Besenheide

Besenheide
Besenheide
Besenheide (Calluna vulgaris)

Besenheide (Calluna vulgaris)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Gattung: Besenheide
Art: Besenheide
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Calluna
Salisb.
Wissenschaftlicher Name der Art
Calluna vulgaris
(L.) Hull
Besenheide (Calluna vulgaris), Illustration

Die Besenheide (Calluna vulgaris), auch Heidekraut genannt, ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Calluna, die zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) gehört. Sie ist eine prägende Pflanzenart der Heidelandschaft. Der Gattungsname leitet sich vom griechischen Wort kallyno für "ich reinige, fege" ab.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Der verholzende und immergrüne Zwergstrauch wächst relativ langsam und kann etwa 40 Jahre alt werden. Bei ungestörter Entwicklung kann er eine Höhe von 100 Zentimeter erreichen. Die Besenheide unterscheidet sich von den verwandten und teilweise recht ähnlichen Erica-Arten durch schuppenförmig an den Ästchen anliegende und nach oben eingerollte, gegenständige Blätter, die nur wenige Millimeter lang sind. Spaltöffnungen befinden sich nur an der Blattunterseite und sind von Haaren geschützt. Diese ledrigen Rollblättchen werden als Anpassungsleistung an stickstoffarme Böden gedeutet (Peinomorphose). Die Besenheide blüht vom Spätsommer bis Herbst weiß und rosa bis purpurn. Die nickenden Blüten stehen in einem dichten, traubigen Blütenstand. Die zwittrigen, vierzähligen Einzelblüten haben eine Länge von etwa 4 mm. Die jeweils vier Kron- und Kelchblätter sind gleich gefärbt; letztere sind doppelt so lang wie die eher unscheinbare Krone. Die Blüte der Besenheide zeichnet sich durch reichlichen Insektenbesuch aus. Als Hauptbestäuber treten vor allem Honigbienen und kleine Falter, wie z.B. der Ockergelbe Blattspanner in Erscheinung. Die Samen der vielsamigen Kapselfrucht werden als Körnchenflieger über den Wind verbreitet.

Ökologie

Es lassen sich charakteristische Lebenszyklen von Calluna vulgaris unterscheiden, die jeweils eigene Lebensgemeinschaften beherbergen: In der Pionierphase wächst die Besenheide sehr lückig und erreicht nur selten Höhen von 10–15 cm. In der Aufbauphase wird nach und nach eine fast vollständige Deckung erreicht, die Blüte ist sehr üppig, die Pflanzen werden bis zu 40 cm hoch. Diese Phase ist für Schafhaltung, Imkerei und Tourismus am günstigsten. In der Reifephase verholzt die Calluna zunehmend und wird von Schafen nicht mehr verbissen. Sie wird (bei ungestörter Entwicklung) nun 60 bis 100 cm hoch und lichter, Moose und Gräser dringen zunehmend ein. In der Degenerationsphase sterben die Pflanzen von der Mitte her ab, können sich aber gleichzeitig an aufliegenden Zweigen neu bewurzeln. Es entstehen typische ringförmige Strukturen mit zentraler Lücke.

Die ledrigen Rollblättchen, deren Spaltöffnungen auf der Blattunterseite durch Haare geschützt sind, werden als Anpassungsleistung an stickstoffarme Böden gedeutet (Peinomorphose).

Die Blüten sind „Glockenblumen mit Streueinrichtung“ (allerdings ohne Streukegel). Ihre Schauwirkung geht auf die lange erhalten bleibenden Kelchblätter zurück; die unscheinbaren Kronblätter sind in dieser Hinsicht bedeutungslos. Die Staubblätter sind bereits in der Knospe geöffnet. Der Nektar ist leicht zugänglich und es findet ein reger Besuch von Insekten statt, besonders häufige Besucher sind der Ockergelbe Blattspanner, die Honigbiene (Heidehonig) und Schmetterlinge. Bestäubung ist auch durch die winzige Blasenfuß-Art Thaeniothrips ericae („Gewitterwürmchen“) möglich. Die Weibchen fliegen auf der Suche nach den ungeflügelten Männchen von Blüte zu Blüte und bestäuben dadurch die Blüten.

Auch Windbestäubung ist möglich. Wenn der Insektenbesuch unterbleibt, verlängern sich die Staubfäden und es wird reichlich Pollen dem Wind übertragen.

Bei der Besenheide beginnt die Blühreife mit 4 Jahren. Die Besenheide blüht vom Spätsommer bis Herbst

Die Früchte sind fachspaltige Kapseln, die im Kelch verborgen bleiben. Die winzigen, nur 1,5 mm langen, aber trotzdem langlebigen Samen werden vom Wind ausgeschüttelt und breiten sich als Körnchenflieger aus. Fruchtreife ist von März bis April des Folgejahres. Die Samen sind Lichtkeimer und deren Keimung wird durch nicht zu starke Brände besonders gefördert.

Vegetative Vermehrung erfolgt gelegentlich durch sich bewurzelnde Zweige (Legetriebe).

Die Besenheide ist ein Tiefwurzler mit einer endotrophen Mykorrhiza vom Ericaceen-Typ.

Die Besenheide gilt als Futterpflanze für zahlreiche Schmetterlingsarten und deren Raupen, darunter auch gefährdete Arten, wie den Kiefernheidensackträger, die Heidekraut-Bunteule, den grünen Moorheidenspanner oder den Komma-Dickkopffalter.

Vorkommen

Natürlich verbreitet ist die Besenheide in ganz Europa mit Schwerpunkt in Mittel- und Nordeuropa, im Osten kommt sie bis West-Sibirien vor. Besonders häufig ist sie in eiszeitlich geprägten Gebieten. Schottische Einwanderer führten die Besenheide im 19. Jahrhundert nach Kanada ein. Seitdem breitet sie sich in Nordamerika aus und gilt dort als Neophyt.

Die Besenheide gilt als Säurezeiger. Sie kommt natürlich auf sonnigen bis lichten Standorten, vornehmlich auf kalkfreien Sanden vor. Sie wächst bevorzugt auf trockenen, aber auch auf wechselfeuchten Böden, beispielsweise in entsprechenden Bereichen von Mooren. Lebensraum sind Heiden, Moore, Dünen, lichte Wälder. Die Vorkommen erstrecken sich vom Flachland bis in Höhenlagen von 2700 m.

Nutzung

Die Besenheide stellt in der Imkerei eine wichtige Bienenweide dar, denn ihr Nektar enthält 24 % Zucker, überwiegend Saccharose, und jede einzelne Blüte produziert durchschnittlich 0,12 mg Zucker täglich (Zuckerwert). Der von den Bienen aus ihrem Nektar gewonnene Heidehonig zeichnet sich durch eine gallertartige Konsistenz aus. [1]

Die Besenheide ist für Wildpflanzengärten zu empfehlen und zur Begrünung sandiger Böschungen geeignet.

Die Besenheide ist auch eine beliebte Zierpflanze, die als „Calluna-Heide“ oder „Sommer-Heide“ in etwa 10000 Sorten mit sehr unterschiedlichen Blütezeiten und Färbungen der Blüten und Blätter kultiviert wird. Beliebt sind u.a. auch Sorten, die bis in den Winter hinein eine große Anzahl von geschlossen bleibenden Blütenknospen tragen (Knospenheiden), weil diese den Eindruck erwecken, als würden die Pflanzen im Winter blühen.

Literatur

  • Ruprecht Düll, Herfried Kützelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. 4. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1986, ISBN 3-8001-3430-6.
  • Richard Pott: Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1995, ISBN 3-8252-8067-5.
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1

Weblinks

 Commons: Besenheide – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Besenheide – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Helmut Horn, Cord Lüllmann: Das große Honigbuch, Kosmos, Stuttgart 3. Aufl. 2006, S. 30. ISBN 3-440-10838-4

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