Bravo (Zeitschrift)

Bravo (Zeitschrift)
Bravo
Bravo zeitschrift.svg
Beschreibung Jugendzeitschrift
Sprache deutsch
Verlag Bauer Media KG
Erscheinungsweise wöchentlich
Verkaufte Auflage (IVW Q4/2010) 392.377 Exemplare
Chefredakteur Philipp Jessen
Weblink bravo.de

Die Bravo (eigene Schreibweise: BRAVO) ist die größte Jugendzeitschrift im deutschsprachigen Raum. 1956 erschien sie zum ersten Mal, damals noch mit dem Untertitel „Die Zeitschrift für Film und Fernsehen“. Das Konterfei von Marilyn Monroe zierte die erste erschienene Bravo-Titelseite, die nicht erschienene Nullnummer dagegen ein Bild von Elvis Presley.

Aktueller Chefredakteur der Bravo ist Philipp Jessen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erfinder der Zeitschrift waren der Kolumnist Peter Boenisch und der Verleger Helmut Kindler. Die am 26. August 1956 im Münchener Kindler & Schiermeyer-Verlag erschienene Erstausgabe 'Bravo - Zeitschrift für Film und Fernsehen' kostete 50 Pfennig. Die Startauflage lag bei 30.000 Exemplaren (laut Pressesprecherin der Bravo). Das Heft 13/57 erschien am 31. März 1957 mit dem neuen Untertitel „Die Zeitschrift mit dem jungen Herzen“ und dem Zusatz „Film, Fernsehen, Schlager“, der aber bald verschwand. Ab Heft 34/57 (13. August 1957, 200.000 Exemplare) gab es keine Untertitel mehr. Bis Mitte 1959 erhöht sich die Anzahl der Exemplare auf 523.000 Stück.[1]

Seit 1968 erscheint sie jede Woche bei der Bauer Media Group, die ihren Hauptsitz in Hamburg hat; Redaktionssitz ist aber in München. 1979 erreichte das Magazin eine Druckauflage von 1.830.700 Exemplaren. Noch 1996 wurden pro Ausgabe etwa 1,4 Millionen Hefte verkauft.[2] Danach sank die Auflage auf heute durchschnittlich 392.377 verkaufte Exemplare pro Ausgabe (Stand 4. Quartal 2010). [3]

Zielgruppe und klassische Rubriken

Die Bravo behandelt Themen, die bevorzugt Jugendliche interessieren, darunter aktuelle Informationen über Stars aus der Musik- und Fernsehwelt, betreibt aber auch intensiv Ratgeberjournalismus, nämlich Beziehungs- und Sexualberatung.

Unter den Pseudonymen „Dr. Christoph Vollmer“ und „Dr. Kirsten Lindstroem” lieferte die damals 47-jährige Erfolgsautorin diverser Liebesromane Marie Louise Fischer mit den „aufsehenerregenden“ Serien Knigge für Verliebte und Liebe ohne Geheimnis erste Ratschläge in Beziehungsfragen.

Ab dem 20. Oktober 1969 beantwortete Dr. Martin Goldstein, Arzt, Psychotherapeut und Religionslehrer, unter dem von der Redaktion erdachten Pseudonym „Dr. Jochen Sommer“ die Fragen der Jugendlichen rund um deren Sexualität. Goldstein hatte sich mit den Publikationen Anders als bei Schmetterlingen und Lexikon der Aufklärung als Jugend-Aufklärer einen Namen gemacht, insbesondere weil er bis dato tabuisiertes Vokabular wie „Glied“ oder „Scheide“ verwendete. Für die speziell sexuellen Fragen schrieb er später als „Dr. Alexander Korff“, während „Dr. Sommer“ sich mehr den psychologischen Problemen widmete. 1984 beendete er seine Tätigkeit als „Dr. Sommer“. Im Jahre 1986 übernahm Diplom-Sozialpädagogin Margit Tetz die Leitung des Dr.-Sommer-Teams[4].

Seit Beginn der 1970er Jahre ist es eine ganze Gruppe, die die Fragen beantwortet. Dabei legt die Redaktion großen Wert darauf, dass in diesem „Dr.-Sommer-Team“ weiterhin Experten arbeiten, wie zum Beispiel Gynäkologen, Kinder- und Jugendärzte und Jugendpsychologen. In der Hochphase gingen wöchentlich zwischen 3000 und 5000 Briefe in der Redaktion zu Fragen der Pubertät und Sexualität ein, im Jahr 2006 waren es noch etwa 400 pro Woche.

Aufgrund der Sexualberatung wurden 1972 zwei Ausgaben mit Artikeln zum Thema Selbstbefriedigung indiziert, da man diese als jugendgefährdend einstufte. [5]

Die meisten Indizierungen der Zeitschrift geschahen aufgrund der Behandlung des Themas Sexualität. Doch in den 1990er Jahren kamen weitere Sachverhalte hinzu. So wurde beispielsweise die Ausgabe Nr. 21 vom 18. Mai 1995 wegen der Foto-Love-Story „Im Bann des Teufels“ indiziert (okkulte und satanistische Praktiken als reizvoll und durchführbar verbalisiert). Im Jahr 1996 wurden die Ausgabe 8 vom 15. Februar aufgrund von Abbildungen einer gewaltverherrlichenden (Kannibalismus) Bühnenshow und die Ausgabe 11 vom 7. März aufgrund eines pornographischen Liedtextes indiziert[6].

Neben der Rubrik des Dr.-Sommer-Teams war eine frühe Erfindung der Bravo der so genannte Bravo-Starschnitt, bei dem man wie bei einem Puzzle die von Heft zu Heft erscheinenden einzeln auszuschneidenden Teile zusammenfügen konnte, um dann ein Poster des Stars in Lebensgröße zu erhalten - ein Mittel zur Leserbindung. Die erste Starschnitt-Aktion fand 1959 statt und war ein Poster von Brigitte Bardot.

Auffallend an der Sprache der Bravo ist die verstärkte Nutzung von Anglizismen bzw. „Denglisch“. Diese Entwicklung begann schon Mitte der 1980er Jahre (hielt sich zu dieser Zeit jedoch noch stark in Grenzen), und wurde nach und nach zu einem bestimmenden Stilelement.

Die Bravo war – vor allem in den 1970er und 1980er Jahren – prägend und Stil bildend für Generationen von Jugendlichen.[7] Das Heft wurde in einigen Schulen von den Lehrern konfisziert. Viele heutige Erwachsene verdanken ihre sexuelle Aufklärung fast vollständig den Artikeln des Dr.-Sommer-Teams, die sie damals vielleicht noch als Jugendliche lasen.[8] In der DDR war das Magazin verboten.

In die Kritik kam Bravo durch die Werbekooperation "Jobattacke" mit der Bundesagentur für Arbeit. Bravo wurde dafür vom Deutschen Presserat im März 2010 eine öffentliche Rüge ausgesprochen. Bravo hatte seine Leser in der als redaktionell gestalteten Rubrik an keiner Stelle darüber aufgeklärt, dass es sich bei den Beiträgen um Werbung der Bundesagentur handelt. Der Werbevertrag der Bundesagentur mit Bravo wurde wegen seiner Intransparenz vom Bundesrechnungshof gerügt.[9]

Gegenwart

Ursprünglich gab es nur eine Bravo-Zeitschrift, inzwischen haben sich aber verschiedene Bravo-Formate entwickelt. Dies ist auf eine stärkere Individualisierung zurückzuführen. Viele Leser wollen eine Zeitschrift, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Mitglieder der „Bravo Family“ (Bravo-Formate) sind:

Druckerzeugnisse

  • Bravo Girl (Magazin speziell für Mädchen)
  • Bravo Sport (Sportmagazin für Jugendliche)
  • Bravo HipHop Special (Erscheint alle zwei Monate, es informiert über Hip-Hop, R'n'B und Rap)
  • Bravo Poster (1x im Monat, enthält nur Poster, sowie eine kurze Information zu jedem Poster)
  • Bravo Foto Love Story (alle 2 Monate, enthält nur Foto-Love-Storys auf 48 Seiten)
  • Bravo Foto Love Story Extra (3 x im Jahr, enthält nur Foto-Love Storys auf 80 Seiten)
  • Yeah! (Bravo Ableger / speziell für Kinder & Jugendliche; auch als „Schwester der BRAVO“ bezeichnet)
  • Twist (1x mal im Monat erhältlich. Ableger von Bravo/ vergleichbar mit Yeah!)

Von 1997 bis zur Einstellung im April 2009[10] existierte Bravo Screenfun, ein Magazin für Computerspiele und Spielkonsolen.

Internet

TV

Bravo Hits

Zudem erscheint mit den Bravo Hits eine seit 1992 regelmäßig erscheinende Musik-CD-Compilation mit aktuellen Chart-Hits.

Jugendzeitschriften wie die Bravo sind für die Musikindustrie als Werbeträger von großer Bedeutung. Durch Artikel können neue Künstler bekannt gemacht werden und Werbung ist in allen Bravo-Formaten zu finden.

Bravo Otto-Wahl

Von der Zeitschrift wird in mehreren Kategorien der Preis „Bravo Otto“ verliehen, eine kleine Indianer-Statue. Optisch inspiriert ist dieser Preis von der berühmten Spielfilm-Figur Winnetou, verkörpert von Pierre Brice, der in seiner cineastischen Rolle jahrelang eng mit der Bravo verbunden war. Zu den Preisträgern gehörten bereits Pierre Brice (Winnetou), Inge Meysel mit elf Ottos, Manuela, Sandra, Joachim Fuchsberger, Stefan Raab, David Hasselhoff, Blümchen, Britney Spears, Michael Jackson, Mariah Carey, Leonardo DiCaprio, Boris Becker, Bro’Sis, Overground, Eminem, Christina Aguilera, Heike Makatsch, Kate Winslet, Horst Janson, Justin Bieber, Miley Cyrus und viele mehr. Die meisten Ottos bisher (13 Stück) gingen an Bon Jovi, in der Rangliste gefolgt von Pierre Brice mit zwölf Ottos.

Bravo Charts

Wöchentlich wählen die Leser die Bravo-Charts, die manchmal im Gegensatz zu den deutschen Media Control Singles-Charts stehen. So erreichen häufig Songs die Spitze bzw. die Top 10 der Bravo-Charts, die kommerziell weniger erfolgreich sind. Dennoch gelten diese Charts als Gradmesser für die Popularität der Künstler der jeweiligen Zeit. Einen Überblick der jeweiligen Jahre geben die Bravo-Jahrescharts.

Literatur zum Jubiläum

2006 wurde pünktlich zum Jubiläum ein Sammelband herausgegeben, der einen Überblick über die Sichtweise der Bravo auf die Welt in den letzten 50 Jahren bietet.

Kritischer mit der Bravo und ihrer Wirkung und Möglichkeiten setzt sich der Band 50 Jahre Bravo aus dem Archiv der Jugendkulturen auseinander, der bereits im Herbst 2005 erschien und in stark erweiterter Auflage im Dezember 2006 erneut auf den Markt kam.

Bravo TV

Bravo TV ist eine Fernsehsendung, die mit zahlreichen Unterbrechungen und auf verschiedenen Sendern von Januar 1985 bis Mai 2007 ausgestrahlt wurde. Als begleitende Sendung zum Magazin beinhaltete Bravo TV ähnliche Rubriken wie die Druckausgabe. Feste Bestandteile waren Charts, Interviews und Berichte über prominente Gäste und Aufklärungsthemen.

Literatur

  • Archiv der Jugendkulturen: 50 Jahre Bravo. 2. stark erweiterte Auflage. Tilsner, Bad Tölz 2006 (Erstausgabe 2005). ISBN 978-3-940213-34-1.
  • Manfred Berger: Bravo: 50 Jahre Pubertätserotik und Teenie-Pop, in: Unsere Jugend, 58. Jhg. 2006, S. 341-344
  • Manfred Berger: Bravo BRAVO! - 50 Jahre Leitmedium (?) der Jugend in: Kinder-/Jugendliteratur und Medien in Forschung, Schule und Bibliothek, 59. Jhg. 2007, S. 63-67
  • Teddy Hoersch (Hrsg.): Bravo 1956 - 2006. Heyne, München 2006. ISBN 978-3-89910-307-6
  • Joachim H. Knoll, Elke Monssen-Engberding (Hrsg.): Bravo, Sex und Zärtlichkeit. Forum-Verl. Godesberg, Mönchengladbach 2000. ISBN 3-930982-54-4
  • Lutz Sauerteig: Die Herstellung des sexuellen und erotischen Körpers in der westdeutschen Jugendzeitschrift BRAVO in den 1960er und 1970er Jahren. In: Medizinhistorisches Journal. 42. 2007, S. 142–179.
  • Herrwerth Thommi: Partys, Pop und Petting. Die Sixties im Spiegel der BRAVO, Jonas, Marburg 1997. ISBN 3-8944-5219-6.
  • Heiko Trimpel: Seelsorge bei Dr. Sommer. Religion und Religiosität in der Jugendzeitschrift BRAVO. Don Bosco, München 1997. ISBN 3-7698-1062-7.

Weblinks

Quellen

  1. Jugendkulturen in Deutschland. 1950-1989. Klaus Farin. Bundeszentrale für politische Bildung
  2. Märkische Oderzeitung - Journal, 26./27. August 2006, S. 4
  3. BRAVO-Statistik
  4. Vitae Margit Tetz
  5. Entscheidung 2384 der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften, aufgrund der Sitzung 202 am 6. Oktober 1972
  6. Knoll, Monssen-Engberding: „Bravo, Sex und Zärtlichkeit“, Kapitel „Bravo als Gegenstand des rechtlichen Jugendmedienschutzes“, S. 146-175. Siehe Literaturliste.
  7. TV-Reihe Pop 2000 (ARD), Folge 4 1968-1970: Sex & Drugs & Rebellion.
  8. TV-Reihe Pop 2000 (ARD), Folge 8 1982-1985: Gib Gas, ich will Spaß.
  9. Christoph Titz: Rechnungshof rüffelt Bundesagentur für "Bravo"-Kooperation. Spiegel, 20. April 2010.
  10. Golem.de: Bauer Verlag stellt Bravo Screenfun ein, 18. Mai 2009

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