Gratiskultur

Gratiskultur

Der Begriff Gratiskultur wurde im Laufe der Zeit von den Medien geschaffen und entstand in den Jahren, als sich das Internet zum Massenmedium entwickelte. Er bezeichnet den Umstand, dass viele Menschen sich daran gewöhnt haben, aus dem Internet kostenfrei Produkte wie beispielsweise Software, Nachrichten, Videoclips und Musikstücke zu beziehen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

In den 90er Jahren gehörten Zeitungen zu den ersten Medien, die das Internet als zusätzlichen Kommunikationskanal zu den Kunden nutzten. Da Internetzugänge zu dieser Zeit nicht sehr weit verbreitet waren, war auch das kostenlose Veröffentlichen von Zeitungsartikeln keine Gefahr für die gedruckten Ausgaben. Es wurde in der Regel als Zusatzdienst angesehen. Erst Anfang bis Mitte der 2000er Jahre, als die Massen das Internet entdeckten, begannen die Online-Ausgaben mit den Print-Ausgaben zu konkurrieren. Beinahe alle Zeitungen, einschließlich Qualitätsblätter, betrieben mittlerweile große Online-Portale, in denen neben den Artikeln der gedruckten Ausgabe auch noch zusätzliche, aktuelle Berichte zu finden waren. Ein Zurück gab es nun nicht mehr. Nur wenige Versuche, Online-Artikel kostenpflichtig anzubieten, funktionierten. Die letzte größere Zeitung, die ein Bezahlmodell einführte, war die New York Times.[1]

Im Software-Bereich förderten vor allem Open Source-Programme die kostenlose Verbreitung von Software. So entstanden für eine ganze Reihe von Kaufprogrammen kostenlose Alternativen. Eines der bekannteren Beispiele ist etwa OpenOffice.org, ein Officepaket, das von vielen als freies Gegenstück zu Microsoft Office gesehen wird.

Als weiteres Gratis-Gut im Internet kann Musik angesehen werden. Besonders in den Anfängen waren illegale Downloads weit verbreitet. Heutzutage verbreitet sich legales Streaming, etwa auf Plattformen wie YouTube, immer mehr, wenngleich die Anzahl der Raubkopien noch immer sehr hoch ist.[2]

Folgen der Gratiskultur

Viele Internetnutzer scheinen nicht mehr bereit zu sein, für etwas zu bezahlen, das sie in ähnlicher Form ohnehin gratis bekommen können. Neben Zeitungsverlagen müssen Plattenfirmen und Filmstudios die größten Einschnitte hinnehmen. Wie hoch ein eventueller finanzieller Schaden im Bereich der illegalen Musik-Downloads ist, ist immer wieder Gegenstand von Gerichtsverhandlungen. Eine allgemein befriedigende Antwort konnte nie gegeben werden, da nach Ansicht von Kritikern ein Download nicht mit einem entgangenen Verkauf gleichgesetzt werden kann.

„Das Ende der Gratiskultur”

Regelmäßig taucht in den Medien der Satz „Das Ende der Gratiskultur” auf[3][4] – zuletzt etwa in Zusammenhang mit Apps für Tablet-Computer, insbesondere dem iPad des Herstellers Apple, der diesen Markt überhaupt erst erschloss. Der Gedanke ist, dass Nutzer Zeitungsausgaben kostenpflichtig auf ihrem Tablet abonnieren. Die deutsche Tageszeitung „BILD” etwa sperrte 2010 auf dem iPad das kostenlose Online-Portal und verwies auf die hauseigene App. Durch die Benutzung eines alternativen Browsers ist eine Umgehung allerdings möglich.[5]

Aktuelle Situation und weitere Entwicklung

Derzeit ist der Tablet-Markt stark im Wachstum begriffen. Dementsprechend versuchen viele Verlage, diesen Kanal zu nutzen. Noch kann man keine Prognose abgeben, wie sich dieser Bereich entwickeln wird. Online-Portale von Zeitungen werden oft mit Werbeeinschaltungen finanziert. Bis auf wenige Ausnahmen ist derzeit keine Abkehr von diesem System zu erkennen, nicht zuletzt deshalb, weil sich viele Portale eine große Community geschaffen haben, und so auch ein Austausch mit sozialen Netzwerken wie Facebook stattfindet.

Weblinks

Belege

  1. Paid Content: "New York Times" führt das Digitalabo ein. Spiegel Online. Abgerufen am 7. April 2011.
  2. Digitale Musik: Noch immer sind 95 Prozent aller Downloads illegal. Zeit Online. Abgerufen am 7. April 2011.
  3. Das Ende der Gratiskultur. Wiener Zeitung Online. Abgerufen am 7. April 2011.
  4. Medienkonzerne: Das Ende der Gratiskultur im Internet ist gekommen. Handelsblatt. Abgerufen am 7. April 2011.
  5. Bild.de: Online-Angebot für iPad-Nutzer gesperrt. chip.de. Abgerufen am 7. April 2011.

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