Bouvetinsel

Bouvetinsel
Bouvetinsel
Satellitenfoto der Bouvetinsel
Satellitenfoto der Bouvetinsel
Gewässer Südatlantik
Geographische Lage 54° 26′ 0″ S, 3° 24′ 0″ O-54.4333333333333.4780Koordinaten: 54° 26′ 0″ S, 3° 24′ 0″ O
Bouvetinsel (Südatlantik)
Bouvetinsel
Länge 9 km
Breite 7,5 km
Fläche 49 km²
Höchste Erhebung Olavtoppen
780 m
Einwohner (unbewohnt)
Karte der Bouvetinsel
Karte der Bouvetinsel

Die Bouvetinsel [buˈve-] (norwegisch Bouvetøya) ist eine unbewohnte Vulkaninsel im Südatlantik, 2500 Kilometer südwestlich des südafrikanischen Kaps der Guten Hoffnung. Sie ist ein von Norwegen abhängiges Gebiet (Biland), ohne jedoch Teil des Königreichs Norwegen zu sein. Das ferne Eiland gehört zu den am schwersten erreichbaren und einsamsten Inseln der Erde.

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Klima

Die 9 km lange und bis 7,5 km breite Insel hat eine Fläche von 49 km² und ist zu 93 % von Gletschern, dem Wilhelm-II-Plateau, bedeckt. Der höchste Punkt ist der 780 m hohe Olavtoppen. Die Bouvetinsel verfügt über keinen natürlichen Hafen. Nyrøysa (Neu-Sandefjord), die einzige Bucht, in der Landungen möglich sind, liegt an der eisfreien Westküste. Diese Bucht hat einen Ankergrund von rund 20 m. Anlegemanöver sind nur bei vorherrschendem Ostwind möglich. Im Südwesten ist der Insel das kleine Eiland Larsøya vorgelagert.

Die mittlere Jahrestemperatur beträgt -1,5 °C. Selbst im Sommer werden selten Temperaturen von mehr als +2,0 °C erreicht.

Geologie

Aus geologischer Sicht ist die Bouvetinsel sehr jung. Sie entstand vor etwa einer Million Jahren durch vulkanische Aktivitäten im Mittelatlantischen Rücken. Die Insel ist auch heute noch vulkanisch aktiv. Im Boden wurde 1978 in einer Tiefe von 30 cm eine Temperatur von 25 °C gemessen.[1]

Flora und Fauna

Zügelpinguine

Aufgrund des rauen Klimas und der wenigen eisfreien Flächen existiert nur eine karge Vegetation aus Flechten und Moosen. Die Fauna umfasst zwei Robbenarten, den Antarktischen Seebären und den Südlichen See-Elefanten, sowie Pinguine und Seevögel. Von zwölf Vogelarten ist bekannt, dass sie auf der Bouvetinsel brüten. Neben dem Zügel-, Goldschopf- und Adeliepinguin sind das der Silbersturmvogel, der Kapsturmvogel, der Taubensturmvogel, die Buntfuß-Sturmschwalbe, der Schwarzbauch-Meerläufer (Fregetta tropica), die Subantarktikskua, der Riesensturmvogel, der Schneesturmvogel und die Antipodenseeschwalbe.[2] Die größte Pinguinkolonie befindet sich auf Nyrøysa, einem 800 Meter langen und 400 Meter breiten Geröllstrand, der sich erst zwischen 1955 und 1958, wahrscheinlich durch einen gewaltigen Bergrutsch, gebildet hat.[3]

Zu den regelmäßigen Sommerbesuchern zählen der Königspinguin, mehrere Albatros-Arten, der Blausturmvogel, verschiedene Hakensturmtaucher, der Feensturmvogel, der Weißkinnsturmvogel (Procellaria aequinoctialis), der Große Sturmtaucher, die Antarktikskua (Catharacta maccormicki) und die Schmarotzerraubmöwe.

Geschichte

Entdeckt wurde die Bouvetinsel am 1. Januar 1739 von dem französischen Seefahrer Jean-Baptiste Charles Bouvet de Lozier, nach dem sie auch benannt ist. Bouvet konnte allerdings auf der Insel nicht landen und gab deren geographische Lage nur ungenau an (54° S, 4° 20' O).[4] Lange hielt man das gesichtete Land, das Kap Circoncision, für ein Nordkap der Terra Australis.

James Cook fand 1772 kein Land, segelte aber südlicher vorbei und widerlegte auf seiner Reise die These einer Terra Australis. Er vermutete, Bouvet könnte einen Eisberg gesehen haben. Auch 1775 fand er die Insel nicht.

Am 6. Oktober 1808 trafen die Walfänger James Lindsay und Thomas Hopper mit den Schiffen Swan und Otter auf die Insel und verzeichneten sie als Lindsay-Insel unter 54° 22' S, 4° 15' O, mit einer Abweichung von knapp 60 Kilometern zur tatsächlichen Position. Wegen Schlechtwetters und Packeises um die Insel konnten sie jedoch nicht landen.

Südostküste der Bouvetinsel, Aquarell von Fritz Winter (1898)

Benjamin Morrell vom Walfänger Wasp gelang im Dezember 1822 als erstem die Landung auf der Insel. George Norris, der Kapitän des englischen Walfangschiffs Sprightly, ortete im Dezember 1825 sogar zwei Inseln, die er Liverpool Island und Thompson Island nannte. Spätere Forschungsreisende wie James Clark Ross 1843 mit der HMS Erebus oder Thomas Moore (1819–1872) 1845 mit der Bark Pagoda konnten keine der Inseln finden.

Die Bouvetinsel wurde erst am 25. November 1898 von der deutschen Valdivia-Expedition wiederentdeckt, die eine sorgfältige Ortsbestimmung und die erste Kartierung der Insel vornahm. Noch heute erinnern geografische Bezeichnungen wie Kap Valdivia und Wilhelm-Plateau daran. Eine gründliche Suchaktion mit der Valdivia bewies, dass es im größeren Umkreis keine weiteren Inseln gibt. Das wurde 1926 bestätigt, als das deutsche Forschungsschiff Meteor an der für die Thompson-Insel angegebenen Position eine Meerestiefe von 1579 m lotete.[3]

Zunächst wurde die Insel von keinem Staat beansprucht, bis Kapitän Norris sie am 10. Dezember 1825 für den britischen König in Besitz nahm. Am 31. August 1927 okkupierte Harald Hornvedt, der Kapitän des Forschungsschiffs Norvegia, die Bouvetinsel für das Königreich Norwegen. Nach diplomatischen Verhandlungen, in denen die norwegische Seite den Standpunkt einnahm, die britischen Rechte seien durch Nichtausübung erloschen, verzichtete Großbritannien am 19. November 1928 auf die Geltendmachung seiner Ansprüche.[5] Seit dem 27. Februar 1930 gehört die Insel als abhängiges Gebiet (Nebenland, norwegisch Biland) zu Norwegen. Die Bouvetinsel unterliegt nicht den Bestimmungen des 1961 in Kraft getretenen Antarktisvertrages, da sie sich nördlich des 60. Breitengrades befindet.

1971 wurde die Bouvetinsel als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Am 22. September 1979 kam es zwischen der Bouvetinsel und den Prinz-Edward-Inseln zu dem sogenannten Vela-Zwischenfall. Ein amerikanischer Vela-Überwachungssatellit registrierte eine Explosion, bei der es sich möglicherweise um einen gemeinsamen, atmosphärischen Atombombentest Südafrikas und Israels handelte.

Bestrebungen, eine Forschungsstation zu errichten, blieben lange erfolglos. Eine von der Norvegia-Expedition 1928 errichtete Depothütte war schon im darauffolgenden Jahr verschwunden. Die südafrikanische Bouvet-Expedition von 1955 fand keinen geeigneten Ort für eine bemannte Wetterstation. Erst 1977 nahm Norwegen eine automatische Station in Betrieb. Vom 24. Dezember 1978 bis zum 8. März 1979 hielt sich ein norwegisches Forschungsteam auf der Insel auf und führte biologische und geologische Forschungsarbeiten durch.[6] Die dafür auf die Insel gebrachten Hütten gingen bald verloren. 1996 verankerten die Norweger einen 36 m² großen Wohncontainer als zeitweise besetzte Forschungsstation auf der Insel. Am 19. Oktober 2007 teilte das Norwegische Polarinstitut (NPI) mit, dass die Station auf aktuellen Satellitenaufnahmen nicht mehr zu sehen wäre.[7] Wissenschaftler des NPI stellten im Dezember 2007 bei einem Besuch fest, dass das gesamte Stationsgelände bei einem Erdrutsch ins Meer gestürzt war.[8]

Sonstiges

Für die Bouvetinsel existiert die länderspezifische Top-Level-Domain (ccTLD) .bv, die aber derzeit ungenutzt ist. Sie wird von der Firma UNINETT Norid AS verwaltet, die auch für die norwegische ccTLD .no zuständig ist. Ebenso wie die ccTLD von Svalbard und Jan Mayen (.sj) ist die Top-Level-Domain der Bouvetinsel für potenzielle zukünftige Nutzung reserviert.[9] Im Jahr 1990 wurde die Insel von einer internationalen Amateurfunk-Expedition besucht und von dort das Rufzeichen 3Y5X aktiviert.[10]

Literatur

  • Gerhard Engelmann: Die Bouvet-Insel. Mit 4 Karten. In: Geographische Zeitschrift. Bd. 46, Nr. 11, Leipzig 1940, S. 408–424.

Weblinks

 Commons: Bouvetinsel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Bouvetinsel – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. Bouvetøya (norwegisch), Norwegisches Polarinstitut (abgerufen am 12. Dezember 2009)
  2. Bouvetøya (Bouvet Island) Nature Reserve auf BirdLife International (abgerufen am 12. Dezember 2009)
  3. a b Feliks Burdecki: Errichtung einer Wetterstation auf Bouvet Øya?. In: Polarforschung 35, 1965, S. 38–41
  4. Carl Chun: Aus den Tiefen des Weltmeeres. Gustav Fischer, Jena 1903, S. 179.
  5. J.-D. Bloch: Die neuesten Annexionen Norwegens in den Polargebieten. In: Ztschr. für ausländ. öffentl. Recht und Völkerrecht 2, 1931, S. 160–166
  6. William James Mills: Exploring Polar Frontiers – A Historical Encyclopedia, Bd. 1, ABC-CLIO, 2003, ISBN 1-57607-422-6, S. 97 (englisch)
  7. Building on world’s most remote island „gone with the wind“, Reuters, 19. Oktober 2007 (englisch) (abgerufen am 12. Dezember 2009)
  8. Marte Lundberg: Weather, wind and activity on Bouvetøya (Bouvet Island) (englisch), Norwegisches Polarinstitut (abgerufen am 12. Dezember 2009)
  9. UNINETT Norid AS: The .bv and .sj top level domains
  10. Bouvet Island (englisch) auf www.qsl.net (abgerufen am 11. Juni 2011)

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