Westrich

Westrich
Blick vom Potzberg (562 m) über den östlichen Westrich in Richtung Donnersberg und Kaiserslautern

Der (historisch auch das) Westrich ist eine geographische Region in Südwestdeutschland und im nordöstlichen Frankreich, die geschichtlich verwurzelt ist.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Anstieg von Landstuhl (links) auf die Sickinger Höhe hinauf (rechts)

Der heutige Westrich besitzt keine fest definierten Grenzen. Grob umfasst er die westliche Pfalz, das östliche und südliche Saarland, das östliche Lothringen und das sogenannte „Krumme Elsass“, nämlich denjenigen Teil des Unterelsass, der westlich der Vogesen liegt. In seinem deutschen Teil liegen zumindest teilweise die rheinland-pfälzischen Landkreise Südwestpfalz, Kaiserslautern und Kusel sowie der saarländische Saarpfalz-Kreis. Auf französischer Seite gehören zum Westrich die östlichen Teile des Départements Moselle und das Gebiet im Nordwesten der Vogesen.

Ob das Gebiet nördlich des Nordpfälzer Berglandes und südlich der Nahe, das hauptsächlich zur Verbandsgemeinde Baumholder im Landkreis Birkenfeld gehört, Teil des Westrichs ist, steht nicht eindeutig fest. Die Bewohner selbst bezeichnen ihre Heimat ebenfalls als Westrich. Ähnlich verhält es sich mit der Stadt Kaiserslautern, die sozusagen auf der Ostgrenze liegt.

Kennzeichnend für die Region ist die Mischung aus verschiedenen Landschaften: Mittelgebirge (wie das Nordpfälzer Bergland), fruchtbare Hochebenen (z. B. die Südwestpfälzische Hochfläche) und feuchte Niederungen (u. a. das Landstuhler Bruch). Entwässert wird der Westrich gänzlich zum Rhein hin über westliche Nebenflüsse, deren wasserreichste die Mosel und die Nahe sind.

Geschichte

Der Name ist seit dem 13. Jahrhundert als Westerich und Westerrich belegt, eine Zusammenfügung aus mittelhochdeutsch wester (westlich) und rîch (Reich, Land, Welt, Bereich, Herrschaft) mit der Bedeutung „Land im Westen, Abendland“. Deshalb war bis ins 19. Jahrhundert „das Westrich“ die gängige Form. Vergleichbare Bildungen sind Westerwald, Westerburg und Westerland. Die lautliche Weiterentwicklung im Neuhochdeutschen zu Westerreich setzte sich nicht durch, da in unbetonter Stellung das î kurz wurde und die Diphthongierung zu ei unterblieb. Die Belegorte des 13. bis 16. Jahrhunderts reichen von der Haardt im Nordosten bis zur deutsch-französischen Sprachgrenze im Südwesten. Im Nordwesten bleiben der Hunsrück, im Südosten das Elsass ausgeschlossen. Der neu gebildete Begriff Westrich ließ diese beiden älteren Landschaftsnamen unberührt. Der so bezeichnete Siedlungsraum umschloss eine vielgestaltige Landschaft und zahlreiche Kleinterritorien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die älteste kartografische Darstellung findet sich auf der 1513 gedruckten Lothringen-Westrich-Karte von Martin Waldseemüller. Eine der herausragenden Persönlichkeiten im Westrich war im frühen 16. Jahrhundert der rebellische Ritter Franz von Sickingen.

Durch die Verwendung der im 19. und 20. Jahrhundert neu gebildeten Namen Deutsch-Lothringen, Moselle, Krummes Elsass, Pfälzerwald und Saarland wurde der Gebrauch des Namens Westrich zurückgedrängt und der damit bezeichnete Raum schrumpfte auf den heutigen Umfang. Der Name ist auf aktuellen Karten selten zu finden, erscheint aber als unscharfe, unpolitische und nostalgisch anmutende Bezeichnung im Titel mehrerer Periodika, im Namen von Geschichtsvereinen und im Namen eines jährlichen Treffens deutscher und französischer Geschichtsvereine.[1]

Während in der modernen Literatur bezüglich der Namensdeutung und der geschichtlichen Entwicklung des Begriffs weitgehend Einigkeit herrscht, gibt es über das Benennungsmotiv verschiedene Ansichten. Häufig wird der Name Westrich als Fernwahrnehmung des Raumes verstanden, als ein Name, der im Rheintal aufgekommen sei, um die westlich davon gelegene Mittelgebirgsregion zu bezeichnen. Diese Mittelgebirgsregion wurde zuvor in nahezu gleicher Ausdehnung mit dem lateinischen Namen Vosagus bezeichnet, der mittelhochdeutsch zu Wasich weiterentwickelt war.[2] Somit kann Westrich auch als volksetymologische Weiterentwicklung von Wasich (ähnlich den Bildungen Wasgau, Wachsgau und Wasgenwald) verstanden werden.

Städte

Wichtige Städte im Westrich bzw. an seinem Rand sind u. a.

in Deutschland:

in Frankreich:

Literatur

  • Johann Philipp Crollius: Prolusio de Westrasia, Zweibrücken 1751 (erste Monographie zum Thema Westrich). Online
  • Eva Schillo-Segatz: „Pfälzer Westrich“: Konzeption zur touristischen Regionalisierung, Entwicklung und zum Marketing einer Region, Dissertation, Saarbrücken 2009. Online
  • Dieter Zenglein: Das Westrich, ein geheimnisvoller und „facettenreicher“ Landschaftsname. In: Westricher Heimatblätter, Jg. 41, Kusel 2010, S. 4–22.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Historischer Verein für die Saargegend: Häufige Fragen: Westrich. Abgerufen am 6. August 2010.
  2. Roland W. L. Puhl: Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, Diss., Saarbrücken 1999, S. 396 ff. ISBN 3-930843-48-X

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