Brigade

Brigade

Eine Brigade ist der kleinste militärische Großverband des Heeres, der auf Grund seiner Organisation, Personalstärke und Ausrüstung in der Lage ist, operative Aufgaben (ohne substantielle Verstärkungen) selbstständig zu lösen. Unterstellt sind der Brigade Kampftruppenbataillone und selbstständige Kompanien oder auch Bataillone der Kampfunterstützungstruppen und der Unterstützungstruppe. Diese ist meist einer Division unterstellt.

Inhaltsverzeichnis

Historisches

Die Einführung der Brigaden wurde durch das Bedürfnis einer neuen Kampfstellung veranlasst, als das Gewehr anfing, die ausschließliche Waffe des Fußvolkes zu werden. Schwedenkönig Gustav Adolf II. errichtete eine solche, ohne anfangs eine permanente Einteilung seiner Truppen damit zu bezwecken. Als er in der Schlacht von Demmin (1630) seine neue Brigadestellung erprobt hatte, hielt er es in administrativer und disziplinarischer Hinsicht für zweckmäßig, auch neben dem Gefecht eine ähnliche Zusammenstellung beizubehalten, da die unmittelbare Übersicht über 12–16 Regimenter zu schwierig war.

Carl von Clausewitz definierte die Brigade als die größte Einheit, die von einem Manne unmittelbar, nämlich durch den Bereich seiner Stimme geführt werden könne.[1] Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren Brigaden zumeist militärische Verbände, die aus mindestens zwei Regimentern jeweils der gleichen Truppengattung bestanden. Eine Sonderform stellte die französische Halbbrigade dar, die zwischen 1793 und 1803 im Militär Verwendung fand. Das Gefecht der verbundenen Waffen wurde erst auf Divisionsebene geführt. In Deutschland bestand dieses Gliederungsprinzip bis zum Ende der Wehrmacht, wobei die Divisionen seit dem Beginn des Ersten Weltkrieges zunehmend nicht mehr aus Brigaden, sondern direkt aus den untergeordneten Einheiten zusammengesetzt wurden.

Bundeswehr

Eine Brigade (bestehend aus 1.500 bis 5.000 Soldaten) ist der kleinste aus mehreren Truppengattungen organisatorisch zusammengesetzte Großverband. Die Brigaden der Kampftruppe führen das Gefecht der verbundenen Waffen.

Das taktische Zeichen (Größenordnungszeichen) ist ein Kreuz (X). Kommandeur einer selbstständigen Brigade ist ein Brigadegeneral, Brigaden die einer Division unterstehen, können auch durch einen Oberst geführt werden. Die übergeordnete Führungsebene einer Brigade ist die Division, die untergeordnete Führungsebene das Regiment oder das Bataillon. Im deutschen Heer sind einer Kampftruppenbrigade in der Regel drei bis fünf Bataillone und selbstständige Kompanien unterstellt.[2]

Die ersten Brigaden der Bundeswehr entstanden durch Umgliederung und Umbenennung aus den in der Heeresstruktur I zunächst aufgestellten Kampfgruppen. Die Gliederung in Brigaden entsprach dabei dem NATO-Konzept. Jede der geplanten zwölf Divisionen sollte drei Kampftruppenbrigaden führen, so dass insgesamt in der alten Bundesrepublik 36 Kampftruppenbrigaden aufgestellt wurden. Die tatsächliche Aufstellung zog sich aber bis 1975 (Heeresstruktur III) hin. Nach der Integration der NVA in die Bundeswehr 1990 wuchs das Heer zunächst auf 42 Kampfbrigaden auf, allerdings wurde diese Anzahl bald darauf wieder deutlich reduziert. Das Heer verfügt heute noch über elf Kampfbrigaden, die heute recht unterschiedlich gegliedert sind. Die ehemaligen Panzer-, Panzergrenadier-, Fallschirm- bzw. Luftlande- und Jägerbrigaden waren jeweils weitaus homogener strukturiert. Mit der Deutsch-Französischen Brigade ist heute auch eine multinationale Brigade präsent. Daneben wurden aber nach Ende des Kalten Krieges auch Kampfunterstützungsbrigaden wie Pionierbrigaden, Artillerie-, Flugabwehrbrigaden oder Logistikbrigaden aufgestellt.

Bis 1992 (Aufstellung der Luftlandebrigade 31) folgte die Bezeichnung der Brigaden einer stringenten Logik. Die Brigadenummer ergab sich rechnerisch durch Multiplikation der Divisionsnummer mit 3, wovon 1, 2 oder 0 subtrahiert wurde: Für die 1. Luftlandedivision (9. Division des Heeres) ergaben sich also die Brigadenummern 25-27. Die 25 war die sogenannte 1. Brigade der Division, die 26. die Zweite, usw. Dieses Nummerierungssystem existiert in dieser stringenten Form heute nicht mehr, da bei Unterstellungswechseln meist die alte Bezeichnung aus Traditionsgründen beibehalten wird. Die Verbandsabzeichen der Brigaden ergaben sich ebenfalls abgeleitet aus diesem System: Das Divisions- und die Brigadeabzeichen entsprachen sich bis auf die Umrandung. Das Divisionsverbandsabzeichen wies eine silbern-schwarz gekordelte Umrandung auf. Das Verbandsabzeichen der ersten Brigade war weiß umrandet (keine Kordel), das der zweiten rot, das der dritten gelb.

Siehe auch: Brigadeeinheit

Schweizer Armee und Österreich

Seit der Armeereform XXI gliedert sich die Schweizer Armee in Brigaden und Bataillone. Nach Abschaffung der Armeekorps und der Divisionen bildet die Brigade nun die grösste Verbandseinheit. Eine Brigade besteht aus bis zu 10.000 Angehörigen der Armee. Geführt wird sie von einem Brigadier. In Österreich lautet die Bezeichnung ebenfalls Brigadier.

Frankreich

In Frankreich wird darüber hinaus eine Unterabteilung der Kompanie als Brigade bezeichnet, jedoch nur in den berittenen Regimentern (Kavallerie, Panzer) und in der Gendarmerie Nationale. Diese Brigade umfasst fünf bis zehn Soldaten und wird von einem Brigadier geführt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Carl von Clausewitz: Vom Kriege
  2. Die Brigaden der Stabilisierungskräfte und Kräfte zur Lageaufklärung
Wiktionary Wiktionary: Brigade – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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