Eduard Brücklmeier

Eduard Brücklmeier
Brücklmeier 1936

Eduard Robert Wolfgang Brücklmeier (* 8. Juni 1903 in München; † 20. Oktober 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Jurist und Diplomat. Er war auf verschiedenen Posten, zuletzt als Legationsrat, für das Auswärtige Amt tätig und wurde als Widerstandskämpfer im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eduard Brücklmeier als Student

Brücklmeier wuchs in Leipzig auf, wo sein Vater Bruno Brücklmeier als Rechtsanwalt am Reichsgericht arbeitete. Einer seiner Brüder war der Regisseur Erich-Fritz Brücklmeier. Er lernte an der III. Höheren Bürgerschule und der berühmten Thomasschule zu Leipzig. Von 1915 bis 1923 diente er im Kadettenkorps in Karlsruhe, Naumburg und Lichterfelde. Er studierte dann ab 1923 Rechtswissenschaften und Nationalökonomie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universität Leipzig, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Universität Lausanne. In München trat er dem Corps Bavaria bei. 1927 legte er das erste Staatsexamen in Würzburg ab, promovierte zum Dr. jur. und absolvierte ab Mai des gleichen Jahres den Vorbereitungsdienst des Auswärtigen Amtes, den er 1929 mit der diplomatisch-konsularischen Prüfung abschloss.

Berufliche Station in der Deutschen Botschaft London

Anschließend war er als Diplomat auf verschiedenen Auslandsposten tätig, darunter in Bagdad (Irak), Teheran (Iran) und Colombo (Ceylon). 1933 war er im Generalkonsulat von Kattowitz (Polen) tätig. Dort hatte er Belange der deutschen Minderheit zu bearbeiten, er sollte dort noch lebenden Deutschen Unterstützung zukommen lassen. Weil er nicht im Sinne nationalsozialistisch gesinnter Funktionäre handelte, kam er erstmalig in Konflikt mit dem Nationalsozialismus. 1936 wurde er zum Legationssekretär in der deutschen Botschaft in London bestellt, die bereits wenig später von Hitlers späterem Außenminister Joachim von Ribbentrop geführt wurde.

Er heiratete die Österreicherin Klotilde von Obermayer-Marnach am 14. März 1937 in Zagreb. Am 1. Dezember 1937 musste er auch in die NSDAP eintreten, wo sein Aufnahmeantrag seit 1934 lief - aber wegen der Mitglieder-Aufnahmesperre der NSDAP nicht genehmigt wurde -, weil er sonst kaum mehr als Diplomat hätte arbeiten können. Brücklmeier trat dann noch am 31. Dezember 1937 der SS bei und hatte den Rang eines Obersturmführers. 1938 wurde Brücklmeier gegen seinen Willen von Ribbentrop nach Berlin mitgenommen. Er hoffte damals, dass der geplante Krieg, wie es der Staatssekretär Ernst von Weizsäcker anstrebte, sich durch eine Zusammenarbeit zwischen der deutschen Opposition und der britischen Regierung verhindern lasse und arbeitete aktiv an einer Beseitigung Hitlers durch Bombenanschläge. 1939 wurde er wegen defätistischer Äußerungen denunziert, vom Chef des RSHA Reinhard Heydrich persönlich verhört und entging nur knapp dem KZ. Er wurde am 21. Oktober 1940 aus dem Auswärtigen Dienst entlassen und in den Ruhestand versetzt.

Er leiste danach zunächst Kriegsdienst in Frankreich, war 1941 Wehrmachtsangestellter bei der Auslandsprüfstelle Berlin und anschließend Kriegsverwaltungsrat im Landesverwaltungsamt des Oberkommando des Heeres. 1942 sollte er zum Landesschützen-Bataillon eingezogen werden. Dank einer Intervention von General Friedrich Olbricht, ebenfalls führend im Widerstand, wurde dies verhindert. Nach längerer Suche fand er dann 1942 bei der Firma Nordsee GmbH in Berlin eine Anstellung. Wilhelm Roloff, Chef der Firma und ebenfalls selbst im Widerstand, half ihm dabei.

Brücklmeier gehört zu den Widerstandskämpfern des 20. Juli 1944. Genauso wichtig ist jedoch, dass er auch schon 1938 und 1939 aktiv an einer Verschwörung gegen Hitler arbeitete. Damals hatte der zivile Widerstand die führende Rolle inne, später, ab Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, war der militärische Widerstand führend, denn nur noch hohe Offiziere hatten die Möglichkeit zum Attentat auf den militärisch streng abgeschirmten Hitler. Brücklmeier nutzte zu jeder Zeit seine Möglichkeiten und knüpfte ein Vielzahl von Fäden im Netzwerk derjenigen, die das NS-Regime aktiv beseitigen wollten. Während seiner Tätigkeit an der deutschen Gesandtschaft in Teheran 1930/31 hatte Brücklmeier Botschafter Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg kennengelernt, er stellte für ihn den Kontakt zu den Hauptakteuren des Widerstandes her. Auch arrangierte er 1943 eine Vielzahl von Treffen im Widerstand, in denen er unter anderem die Nationalkonservativen Ulrich von Hassell und Carl Friedrich Goerdeler mit den Sozialdemokraten Wilhelm Leuschner und Hermann Maaß zusammenbrachte. Außerdem war er mit Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld und Albrecht von Kessel befreundet.

Brücklmeier war es auch, der Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg mit Leuschner bekannt machte. Durch die NS-Justiz wurde ihm vorgeworfen, dass der Entwurf für eine Kapitulationserklärung des Reiches nach einem erfolgten Umsturz von ihm stamme, doch das fragliche Dokument wurde bislang nicht gefunden. In einem Kabinett der Widerstandskämpfer war Brücklmeier als Staatssekretär des Außenministeriums vorgesehen, er bat jedoch darum, stattdessen dort Personalchef sein zu dürfen, weil er die verhassten Nationalsozialisten aus dem Auswärtigen Amt eigenhändig entfernen wollte. Im Juli 1944 war er in Österreich und wurde zweimal, am 11. und 15., wegen der geplanten Attentate auf Hitler nach Berlin gerufen und fuhr jeweils auch dorthin. Er erfuhr im entscheidenden Moment jedoch nichts über die Verschiebung der Aktion auf den 20. Juli. Für die direkte Durchführung des Attentats kam er ohnehin kaum in Frage, da er erstens kein Militär und zweitens auch in keiner anderen Funktion war.

Nach dem 20. Juli 1944 war Brücklmeiers Mitverschwörerschaft offenbar. Er wurde am 27. Juli 1944 in Prag verhaftet. Am 28. und 29. September 1944 fand der Prozess gegen ihn vor dem 1. Senat des Volksgerichtshofes statt, worauf er am 29. September als Täter und Mitwisser zum Tode durch Erhängen verurteilt wurde. Am 20. Oktober 1944 wurde das Urteil in Plötzensee vollstreckt. Er ist damit einer von sechs Kösener Corpsstudenten, die als Verschwörer des 20. Juli ihr Leben lassen mussten; insgesamt verloren mindestens vierzehn Kösener Corpsstudenten ihr Leben im Widerstand gegen Hitler, rund 20 Corpsstudenten waren weiter maßgeblich am Widerstand gegen das NS-Regime beteiligt.

Werke

  • Die geschichtliche Entwicklung der Konsulargerichtsbarkeit und ihre Rechtsgestaltung für Deutschland im Anschluß an den Weltkrieg. Dissertation, Universität Würzburg, Leipzig 1927.

Siehe auch

Literatur

  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 1: Johannes Hürter: A–F. Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-506-71840-1.
  • Detlef Graf von Schwerin: Die Jungen des 20. Juli 1944. Verlag der Nation, Berlin 1991, ISBN 3-373-00469-1.
  • Detlef Graf von Schwerin: Dann sind's die besten Köpfe, die man henkt. Die junge Generation im deutschen Widerstand. Piper Verlag, München 1991, ISBN 3-492-03358-X.
  • Sebastian Sigler: Brücklmeier – Mann des 20. Juli. In: Sebastian Sigler (Hg.): Freundschaft und Toleranz. 200 Jahre Corps Bavaria zu Landshut und München. Akademische Verlagsgemeinschaft, München 2006.
  • Sebastian Sigler: Eduard Brücklmeier (Corps Bavaria München) – ein Mann des Widerstands am 20. Juli 1944. In: EuJ 52 (2007), S. 313–334.

Weblinks


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