- Brigitte Kronauer
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Brigitte Kronauer (* 29. Dezember 1940 in Essen) ist eine deutsche Schriftstellerin. Von ihr sind bisher neun Romane sowie zahlreiche Erzählungen und Essays zur Literatur erschienen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kronauer studierte Germanistik sowie Pädagogik und war zunächst einige Jahre als Lehrerin in Aachen und Göttingen tätig. Sie ist mit dem Kunstwissenschaftler und Pädagogen Armin Schreiber verheiratet. Seit 1974 lebt und arbeitet sie in Hamburg als Autorin. In den 1970er und 1980er Jahren hatte sie mit der österreichischen Zeitschrift das pult und deren Herausgeber Klaus Sandler Kontakt. Ihr erster Roman Frau Mühlenbeck im Gehäus (1980) erweckte bereits große Aufmerksamkeit. Der Roman Teufelsbrück aus dem Jahr 2000 spielt teilweise in Arosa, wo sich Kronauer regelmäßig ferienhalber aufhält.
Sie ist Trägerin mehrerer Literaturpreise.
Beurteilungen
In der Sendung Doppelkopf von hr2-kultur sagte Kronauer, sie fühle sich der Prosa von Ror Wolf sehr nahe.
In einer Rezension für literaturkritik.de[1] schrieb Peter Mohr anlässlich des Romans Verlangen nach Musik und Gebirge (2004):
„Brigitte Kronauer ist eine der gebildetsten, sprachmächtigsten und ambitioniertesten Schriftstellerinnen im deutschen Sprachraum. Die gebürtige Essenerin, die seit vielen Jahren in Hamburg lebt und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet worden ist, hat nun einen Roman vorgelegt, der in Schönheit erstarrt. Ein Buch über die Liebe, über die Kunst, über Philosophie und Politik – ein polyphones, stärker essayistisches als erzählendes Wortgemälde, bei dem jeder Pinselstrich wohl überlegt ist, das aber trotzdem relativ spurlos am Betrachter/Leser vorbeizieht.“
Zu einer anderen Einschätzung kommt Eberhard Hübner im Spiegel Special 4/2004. Er schreibt über Verlangen nach Musik und Gebirge: „Kronauers Sätze wollen die innere Optik des Lesers verändern, zumindest für die Dauer des Romans. Man wird hineingezogen in ein Kaleidoskop aus Wahrnehmungen und Imaginationen, das mit üblicher Romanrealistik kaum etwas gemeinsam hat.“ Und weiter: „Der Titel ist ein Nietzsche-Zitat aus den Aphorismen seiner „Morgenröte“. Es seien „Erdichtungen“, so führt Nietzsche das aus, die diesem Verlangen „Spielraum und Entladung“ geben. Beides erfüllt Brigitte Kronauers Roman in einer für die gegenwärtige deutsche Literatur ganz einzigartigen Weise.“
Tilman Krause beschließt seine Kritik in der WELT vom 2. Oktober 2004 mit den Worten: „... lustvoll, daß man am liebsten sofort wieder von vorn lesen würde.“
Auszeichnungen
- 1985 Fontane-Preis der Stadt Berlin
- 1987 Preis der SWR-Bestenliste
- 1989 Heinrich-Böll-Preis
- 1989 Ida-Dehmel-Literaturpreis
- 1994 Berliner Literaturpreis
- 1998 Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg
- 1998 Joseph-Breitbach-Preis
- 2001 Preis des ZDF/3-Sat und der Stadt Mainz (zurückgegeben)
- 2001 Preis des Ruhrgebiets
- 2003 Grimmelshausen-Preis für Teufelsbrück
- 2004 Mörike-Preis der Stadt Fellbach
- 2004 Vilenica-Preis
- 2005 Literaturpreis der Stadt Bremen für Verlangen nach Musik und Gebirge
- 2005 Georg-Büchner-Preis
- 2011 Jean-Paul-Preis
Werke
Romane
- Frau Mühlenbeck im Gehäus. Klett-Cotta, Stuttgart 1980, ISBN 3-12-904501-5; dtv, München 1984, ISBN 3-423-10356-6
- Rita Münster. Klett-Cotta, Stuttgart 1983, ISBN 3-608-95218-7; dtv, München 1991, ISBN 3-423-11430-4
- Berittener Bogenschütze. Klett-Cotta, Stuttgart 1986, ISBN 3-608-95420-1; dtv, München 2000, ISBN 3-423-11291-3
- Die Frau in den Kissen. Klett-Cotta, Stuttgart 1990; dtv, München 1996, ISBN 3-423-12206-4
- Das Taschentuch. Klett-Cotta, Stuttgart 1994, ISBN 3-608-93220-8; dtv, München 2001, ISBN 3-423-12888-7
- Teufelsbrück. Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-93070-1; dtv, München 2003, ISBN 3-423-13037-7
- Verlangen nach Musik und Gebirge. Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-93571-1; dtv, München 2006, ISBN 3-423-13511-5
- Errötende Mörder. Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-93730-5; dtv, München 2010, ISBN 978-3-423-13898-7
- Zwei schwarze Jäger. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-93885-2
Erzählungen
- Die gemusterte Nacht. Erzählungen. Klett-Cotta, Stuttgart 1981, ISBN 3-12-904551-1; dtv, München 1989, ISBN 3-423-11037-6
- Enten und Knäckebrot. Sieben Erzählungen. Klett-Cotta, Stuttgart 1988
- Schnurrer. Geschichten. Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 3-608-95852-5; dtv, München 2002, ISBN 3-423-12976-X
- Hin- und herbrausende Züge. Erzählungen, Klett-Cotta, Stuttgart 1993, ISBN 3-608-93286-0
- Die Wiese. Erzählungen. Reclam, Stuttgart 1993, ISBN 3-15-008921-2
- Die Einöde und ihr Prophet. Über Menschen und Bilder. Erzählungen und Essays. Klett-Cotta, Stuttgart 1996, ISBN 3-608-93406-5
- Die Tricks der Diva. Geschichten. Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-018334-0 (darin: Dri Chinisin)
- Frau Melanie, Frau Martha und Frau Gertrud. Drei Erzählungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-22397-6
- Die Kleider der Frauen. Geschichten. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-018542-1
- Die Tricks der Diva. Reclam, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-020212-8
- Im Gebirg. Mit Original-Flachdruckgrafiken von Gosia Machon. Edition Büchergilde. Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-940111-81-4
Sonstiges
- Der unvermeidliche Gang der Dinge. Ibnassus-Presse im Verlag Schlender, Göttingen 1974, ISBN 3-88051-000-8
- Die Revolution der Nachahmung. Schlender, Göttingen 1975, ISBN 3-88051-004-0
- Vom Umgang mit der Natur. Dreibein, Hamburg 1977, ISBN 3-921856-01-9
- Aufsätze zur Literatur. Klett-Cotta, Stuttgart 1987, ISBN 3-608-95512-7
- Literatur und schöns Blümelein. Essay. Literaturverlag Droschl, Graz 1993, ISBN 3-85420-334-9
- Die Lerche in der Luft und im Nest. Zu Literatur und Kunst. Essay. Aufbau, Berlin 1995, ISBN 3-351-02819-9
- Kulturgeschichte der Missverständnisse. Studien zum Geistesleben (mit Eckhard Henscheid und Gerhard Henschel). Essays. Reclam, Stuttgart 1997, ISBN 3-15-010427-0
- Zweideutigkeit. Essays und Skizzen. Klett-Cotta, Stuttgart 2002, ISBN 3-608-93334-4
- Kleine poetologische Autobiographie. In: Sprache im technischen Zeitalter, Nr. 171, 2004
- Feuer und Skepsis. Einlesebuch. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-93728-5
- Die Feder des Hyazintharas. Drei Texte über Tiere. Keicher, Warmbronn 2006, ISBN 3-938743-28-X
- Die Sprache von Zungen- und Sockenspitze. 6 Texte zu Bildern. Keicher, Warmbronn 2008, ISBN 978-3-938743-62-1
- Favoriten. Aufsätze zur Literatur. Klett-Cotta, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-608-93899-9
Literatur
- Bettina Clausen: Die Metasprache der Struktur. Brigitte Kronauers „Rita Münster“. In: The German Quarterly 1990, S. 437 ff.[2]
- Bettina Clausen: Brigitte Kronauer. In: Frank Rainer Max und Christine Ruhrberg (Hrsg.): Reclams Romanlexikon. Bd. 5: 20. Jahrhundert III. Reclam, Stuttgart 2000, S. 329 ff.
- Wo die Welt zu Ende und verriegelt ist. In: Ueli Haldimann (Hrsg.): Hermann Hesse, Thomas Mann und andere in Arosa – Texte und Bilder aus zwei Jahrhunderten. AS Verlag und Buchkonzept AG, Zürich 2001, ISBN 3-905111-67-5, S. 169–172.
Weblinks
- Literatur von und über Brigitte Kronauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Brigitte Kronauer auf der Website des Klett-Cotta Verlags
- Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
- Rezensionen zu Werken von Brigitte Kronauer bei perlentaucher.de
- Literaturport.de zwei von Kronauer selbst eingelesener Auszüge aus Zwei schwarze Jäger
Einzelnachweise
- ↑ Peter Mohr: Wettlauf mit James Ensor - Brigitte Kronauers Roman „Verlangen nach Musik und Gebirge“. www.literaturkritik.de. Abgerufen am 25. September 2009.
- ↑ Auch in: Paul Michael Lützeler (Hrsg.): Spätmoderne und Postmoderne. Fischer TB, Frankfurt am Main 1991, S. 157 ff.
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