Wjatscheslaw Rudolfowitsch Menschinski

Wjatscheslaw Rudolfowitsch Menschinski
Menschinski am Schreibtisch, 1926.

Wjatscheslaw Rudolfowitsch Menschinski (russisch Вячеслав Рудольфович Менжинский, wiss. Transliteration Vjačeslav Rudol'fovič Menžinskij; * 1874 in Sankt Petersburg; † 10. Mai 1934) war ein sowjetischer Revolutionär und Politiker. Von 1926 bis 1934 war er Leiter des sowjetischen Geheimdienstes OGPU.

Leben

Menschinski entstammte einer erbadeligen Familie polnischer Herkunft. Seine Eltern waren Lehrer. Er beherrschte 16 Sprachen fließend, darunter Japanisch. Die letzte Sprache, die er lernte, war Farsi, da er angeblich das Werk Omar Khayyāms studieren wollte. 1898 schloss er das Studium der Rechte an der Universität zu Petersburg erfolgreich ab und trat 1902 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands bei. 1905 wurde er Mitglied des militärischen Arms des St. Petersburger Komitees der Partei. Bereits 1906 wurde er verhaftet; ihm gelang jedoch die Flucht ins Ausland. Danach lebte er im Exil in Belgien, der Schweiz, Frankreich und den USA. Im Sommer 1917 kehrte er nach Russland zurück.

Nach der Oktoberrevolution wurde Menschinski zunächst Volkskommissar (Minister) für Finanzen. Ab 1919 war er Mitglied des Präsidiums der Tscheka und wurde fünf Jahre später zum stellvertretenden Leiter des OGPU, der Nachfolgeorganisation der Tscheka ernannt. Nach dem Tode seines Vorgesetzten Felix Dserschinskis im Juli 1926 trat Menschinski dessen Nachfolge als Leiter des Geheimdienstes an. Menschinski war an einigen spektakulären Erfolgen der OGPU gegen im Ausland sitzende Gruppen von Exilrussen, die der Sowjetunion feindlich gegenüberstanden, beteiligt. So gelang es dem sowjetischen Geheimdienst unter maßgeblicher Beteiligung Menschinskis unter anderem Boris Sawinkow und Sidney Reilly auszuschalten. Beide wurden durch eine in Wahrheit vom sowjetischen Geheimdienst initiierte angebliche geheime oppositionelle Gruppe in die Sowjetunion gelockt und dort verhaftet.

Gegenüber Stalin blieb Menschinski auch nach den ersten Ansätzen des beginnenden Personenkults und den ersten Säuberungen, die ab 1930 stattfanden, loyal. Trotzki beschrieb Menschinski, den er vor seinem Gang ins Exil getroffen hatte, als unscheinbare Persönlichkeit. Er erscheine wie der Schatten eines anderen nicht realen Mannes, oder wie ein armseliger Entwurf eines unvollendeten Portraits.

In seinen letzten Jahren war Menschinski aufgrund einer Angina pectoris stark eingeschränkt. So leitete er den Geheimdienst, während er auf einer Couch in seinem Büro in der Lubjanka lag. 1934 erlag er der Krankheit und wurde an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt. Er starb - anders als alle seine Nachfolger Genrich Jagoda, Nikolai Jeschow, Lawrenti Beria, Wsewolod Nikolajewitsch Merkulow und Wiktor Semjonowitsch Abakumow - eines natürlichen Todes. Zwar gestand Jagoda während seines Schauprozesses, dass er neben Kuibyschew und Maxim Gorki auch Menschinski vergiftet habe, doch dürfte diese Aussage im Hinblick auf die Umstände, unter denen Jagodas Geständnis erpresst wurde, wohl nicht den Tatsachen entsprechen.

Literatur

  • Great Soviet Encyclopedia

Weblinks

 Commons: Vyacheslav Menzhinsky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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