte, Hamb. 1785. u.ö.; Idyllen, Königsb. 1800, darunter Luise (zuerst ebd. 1795, u.A. ebd. 1846 u. 1850); Sämmtliche poetische Werke, Lpz. 1835, in 1 Bd., 1846 f., u.A. ebd. 1850 ff., 5 Bde.; Übersetzungen, zuerst von Homers Odyssee, 1781, dann Homers Werke, Alt. 1793, 5. A., Tüb. 1821, 4 Thle., Lpz. 1837 u. 1839, 2 Bde.; Virgil, zuerst die Georgika, Alt. 1789, u.A. 1800 u. 1821; dann die Eclogä, 1797, n.A. 1830; Virgils Werke, 1799. 3 Bde., 3. A., Braunschw. 1822; Ovids Metamorphosen, 1798, 2 Thle. (Auswahl), 2. A., Braunschw. 1829; Hesiodos u. Orpheus, Heidelb. 1806; Horatius, ebd. 1806, n.A. 1820: Theokritos, Bion u. Moschos, ebd. 1808; Tibullus, ebd. 1810; Aristophanes, Braunschw. 1821, 3 Bde.; Aratos, Heidelb. 1824; Hymnus an Demeter, ebd. 1826; mit seinem Sohn Heinrich, Äschylos, ebd. 1826; Propertius, Braunschw. 1830; von neueren Schriftstellern: Alemberts Versuch über den Umgang mit Gelehrten u. Großen, Lpz. 1775; Blackwells Untersuchungen über Homers Leben u. Schriften, ebd. 1776; Shaftesburys Philosophische Werke (mit Hölty), ebd. 1776–79, 3 Bde,; Tausend u. Eine Nacht, Brem. 1781–85, 6 Bde.; mit seinen Söhnen, Abr. u. Heinr., Shakespeare. Lpz. 1818–29, 9 Bde.; gab auch den Tibullus heraus, Heidelb. 1811; Prosaische Schriften: Mythologische Briefe, Königsb. 1794, 2 Bde. 2. A. Stuttg. 1827, 3 Bde. (gegen Heyne): Wie Fritz Stolberg ein Unfreier ward (gegen Friedr. von Stolberg, als dieser katholisch wurde); Antisymbolik, Stuttg. 1824–26, 2 Bde. (gegen Creuzer); Kritische Blätter, ebd. 1828. 2 Thle.; Anmerkungen u. Randglossen zu Griechen u. Römern, Lpz. 1838; Briefe, herausgegeben von Abr. V., Halberst. 1829–33, 3 Bde.; Leben von H. Döring. Weim. 1833. 2) Heinrich, Sohn des Vorigen, geb. 29. Oct. 1779 in Otterndorf, studirte in Halle Philologie, wurde 1804 Professor am Gymnasium zu Weimar u. 1806 Professor zu Heidelberg, wo er 20. Oct. 1822 starb; er übersetzte 1806 Shakspeares Othello u. König Lear u. nahm später an der von seinem Vater u. Bruder Abraham begonnenen Übertragung Shakspeares Antheil; schr.: Erläuternde Anmerkungen zu der von seinem Vater 1821 herausgegebenen Übersetzung des Aristophanes u.a. m.; sein Briefwechsel mit Jean Paul erschien Heidelb. 1833–34, 2 Bde. 3) Abraham, fünfter Sohn von V. 1). geb. 12. Febr. 1785 in Eutin, wurde 1810 Professor an dem Gymnasium zu Rudolstadt, lebte dann bei seinem Vater in Heidelberg, wurde 1821 Oberlehrer am Gymnasium zu Kreuznach, zuletzt Director desselben u. st. 15. Nov. 1847 in Düsseldorf: er übersetzte mit den beiden Vorigen Shakspeares Schauspiele, Deutschlands Dichterinnen,[706] Düsseld. 1848, u. gab Briefe seines Vaters, Halberst. 1829–32, 3 Bde., heraus. 4) Christian Daniel, geb. 1761 in Querum bei Braunschweig, wurde 1794 Lehrer am Pädagogium zu Halle, 1799 Professor daselbst u. st. 1821; er schr.: Historische Gemälde, Lpz. 1792 f.; Geschichte der Stuarte auf dem englischen Thron, ebd. 1794–97, 4 Thle.; Auserlesene Bibliothek der neuesten Staatswissenschaft, Lpz. 1795 f., 2 Bde.; Handbuch der allgemeinen Staatswissenschaft, ebd. 1795–1802, 6 Bde.; Geist der merkwürdigsten Bündnisse u. Friedensschlüsse des 18. Jahrh., Gera 1801 f., 3 Bde.; Dasselbe für das 19. Jahrh., ebd. 1803 f., 2 Bde.; Die Zeiten, Weim. 1805–14, 5 Jahrgänge; Parallelen, Amsterd. 1809–12, 2 Bde., u. viele andere politische u. historische Schriften. 5) Georg, geb. 1765 in Salzderhelden bei Eimbeck, lernte die Kaufmannschaft zu Braunschweig u. gründete 1791 in Leipzig, zuerst mit F. A. Leo, dann allein eine Buch- u. Kunsthandlung. Idee u. Plan zu der seit 1800 bestehenden Zeitung für die elegante Welt, der ersten ihrer Art, unter Redaction Spaziers, gehörten ihm. Durch die Kriegsjahre von 1806 in seinen Unternehmungen gelähmt, wurde er 1812 verpflichteter Wechselsensal u. st. 1842. 6) David Leopold, Sohn des Vorigen, geb. 1793 in Leipzig; er erlernte seit 1809 den Buchhandel bei Vieweg in Braunschweig, zog dann in der Cavallerie des Sächsischen Banners 1814 mit an den Rhein, trat nach der Rückkehr in das väterliche Geschäft ein u. übernahm dasselbe seit 1818 eigenthümlich. Eine beinahe ausschließlich wissenschaftliche Richtung seines Verlags u. ein lebhafter Verkehr mit dem Auslande charakterisiren sein Geschäft, wie er denn auch viele wichtige wissenschaftliche Werke des Auslandes von namhaften Gelehrten ins Deutsche übersetzen ließ. 1832 besuchte er Rußland u. Finnland, wo ihn die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg zu ihrem Buchhändler im Auslande ernannte. Von ihm wurde die Zeitung für die elegante Welt unter Mahlmann, Meth. Müller, H. Laube, A. v. Binzer u. Kühne fortgeführt, 1844 geschlossen u. seitdem als Mode- od. Zeitung für die elegante Welt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung fortgesetzt. 7) Julius von V., geb. 28. Aug. 1768 in Brandenburg an der Havel, Sohn eines Offiziers, widmete sich seit 1782 dem preußischen Militärdienste u. wurde 1794 Adjutant des Obersten von Hundt in dem Regimente von Pfuhl. In dem Polnischen Feldzuge rettete er zu Thorn eine Kriegskasse von 11/2 Mill. Thlrn. Durch die Ausbrüche seiner satirischen Laune wurde er in seiner militärischen Beförderung zurückgesetzt u. nahm 1798 seinen Abschied. Er lebte nun abwechselnd in Frankreich, Schweden u. Italien, dann in Berlin als Schriftsteller u. st. 1832. V. hat sich selbst treffend geschildert als Magister Lämmermeier in dem Lustspiel: Künstlers Erdenwallen. Er schr.: Lustspiele, Berl. 1807–17, 9 Bde.; Neue Lustspiele, ebd. 1823–27, 7 Bde.; Fünfundzwanzig Theaterspiele, Berl. 1822; Trauerspiele, ebd. 1823; Kleine Romane, ebd. 1811–16, 11 Thle.; Travestien u. Burlesken, ebd. 1811; Satiren u. Launen, Bresl. 1814; Possen- u. Marionettenspiele, Berl. 1816; die mit A. von Schaden herausgegebenen Lebensgemälde üppiger gekrönter Frauen, ebd. 1821; Theaterpossen nach dem Leben, ebd. 1819–20, 2 Bde.; Beiträge zur Philosophie der Kriegskunst, Berl. 1804; Fragmente über Deutschlands Politik u. Kriegskunst, ebd. 1807; Was war nach der Schlacht von Jena zur Rettung des preußischen Staates zu thun? ebd. 1807. 8) Gerh. Joh. u. Isaak, s. Vossius. 9) Maria, s.u. Verschoor.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Voß — ist in der nieder bzw. plattdeutschen Sprache das Wort für Fuchs. Inhaltsverzeichnis 1 Familienname 1.1 Einzelpersonen 1.2 Adelsgeschlechter 2 Städte 3 Unternehmen und Organisationen …   Deutsch Wikipedia

  • Voß [1] — Voß, ein altes Geschlecht, welches seit dem 12. Jahrh. in Mecklenburg begütert ist, wo es Groß Giewitz besitzt; es blüht gegenwärtig in zwei Linien, welche 1800 u. 1840 in den Grafenstand erhoben wurden. I. Erste Linie, in Mecklenburg Schwerin,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Voß — Voß, 1) Gerhard Johann, gewöhnlich Vossius genannt, »der größte Polyhistor der Niederländer«, geb. 1577 bei Heidelberg als Sohn eines holländischen Landpredigers, gest. 17./27. März 1649 in Amsterdam, studierte in Dordrecht und Leiden, wurde 1600 …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Voß — Voß, Gerh. Joh., gewöhnlich Vossius, Philolog, geb. 1577 bei Heidelberg, gest. 17. März 1649 als Prof. zu Amsterdam; schrieb: »Commentariorum rheticorum sive oratoriarum institutionum libri VI« (1606 u.ö.), »De historicis Graecis« (1624; neue… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Voß [2] — Voß, Joh. Heinr., Dichter und Altertumsforscher, geb. 20. Febr. 1751 zu Sommersdorf in Mecklenburg, Mitglied des Göttinger Dichterbundes, 1778 Rektor in Ottendorf, 1782 1802 in Eutin, seit 1805 Prof. zu Heidelberg, gest. das. 29. März 1826; von… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Voß [3] — Voß, Jul. von, Schriftsteller, geb. 24. Aug. 1768 zu Brandenburg, gest. 1. Nov. 1832 zu Berlin; schrieb Romane (»Die Schildbürger«, 1823, u.a.) und zahlreiche, oft satir. und parodistische Lustspiele und Possen …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Voß [4] — Voß, Richard, Dichter, geb. 2. Sept. 1851 auf Neugrape in Pommern, seit 1882 Bibliothekar der Wartburg, veröffentlichte die Dramen »Patrizierin« (1881), »Der Mohr des Zaren« (1883), »Unehrlich Volk« (1883), »Mutter Gertrud« (1885), »Alexandra«… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Voß [1] — Voß, Julius, Romanenschreiber und Lustspieldichter, geb. 1768 zu Brandenburg, lange als Lieutenant in preuß. Dienste, gest. 1832 zu Berlin; seine Romane sind ohne Kunstwerth, seine Lustspiele sogar läppisch, allein V. ist merkwürdig durch seine… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Voß [2] — Voß, Name einer berühmten Gelehrtenfamilie des 17. Jahrh. – Gerhard Johann, latinis. Vossius, geb. 1577 in der Nähe von Heidelberg, trat schon 1598 als öffentlicher Lehrer zu Leyden mit außerordentlichem Beifalle auf, wurde Professor der… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Voß [3] — Voß, Joh. Heinrich, verdient als Uebersetzer, Literarhistoriker und auch als Dichter, geb. 1751 zu Sommersdorf in Mecklenburg, mußte wegen Armuth seine Studien unterbrechen, sandte poetische Versuche an den Göttinger Musenalmanach, erhielt durch… …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”