Alte Herren-Senioren-Convent

Alte Herren-Senioren-Convent
Gesamtausschuß Charlottenburg

Alte Herren-Senioren-Convente (AHSC) sind örtliche und regionale Zusammenschlüsse von Alten Herren verschiedener Corps des Kösener Senioren-Convents-Verbands (KSCV).

Inhaltsverzeichnis

Mitgliedschaften

Während in den eigentlichen Altherrenvereinen (AHV) nur Alte Herren desselben Corps Mitglied sind (wo auch immer sie wohnen), steht ein AHSC Alten Herren aller Corps des Verbandes offen. Entscheidend ist nur die räumliche Nähe, die eine häufige Teilnahme an corpsstudentischen Veranstaltungen ermöglichen soll. In Süddeutschland und Österreich heißen die (größeren) AHSC Corpsphilisterverband.

Einzigartig unter den Korporationsverbänden Mitteleuropas war die Regelung, dass im Verband Alter Corpsstudenten (VAC) ursprünglich nicht die Altherrenvereine, sondern die AHSC als örtliche Vereine der einzelnen Corps Mitglied waren. Die Mitgliedschaft der Altherrenvereine wurde erst in den 1920er Jahren zugelassen. Noch heute haben deshalb die AHSC im zentralen Gremium des VAC, dem ordentlichen Abgeordnetentag (oAT), eine Stimme und sind beitragspflichtig. Mitglied im VAC sind 129 AHSC und 113 AHV (Stand April 2011).

Als nach dem Ersten Weltkrieg 1921 das Zweckverbandsabkommen mit dem Weinheimer Senioren-Convent (WSC) abgeschlossen worden war, konnten auch Weinheimer Corpsstudenten Mitglieder der AHSC werden. Das ist besonders an kleineren Orten der Fall, an denen der WSC keinen eigenen örtlichen Zusammenschluss stellen kann. An größeren Orten haben die Weinheimer Corpsstudenten eigene Vereine, die „örtlicher Weinheimer Verband Alter Corpsstudenten (öWVAC)“ heißen.

Geschichte

Bis weit ins 19. Jahrhundert waren die Corps auf sich gestellte „Studentenverbindungen“. Als im prosperierenden Deutschen Kaiserreich die Corpshäuser aufkamen, entstanden die Altherrenschaften oder Philisterien. Zugleich wuchs das Bedürfnis, auch im auswärtigen Berufsleben mit Corpsstudenten zusammenzukommen.

Im Anschluss an die Zandersche Bewegung bemühte sich der Herausgeber der Academischen Monatshefte, Paul Salvisberg, die (berufstätigen) Alten Corpsstudenten zu einem Verband zusammenzuschließen. Nachdem er seine Gedanken erstmalig auf einer Zusammenkunft Alter Corpsstudenten in München am 15. August 1887 vorgetragen hatte, forderte er laufend in seiner Zeitschrift zum Beitritt auf und veröffentlichte schließlich eine Liste von ungefähr 500 Corpsstudenten, die sich mit seinen Plänen einverstanden erklärt hatten. Schließlich wurde in einer neuen Zusammenkunft in München am 21. April 1888 der Verband Alter Corpsstudenten gegründet. Er kannte jedoch keine Einzelmitgliedschaften, sondern bestand aus den AHSC-Vereinigungen, die wiederum zu Bezirksverbänden zusammengefasst wurden. Zu den ersten gehörte der Bezirksverband Württemberg-Hohenzollern, der die angeführten Anträge einbrachte.[1][2][3]

In den ersten Jahrzehnten bestand der VAC nur aus Bezirksverbänden/AHSC und Einzelmitgliedern. 1929 beschloss der Abgeordnetentag (mit 130 vertretenen Bezirksverbänden), dass auch AH-Vereinigungen der Corps Mitglieder mit Sitz und Stimme werden konnten.[4]

AHSC entstanden nicht nur in den Zentren, sondern auch an den Rändern von Preußen und Reich. Im Königreich Preußen waren Gumbinnen und Saarlouis, im Deutschen Kaiserreich Gumbinnen und Metz die am weitesten voneinander entfernten Garnisonen. Mit „Gumbinnen – Saarlouis“ und „Gumbinnen – Metz“ kennzeichnete man die Ausdehnung Deutschlands wie heute mit „Flensburg – Garmisch“. Die ersten ausländischen AHSC wurden in Österreich-Ungarn, im Baltikum, in den USA und in den Deutschen Kolonien und Schutzgebieten gegründet. Im Ersten Weltkrieg kamen in den besetzten Gebieten viele neue AHSC hinzu.

Im Jahre 2010 begann der Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten (VAC) eine Initiative, die AHSC in ihrer Bedeutung und Wirkung zu stärken. Sie beruhte auf einer Empfehlung der in den Jahren 2007 und 2008 tagenden „Zukunftskommission“ des Verbandes. Das Ziel ist es, die AHSC neben den aktiven Corps am Hochschulort und ihren Altherrenschaften als „dritte Kraft des Corpsstudententums“ zu begreifen.[5] Dazu wurde am 20. Februar 2010 in Karlsruhe der 1. AHSC-Tag veranstaltet, auf dem Erfahrungen besonders erfolgreicher und einflussreicher AHSC ausgetauscht wurden. Die Empfehlungen zum erfolgreichen Betrieb eines AHSC wurden in einer „AHSC-Fibel“ zusammengefasst und im Verband verteilt. Der 2. AHSC-Tag fand am 19. März 2011 in Lüneburg statt.

Bezirksverbände und AHSC

In den heutigen Ländern

Baden-Württemberg: Baden-Baden, Freiburg im Breisgau, Heidelberg, Heilbronn, Karlsruhe, Mannheim, Oberrheinecke (Lörrach), Pforzheim, Stuttgart[2], Tübingen, Ulm-Neu-Ulm,Weinheim.

Bayern: Allgäu (Kempten), Ansbach, Aschaffenburg, Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Erlangen, Garmisch-Partenkirchen, Kitzingen, Kronach, München[6][3][7][8][9], Neustadt an der Aisch, Nürnberg[10][11], Passau, Regensburg, Reichenhall-Berchtesgaden, Rosenheim, Schweinfurt, Straubing, Traunstein, Würzburg

Berlin: Charlottenburg[12], VAC Berlin[13], Wannseebahn, Teltow (in Lichterfelde)

Brandenburg: Potsdam

Bremen: Bremen, Bremerhaven

Hamburg: Bergedorf, Hamburg[14], Harburg

Hessen: Bad Homburg, Bad Nauheim, Bensheim, Darmstadt (1891), Dillkreis, Frankfurt am Main[15], Gießen, Bad Hersfeld, Kassel[16], Marburg, Offenbach am Main, Wetzlar, Wiesbaden

Mecklenburg-Vorpommern: Rostock, Schwerin (1901)[17]

Niedersachsen: Aurich, Bad Bentheim, Braunschweig, Celle, Clausthal, Emden, Göttingen, Goslar, Hameln-Rinteln, Hannover (Die Spinnstube)[18], Helmstedt, Hildesheim, Holzminden, Lüneburg, Melle, Oldenburg (Oldenburg), Osnabrück, Peine, Stade (Unterelbischer AHSC), Uelzen, Verden, Wilhelmshaven, Wolfenbüttel

Nordrhein-Westfalen: Aachen, Altena, Arnsberg, Bielefeld[19], Bochum, Bonn[20][21], Buer, Castrop-Rauxel, Detmold und Kreis Lippe, Dortmund, Düsseldorf (1953), Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Hattingen, Herford, Herne, Iserlohn, Köln[22], Krefeld, Leverkusen, Lüdenscheid, Lübbecke, Mönchengladbach-Rheydt, Minden, Moers, Mülheim an der Ruhr (1900), Münster (Westfalen) (1885), Oberhausen, Bad Godesberger Quellenrunde, Recklinghausen, Remscheid, Siegen, Solingen, Witten, Wuppertal

Rheinland-Pfalz: Frankenthal, Kaiserslautern, Koblenz, Landau in der Pfalz, Ludwigshafen, Mainz, Neustadt an der Weinstraße, Trier[23], Worms (1890), Speyer (Die Mohren, 1880)

Saarland: Saarbrücken[24]

Sachsen: Dresden[25], Görlitz, Leipzig

Sachsen-Anhalt: Halle (Saale)[3][26], Magdeburg

Schleswig-Holstein: Flensburg, Kiel[27], Lübeck, Neumünster, Pinneberg (1978)

Thüringen: Altenburg, Suhl

In früheren Provinzen

Ostpreußen: Königsberg (Preußen))[28][29], Gumbinnen, Bartenstein (1889), Insterburg, Memel, Stallupönen, Tilsit, Allenstein, Lyck, Wehlau[30]

Pommern: Stettin, Stolp

Posen: Posen[31]

Schlesien: Breslau

Westpreußen: Elbing

Elsaß-Lothringen: Metz, Straßburg

In den Kolonien und Schutzgebieten

Deutsch-Südwestafrika (Windhuk), Tsingtau[32]

Im Ausland zur Zeit des Kaiserreichs und im Ersten Weltkrieg

Baltikum: Kurland (Mitau), Reval, Riga

Belgien: Brüssel, Brügge, Antwerpen, Oostende, Gent

Finnland: Hangö[1]

Frankreich: Paris, Lille, Sedan, Laon, Cambrai', Châteauneuf[33][1]

Italien: Triest

Russland/Polen: St. Petersburg, Brest-Litowsk, Grodno, Kowno, Wilna, Mitau, Łódź, Goduzischki (Litauen), Skierniewice, Warschau, Kiew[1]

Rumänien: Bukarest, Focșani, Konstanza[1]

Schweiz: Basel, Bern (1887), Freiburg im Üechtland, Genf, Zürich

Türkei: Konstantinopel, Aleppo[1]

Im heutigen Ausland

Australien: Melbourne

Belgien: Brüssel

China: Shanghai

Frankreich: Paris

Österreich: Innsbruck, Kärnten (Klagenfurt), Linz[34], Salzburg, Wien

USA: New York City (1882), Boston, Chicago, Washington D.C.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c d e f Siegfried Schindelmeiser: Die Albertina und ihre Studenten 1544 bis WS 1850/51 und Die Geschichte des Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr. (1970–1985). Erstmals vollständige, bebilderte und kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden mit einem Anhang, zwei Registern und einem Vorwort von Franz-Friedrich Prinz von Preussen, herausgegeben von R. Döhler und G. v. Klitzing, München 2010. ISBN 978-3-00-028704-6
  2. a b Kurt Stellter (Silber-Litthuania, Hansea Bonn) stiftete den AHSC Stuttgart am 6. Oktober 1888 (Vorsitzender und EM) und den VAC-Bezirksverband Württemberg-Hohenzollern am 25. Januar 1890. Die beiden AH-Vereinigungen verschmolzen 1893 miteinander.
  3. a b c Anträge zur Begrenzung des Fremdenpumps
  4. Bericht des Gesamtausschusses des Verbandes Alter Corpsstudenten für das Jahr 1929/30
  5. Corps - das Magazin, 2/2010, S. 14
  6. 1888-1894 Zentralkomitee des VAC
  7. 1962-1966 VAC-Vorstand
  8. 1992-1994 VAC-Vorstand
  9. 2004-2007 VAC-Vorstand
  10. 1910-1914 Gesamtausschuß des VAC
  11. 1996-1999 VAC-Vorstand
  12. 1895-1904 Gesamtausschuß des VAC
  13. 1920-1924 Gesamtausschuß des VAC
  14. 1952-1957 VAC-Vorstand, designiert für 2012-2015
  15. 1925-1933 Gesamtausschuß des VAC
  16. 1958-1961 VAC-Vorstand
  17. 2011 Theodor-Körner-Kommers
  18. Patenschaft für Masovia
  19. 1988-1991 VAC-Vorstand
  20. 1967-1971 VAC-Vorstand
  21. 2008-2011 VAC-Vorstand
  22. 1977-1981 VAC-Vorstand
  23. 1982-1986 VAC-Vorstand
  24. 1972-1976 VAC-Vorstand
  25. 1905-1910 Gesamtausschuß des VAC
  26. 2000-2003 VAC-Vorstand
  27. 1915-1919 Gesamtausschuß des VAC
  28. 1913 mit 135 Mitgliedern
  29. Als letzter von allen AHSC kam der 1899 gegründete AHSC Königsberg zuletzt am 8. September 1938 zusammen, vier Monate nach der Liquidation des VAC (Hans Lippold)
  30. Landrat Dr. Ernst Weber (Suevia Tübingen EM)
  31. Ernst von Heyking
  32. Artikel auf corpsarchive.de
  33. Der AHSC Châteauneuf wurde von Hans Koch (Jurist) gegründet.
  34. Oberösterreichischer Corpsphilisterverband von 1908

Siehe auch

Literatur

  • Kösener Handbuch, 5. Ausgabe (1965), S. 49, 58 f.
  • Adolf Siegl: Die Gründung des AHSC zu Wien. Einst und Jetzt 31 (1986), S. 223-233

Weblinks


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