Pichler, Karoline

Pichler, Karoline

Pichler, Karoline, geb. zu Wien am 7. September 1769, ist die Tochter des Hofraths und geheimen Referendars Franz Greiner und Karoline von Hieronymus, die als arme Waise von der Kaiserin Maria Theresia aufgenommen und von ihr erzogen wurde. Das Haus ihrer Aeltern, von den berühmtesten Gelehrten und Künstlern besucht, bot die erwünschteste Gelegenheit zu einer umfassenden Weltbildung, die Karoline P. in reichem Maße genoß. Mannichfach geistig angeregt, versäumte sie dabei nicht, unter Leitung ihrer Mutter, aller Pflichten eines Weibes sich zu unterziehen, und bildete sich bei fortwährendem geistigem Genusse zur stillen Häuslichkeit heran, die ihr in späteren Jahren eine glückliche Ehe sicherte. Sie vermählte sich 1796 mit dem nachherigen Regierungsrath Andreas Pichler, den sie in dem Kreise junger Männer, womit sich ihr jüngerer Bruder umgab, kennen gelernt hatte. Obgleich sie bereits vor ihrer Verheirathung mit einiger Hingebung der Poesie gehuldigt, hatte sie doch nur wenige kleine Versuche in Almanachen ausgestreut. Erst durch ihren Gatten veranlaßt, trat sie 1800 mit ihren »Gleichnissen« öffentlich als Schriftstellerin auf, denen sie 1802 den Roman »Olivier« folgen ließ, dessen zweite, völlig neu umgestaltete Aufl. 1812 erschien. Aufgemuntert von den verschiedensten Seiten vermochte sie dem Reiz öffentlichen Lobes, der sich so gern an die geheimsten Neigungen der Seele schmeichlerisch hingibt, nicht zu widerstehen, und gab 1803 »Idyllen« und im folgenden Jahre den Roman »Leonore« heraus. Später betrat sie unter Hormayr's Leitung den Schauplatz der Geschichte, dem sie größtentheils ihren wohlbegründeten Ruhm verdankt. Ihr »Agathokles,« entstanden aus dem Studium Gibbon's, erschien 1808 und ist eins der vorzüglichsten ihrer Werke. Von nun an wählte sie die Stoffe zu ihren romantischen Darstellungen meist aus der vaterländischen Geschichte, die reich an ergreifenden Gegenständen die talentvolle Frau zu glücklichen Compositionen begeisterte. Zu ihren ausgezeichnetsten Produktionen, die in ziemlicher Eile sich folgten, gehören »die Belagerung Wiens,« »die Schweden vor Prag,« »die Wiedereroberung von Ofen,« »Henriette von England,« und »Friedrich der Streitbare.« Einer andern Richtung, sowohl in Form als Tendenz, gehört ihr in vielem Betracht trefflicher Roman zieht, insofern er mit oft sehr glücklich gewählten Farben das Völkerdrängen und Treiben kurz vor und nach Napoleon's Sturze schildert, alle Begebenheiten aber geschickt um die Figur eines edlen Weibes gruppirt, das durch seine würdevolle Ergebung in die härtesten Schläge des Schicksals alle Prüfungen glücklich übersteht. Eine Ausgabe ihrer sämmtlichen Werke erschien zu Wien, und bildet jetzt mit ihrem neuesten Roman: »Elisabeth von Guttenstein« bereits eine Reihenfolge von 49 Bänden.

W.....m.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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