Peter Sehr

Peter Sehr

Peter Sehr (* 1951 in Bad König) ist ein deutscher Filmregisseur und wichtiger Vertreter des deutschen Autorenfilms.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Sehr studierte 1970 bis 1974 Physik und Chemie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. In seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich unter der Leitung von Kurt Wüthrich (Nobelpreis für Chemie 2002) mit dem Einsatz der Kernspinresonanz (NMR) in biologischen Systemen. Nach Erhalt seines Diploms bereiste er für ein Jahr Südamerika.

Von 1975 bis 1979 promovierte er in Biophysik an der Oxford University (Merton College). Das Thema seiner Doktorarbeit in der Gruppe von George Radda war der Einsatz der heute bei der Kernspintomographie verwendeten Magnetresonanz. Während seiner Zeit in Oxford leitete er die University Film Society und drehte seine ersten Kurzfilme He May Have Cut His Throat, To Shoot a Bicycle und A Group of People.

1980 ging Sehr nach Paris und beschäftigte sich als Research Fellow am Institut Curie weitere zwei Jahre mit der Biophysik. Parallel zur Forschungstätigkeit begann er als Regieassistent zu arbeiten.

1988 gründete Sehr mit seiner zweiten Frau Marie Noëlle in München die P'Artisan Filmproduktion GmbH. Sein erster Spielfilm Und nicht ein Tohuwabohu, eine fiktive Dokumentation, entstand im gleichen Jahr. 1991 folgte der Film Das serbische Mädchen mit Ben Becker und Mirjana Jokovic, der für den Bundesfilmpreis als „Bester Film“ nominiert wurde und mehrere Preise bei ausländischen Festivals erhielt.

Sehrs Spielfilm Kaspar Hauser - Verbrechen am Seelenleben eines Menschen (1993) mit André Eisermann, Uwe Ochsenknecht, Katharina Thalbach und Udo Samel, wurde beim Bundesfilmpreis mit drei Filmbändern in Gold ausgezeichnet (Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller) und gewann mehrere internationale Filmpreise. Sein nächster Film Obsession (1997), eine deutsch-französische Koproduktion mit Heike Makatsch, Charles Berling und Daniel Craig, wurde in Berlin, Frankreich und an den Niagarafällen gedreht. Auch dieser Film wurde für den Bundesfilmpreis als „Bester Film“ nominiert und zum Sundance Festival eingeladen. Love The Hard Way (2001) mit Adrien Brody, Charlotte Ayanna, Pam Grier und August Diehl wurde in New York gedreht und von Sehr auch koproduziert. Der Film erhielt in Locarno 2001 den Silbernen Leoparden; Sehr bekam den Bayerischen Filmpreis für „Beste Regie“ (2002).

2002 koproduzierte Sehr mit Les Films Alain Sarde (Paris) und Heritage Films (Polen) in Auschwitz und Paris den Film Birkenau und Rosenfeld (La petite prairie aux Bouleaux) von Marceline Loridan-Ivens, die dafür beim Filmfest München den Bernhard-Wicki-Filmpreis erhielt. 2008 erhielten Sehr und Marie Noëlle dieselbe Auszeichnung für die ihre gemeinsame Regie bei der deutsch-spanisch-französischen Koproduktion Die Frau des Anarchisten, die den Weg einer jungen Frau (gespielt von María Valverde) während des Spanischen Bürgerkriegs, Zweiten Weltkriegs und der Diktatur Francos nachzeichnet.[1]

1989 begann Sehr an der Hochschule für Fernsehen und Film München zu unterrichten und 1998 an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Seit Herbst 2001 leitet Sehr zusammen mit Jan Schütte den deutschen Zweig der gemeinsamen Masterclass junger europäischer Produzenten von Filmakademie Baden-Württemberg und La fémis Paris. Außerdem leitet er seit 2001 gemeinsam mit seiner Frau, dem Filmverleiher Christoph Ott und der Regisseurin Dagmar Hirtz das Arri-Kino in München, das Mitglied bei Europa Cinemas ist.

Seit Jahren schreibt Sehr gemeinsam mit Hans Magnus Enzensberger an einem Film über Georg Christoph Lichtenberg, außerdem bereitet er einen Spielfilm über Ludwig II. (Bayern) vor.

2002 rief Sehr mit Daniel Toscan du Plantier, Brigitte Sauzay und Margaret Menegoz den Verein Das Deutsch-Französische Filmtreffen ins Leben, dessen Ziel es ist, die Zusammenarbeit beider Filmindustrien und den Austausch von Filmen zwischen beiden Ländern zu verstärken. Margaret Menegoz ist jetzt die Präsidentin, Kirsten Niehuus und Peter Sehr die Vizepräsidenten.

Sehr ist Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres und Mitglied der Deutschen Filmakademie, der Deutsch-Französischen und der Europäischen Filmakademie. Er lebt in München-Schwabing und Paris.

Filmographie

Einzelnachweise

  1. vgl. dpa: Bernhard-Wicki-Filmpreis verliehen bei fr-online.de (aufgerufen am 28. Juni 2008)

Weblinks


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