Hallesche-Tor-Brücke

Hallesche-Tor-Brücke
52.49766944444413.392

f1

Hallesche-Tor-Brücke
Hallesche-Tor-Brücke
Nutzung Straßenverkehr
Überführt südliche Friedrichstraße
Querung von Landwehrkanal
Unterführt Hochbahnviadukt
Ort Berlin-Kreuzberg
Gesamtlänge ca. 52 m
Breite 34 m
Lichte Höhe 4,04 m
Baubeginn 1874 / 1952
Fertigstellung 1876 als Belle-Alliance-Brücke,
von 1947 bis 1973 Mehring-Brücke,
ab 1974 Hallesche-Tor-Brücke
Freigabe 1876 / 1953
Planer Heinrich Strack und Erich Dietrich[1]
Lage
Hallesche-Tor-Brücke (Berlin)
Hallesche-Tor-Brücke

Die Hallesche-Tor-Brücke ist eine Fußgänger- und Straßenbrücke im Berliner Ortsteil Kreuzberg. Sie dient zur Überquerung des Landwehrkanals und wurde Ende des 19. Jahrhunderts anstelle einer alten hölzernen Brücke erstmalig in Stein ausgeführt. Das mit Sandsteinen verkleidete und Marmorfiguren geschmückte Bauwerk erhielt bei der Einweihung die Bezeichnung Belle-Alliance-Brücke nach dem Namen der über sie geführten Straße. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau heißt die Brücke seit 1974 Hallesche-Tor-Brücke.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Bauwerk befindet sich am Kilometer 6,1 des Landwehrkanals am U-Bahnhof Hallesches Tor. Als Straßenbrücke verbindet es die Fahrstreifen zu beiden Seiten des Kanals (Hallesches Ufer und Tempelhofer Ufer/Waterloo-Ufer) und als Fußgängerbrücke den Mehringplatz über das südliche Ende der Friedrichstraße mit dem Blücherplatz. Quer durch den Kanal unter der Brücke verläuft der Tunnel der U-Bahnlinie 6.

Baugeschichte

Eine erste Holzbrücke bestand vor dem Halleschen Tor der früheren Berliner Akzisemauer bereits ab 1705 über den ehemaligen Schafgraben. Nachdem der Abflussgraben zu einem Kanal ausgebaut worden war, musste eine neue Brücke gebaut werden. Heinrich Strack lieferte die Entwürfe für eine Sandstein-verkleidete Korblinien-Bogenbrücke aus Ziegelmauerwerk mit einem Granitgeländer und Skulpturenschmuck. In den Jahren 1874/76 ließ der damals für alle Brücken noch zuständige preußische Staat die Baupläne verwirklichen und zahlte dafür mit dem gesamten Schmuck rund 500.000 Goldmark[2]. Bei der Einweihung des neuen Bauwerks erhielt es die Bezeichnung Belle-Alliance-Brücke, die Skulpturen waren jedoch noch nicht fertig gestellt. Der Name wurde von dem nahe gelegenen Belle-Alliance-Platz abgeleitet, der wiederum an die siegreichen vereinigten (preußischen und englischen) Streitkräfte in der Schlacht bei Waterloo gegen Napoleonische Truppen erinnerte (ein am Schlachtenort vorhandenes Bauerngehöft hieß Belle Alliance - „Gute Verbindung“).[1]

Die Zuständigkeit für alle Brückenbauwerke auf dem Stadtgebiet Berlin ging im gleichen Jahr auf die Berliner Verwaltung über. Direkt auf der Brücke wurde Markt gehalten, beispielsweise boten Italiener den Bewohnern der Gegend eine große Auswahl an Gipsfiguren.[3]

Die Belle-Alliance-Brücke um 1902

Der Bau der ersten U-Bahnlinie in Berlin, die als Hochbahn in großen Teilen parallel zum Landwehrkanal verlief, führte 1904 zu Anpassungsmaßnahmen der Belle-Alliance-Brücke. Die zwei Brückenpostamente am Nordufer des Kanals wurden verkleinert und die beiden Figuren an anderen Brücken aufgestellt. Für den bereits ab 1903 geplanten Bau der neuen unterirdischen U-Bahnstrecke (heutige Linie 6) mussten umfangreiche Sicherungsarbeiten an den Brückenfundamenten durchgeführt und die Brücke selbst verbreitert werden. Die dafür erforderlichen Planungen stammen von dem Architekturbüro Brix & Genzmer aus den Jahren 1908/1910.[4] - In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke durch Bombenabwürfe und Barrikadenkämpfe schwer beschädigt. Im Sommer 1945 ließen die Besatzer die Reste notdürftig reparieren.

Daten und Schmuck der Belle-Alliance-Brücke

Belle-Alliance-Brücke um 1880 auf einer Briefmarke des Jahres 1963: hier bereits mit den aufgestellten Skulpturen.
Allegorie Flussschifffahrt, heute an der Süd-West-Ecke, ursprünglich an der Nord-Ost-Ecke der Brücke.
Allegorie Fischfang

Sie hatte eine Länge von 22 m bei einer Spannweite von 18,80 m, war jedoch 34 m breit. Für die Aufnahme des schnell wachsenden Verkehrs wie der Pferdestraßenbahn, der ersten Motorwagen und der zahlreichen Kutschen und Fußgänger war sie gut dimensioniert. Über den Brückenköpfen gab es Viertelrundbalkone, daneben Postamente als Geländerbegrenzung. Die Baluster der Brüstungen bestanden aus Meißner Granit[5], die sich auch noch ein Stück beidseitig der Brücke am Ufer hinzogen. An den Gewölbeverkleidungen befanden sich auf beiden Brückenseiten Rundreliefs mit Motiven zu Handel und Industrie sowie in der Gewölbemitte je ein als Neptunkopf gestalteter Schlussstein.[6]

Kurze Zeit nach der Einweihung der Brücke wurden auf die quadratischen Postamente aus Tiroler Marmor gearbeitete zwei bis drei Meter hohe allegorische Figuren zu folgenden Sujets aufgestellt:[1] Flussschifffahrt vom Bildhauer Otto Geyer, Fischfang von Julius Moser,[7] Gewerbefleiß von Eduard Lürssen und Fruchthandel (auch Marktverkehr genannt) von Friedrich Reusch. Mit dem Bau der Hochbahntrasse wurden die beiden Gruppen Fischfang und Schifffahrt entfernt. Die Skulptur Fischfang erhielt einen neuen Platz auf der Melanchthon-Brücke am Urbanhafen[8], wo sie bis zum Abriss dieser Brücke im Jahr 1957 wegen der Um- und Neubauten des Urbankrankenhauses verblieb. Danach wurde sie an das Sedanufer nahe der Waterloobrücke versetzt.[7] Zur Fahrbahn hin schmückten vier Paar schmiedeeiserne Kandelaber die Brücke. Die Skulptur Fruchthandel wurde infolge des Krieges zerstört, der Gewerbefleiß 1945 von der beschädigten Brücke abgebaut - ihr Verbleib ist nicht bekannt.[2]

Rekonstruktion als Hallesche-Tor-Brücke

Im Jahr 1953 erfolgte eine Rekonstruktion der Brücke nach den alten Strackschen Plänen ohne zunächst jedoch die Brückenskulpturen aufzustellen. Weil der Belle-Alliance-Platz nach seiner Enttrümmerung 1947 in Mehringplatz umbenannt worden war, erhielt die wieder aufgebaute Brücke zunächst die Bezeichnung Mehringbrücke, ab 1974 den Namen Hallesche-Tor-Brücke und erinnert damit an den historischen Standort des verlorenen Berliner Stadttores. Die zwei erhaltenen steinernen Skulpturen wurden erst nach längerer Suche anlässlich der Restaurierung der Brücke durch das Bezirksamt wiedergefunden. Nun wurden auch sie restauriert und 1989 wieder auf die Sockel gestellt. Die Originalstandorte konnten dabei nicht eingehalten wurden, weil die Gruppen Gewerbefleiß und Fruchthandel nicht mehr vorhanden sind. Die Reliefs an den Brückenverkleidungen wurden nicht nachgearbeitet, die Schlusssteine ebenfalls nicht. Einer der originalen Schlusssteine erhielt 1972 einen neuen Platz in einer Wand des Tegel-Centers.[1]

Die erste Platte der BRD mit einem Zitat von Immanuel Kant aus dem Jahr 2006

In der Umgebung

Seit 2006 findet einmal jährlich zwischen dem Oranienburger Tor und dem Halleschen Tor ein privat organisiertes Europafest statt. Dieses Kunstfestival umfasste beispielsweise 2007 einen Umzug mit Fahnenschwingern, Kunsthandwerker aus ganz Europa zeigten ihr Können vor Publikum, Händler boten Spezialitäten aus europäischen Regionen an. Für Kinder gab es Sport- und Spielangebote, auf einer Bühne am Mehringplatz traten verschiedene Musikgruppen auf, auch eine Modenschau wurde präsentiert. Bei der Auftaktveranstaltung wurde ein Pfad der Visionäre angelegt. Dafür ließen die Veranstalter am Kreuzberger Ende der Friedrichstraße in der Fußgängerzone zunächst 27 Zitate von berühmten Europäern in das Pflaster einarbeiten. Im Jahr 2007 kam eine Tafel mit einem Ausspruch von Albert Einstein hinzu.[9]

Südlich der Brücke befindet sich die Amerika-Gedenkbibliothek. Von dieser getrennt durch die nach Süden verlegte Blücherstraße folgen in der gleichen Richtung die Friedhöfe vor dem Halleschen Tor.

Literatur

  • Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken, Jaron Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-89773-073-1

Weblinks

 Commons: Hallesche-Tor-Brücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Luise-Berlin…; abgerufen am 30. Oktober 2009
  2. a b Uwe Dannenbaum: Figurengruppen aus Marmor zierten einst die Brücke am Halleschen Tor. Kreuzbergs Bauamt sucht nach "Fruchthandel" und "Gewerbefleiß"; Artikel in der Berliner Morgenpost um 1988/89
  3. Ausstellung des Deutschen Historischen Museums zum Thema Migration; abgerufen am 30. Oktober 2009
  4. Entwurfsblatt 'Brückenverbreiterung' am Halleschen Tor im Archiv des Architekturmuseums der TU Berlin; abgerufen am 15. November 2009
  5. Baufachinformation zu Alkaligranit; abgerufen am 30. Oktober 2009
  6. Foto der Belle-Alliance-Brücke im Architekturmuseum der TU Berlin, aufgenommen von Hermann Rückwardt um 1878; abgerufen am 30. Oktober 2009
  7. a b Datenbank "Bildhauerei in Berlin" mit Details und Foto zur Statue "Fischfang"; abgerufen am 30. Oktober 2009
  8. Melanchthonbrücke auf einem Stadtplan von 1926; abgerufen am 31. Oktober 2009
  9. Anne Vorbringer: Europa in Kreuzberg. Auf der Friedrichstraße findet zum zweiten Mal ein Festival statt, das der EU gewidmet ist. Artikel in der Berliner Zeitung vom 12./13. Mai 2007

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hallesches Tor — Das Hallesche Tor um 1730 Hallesches Tor nach 1902, B …   Deutsch Wikipedia

  • Schlesische Brücke — 52.49741666666713.448611111111 Koordinaten: 52° 29′ 50,7″ N, 13° 26′ 55″ O f1 …   Deutsch Wikipedia

  • Köthener Brücke — 52.50277777777813.374886111111 Koordinaten: 52° 30′ 10″ N, 13° 22′ 29,6″ O f1 …   Deutsch Wikipedia

  • Potsdamer Brücke — 52.50605113.368358 Koordinaten: 52° 30′ 21,8″ N, 13° 22′ 6,1″ O f1 …   Deutsch Wikipedia

  • Treptower Brücke (Landwehrkanal) — 52.49484166666713.446955555556 Koordinaten: 52° 29′ 41,4″ N, 13° 26′ 49″ O f1 …   Deutsch Wikipedia

  • U-Bahnhof Hallesches Tor — (U1) am Landwehrkanal …   Deutsch Wikipedia

  • Möckernbrücke — 52.49888888888913.380277777778 Koordinaten: 52° 29′ 56″ N, 13° 22′ 49″ O f1 …   Deutsch Wikipedia

  • Brücken in Berlin — Folgende Brücken in Berlin gab oder gibt es, die dem Verkehr oder der Überwindung von Wasserwegen im Berliner Stadtgebiet dienten oder noch dienen: A Abteibrücke Admiralbrücke Alsenbrücke Anhalter Steg Adlershofer Brücke über Ottomar Geschke… …   Deutsch Wikipedia

  • Admiralbrücke — 52.49527777777813.415138888889 Koordinaten: 52° 29′ 43″ N, 13° 24′ 54,5″ O f1 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Brücken in Berlin — Die Liste der Brücken in Berlin enthält einen alphabetisch geordneten, tabellarischen Überblick mit Grundinformationen zu den Brücken der Stadt. In Berlin führen rund 2100 Brücken über Verkehrswege wie Straßen, Autobahnen, Eisenbahnstrecken und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”