Paul Sacher

Paul Sacher

Paul Sacher (* 28. April 1906 in Basel; † 26. Mai 1999 ebenda) war ein einflussreicher Schweizer Dirigent und Mäzen.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Sacher studierte Musikwissenschaft bei Karl Nef und Dirigieren bei Felix Weingartner und tat sich schon in dieser Zeit als Gründer des Basler Kammerorchesters (BKO) und der Ortsgruppe Basel der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) hervor. Sacher heiratete 1934 Maja Hoffmann-Stehlin, die Witwe von Emanuel Hoffmann, Sohn von Fritz Hoffmann-La Roche, Begründer des gleichnamigen Pharma-Unternehmens. Die damit verbundenen materiellen Mittel erlaubten es ihm, bedeutende, oft auch befreundete, Komponisten wie Béla Bartók, Igor Strawinsky, Anton Webern und Alfredo Casella mit Kompositionsaufträgen zu unterstützen; dadurch förderte er die Musik des 20. Jahrhunderts entscheidend. Die von ihm gegründete Paul-Sacher-Stiftung betreut heute den Nachlass von Komponisten wie Igor Strawinsky und Anton Webern.

Sacher leitete als Dirigent auch Uraufführungen der von ihm geförderten Werke, so 1937 Bartóks „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“, 1940 Ernst Kreneks „Symphonisches Stück für Streichorchester“, 1947 Strawinskys „Concerto en Ré“, 1958 Hans Werner Henzes „Sonata per archi“.

Andere Auftragnehmer waren Conrad Beck, Harrison Birtwistle, Boris Blacher, Willy Burkhard, Elliott Carter, Alfredo Casella, Henri Dutilleux, Wolfgang Fortner, Alberto Ginastera, Cristóbal Halffter, Paul Hindemith, Heinz Holliger, Arthur Honegger, Jacques Ibert, Witold Lutosławski, Gian Francesco Malipiero, Frank Martin, Bohuslav Martinů, Peter Mieg, Wolfgang Rihm, Rolf Urs Ringger, Michael Tippett, Sándor Veress, Wladimir Vogel, Jürg Wyttenbach und weitere[1]. Zu der spätromantischen Musik von Richard Strauss hatte Sacher keine Affinität, gleichwohl hat er, um ihm in seiner wirtschaftlichen und finanziellen Not nach dem deutschen Zusammenbruch zu helfen, ihm den Auftrag für die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“ erteilt, die am 25. Januar 1946 mit dem Collegium Musicum Zürich uraufgeführt wurden[2].

1933 gründete Paul Sacher die Schola Cantorum Basiliensis. 1941 folgte die Gründung des „Collegium Musicum Zürich (CMZ)“ . 1972 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Basel, 1997 die Ehrendoktorwürde der Musikakademie Krakau und die Maecenas-Ehrung des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e.V. - AsKI.

Explizite Würdigung findet seine systematische Förderung moderner Musik auch in den letzten Kapiteln des Romans Doktor Faustus von Thomas Mann, anlässlich eines Auftretens des Romanhelden Adrian Leverkühn (der Züge Mahlers und Schönbergs in sich vereint) in der Schweiz.

Der Roman Der Geliebte der Mutter des Schweizer Schriftstellers Urs Widmer wird auch als Schlüsselroman vor dem Hintergrund von Paul Sachers Leben gelesen.[3]

Literatur

  • Ulrich Mosch (Hrsg.): Paul Sacher – Facetten einer Musikerpersönlichkeit. Paul Sacher Stiftung, Basel 2006, ISBN 3-7957-0454-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. siehe das Verzeichnis der im Auftrag Paul Sachers komponierten Werke, bei Mosch, S.251-262
  2. Beim Künstler steht immer die Arbeit im Vordergrund, Paul Sacher im Gespräch mit Ferenc Bónis, 17. November 1995, Mosch, S.65 und S.264
  3. Rezensionen zu Der Geliebte der Mutter

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